Verbandsnachrichten - ALPINETGHEEP
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DER BAYERISCHE SCHAFHALTER 6/10 11<br />
Zunahmen der Lämmer bis zum 42. Lebenstag – ein<br />
Kriterium für die Milchleistung beim Mutterschaf<br />
Ergebnisse aus einem Feldversuch<br />
Christine Reuter, Dipl.-Ing agrar (FH)<br />
Beim Begriff „Milchleistung“ geht meist<br />
der erste Gedanke zur Milchproduktion<br />
der Milchkühe. Kommt das Gespräch auf<br />
Schafe, so gilt hier meist der erste Gedanke<br />
den Milchschafrassen. Doch auch bei<br />
den Fleisch- und Landschafrassen ist eine<br />
ausreichende Milchleistung (auch „Säugeleistung“)<br />
Voraussetzung für eine optimale<br />
Entwicklung der Lämmer und legt<br />
schon in den ersten Tagen und Wochen<br />
einen Grundstein für die spätere Mastentwicklung.<br />
Vor allem in der Landschaftspflege,<br />
einer extensiven Nutzung mit<br />
geringem Futterwert, ist es wichtig, das<br />
Leistungspotential seiner Herde, besonders<br />
im Hinblick auf die Milchleistung,<br />
zu kennen.<br />
Die Diplomarbeit „Das 42-Tage-Gewicht<br />
als Indikator und Selektionskriterium der<br />
Säugeleistung beim Schaf“ sollte einerseits<br />
feststellen, ob das 42-Tage-Gewicht<br />
der Lämmer zur indirekten Milchleis -<br />
tungsermittlung beim Schaf dienen kann<br />
und andererseits etwaige Einflüsse auf<br />
dieses Merkmal herauszufinden. Auf<br />
Grund dessen sollte ein Selektionskriterium<br />
Säugeleistung unter Berücksichtigung<br />
der Praxistauglichkeit für die<br />
Zuchtwertschätzung herausgearbeitet<br />
werden. Betreut wurde die Arbeit durch<br />
Prof. Dr. Ralf Waßmuth, Hochschule<br />
Weihenstephan-Triesdorf und Dr. Christian<br />
Mendel, ITZ Grub in Zusammenarbeit<br />
mit der LfL- Institut für Tierzucht, Grub.<br />
Milchmengenerfassung – direkte und<br />
indirekte Methoden<br />
Um die Milchleistung bzw. Säugleistung<br />
zu erfassen bzw. zu schätzen, gibt es verschiedene<br />
Möglichkeiten.<br />
Das Melken per Hand oder mit Hilfe<br />
einer Melkmaschine ist im Versuchswesen<br />
und bei Milchschafrassen sicherlich<br />
eine direkte Möglichkeit, in der Praxis<br />
zur Erfassung der Milchleistung von<br />
Fleischschaf- und Landschafrassen<br />
jedoch irrelevant.<br />
Ebenfalls bei Versuchen gerne angewandt<br />
wird die sog. „Weigh-suckle-weigh“-<br />
Methode, eine indirekte Methode der<br />
Milchmengenerfassung. Hierbei wird<br />
mittels genau festgelegter Zeitintervalle<br />
(Stundenintervalle) das Gewicht der<br />
Lämmer vor und nach einer Säugezeit<br />
ermittelt. Anhand der Gewichtszunahme<br />
Abb. 1: Korrelationen zwischen Milchleistung und der Zunahme der Lämmer in Abhängigkeit<br />
von der Laktationswoche (NACH STRITTMATTER UND ALTMANN, 2006)<br />
der Lämmer wird die Milchleistung des<br />
Mutterschafes geschätzt. Diese sehr zeitaufwendige<br />
Methode ist jedoch fehleranfällig,<br />
so wird beispielsweise der während<br />
der Versuchsdauer abgegebene Kot und<br />
Urin nicht berücksichtigt, was zu einer<br />
Verfälschung des Ergebnisses führt<br />
(BENSON ET AL., 1999).<br />
Eine weitere indirekte Messweise stellt<br />
die Schätzung der Milchmenge über die<br />
Korrelation des Lämmerzuwachses mit<br />
der Milchleistung in den ersten Lebenswochen<br />
dar. Die Ergebnisse verschiedener<br />
Untersuchungen hierzu sind in<br />
Abbildung 1 dargestellt.<br />
Dabei zeigt sich, dass eine hohe Korrelation<br />
zwischen Milchleistung und Zunahme<br />
der Lämmer besonders in den ersten<br />
Lebenswochen, in denen die Milch die<br />
fast ausschließliche Nahrung für die<br />
Lämmer darstellt, besteht (Abbildung 1).<br />
Es muss bei diesen Werten immer beachtet<br />
werden, dass die Lämmer ab der 3.<br />
Lebenswoche neben Milch auch Heu und<br />
Kraftfutter aufnehmen können (KIRCH-<br />
GESSNER, 1982; WEISHEIT, 1975).<br />
Nach SCHLOLAUT UND WACHEN-<br />
DÖRFER (1992) stammen allerdings<br />
etwa 90 % der Nährstoffe, die das Lamm<br />
während der ersten 6 Lebenswochen aufnimmt,<br />
aus der Milch des Mutterschafes.<br />
Nur etwa 1 kg des Zuwachses bis zum 42.<br />
Lebenstag stammt aus dem Beifutter,<br />
wobei dies abhängig ist von der verfügbaren<br />
Milchmenge sowie von der Schmackhaftigkeit<br />
des Beifutters. Deshalb kann<br />
ihrer Meinung nach das erreichte Wachstum<br />
der Lämmer bis zum 42. Tag eine<br />
relativ sichere Aussage über die Milch -<br />
leis tung des Mutterschafes geben. Daher<br />
kann die Milchleistung gut am Fünf- bzw.<br />
Sechswochengewicht der Lämmer ge -<br />
schätzt werden.<br />
Die Milchleistung ist somit für die Entwicklung<br />
der Lämmer in den ersten wichtigen<br />
Wochen entscheidend. Dementsprechend<br />
werden die Lämmer bei ungenügender<br />
Milchleistung, sofern sie diese<br />
kritische Phase überleben, in ihrer Entwicklung<br />
stets zurückbleiben.<br />
Erfassung der Milchleistung – Unterschiede<br />
in den Ländern<br />
In einigen Ländern erfolgt bereits die<br />
Schätzung der Milchleistung über die<br />
Lämmerzuwachsraten in den ersten<br />
Lebenswochen. So werden in Frankreich