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11 M]bq[lt_m Aif^ Das Geschehen in den Zechen bewegt die ...

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<strong>die</strong> Sympathien der Arbeiter für sich gew<strong>in</strong>nen. Wilhelm hatte<br />

begriffen, dass <strong>die</strong>s auf Dauer nicht mit Verboten und Truppen<br />

gel<strong>in</strong>gen konnte, wie der vergreiste Reichskanzler Otto von Bismarck<br />

beharrlich glaubte. Der Monarch war vor allem darauf bedacht,<br />

se<strong>in</strong>e Armee aus dem Tarifkampf herauszuha<strong>lt</strong>en. Denn das<br />

Heer war auf Grena<strong>die</strong>re aus allen Schichten der Bevölkerung angewiesen,<br />

auch auf <strong>die</strong> immer zahlreicheren Arbeiter. Die Bergbauunternehmer<br />

gaben sich als deutsche Patrioten und waren kaisertreu.<br />

Doch noch wichtiger waren ihnen ihre wirtschaftlichen<br />

Interessen, ihr Gew<strong>in</strong>n. Also g<strong>in</strong>gen sie zum Sche<strong>in</strong> auf <strong>den</strong> Appell<br />

des Kaisers e<strong>in</strong> und verhande<strong>lt</strong>en mit <strong>den</strong> Bergleuten. Dabei<br />

sagten sie <strong>den</strong> Kumpels pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong>e Lohnerhöhung zu. Mehr<br />

nicht. Konkret machten <strong>die</strong> <strong>Zechen</strong>barone schnell deutlich, dass<br />

sie nicht bereit waren, <strong>den</strong> Bergleuten auch nur e<strong>in</strong>en Fußbreit<br />

entgegenzukommen. Die Unternehmer konnten sich ausrechnen,<br />

dass das Standvermögen der Arbeiter abnehmen würde, je länger<br />

der Streik dauerte.<br />

Die harte Gleichung der <strong>Zechen</strong>barone g<strong>in</strong>g auf. Die ohneh<strong>in</strong><br />

wenigen Spargroschen der Bergleute schmolzen dah<strong>in</strong> wie<br />

Eis im Feuer. Die Lebensmittelhändler und andere kle<strong>in</strong>e Geschäftsleute<br />

konnten selbst bei gutem Willen <strong>die</strong> Rechnungen der<br />

Kumpelfamilien nicht länger stun<strong>den</strong>. Auch sie mussten ihre Waren<br />

und Mieten bezahlen, auch ihnen wurde das Geld knapp. In<br />

mancher Bergmannsfamilie gab es Streit. Frauen, <strong>die</strong> ke<strong>in</strong> Geld<br />

mehr hatten, Essen für <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>zukaufen, verlangten von ihren<br />

Männern, <strong>den</strong> Ausstand zu been<strong>den</strong>. „Willst du uns für de<strong>in</strong>en<br />

s<strong>in</strong>nlosen Streik opfern?“, fuhr Clara Hauser, Annas Mutter, ihren<br />

Mann an. Siegfried Hauser, se<strong>in</strong>e zwei Söhne und se<strong>in</strong> Schwiegersohn<br />

Franek befan<strong>den</strong> sich alle im Ausstand. Statt <strong>in</strong> <strong>den</strong> Pütt<br />

e<strong>in</strong>zufahren, lungerten sie zu Hause herum oder marschierten zur<br />

Zeche, um der zunehmen<strong>den</strong> Zahl von Streikbrechern „Verrat“ <strong>in</strong>s<br />

Gesicht zu brüllen und sie kräftig anzuknuffen. Darauf hatten <strong>die</strong><br />

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