Der „Prinz Carl“ - FotoGrafik Bernd Respondek
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<strong>Der</strong> 24-jährige Grimm hatte nach einem Lehrerstudium und<br />
zunächst mühseligen Anfängen im Jahr 1907 mit der Aufnahme in<br />
die Akademie endlich seinen Jugendtraum, Künstler zu werden,<br />
erfüllt. Nun machte er sich mit neu gefundenem Selbstvertrauen<br />
auf, die Welt der zeitgenössischen Kunst zu entdecken. Mit ein<br />
paar französischen Franken in der Tasche und ohne Sprachkenntnissen<br />
setzte er sich im Frühjahr 1908 in Karlsruhe in den<br />
Nachtzug, um für drei Monate Paris, das Mekka der damaligen<br />
Kunstszene mit seiner vibrierenden Aktivität, kennenzulernen.<br />
Als Kontaktadresse hatte er die von Sonja Terck (1885 – 1979) in<br />
der Tasche. Diese 23-jährige ukrainische Künstlerin (später Sonja<br />
Delaunay -Terck)1 aus begütertem Haus in der Ukraine hatte von<br />
1903 bis 1905 ein Zeichenstudium an der Karlsruher Akademie<br />
unter Schmid-Reutte absolviert und war dann nach Paris<br />
gegangen. Da Grimm auch Schüler von Schmid-Reutte war, hatte<br />
dieser ihm offensichtlich die Adresse von Sonja Terck mitgegeben.<br />
Grimm berichtet: „ Meine Freunde begleiteten mich nachts 2 Uhr vom<br />
Café Tannhäuser zum Bahnhof und lachten sich schief darüber, dass ich<br />
diese Weltreise wagen wollte. Ich musste die Welt sehen – Paris kennen<br />
lernen. Mit 10 Francs kam ich in Paris an, das einen zunächst niederschmetternden<br />
Eindruck auf mich machte. Ich wusste die Adresse einer<br />
begabten und liebenswürdigen russischen Malerin und lief über den Boul.<br />
Sebastopol und St. Michel nach dem Boul. Montparnasse zu Fräulein<br />
Sonja Terck. Beim Concierge von Fräulein Terck angelangt, sprach ich<br />
diesen gleich an. Ich wusste zu sagen: „Voulez vous me preter vingts<br />
Francs pour quelques jours?“ Er antwortete in etwas deutsch: „Pumpe Sie<br />
doch Fräule Terke – soll innen vorrschissen!“ Fräulein Terck brachte mich<br />
schief gegenüber ins Café du Dome. Da schrieb ich an meine Schwester,<br />
die mir kurz vor der Abreise noch telegraphiert hatte: Erst Paris, dann<br />
Geld, Paula!“<br />
Das Café du Dome am Boulevard Montparnasse war von 1903<br />
bis 1914 das Zentrum vor allem der deutschsprachigen Künstler<br />
in Paris 7,8,9 . Seine künstlerischen Gäste wurden später als die<br />
„Domiérs“ bekannt, darunter waren Purrmann, Pascin, Grossmann<br />
und Lyonel Feininger. Aus dieser Zeit stammt ein Porträt von<br />
Arthur Grimm, das Lyonel Feininger (1871 – 1956) von ihm am 8.<br />
April 1908 angefertigt hatte (Abb. Grimm, Pascin). Nach seiner<br />
Rückkehr verbrachte Arthur Grimm seine Zeit im Meisteratelier bei<br />
Trübner, in Hollerbach und auf ausgedehnten Reisen im süddeutschen<br />
Raum.<br />
<strong>Der</strong> Hollerbacher Malerkreis wurde zunehmend auch für kunstin-<br />
Abb. 5-6 Das Café du Dome in Paris, 1910<br />
Abb. 5-7 Jules Pascin vor dem Café<br />
du Dome 1906<br />
53 Prinz Carl Buchen Kapitel 5 Die Hollerbacher Malerkolonie<br />
Abb.<br />
Abb. 5-8 Lyonel Feininger: Porträt Arthur Grimm im<br />
Café du Dome, 14. April 2008