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KulturBetrieb - Berthold Schmitt, Kunsthistoriker, Kurator, Public ...

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Intensive Kommunikation ist die Grundlage<br />

für erfolgreiches Outsourcing<br />

Defizite bei der externen Durchführung von Service- und Aufsichtsdiensten sind auch<br />

die Folge fehlender Standards. Plädoyer für die Entwicklung geeigneter Kriterien.<br />

Hierzulande ist vieles geregelt, manches sogar überreguliert.<br />

Überraschend, dass es noch Bereiche wie Service und Aufsicht<br />

in Museen gibt, die weitgehend sich selbst überlassen sind.<br />

Eine spezielle Ausbildung für diese Aufgaben gibt es nicht und<br />

auch Leitfäden oder Standards für ein Qualifikationsprofil fehlen.<br />

Mängel, Missverständnisse und Unzufriedenheit bei den Museen<br />

und bei den Unternehmen aus der Service-, Event- und<br />

Sicherheitsbranche haben oft hier ihre Ursache.<br />

Outsourcing funktioniert in zentralen Bereichen<br />

Moderne Kulturbetriebe sind komplexe Einrichtungen, die vielfach<br />

Know-how und Fähigkeiten Dritter „zukaufen“: Reinigung,<br />

Shop und Café sind ausgelagert, Agenturen übernehmen das<br />

Marketing und bei Verpackung und Transport definiert die Industrie<br />

die Standards. Mitunter werden sogar Kernaufgaben wie<br />

Restaurieren und Forschen extern erbracht. Die professionelle<br />

Zusammenarbeit ist das Ergebnis von Prozessen, in denen<br />

Fachleute beider Seiten die Ziele, Mittel und Methoden definieren,<br />

anwenden, überprüfen und korrigieren, um die Qualität der<br />

Leistung kontinuierlich weiter zu entwickeln. Dagegen gibt es<br />

relativ wenige Beispiele für eine vergleichbar intensive Kooperation<br />

zwischen Kulturbetrieben und Unternehmen aus Sicherheit,<br />

Service und Bewachung.<br />

„Stiefkind“ Service und Aufsicht<br />

Die „Ethischen Richtlinien für Museen von ICOM“ (2004) fordern<br />

für alle Mitarbeiter Maßnahmen, „um Fachwissen und Kompetenz<br />

der Belegschaft zu erhalten und auszubauen.“ Dagegen<br />

befassen sich die Broschüren „Standards für Museen“ (2006)<br />

und „Museumsberufe – Eine europäische Empfehlung“ (2008)<br />

nicht mit der Funktion von Service und Aufsicht; auch die Museen<br />

in Deutschland, ihre Verbände und Träger haben bislang<br />

keine grundlegenden Kriterien dazu formuliert.<br />

In der Praxis erstellt die Verwaltung die Leistungsverzeichnisse<br />

und vergibt die Aufträge, wobei Organisation, Durchführung und<br />

Schulungen häufig komplett an einen Dienstleister delegiert werden.<br />

Das ist keine an museumsspezifischen Bedarfen orientierte,<br />

auf konsequenter Kommunikation, Kontrolle und Optimierung<br />

basierende Zusammenarbeit.<br />

Die Museen sind in der Pflicht<br />

Analog zu den erprobten Verfahren in den o. g. Bereichen sollten<br />

auch Service und Aufsicht in einem intensiven Miteinander<br />

definiert, durchgeführt und kontinuierlich optimiert werden. Für<br />

eine professionellere Zusammenarbeit gibt es viele Aspekte, die<br />

die Verantwortlichen der Museen aktiv mitgestalten können. Hier<br />

eine Auswahl:<br />

• Definition der museumseigenen Qualitätsziele (Leitbild)<br />

• Ausschreibung und Vergabe nach Preis und Qualität (ggf.<br />

unterstützt durch Fachberater)<br />

• Leistungsprofile und Dienstanweisungen nach museumsspezifischen<br />

Bedarfen definieren<br />

• Erfahrene und engagierte Ansprechpartner auf beiden<br />

Seiten installieren<br />

• Maßnahmen zur Sicherung gleichbleibender Qualität<br />

formulieren und überprüfen<br />

• Inhalte von Schulungen gemeinsam erstellen und ihre<br />

Durchführung begleiten<br />

• Themen und Intervalle von Qualitätsgesprächen bzw.<br />

Inspektionen gemeinsam festlegen und durchführen<br />

• Abgestimmtes Kommunikations-, Kontroll- und Optimierungsmanagement<br />

• Qualitätsmanagementsysteme als Arbeitsgrundlage<br />

verwenden (z. B. EN ISO 9001)<br />

• Erfahrungsaustausch mit anderen Museen<br />

Qualität als gemeinsames Anliegen betrachten<br />

Eine intensivere Zusammenarbeit im Bereich Service und Aufsicht<br />

liegt im Interesse aller Beteiligten, denn der Museumsbesucher<br />

unterscheidet nicht zwischen Eigen- und Fremdpersonal.<br />

Der Maßstab ist die Qualität. Minderleistungen wirken<br />

sich direkt negativ auf Ansehen des Museums und der dort beschäftigten<br />

Service- und Aufsichtskräfte aus. In unmittelbarer<br />

Konsequenz ist jedoch auch der Dienstleister betroffen, der –<br />

besonders in Deutschland – einem extremen Wettbewerb ausgesetzt<br />

ist.<br />

Museen und Zulieferer sollten gemeinsam überprüfbare Inhalte,<br />

Strukturen, Verantwortlichkeiten und Zeitpläne festlegen und geeignete<br />

Methoden zur Kontrolle der Qualität der Leistung vereinbaren.<br />

Ziel sollte es sein, gemeinsam die Standards einer<br />

Serviceorientierung zu entwickeln, die die Möglichkeiten und<br />

Leistungsstärke der Dienstleister spiegeln und zugleich dem<br />

Anspruch der Museen gerecht werden.<br />

<strong>Berthold</strong> <strong>Schmitt</strong><br />

Im Fokus<br />

<strong>KulturBetrieb</strong> | 23

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