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Der „Prinz Carl“ - FotoGrafik Bernd Respondek

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erstaunlich zäh, an ein Ableben war vorerst nicht zu denken.<br />

Zudem verschlechterte sich die Beziehung zwischen Carl II. August<br />

und dem Oheim Carl Theodor aufgrund persönlicher wie politischer<br />

Differenzen. Mit Einsetzen der Französischen Revolution<br />

ab 1789 war der Bestand des linksrheinischen Herzogtums Pfalz-<br />

Zweibrücken und der Kurpfalz akut gefährdet. <strong>Der</strong> Einmarsch<br />

der französischen Revolutionstruppen in die Pfalz im Februar<br />

1793 führte zur Flucht von Carl II. August in letzter Minute nach<br />

Mannheim, zur Zerstörung der Schlösser in Zweibrücken und<br />

auf dem Karlsberg in Homburg und zu weitverbreitetem Terror<br />

im gesamten linksrheinischen Gebiet. Carl II. August wurde zum<br />

„Herzog ohne Land“. Er verstarb noch vier Jahre vor seinem Oheim<br />

Carl Theodor im Jahre 1795 im Exil im Mannheimer Schloss. Damit<br />

fand der Traum unseres Prinz Carl vom großen Wittelsbacher<br />

Erbe unvermittelt sein Ende. Da sein einziger Sohn mit 6 Jahren<br />

verstorben war, fiel das Erbe an seinen jüngeren Bruder Maximilian<br />

Joseph, der als erster bayerischer König Max Joseph noch heute<br />

in München präsent ist und als Gründer des Königreichs Bayern<br />

verehrt wird.<br />

Trotzdem ist die Rolle von Carl II. August in der Geschichte nicht<br />

bedeutungslos. Zum einen gilt er als „Retter Bayerns“. Kurz nach<br />

Carl Theodors Umzug nach München war dieser 1778 geneigt, mit<br />

Joseph II. von Österreich einen Gebietstausch vorzunehmen. Ein<br />

Teil Bayerns sollte an Österreich abgegeben werden, dafür sollte<br />

Carl Theodor großzügig mit Ländereien in den österreichischen<br />

Niederlanden entschädigt werden. Für Carl Theodor war dies<br />

charmant, da er als „König von Burgund“ mit seinem Hof wieder<br />

ins geliebte Mannheim hätte zurückkehren können. Mit Hilfe<br />

seines treuen und geschickten Diplomaten Hofenfels‘ und der<br />

Unterstützung Friedrichs des Großen von Preußen, der eine<br />

Verschiebung der Gleichgewichte befürchtete, konnte Carl II.<br />

August dies verhindern. Diese Ereignisse sind in den Memoiren<br />

Hofenfels‘ und einem kürzlich erschienenen Roman von Kurz<br />

detailliert dargestellt (xx).<br />

Zum anderen bildete die umfangreiche Gemälde- und Kunstsammlung<br />

von Carl II. August, die er zwischen 1775 und 1789 im<br />

Schloss Karlsberg angelegt hatte, bis heute den Grundstock der<br />

Alten Pinakothek in München. Unter abenteuerlichen Umständen<br />

gelang es seinem Baumeister und Direktor der Sammlungen,<br />

Johann Christian von Mannlich, die Schätze aus dem bereits<br />

französisch besetzten Schloss Karlsberg wie später auch aus dem<br />

Mannheimer Schloss herauszuschmuggeln und in Sicherheit zu<br />

bringen (x).<br />

Schließlich war es Carl II. August, der den jungen Maximilian<br />

Joseph Graf von Montgelas (1759 - 1838) in seine Dienste nahm,<br />

der später unter seinem Bruder Max Joseph, dem ersten König<br />

Bayerns, über viele Jahre eine entscheidende Rolle als geschäftsführender<br />

Minister bei der Gestaltung und Entwicklung Bayerns<br />

Abb. 4-9 Sarkophag von Carl II. August in der Fürstengruft der Michaelskirche in München. Links<br />

daneben der Sarkophag seines Vaters Friedrich Michael<br />

Abb. 4-10 Wappen von Carl II. August auf seinem Sarkophag<br />

39 Prinz Carl Buchen Kapitel 4 Wer war denn eigentlich <strong>„Prinz</strong> <strong>Carl“</strong>?

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