11 M]bq[lt_m Aif^ Das Geschehen in den Zechen bewegt die ...
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Maulschellen verpasst. Doch damit hätte er se<strong>in</strong> großes Vorhaben<br />
endgü<strong>lt</strong>ig kaputt gemacht. Denn mit der hochnäsigen Barbara<br />
hatte unser Knappe ebenso wenig am Hut wie mit dem gesamten<br />
Tanzmissvergnügen. Der Muss-Tänzer hatte sich, als er <strong>in</strong> der<br />
„L<strong>in</strong>de“ <strong>die</strong> Frauen beobachtete, augenblicklich <strong>in</strong> <strong>die</strong> dunkelbraunen<br />
Augen e<strong>in</strong>er sanften Schönheit am Damentisch verliebt.<br />
Mehr als das. Ihre wissen<strong>den</strong> Augen nahmen Leo gefangen. Er<br />
wusste sogleich, dass er <strong>die</strong>ser Frau gehörte.<br />
Leszek Bialowons war bislang e<strong>in</strong>e unabhängige Persönlichkeit<br />
gewesen. Se<strong>in</strong>e Familie, ja sogar se<strong>in</strong>e Mutter hatte ihn mit<br />
Gefühlsbekundungen weitgehend verschont. Er hatte <strong>die</strong>ses „Getue“<br />
nicht vermisst. Wie jeder gesunde Bursche suchte Leopold<br />
se<strong>in</strong> Vergnügen mit <strong>den</strong> Mädchen – doch hatte er dabei ke<strong>in</strong>e persönliche<br />
Zuneigung oder andere Empf<strong>in</strong>dungen gespürt. Bei der<br />
Schönäugigen aber war es geradezu umgekehrt. Bei ihr dachte er<br />
nicht an Spaß oder <strong>die</strong>se „schmutzigen D<strong>in</strong>ge“. Se<strong>in</strong> Gemüt ertrank<br />
vielmehr <strong>in</strong> ihren Augen. Er wol<strong>lt</strong>e ihr gehören – doch ihm<br />
feh<strong>lt</strong>e der Mut, <strong>die</strong> begehrte Frau anzusprechen oder gar mit ihr<br />
zu tanzen. Denn das konnte er nicht, wie er sich nunmehr e<strong>in</strong>gestand.<br />
Um zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> <strong>die</strong> Nähe se<strong>in</strong>er Angehimme<strong>lt</strong>en zu gelangen,<br />
hatte Leo ihre Nachbar<strong>in</strong> zur Polka gebeten. Dabei nutzte<br />
er <strong>den</strong> raschen Moment des Verweilens vor der Aufgeforderten,<br />
se<strong>in</strong>e Schönheit genauer anzusehen. Dabei waren sich ihre Augen<br />
begegnet. Sie läche<strong>lt</strong>e ihn freundlich an. Er wol<strong>lt</strong>e sie auffordern,<br />
ach was, er wol<strong>lt</strong>e sie an der Hand nehmen und mit ihr davonlaufen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Leben, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e We<strong>lt</strong>, <strong>die</strong> er ihr zu Füßen legen würde.<br />
Doch im letzten Augenblick verließ ihn der Mut. E<strong>in</strong>e ihm<br />
bis dah<strong>in</strong> nicht bekannte Angst, von der begehrten Frau zurückgewiesen<br />
zu wer<strong>den</strong>, packte Leo. „Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Feigl<strong>in</strong>g!“, scha<strong>lt</strong><br />
er sich, nachdem ihn Barbara bloßgestel<strong>lt</strong> hatte. „Recht geschieht<br />
mir.“ Endlich zwang er sich, <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> zwischen <strong>den</strong> wirbeln<strong>den</strong><br />
Tanzen<strong>den</strong> zu verlassen. Leopold trottete zu se<strong>in</strong>em Platz, warf<br />
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