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zekazin 2/2012 - zeka, Zentren körperbehinderte Aargau

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wohl ich klar festhalte, dass wir der Institution IV<br />

dankbar sind, denn vieles wäre ohne deren Finanzierung<br />

nicht möglich gewesen). Als Mutter tat ich mich<br />

sowieso schwer, Hilfe bei der Betreuung meines kranken<br />

oder behinderten Kindes anzunehmen. Wenn ich<br />

aber zudem jedes Mal ausführlich erklären musste,<br />

dass es wirklich ernsthaft krank ist, fiel mir dies noch<br />

viel schwerer.<br />

Herausforderung Kindergarten!<br />

Während des Kindergartens habe ich meinen Sohn<br />

täglich hin und her transportiert. Er war der einzige,<br />

der den Chindsgiweg noch im Kinderwagen absolvierte.<br />

Die Kinder und die anderen Eltern haben das<br />

begriffen, ich hatte ja während den vielen Wartezeiten<br />

genügend oft die Möglichkeit, alle aufzuklären.<br />

Was ich vorerst als mühsam empfand, hat nachträglich<br />

den Grundstein für eine gute Primarschulzeit gelegt.<br />

Unser Dorf ist nicht wirklich gross und so wussten<br />

mit der Zeit alle, dass sein Handicap zwar auf den ersten<br />

Blick nicht sichtbar, aber trotzdem ernster Natur<br />

war. Es war schön, mich nicht mehr ständig erklären<br />

zu müssen.<br />

Schon die Kindergartenzeit hat mich aber sehr gefordert.<br />

Ich fühlte mich oft, als wäre mein Tag ausgefüllt<br />

mit Unterwegssein. Damit meine Familie auch etwas<br />

zu Mittag essen konnte, spurtete ich jeweils vom Kindergarten<br />

nach Hause, um kurz danach denselben<br />

Weg in die andere Richtung erneut zurückzulegen.<br />

Die Schulzeit und die Begleitung durch <strong>zeka</strong><br />

Die Zukunftsperspektiven, als die Einschulung nahte,<br />

wurden nicht rosiger und meine Ängste, komplett<br />

überfordert zu sein, nicht kleiner. Ich erinnere mich<br />

kaum noch, wie wir auf den Heilpädagogischen Beratungs-<br />

und Begleitdienst des <strong>zeka</strong> gestossen sind. Auf<br />

jeden Fall sassen eines schönen Tages zwei Leute an<br />

meinem Küchentisch, die andeuteten, dass mein Alltag<br />

so nicht sein müsse. Ihrem Optimismus, in unserem<br />

Dorf jemanden zu finden, der die Aufgabe einer<br />

Assistenz übernehmen würde, stand ich persönlich<br />

kritisch gegenüber. Doch genau zu Beginn der<br />

Einschulung stellten sie mir Susanne Rutishauser vor.<br />

Fortan hatte ich während vieler Jahre eine treue Assistenz<br />

an meiner Seite, die mit unserem Sohn den<br />

Schulweg bewältigte, ihn auf Ausflügen begleitete<br />

und diese mit den Lehrern auch mitorganisierte. Frau<br />

Rutishauser hat schnell begriffen, dass seine unsichtbare<br />

Behinderung existent war und sie hat dafür gekämpft,<br />

dass unser Sohn diesbezüglich ernst genommen<br />

wurde. War beispielsweise am Spiel- und Sporttag<br />

ein Ball zu hart und damit für ihn zu gefährlich, so<br />

überzeugte sie die Organisatoren freundlich, doch ei-<br />

nen weicheren Ball zu benutzen. Auf diese Weise war<br />

unser Sohn ins Spielgeschehen involviert, anstatt nur<br />

vom Spielfeldrand aus zusehen zu müssen.<br />

Während der ganzen Schulzeit habe ich von Seiten<br />

<strong>zeka</strong> nie erlebt, dass jemand die Schwere der Behinderung<br />

in Frage gestellt hätte. Es braucht viele Faktoren,<br />

dass ein Kind mit einer schweren Krankheit, wie<br />

sie unser Sohn hat, die Regelschule absolvieren kann.<br />

Ein ganz wichtiger Teil war die Assistenz, wie <strong>zeka</strong><br />

diese anbietet. Ich bin heute noch sehr froh und dankbar<br />

für die vielen, mich entlastenden Momente, die<br />

mir diese Begleitung über die Jahre geschenkt hat.<br />

… und die Freizeitgestaltung?<br />

In unserer Freizeit haben wir hingegen öfters schmerzlich<br />

die Erfahrung machen müssen, welche Assoziationen<br />

die unsichtbare Krankheit unseres Sohnes in anderen<br />

Menschen hervorruft: Wir Eltern wanderten<br />

schon immer gerne und so hat mein Mann seinen<br />

Sohn bis zu seinem zehnten Altersjahr stets auf seinen<br />

Schultern über viele Berge getragen. Mit zunehmendem<br />

Alter begannen dann andere Wanderer auf uns<br />

zu reagieren: «Ich möchte auch auf den Schultern von<br />

Papi reiten“ oder «Laufen wäre aber gesünder für<br />

dich!“ Solche und andere Aussagen wurden meist direkt<br />

an unseren Sohn gerichtet, welcher ja nichts lieber<br />

getan hätte, als «zu laufen“. Es gab Tage, da be-<br />

2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />

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