Der „Prinz Carl“ - FotoGrafik Bernd Respondek
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Exposé über<br />
die Stadtplanung Buchen<br />
Von Architekt Egon Eiermann<br />
Buchen den 2. Februar 1946<br />
Sehr geehrter Herr Bürgermeister!<br />
Sie wünschten von mir ein Exposé über die von Buchen anzustellenden<br />
Planungen, die im Laufe der nächsten Jahre, vielleicht auch<br />
Jahrzehnte, zur Durchführung gelangen müssen.<br />
Neben den akuten Sorgen des Schlachthofbaues und der<br />
Kanalisation, deren Dringlichkeit ja in keiner Form zu bestreiten<br />
ist, hat Buchen Fehler aufzuweisen, die einer dringenden Abhilfe<br />
bedürfen, wenn der Organismus der Stadt neuzeitlichen Anschauungen<br />
auch nur einigermaßen genügen soll. Leider hat in der<br />
nächstliegenden Vergangenheit ein Bauen nach einem einheitlichen<br />
Planen nicht stattgefunden.<br />
Es ist notwendig, zur Beurteilung der Lage weiter zurück zu greifen<br />
und die Ursprünge der Stadt klarzulegen. Im Mittelalter spielte<br />
sich das gesamte Leben innerhalb der Mauern ab. Die Folge<br />
hiervon war eine Ineinanderschachtelung und Überbebauung,<br />
die zu den heute noch fühlbaren schlechten Zuständen führte.<br />
Es war dies umso schlechter, als der Hauptteil der Einwohner sich<br />
vom Ackerbau ernährte und auch die Stallungen, Scheunen und<br />
Dungstätten innerhalb des Mauergürtels untergebracht wurden.<br />
Gerade durch die Anwesenheit der Landwirte unterscheidet<br />
sich neben vielen anderen Städten in Süddeutschland, die einen<br />
dörflichen Charakter tragen, Buchen von den mehr bürgerlichen<br />
Städten wie Nürnberg, Augsburg, Rothenburg, in denen diese<br />
Probleme in so krasser Form nicht vorliegen. Es ist erklärlich, dass<br />
die nächsten Stadterweiterungen, die über die erste Ringmauer<br />
hinausgingen, sich aus Sicherheitsgründen immer noch dem<br />
Stadtkern anschlossen und lediglich zu dessen Vergrößerung<br />
beitrugen. Nachdem aber durch die technische Entwicklung der<br />
Kriegführung diese Sicherheitsmaßnahmen überholt waren, hätte<br />
die Stadt die Möglichkeit gehabt, sich frei entfalten zu können.<br />
Diese Möglichkeit ist wohl ausgenutzt worden, aber leider in<br />
falscher Weise. Ohne Zweifel ist die Bebauung der Walldürner<br />
Höhe ein Missgriff gewesen, und es hätte schon damals untersucht<br />
werden müssen, in welcher Form und nach welcher Seite hin<br />
die Stadt Buchen ihre beste Ausdehnung hätte erfahren müssen.<br />
Die Bebauung der Walldürner Höhe hat die Silhouette der Stadt<br />
verwischt, da Sie feststellen werden, dass im ganzen Bauland<br />
keine Gemeinde auf den Berg gebaut hat, sondern alle im Tal<br />
gesiedelt haben. Diese fast natürliche Forderung hätte auch für<br />
eine Ausdehnung Buchens geltend bleiben müssen. Sie werden<br />
auch feststellen, dass alle Bauten der Walldürner Höhe eine sehr<br />
84 Prinz Carl Buchen Anhang