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Max Dauthendey Himalajafinsternis und andere asiatische Novellen

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fortzukommen aus den europäischen Sälen, die man hier in<br />

Asien sogar noch hoch im HimaIaja für verwöhnte Millionäre<br />

<strong>und</strong> Milliardäre hingestellt hat.<br />

Ich. war dann auf die breite Hotelterrasse hinausgetreten<br />

<strong>und</strong> hatte dem Hexenspiel der rollenden Bergnebel über den<br />

Schluchten zugesehen <strong>und</strong> den Sternen, die über den bewegten<br />

Nebeln zu tanzen schienen. Dann fielen ein paar Regentropfen,<br />

mit Schneeflocken untermischt, aus fortflüchtenden<br />

Nebelwellen, die um den Mond kreiselten.<br />

Als ich wieder ins Hotel zurückgehen wollte, war mir, als<br />

sähe ich ein großes Tier unter der Terrassenbrüstung um die<br />

Hausecke laufen. Gestern abend hatte ich gedacht, es sei ein<br />

H<strong>und</strong>. Jetzt wußte ich aber, daß es ein Mensch gewesen, der<br />

auf allen vieren ging, eine Frau, wahrscheinlich die Frau, deren<br />

Amulett ich besaß, die während der ganzen Nacht um das Hotel<br />

geschlichen war <strong>und</strong> die sich mit aller List das Amulett aus<br />

meinem Zimmer von meinem Tisch geholt hatte.<br />

Dies bedachte ich jetzt, nach der Rückkunft vom Mondscheinritt,<br />

im Hotel <strong>und</strong> sehnte mich, mit jemandem darüber zu<br />

sprechen. Aber meine europäischen Reisegefährten schienen<br />

mir alle zu banal, als daß ich Lust gehabt hätte, sie in die Mystik<br />

dieses Nachterlebnisses einzuweihen.<br />

Nachmittags um drei Uhr sollte mein Zug abgeben, der mich<br />

zum Abend wieder hinunter in die Kaffeegärten <strong>und</strong> Zuckerrohrpflanzungen<br />

Indiens bringen würde <strong>und</strong> der am nächsten<br />

Morgen mit mir in Kalkutta eintreffen sollte.<br />

Auf dem Weg zum Bergbahnhof konnte ich mich nicht<br />

enthalten, die Rikscha am Laden des Schmetterlingshändlers<br />

warten zu lassen. Ich stieg aus. Als ich die Ladentüre öffnen<br />

will, wird diese seltsamerweise schon von innen aufgemacht,<br />

<strong>und</strong> an mir vorbei läuft ein tibetanisches Weib heraus. Ich<br />

hätte aber die Frau kaum wiedererkannt, da mir alle Tibe-

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