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11 M]bq[lt_m Aif^ Das Geschehen in den Zechen bewegt die ...

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Nach Feierabend wol<strong>lt</strong>e Leopold se<strong>in</strong> Leben genießen. Tr<strong>in</strong>ken<br />

und sich <strong>die</strong> Witze der Kumpels anhören war ihm zu wenig.<br />

<strong>Das</strong> Hausen im Ledigenheim <strong>in</strong> der Nähe der Zeche gesta<strong>lt</strong>ete<br />

sich öde. Zwar waren <strong>die</strong> Betten sauber, doch es passte ihm nicht,<br />

se<strong>in</strong> Zimmer mit drei Männern teilen zu müssen. Die Kerle soffen,<br />

stritten, rauchten und schwatzten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fort oder zockten.<br />

Alle<strong>in</strong>e <strong>die</strong> gelegentlichen Schlägereien, bei <strong>den</strong>en Leopold wegen<br />

se<strong>in</strong>er Stärke und Behändigkeit fast immer <strong>die</strong> Oberhand behie<strong>lt</strong>,<br />

bereiteten ihm momentane Genugtuung – mit nachha<strong>lt</strong>iger<br />

Wirkung. Ke<strong>in</strong> Deutscher, ke<strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>länder, Preuße, Sachse oder<br />

anderer Teutone wagte es bald, Leopold noch als „hergelaufenen<br />

Polacken“ zu beschimpfen. Se<strong>in</strong>en letzten Raufkumpan, e<strong>in</strong>en<br />

Bayernseppl, hatte Leszek so fest und lange <strong>in</strong> <strong>den</strong> Schwitzkasten<br />

genommen, bis <strong>die</strong>ser ihn röchelnd „Herr Leopold“ nannte.<br />

Aus Übermut zog Leszek se<strong>in</strong>en Griff noch fester und befahl<br />

dem Josef, ihn mit „Kenig Leopold“ anzure<strong>den</strong>. Der Bajuware<br />

versuchte, sich <strong>die</strong>ser Demütigung des Polacken zu widersetzen,<br />

doch als Leszek rief: „Ich mach dich tot!“, und ihm tatsächlich<br />

<strong>die</strong> Luft abpresste, so dass dem Sepp <strong>die</strong> Augen aus <strong>den</strong> Höhlen<br />

traten, während se<strong>in</strong> Kopf rot anlief, keuchte er: „K<strong>in</strong>i Leopold.“<br />

Der Rest blieb unverständlich. Zumal <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Moment, durch<br />

<strong>den</strong> Lärm herbeigelockt, der Vorsteher des Ledigenheims, Friedrich<br />

Watzal, <strong>in</strong>s Zimmer trat und <strong>die</strong> Raufen<strong>den</strong> mittels kräftiger<br />

Fußtritte mit se<strong>in</strong>en Nagelschuhen schmerzhaft aus ihrer Umarmung<br />

löste. Ne<strong>in</strong>, <strong>die</strong>ses <strong>Das</strong>e<strong>in</strong> passte Leopold nicht. Er wusste<br />

genau, was ihm feh<strong>lt</strong>e: e<strong>in</strong>e anständige Frau, mit der er e<strong>in</strong>e eigene<br />

Familie grün<strong>den</strong> wol<strong>lt</strong>e.<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zweck machte sich Leopold Bialo je<strong>den</strong> Samstagabend<br />

ausgehfe<strong>in</strong>. Nach Schicht g<strong>in</strong>g Leopold zum Barbier.<br />

Anschließend besuchte er das Wannenbad. Im Ledigenheim zog<br />

er unter se<strong>in</strong>en Sonntagsstaat e<strong>in</strong> weißes Hemd an, patschte sich<br />

unter dem Gejohle se<strong>in</strong>er Mitbewohner Eau de Cologne <strong>in</strong>s Ge-<br />

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