Magazin „Sommer“ mit Trends & Tipps - Pirmasenser Zeitung
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Andrea Adrian<br />
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Elke Schunk<br />
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Samstag,<br />
3. Juli 2010<br />
Zwischen Sahnehäubchen<br />
und Fettnäpfchen<br />
Gut behütet durch das Leben–<strong>Tipps</strong> für Hutträger und solche,die es werden wollen<br />
VonPZ-Mitarbeiterin<br />
Jutta Brückner<br />
Phantastisch dekorierte<br />
Wagenräder auf dem Kopf<br />
sollten einer Eliza Doolittle<br />
vorbehalten bleiben, die da<strong>mit</strong><br />
rein äußerlich in die feine<br />
Gesellschaft des englischen<br />
Hochadels aufsteigen konnte.<br />
Die jetzige Queen steht<br />
schon ganz oben und trägt<br />
entsprechend wagemutige<br />
Hüte, selbst wenn sie nicht<br />
jedermanns Schönheitssinn<br />
entsprechen. Auch die übrigen<br />
weiblichen Royals halten<br />
bei offiziellen Anlässen<br />
eisern am Hut fest.<br />
Dagegen scheut die Damenwelt<br />
der deutschen Politprominenz<br />
offensichtlich das Risiko<br />
zwischen Sahnehäubchen und<br />
Fettnäpfchen, dem Hutträgerinnen<br />
heutzutage ausgesetzt sind.<br />
Angela Merkel <strong>mit</strong> flottem Hütchen<br />
ist ebenso unvorstellbar<br />
wie Claudia Roth, die sich zwar<br />
sogar im Dirndl unters Volk<br />
traut, aber sonst generell lieber<br />
zu einem bunten Schal, statt<br />
Hut greift. Selbst Ursula von<br />
der Leyen, die einzige Aristokratin<br />
im bundesdeutschen Kabinett,<br />
zu deren feinen Gesichtszügen<br />
ein breitkrempiger Florentiner<br />
einfach zauberhaftaussähe<br />
(Voraussetzung: Kleid statt<br />
Hosenanzug), zeigt sich immer<br />
nur barhäuptig.<br />
Warum ist das so, wieso ist<br />
der Hut, übrigens fast quer<br />
durch alle Gesellschaftsschichten,<br />
beiuns derartinMisskredit<br />
geraten? Lediglich bei Hochzeiten<br />
und Beerdigungen gilt er<br />
allgemein noch als schicklich.<br />
Es mag zum einen daran liegen,<br />
dass sich frau, wenn sie ausgeht,<br />
zwischen Hut und Frisur ent-<br />
Die Grazerin Helga Moßier-<br />
Wolff hat einen „Garten der<br />
Stille“ zur Behandlung<br />
stressgeplagter Mitbürger<br />
eingerichtet. IhreJugend<br />
verbrachte sie in Österreich,<br />
wo das Hütetragen<br />
zumindest in der Stadt als<br />
selbstverständlich galt. Auch<br />
für Helga Moßier-Wolff, die<br />
<strong>mit</strong>tlerweile in Pirmasens<br />
heimisch ist, gehörte damals<br />
zum total angesagten schwarzen<br />
Capemantel unbedingt<br />
ein handgearbeiteter<br />
sogenannter Trachtenfilz.<br />
„Erst in Pirmasens hat mich<br />
der Mut zum Hut verlassen“,<br />
gesteht die Romantikerin, die<br />
hier nur noch von Hüten zu<br />
träumen wagte.Inihren Phantasien<br />
lustwandelte sie in<br />
Schlossgärten, den bebänderten<br />
Florentiner auf den blonden<br />
Locken. Ihr letzter echter<br />
Hut „made in Austria“ wurde<br />
Ganz mein Stil...<br />
OPTIK<br />
HANSBERG<br />
scheiden muss. Imersteren Fall<br />
ist es ein ungeschriebenes Gesetz,<br />
dass sie ihn im Lokal (im<br />
Freien sowieso) aufbehält,<br />
sonst wirkt man „oben ohne“<br />
und <strong>mit</strong> plattgedrücktem Haar<br />
weit weniger ansehnlich als vorher.<br />
Der Hut darf, sofern er einmal<br />
aufgesetzt wurde, erst in<br />
den eigenen vier Wänden wieder<br />
abgenommen werden. Außerdem<br />
gilt folgende Regel:<br />
Hüte gehören in die Stirn gesetzt<br />
und nicht aus der Stirn geschoben!<br />
Sogar schief, nur bitte<br />
nicht stirnfrei! Es sei denn, es<br />
handelt sich um jene Pillbox<br />
<strong>mit</strong> der einst JackyKennedy Furore<br />
machte.<br />
Schattenspendende Sonnenhüte<br />
müssten allein schon laut<br />
Ansicht neuzeitlicher Dermatologen<br />
getragen werden. Diese<br />
Kopfbedeckung, für Sie, wie<br />
Ihn empfehlenswert, schützt<br />
besser vor den schädlichen UV-<br />
Strahlen als jede von der Wer-<br />
verschenkt und seither keiner<br />
mehr angerührt, weil sie so<br />
sein wollte wie die anderen.<br />
„Zweifellos ein Stück Selbstverleugnung“<br />
erkennt die aus<br />
Pirmasens<br />
Schloßstraße 47<br />
Thaleischweiler-Fröschen<br />
Am Bahnhof<br />
bung angepriesene Sonnencreme.<br />
Eine Zierde können solche<br />
Hüte außerdem sein. Erst<br />
recht, wenn die Haare nach einem<br />
Sprung ins Wasser klatschnass<br />
oder kopfnahe gegelt anliegen.<br />
Nicht zu vergessen der erotische<br />
Kick!<br />
Ein durch breite Strohhüte<br />
schattiertes Gesicht <strong>mit</strong> lebhaften<br />
Augen kann sehr verführerisch<br />
wirken. Je knapper übrigens<br />
der Bikini, desto ausladender<br />
darf der modisch abgewandelte<br />
Sonnenhut sein, den es in<br />
den unterschiedlichsten geschmackvollen<br />
Ausführungen<br />
zu kaufen gibt. Aber leider auch<br />
in solchen Varianten, die an ei-<br />
nen Jahrmarkttreffer an der<br />
Schießbude erinnern.<br />
Der Borsalino für den besseren<br />
Herren, ob schwarz oder<br />
weiß, bleibt dagegen immer aktuell.<br />
Aber auch dem Mann von<br />
der Straße sei gesagt, dass er bei<br />
Hitze unter einer Kappe mehr<br />
Sichtlich Spaß beim Ausprobieren<br />
Helga Moßier-Wolff hatihren letzten Hut verschenkt<br />
der Steiermark Zugereiste heute.Dass<br />
sie jetzt nach Belieben<br />
viele Sommerhüte aufprobieren<br />
kann, macht ihr sichtlich<br />
Spaß. Die Testfotos beweisen,<br />
Sieht doch gut aus! Die gebürtige Grazerin Helga Moßier-<br />
Wolff hat keinen Hut mehr getragen, seit sie in Pirmasens<br />
wohnt. (Foto: Germann)<br />
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ins Schwitzen gerät,als unter einem<br />
geflochtenen Hut. Für<br />
männliche Hutträger gilt, dass<br />
sie tunlichst keinen Ladenhüter<br />
aus den 60er Jahren aufsetzen<br />
sollten. Meine Herren und auch<br />
gestandenen Mannsleute! Bloß<br />
den Hut nicht auf den Hinterkopf<br />
schieben, wenn es Ihnen<br />
mal zu heiß wird! Dann lieber<br />
absetzen, sonst wirken Sie <strong>mit</strong><br />
Verlaub,wie der Tölpel, der sich<br />
stadtfein gemacht hat.<br />
Vondem Brauch, vor jemandem<br />
den Hut zu ziehen, haben<br />
wir uns <strong>mit</strong>tlerweile weit entfernt.<br />
Wer sich noch gewählt<br />
auszudrücken pflegt, sagt<br />
schon mal anerkennend „Cha-<br />
peau“, wobei der sinnbildlich<br />
gezogene Hut einem Kompliment<br />
gleichkommt. Mein Vater,<br />
der immer viel Wert auf sein<br />
Äußeres legte,abergelegentlich<br />
zerstreut durch die Straßen der<br />
Stadt eilte,lüftete einmal beieiner<br />
Begegnung <strong>mit</strong> mir den<br />
dass zu diesem Lächeln, das<br />
voninnig bis kokett reicht, fast<br />
jeder Hut passt. Alle aus herrlich<br />
leichtem Material, das<br />
selbst bei drückender Schwüle<br />
den Kopf kühl hält.<br />
Ein olivgrünes körpernahes<br />
Kleid <strong>mit</strong> Faltenwurf ist wie<br />
gemacht zum glockenförmigen<br />
Strohhut in auffälligem<br />
Orange. Der fast transparente<br />
weiße Sonnenhut wirft genau<br />
den sanften Schattenriss, der<br />
sie vorteilhaft aussehen lässt.<br />
Sehr gut passen ihr auch asymmetrische<br />
Hüte <strong>mit</strong> seitlich<br />
hochgebogener Krempe.<br />
Trotzdem entscheidet sich<br />
die 46-Jährige für Romantik<br />
pur.Vor dem gerade erblühten<br />
Rosenstämmchen auf der Terrasse<br />
steht eine, die nach langer<br />
Zeit wieder auf den Geschmack<br />
gekommen ist. Spätestens<br />
nächste Woche will sie<br />
es beim Ausgehen <strong>mit</strong> ihrem<br />
Mann beweisen. (jb)<br />
„Stil hat für mich nichts <strong>mit</strong> Mode zu tun.<br />
Stil - das bedeutet den Mut zum eigenen<br />
Charakter zu haben und sich zur eigenen<br />
Persönlichkeit zu bekennen. Bei der Mode<br />
geht es hingegen einfach darum, zeitgemäße<br />
Dinge zu entwerfen, zu tragen und<br />
zu konsumieren.”<br />
Tom Ford<br />
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Hut, ohne mich zu erkennen.<br />
Ich habe mich trotzdem darüber<br />
gefreut. Dass ich bis heute<br />
gerne gut behütet bin, ist allgemein<br />
bekannt. Die ausgiebigen<br />
Hutbestände vonMama reizten<br />
mich schon im Kindesalter sie<br />
vor dem Spiegel auszuprobieren.<br />
Als ich allerdings <strong>mit</strong> 13<br />
Jahren meinen ersten eigenen<br />
Chinesenhut <strong>mit</strong> rotem Filzzopf<br />
so umwerfend schick fand, dass<br />
ich ihn auch bei Familientreffen<br />
trug, fragte meine Mutter<br />
konsterniert, ob ich immer so<br />
auffallen wolle. Das will ich immer<br />
noch.<br />
Zum „Kleinen Schwarzen“<br />
oder (kopierten) Chanellkos-<br />
tüm war in meiner Jugend noch<br />
der Hutschleier angesagt.<br />
Klingt aus heutiger Sicht altmodisch.<br />
Doch beimeinem letzten<br />
Wienbesuch habeich blutjunge<br />
Frauen gesehen, die zu ihrem<br />
schulterlangen Wuschelhaar<br />
ein Schleierhütchen trugen und<br />
hinreißend darin aussahen.<br />
Eine nicht repräsentative Umfrage<br />
in unserer Stadt hat ergeben,<br />
dass manche(r) zum Hut<br />
greifen würde, wenn das richtige<br />
Angebot vorläge. Das letzte<br />
ganzjährig geöffnete <strong>Pirmasenser</strong><br />
Hutgeschäft <strong>mit</strong> großer modischer<br />
Auswahl gibt es nicht<br />
mehr. Um auf dem neuesten<br />
Stand der Hutmode zu sein,<br />
muss man sich deshalb außerhalb<br />
umsehen. Wer beispielsweise<br />
in die Lüneburger Heide<br />
kommt, wo Elke Martensen,<br />
eine der renommiertesten deutschen<br />
Hutmacherinnen ihre<br />
Modelle kreiert, kann eines ihrer<br />
handgefertigten Einzelstücke<br />
erwerben. Da<strong>mit</strong> lässt sich<br />
natürlich Staat machen. Doch<br />
man kann auch preisgünstiger<br />
(etwa in gut sortierten Kaufhäusern)<br />
anderweitig fündig<br />
werden. Dann heißt eshalt nur<br />
noch sich trauen.<br />
Um die Probe aufs Exempel<br />
zu machen, ob Hüte „out“ oder<br />
schon wieder „in“ sind, wurde<br />
einigen weiblichen und männlichen<br />
Kandidaten aus Pirmasens,die<br />
das sogenannte Hutgesicht<br />
haben, die Frage gestellt:<br />
Tragen Sie Hut?<br />
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