Kunden PDF von Repromedia Wien - Verkehr
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Seite 1A<br />
LOGISTIK<br />
Logistik ist ein<br />
„Gesamtkunstwerk“<br />
Der „<strong>Verkehr</strong>“ lud zu seiner ersten LogistikLounge des Jahres 2011.<br />
Hochkarätige Referenten beleuchteten die Themen Nachhaltigkeit in<br />
Logistik und E-Mobilität sowie Fragen der Standort- und <strong>Verkehr</strong>spolitik.<br />
Am Schluss stand eine spannende Diskussion – und die Ankündigung,<br />
dass wir die LogistikLounge fortsetzen werden.<br />
VON JOSEF MÜLLER<br />
Die Logistik kann mehr, als gemeinhin bekannt<br />
ist, zu einer lebenswerteren Welt<br />
beitragen. Die Branche braucht keineswegs<br />
den Zwang durch die Obrigkeit in<br />
Gestalt unzähliger Verordnungen, Gesetze<br />
und Verbote, sondern entwickelt aus eigenem<br />
Interesse sehr viel Unternehmergeist<br />
und Manpower, um die logistischen Abläufe<br />
umweltfreundlicher und die Transportketten<br />
energieeffizienter zu gestalten.<br />
Die Logistik ist ein Gesamtkunstwerk, das<br />
allgegenwärtig ist und nur im Zusammenspiel<br />
aller Kräfte funktioniert. Zusammenspiel<br />
heißt freilich, dass jeder Akteur die<br />
in seinem Aktionsbereich möglichen Anstrengungen<br />
unternimmt, damit das Gesamtkunstwerk<br />
letztlich zustande kommt.<br />
Und vor allem: funktioniert.<br />
Viele kleine Puzzle-Stücke<br />
Der <strong>Verkehr</strong> lud namhafte Experten aus<br />
unterschiedlichen heimischen Bereichen<br />
der Logistikbranche zu dieser Lounge, um<br />
gemeinsam mit einem hochkarätigen Publikum,<br />
Lesern, <strong>Kunden</strong> und Partnern die<br />
zentrale Frage zu diskutieren: Wie nachhaltig<br />
kann Logistik gestaltet werden?<br />
Was unternehmen die einzelnen Akteure<br />
wie beispielsweise die heimische Post, DB<br />
Schenker, Berger Fahrzeugtechnik, Froni-<br />
ANDREA NIEDERKOFLER (3)<br />
LogistikLounge<br />
„Ein nachhaltiges, substanzielles<br />
Anliegen“<br />
Walter Hitziger, Vorstand der<br />
Österr. Post AG, im Interview<br />
Paul Brandstätter: „Elektrofahrzeuge sind für<br />
den Lieferverkehr technisch untauglich.“<br />
us, Veloce, Industrielogistik Linz oder der<br />
österreichische Klima- und Energiefonds,<br />
um aus Ideen nachhaltige Projekte mit<br />
konkretem Nutzen für die Anwender und<br />
die gesamte Gesellschaft zu entwickeln?<br />
Die Dimension der Anstrengungen wird<br />
EIN SPECIAL DER WOCHENZEITUNG VERKEHR<br />
SEITE 3A<br />
offensichtlich, wenn man sich die vielen<br />
kleinen Puzzle-Stücke genau ansieht und<br />
erkennt, dass sich nachhaltiges Agieren<br />
für das Unternehmen betriebswirtschaftlich<br />
offensichtlich lohnt und in weiterer<br />
Folge auch die Volkswirtschaft und damit<br />
die Menschen da<strong>von</strong> profitieren, so der<br />
Tenor der Diskussionsbeiträge.<br />
Wer nicht <strong>von</strong> Gelb auf Grün wechseln<br />
will, aber dennoch Green Logistics sehr<br />
ernst nimmt, ist die Österreichische Post<br />
AG. Vorstandsmitglied Walter Hitziger<br />
präsentierte eine Post, die immer nachhaltiger<br />
wird. Die Strategie ist klar: Effizienz<br />
in der Logistik steigern, alternative Energieformen<br />
nutzen und als letzte Möglichkeit<br />
die Kompensation durch Kauf <strong>von</strong><br />
Umweltzertifikaten.<br />
Solche kaufen muss auch Paul Brandstätter,<br />
Gründer des ersten Fahrradbotendienstes<br />
Veloce in Österreich und Manager<br />
der Brandstätter Premium Service<br />
Holding, zu der etwa GoExpress & Logistics,<br />
X1 Express und nexpress gehören.<br />
Brandstätter war im Vorjahr Österreichs<br />
erster klimaneutraler Transportdienstleister<br />
und beschäftigt sich sehr intensiv mit<br />
dem Thema Nachhaltigkeit. Die Fahrradboten<br />
fahren mit Muskelkraft, im Büro<br />
kommt Ökostrom aus der Steckdose. Bei<br />
Fahrzeugen muss Brandstätter Abstriche<br />
machen: „Wir haben verschiedene Elektro-Fahrzeuge<br />
getestet und mussten feststellen,<br />
dass sie für den Lieferverkehr<br />
technisch untauglich sind.“ Dazu kommt,<br />
dass die Kosten für die Anschaffung derzeit<br />
noch um das Vielfache höher sind als<br />
für herkömmliche Zustellfahrzeuge. Das<br />
Problem ist die Batterie. „Bei den Fahrzeugen<br />
müssen wir kompensieren, was allerdings<br />
kostenmäßig noch erträglich ist“,<br />
sagt Brandstätter.<br />
Der Güterverkehr wächst<br />
schneller als die Wirtschaft<br />
Welchen Handlungsbedarf es bei der optimalen<br />
Nutzung der Infrastruktur gibt,<br />
zeigte Professor Friedrich Starkl vom Logistikum<br />
Wels. Unter der Ägide des Logistikums<br />
wurden die Güterverkehrsströme<br />
www.verkehr.co.at 30. September 2011 | Nr. 39<br />
Von der Forschung<br />
in den Markt<br />
Der Klima- und Energiefonds hilft,<br />
Emissionen zu reduzieren<br />
SEITE 5A<br />
in Oberösterreich analysiert, und dabei<br />
kam heraus: Der Güterverkehr wächst in<br />
diesem Bundesland schneller als die Wirtschaft.<br />
Die Straßen sind immer öfter verstopft,<br />
vor allem zu Spitzenzeiten. Hinzu<br />
» Unterentwickeltes Problem- und<br />
Lösungsbewusstsein der Wirtschaft «<br />
komme ein „unterentwickeltes Problemund<br />
Lösungsbewusstsein der Wirtschaft“,<br />
Emissionsziele werden verfehlt, die Bevölkerung<br />
schreit auf ob des sichtbaren<br />
Mehrverkehrs und die Bahn bietet keine<br />
attraktive Alternative.<br />
Fazit: Die Schere zwischen Güterverkehrsleistung<br />
und Bruttoinlandsprodukt wird<br />
größer. In der Studie – die sich nach den<br />
Worten <strong>von</strong> Starkl jederzeit auf ganz<br />
Österreich übertragen lässt – hat sich herausgestellt,<br />
dass die Probleme in Oberösterreich<br />
in hohem Maße hausgemacht<br />
sind. Dem Transitverkehr die Schuld in<br />
die Schuhe zu schieben, greife nicht, so<br />
der Professor. Der Transitverkehrsanteil in<br />
Oberösterreich liegt bei bescheidenen acht<br />
Prozent. Der Löwenanteil ist der <strong>Verkehr</strong><br />
in das bzw. aus dem Bundesland. Nämlich<br />
annähernd 80 Prozent. Stellt sich die Frage:<br />
Was dagegen tun? Die Antwort <strong>von</strong><br />
Starkl: Auslastung des hausgemachten<br />
<strong>Verkehr</strong>s verbessern, <strong>Verkehr</strong>sspitzen glätten<br />
und <strong>Verkehr</strong> auf die Schiene verlagern.<br />
Die Auslastung verbessern ließe sich<br />
durch Ersatz des Werksverkehrs durch<br />
Transportdienstleister, regionale Bündelung<br />
<strong>von</strong> Transporten auf Initiative der<br />
Verlader und Bildung <strong>von</strong> Verlader-Plattformen<br />
zur Steuerung einer besseren Auslastung.<br />
„Die Politik sollte den Werksverkehr<br />
stärker besteuern“, dann würde man<br />
einen Lenkungseffekt zum Outsourcing<br />
„Green“ ist kein<br />
Marketing-Gag<br />
DB Schenker unternimmt viel, um den<br />
Transport grüner zu machen<br />
Wo ist das Gesamtkonzept? Ralph Gallob (VNL), Stefan Ebner (WKO) und Franz<br />
Schwammenhöfer (bmvit) im Gespräch mit <strong>Verkehr</strong>-CR Peter Tajmar (v. li.)<br />
SEITE 6A<br />
bewirken, ist Starkl überzeugt. Zudem<br />
sollte man <strong>von</strong> politischer Seite das Verbot<br />
der Fremdbeladung im Werksverkehr<br />
aufheben. Würde man den Werksverkehr<br />
eindämmen, könnte man pro Jahr<br />
480.000 Lkw-Fahrten einsparen. Würde<br />
man zudem die durchschnittliche Lkw-<br />
Auslastung <strong>von</strong> 13,7 t auf 15,3 t erhöhen,<br />
ließen sich weitere 350.000 Lkw-Fahrten<br />
pro Jahr einsparen.<br />
Friedrich Starkl: „Die Schere zwischen Güterverkehrsleistung<br />
und BIP wird größer.“<br />
Eine Glättung der <strong>Verkehr</strong>sspitzen könne<br />
man schnell erreichen, wenn man Geschäfte<br />
in den Fußgängerzonen in einem<br />
größeren Zeitfenster beliefern könnte,<br />
wenn man Pannenstreifen auf den Autobahnen<br />
für Lkw zeitlich definiert freigäbe<br />
und mehr <strong>Verkehr</strong>stelematik zur Anwendung<br />
käme. Auch hier wieder die Forderung<br />
an die Politik: Sie sollte Anreize<br />
schaffen zur Spitzenentlastung und ein<br />
zeitabhängiges Maut- und Parkraumbewirtschaftungssystem<br />
evaluieren. Last but<br />
not least soll das Umsteigen auf die Kombi-Schiene<br />
attraktiv gemacht werden.<br />
Ñ FORTSETZUNG SEITE 2A