zekazin 2/2012 - zeka, Zentren körperbehinderte Aargau
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Wie stark behindert eine Gehbehinderung?<br />
Frau Emini, seit 1 1 /2 Jahren Mitarbeiterin an einem geschützten Arbeitsplatz im kontor, hat seit ihrer<br />
Geburt eine Gehbehinderung. Eine Behinderung also, die man erst sieht, wenn Frau Emini aufsteht<br />
und umhergeht. Frau Emini trägt zeitweise Beinschienen, andere Hilfsmittel benötigt sie nicht. Auf<br />
kürzeren Gehstrecken kommt sie gut ohne Unterstützung klar. Sie erzählt uns aus ihrer Schulzeit und<br />
was sie heute macht.<br />
Vom Kindergarten bis zum 10. Schuljahr besuchte ich<br />
die <strong>zeka</strong>-Schule in Baden-Dättwil. Irgendwann in der<br />
Mittel- oder Oberstufe besuchte ich während einer <strong>zeka</strong>-Projektwoche<br />
die öffentliche Schule an meinem<br />
Wohnort in Bremgarten. Ich fühlte mich sehr unwohl,<br />
alles war anders. Ich war die einzige Schülerin mit einer<br />
Behinderung. Während der Pausen sass ich alleine da,<br />
weil ich nicht mitspielen konnte. Aber auch die Fragen,<br />
was ich denn habe und das Unverständnis, wenn ich<br />
etwas nicht machen konnte, machten es mir schwer.<br />
Ich war noch nicht bereit, einen solchen Schritt zu wagen<br />
und mich einfach so in der «Öffentlichkeit» zu bewegen.<br />
Zum Glück konnte ich weiterhin die <strong>zeka</strong>-Schule<br />
besuchen, wo ich vor Ort alle Therapiemöglichkeiten<br />
hatte, die ich brauchte.<br />
Das 11. Schuljahr absolvierte ich an der BWS (Berufswahlschule)<br />
bei <strong>zeka</strong> in Aarau, wo ich wochentags zusammen<br />
mit sechs andern SchülerInnen mit Behinderungen<br />
im Internat wohnte. Hier lernte ich, was es<br />
heisst, jeweils nur am Wochenende mit der Familie in<br />
der gewohnten Umgebung zusammen zu sein. Das war<br />
für mich sehr schwierig, unter anderem weil ich wegen<br />
meiner Behinderung nicht so viel unterwegs sein konnte,<br />
wie eine Person, die im Rollstuhl sitzt und sich deshalb<br />
besser alleine fortbewegen kann. Da begann ich<br />
mich mit handwerklichen Dingen wie Schmucklöten,<br />
Holzarbeiten usw. zu beschäftigen. Zudem habe ich<br />
auch viel für die Haushaltsführung gelernt. Arbeiten<br />
wie Kochen und Putzen gingen ganz gut. Lebensmittel<br />
einkaufen war und ist für mich auch heute noch schwierig.<br />
Schwere Taschen tragen kann ich nicht, weil ich<br />
beim Gehen das Gleichgewicht nicht gut halten kann.<br />
In diesem Jahr fiel der Entscheid für meine berufliche<br />
Zukunft. Am liebsten hätte ich eine Verkaufslehre machen<br />
wollen, aber wegen meinen Beinen ging das leider<br />
nicht. Ich wurde zu schnell müde und konnte nicht<br />
lange stehen. Für mich kam nur eine sitzende Tätigkeit<br />
in Frage. In der Stiftung Rodtegg in Luzern absolvierte<br />
ich eine 2-jährige Ausbildung als Büroassistentin PrA.<br />
Ich erlernte Arbeiten wie Buchhaltung, Telefonieren,<br />
Bestellungen via Internet machen und vieles mehr. Anfangs<br />
wohnte ich in einer Wohngruppe, später dann<br />
angeschlossen an die Gruppe allein in einem Studio.<br />
Jetzt konnte ich meinen Haushalt nahezu selbstständig<br />
führen. Das war richtiges Probewohnen.<br />
Seit dem 7. März 2011 arbeite ich im kontor als Büroassistentin<br />
PrA. Ich erledige Büroarbeiten wie Rechnungen<br />
erstellen, mache Versandarbeiten und bin am<br />
Empfang des Wohnhaus <strong>Aargau</strong> tätig. Auf meinem<br />
2/<strong>2012</strong> Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />
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