Verbandsnachrichten - ALPINETGHEEP
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DER BAYERISCHE SCHAFHALTER 6/10 5<br />
✽✽✽ <strong>Verbandsnachrichten</strong> ✽✽✽ <strong>Verbandsnachrichten</strong> ✽✽✽<br />
Schäfer gemeinsam erfolgreich vor dem EuGH –<br />
Eu-Prämienansprüche auch für Naturschutzflächen<br />
Der Gerichtshof der Europäischen<br />
Union hat am<br />
14.10.2010 entschieden, dass<br />
Prämienansprüche auch für<br />
Naturschutzflächen gewährt<br />
werden müssen. Die gemeinsamen<br />
Anstrengungen der<br />
Schäfer haben also zum<br />
Erfolg geführt, so der Vorsitzende<br />
der Vereinigung Deutscher<br />
Landesschafzucht -<br />
verbände e. V. (VDL) Carl<br />
Lau enstein. Auf Initiative des<br />
VDL-Ausschusses Berufsschäfer<br />
und mit Unterstützung<br />
der VDL-Mitgliedsverbände,<br />
insbesondere des Landesverbands<br />
Rheinland-Pfalz<br />
und auch vieler Schafhalter,<br />
wur de dieser finanziell doch<br />
sehr aufwändige Rechtsstreit<br />
auf den Weg gebracht. Das<br />
Ergebnis gibt den Anstrengungen<br />
nun Recht. Das<br />
Urteil bestätigt auf ganzer<br />
Linie die Position der Schäfer,<br />
so der Sprecher des<br />
VDL-Ausschusses Berufsschäfer<br />
Günter Czerkus.<br />
Wenn es bei den Rückforderungsentscheidungen<br />
der Be -<br />
hörden geblieben wäre, hätte<br />
dies das Aus bedeutet für das<br />
Konzept „Schutz durch Nutzung“.<br />
Wie der EuGH nun<br />
klargestellt hat, stellen Um -<br />
weltschutz und Landwirtschaft<br />
keine Gegen sätze dar.<br />
Vielmehr bilden Naturschutz<br />
und Offenhaltung der Kulturlandschaft<br />
zentrale Säulen der<br />
reformierten EU-Agrarpolitik.<br />
Das Verfahren hat hohe<br />
Bedeutung für die gesamte<br />
deutsche Landschaftspflege.<br />
Bundesweit werden durch<br />
2,4 Mio. Schafe Flächen von<br />
300.000 Hektar besonders<br />
geschützte Flächen nach dem<br />
Konzept „Schutz durch Nutzung“<br />
gepflegt. Die Ersparnisse<br />
für die Landschaftsschutzbehörden<br />
werden auf<br />
hohe zwei stellige Millionenbeträge<br />
ge schätzt. Außerdem<br />
sind diese Flächen aufgrund<br />
der Umweltauflagen (Verbot<br />
mechanischen Mähens usw.)<br />
anderweitig nicht gleichwertig<br />
zu pflegen. Die Beweidung<br />
durch Schafe ist die mit<br />
Abstand kostengünstigste,<br />
umweltfreundlichste und<br />
energiesparendste Art, die<br />
Flächen freizuhalten.<br />
Für die Schafhaltung in<br />
Deutschland hat das Urteil<br />
existentielle Bedeutung. Ca.<br />
80 % der Berufsschäfer sind<br />
zumindest auch in die Landschaftspflege<br />
eingebunden.<br />
Viele Berufsschäfer sind zu<br />
30 - 50 % davon abhängig. Da<br />
fast alle Betriebe an der Grenze<br />
der Wirtschaftlichkeit<br />
arbeiten, hätte eine anderweitige<br />
Entscheidung für viele<br />
Betriebe das Aus bedeutet.<br />
Vielen Betrieben drohten<br />
Rückforderungen von Prämienzahlungen<br />
in existentieller<br />
Höhe, die vielfach durch die<br />
Behörden lediglich noch bis<br />
zu dem EuGH-Urteil ausgesetzt<br />
worden waren. Dabei<br />
bringt das komplizierte EU-<br />
Agrarrecht ohnehin bürokratische<br />
Anforderungen und<br />
Rechtsunsicherheiten mit<br />
sich, die häufig erst nachträglich<br />
in Rückforderungs- oder<br />
gar Gerichtsverfahren geklärt<br />
werden müssen. Diese<br />
Rechts unsicherheiten gehen<br />
nicht nur zu Lasten der betroffenen<br />
Landwirte, sondern<br />
begründen letztlich für die<br />
deutschen Behörden die<br />
Gefahr, EU-Beihilfen an<br />
Brüssel zurückzahlen zu müssen.<br />
Auch für diese ist mit dem<br />
durch die Schäfer erstrittenen<br />
EuGH-Urteil nun Rechtssicherheit<br />
geschaffen.<br />
Als Konsequenzen aus dem<br />
Urteil müssen alle deutschen<br />
Behörden nun Prämienansprüche<br />
auch für Naturschutzflächen<br />
anerkennen. Betroffenen<br />
Schäfern, die von Rückforderungen<br />
bedroht waren,<br />
ist zu raten, die Behörden auf<br />
das EuGH-Urteil hinzuweisen.<br />
Das EuGH-Verfahren ist<br />
im Auftrag des VDL-Ausschusses<br />
Berufsschäfer durch<br />
die Rechtsanwälte Dr. Michael<br />
Winkelmüller und Marco<br />
Rietdorf von der Kanzlei<br />
Redeker Sellner Dahs erfolgreich<br />
geführt worden. Die<br />
Position der Schäfer argumentativ<br />
unterstützt haben<br />
außerdem neben der Europa-<br />
Abteilung des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
und der<br />
EU-Kommission, die Republik<br />
Polen und der Deutsche<br />
Landschaftspflegeverband.<br />
Mit bürokratischen EU-<br />
Anforderungen haben Schäfer<br />
und Behörden auch sonst<br />
noch zu kämpfen. Anfang des<br />
Jahres hat die EU die elektronischeEinzeltierkennzeichnung<br />
eingeführt, die nach<br />
Ansicht von Bundesrat, verschiedenenLandesministerien<br />
und Veterinärämtern er -<br />
hebliche bürokratische Anforderungen<br />
und Kosten für die<br />
Schaf- und Ziegenhalter mit<br />
sich bringt, aber „ohne jeden<br />
tierseuchenfachlichen Nutzen“<br />
ist (Beschluss des Bundesrates<br />
vom 12.02.2010,<br />
BR-Drucksache 819/09). Die<br />
VDL unterstützt Musterkla-<br />
gen von vier Schafhaltern<br />
gegen die Verordnung (EG)<br />
Nr. 21/2004 mit dem Ziel,<br />
auch diese vor den EuGH zu<br />
bringen. Auch dieses Verfahren<br />
ist über die deutschen<br />
Grenzen hinaus von Bedeutung.<br />
National wird es nicht<br />
nur von vielen Schäfern, sondern<br />
auch von Tierschützern<br />
und nachhaltigen Unternehmen<br />
wie Bioland unterstützt.<br />
International wird es aus den<br />
Niederlanden, Irland und<br />
Ungarn gefördert. Das Oberverwaltungsgericht<br />
Koblenz<br />
hat einen Eilrechtsbeschluss<br />
mangels Dringlichkeit noch<br />
abgelehnt, zugleich aber für<br />
das Hauptsacheverfahren eine<br />
„gründliche Überprüfung“<br />
der EU-Verordnung gefordert.<br />
Am 1. Dezember 2010<br />
fand vor dem Verwaltungsgericht<br />
Koblenz die mündliche<br />
Verhandlung statt (siehe<br />
nächste Seite).<br />
Dank spricht die VDL der<br />
Kanzlei Redeker Sellner<br />
Dahs, die die Anliegen der<br />
Schäfer erfolgreich vertreten<br />
hat, aus. Die Ergebnisse werden<br />
über die Schafhaltung<br />
hinaus auch für andere Pfleger<br />
von Naturschutzflächen<br />
Konsequenzen haben.<br />
VDL<br />
Staatsempfang zum 200-jährigen<br />
Jubiläum des Bayerischen Landwirtschaftlichen<br />
Wochenblattes<br />
Auf Einladung der Bayerischen<br />
Staatsregierung nahmen<br />
an dem Staatsempfang in<br />
der Residenz München, am<br />
9. Dezember 2010, Verbandsvorsitzender<br />
Peter Reuter und<br />
Geschäftsführer René Gomringer<br />
teil. Staatsminister Helmut<br />
Brunner und Bauernverbandspräsident<br />
Gerd Sonn-<br />
leitner hielten die Festreden;<br />
im Anschluss gab es nicht nur<br />
allerlei regionale Spezialitäten,<br />
sondern für die Verbandsvertreter<br />
auch die Möglichkeit,<br />
mit zahlreichen Vertretern<br />
aus Politik, Verbänden<br />
und Organisationen kurze<br />
Gespräche zu führen.<br />
LV