KulturBetrieb - Berthold Schmitt, Kunsthistoriker, Kurator, Public ...
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Im Fokus: Special Practice<br />
In Bewegung<br />
Neues vom Besucherservice im Jüdischen Museum Berlin<br />
Seit der Eröffnung der Dauerausstellung im September 2001<br />
wird im Jüdischen Museum Berlin (JMB) ein integratives Konzept<br />
der Besucherbetreuung realisiert, das im Kontrast zum traditionellen<br />
Museumswärter auf eine direkte Vermittlung der<br />
Museumsinhalte durch Gästebetreuerinnen und -betreuer<br />
(Hosts) setzt.<br />
Jüdisches Museum Berlin; ©Jüdisches Museum Berlin<br />
(Foto: Jens Ziehe)<br />
Geschulte Begleiter an einem besonderen Ort<br />
In sämtlichen Publikumsbereichen sind die Hosts präsent: Am<br />
Eingang und in der Lobby arbeiten sie zumeist im Service (Garderoben,<br />
Infocounter – Zentrale Information, Ausgabe von Gruppenführungsgeräten<br />
und Audioguides). In den Ausstellungsbereichen<br />
steht neben dem Objektschutz eine aktive Kommunikation<br />
mit den Museumsbesuchern im Vordergrund: Nicht der<br />
Gast soll sich an die Hosts wenden, sondern diese nehmen das<br />
Gespräch mit dem Gast auf. Der Besucher soll dadurch vor<br />
allem seine „Scheu“ verlieren, die durch die Gleichsetzung<br />
eines Jüdischen „Museums“ mit einem „Mahnmal“ entstehen<br />
könnte. Aktuell deckt der Pool von ca. 160 Hosts an die 30 Sprachen<br />
ab. So ermöglicht der persönliche Zugang, auch Gäste<br />
aus „kleineren“ Sprachgruppen zu erreichen – jenseits der<br />
durchgängig zweisprachigen Beschriftung des Museums<br />
(deutsch und englisch) und dem Angebot einer Audioführung<br />
in acht Sprachen.<br />
56 | <strong>KulturBetrieb</strong><br />
Die Informationen, die die Hosts geben, reichen von Hilfen bei<br />
der Orientierung im Gebäude über Erklärungen einzelner Objekte<br />
oder Ausstellungsbereiche bis hin zu touristischen Informationen<br />
für den Aufenthalt in Berlin. Der Vielzahl der<br />
Museumsgäste (ca. 730.000 jährlich, darunter knapp 70% aus<br />
dem nicht-deutschsprachigen Ausland) entspricht ein möglichst<br />
breites Spektrum von Host-Persönlichkeiten, die sich vornehmlich<br />
durch Sprachen- und Interessensvielfalt ausweisen; eine<br />
Qualifizierung im Sinne eines Schwerpunkts in Judaistik, Kunstoder<br />
Kulturwissenschaften ist ausdrücklich nicht gefordert.<br />
Schnelle und fundierte Auskünfte<br />
Die Hosts werden seit Eröffnung des Museums von einem<br />
Dienstleister gestellt. Die meisten von ihnen stehen noch im Studium;<br />
die Arbeitszeit ist täglich auf in zwei Schichten zu je sechs<br />
Stunden aufgeteilt. Neben Pflichtschulungen (z. B. Kommunikation<br />
und Sicherheit) erhalten die Hosts regelmäßig die Möglichkeit,<br />
fakultativ Informationsangebote des Museums zu nutzen,<br />
die beispielsweise über neue Ausstellungsprojekte informieren.<br />
Über ein Funkgerät sind sie während ihrer gesamten Arbeitszeit<br />
mit einem Schichtleiter (Senior Host) verbunden, den sie bei Bedarf<br />
sofort erreichen.<br />
Sämtliche Anfragen der Gäste werden persönlich beantwortet.<br />
Da nicht bei jedem Host das gleiche Wissen vorausgesetzt werden<br />
kann, besteht immer die Möglichkeit, entweder über den<br />
Senior Host oder über den Infocounter in sehr kurzer Zeit dem<br />
Gast eine Antwort zu geben – Anfragen, die eine längere Recherche<br />
voraussetzen, werden vom Senior Host schriftlich an<br />
zuständige Museumsabteilungen weitergeleitet oder von ihm<br />
selbst beantwortet. Über einen eigens bereitgestellten Mailkontakt<br />
(besucherservice@jmberlin.de) werden alle Anfragen innerhalb<br />
von 24 Stunden bearbeitet.<br />
Eigenverantwortlichkeit stärken<br />
Im Gegensatz zu den Guides des JMB sind die Hosts in einem<br />
klar umrissenen Bereich der Ausstellungen eingesetzt. Die Dauerausstellung<br />
beispielsweise ist in acht Segmente aufgeteilt,<br />
und im Briefing, das jeder Schicht vorausgeht, werden diese<br />
Segmentpositionen unter den Hosts ausgelost. Dies bedeutet,