Der „Prinz Carl“ - FotoGrafik Bernd Respondek
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Internat außerordentlich gut gelegen ist, während die Oberrealschule<br />
viel zu dicht an die alte Stadtbegrenzung herangerückt<br />
wurde. Die neue Bebauung um das Internat ist vollkommen falsch<br />
und in dieser Form zu stoppen. Es ergibt sich hieraus eindeutig die<br />
Entwicklung der Stadt in das nach Süden gelegene Tal. Soweit der<br />
Boden hier nicht bebaubar ist, dient er der Anlage von Gartenland.<br />
Erst dahinter beginnt die neue Siedlung. Eine Trennung dieser<br />
neuen Stadt von der alten ist schon aus Versorgungsgründen<br />
erwünscht, da das alte Wasserwerk auf der Walldürner Höhe einen<br />
zusätzlichen Bedarf kaum noch wird erfüllen können.<br />
Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Abwicklung des Fernverkehrs,<br />
der jetzt sozusagen in Todeskurven über die Walldürner<br />
Straße, die Vorstadtstraße und die Amtsstraße durch halb Buchen<br />
in beide Richtungen hindurchgeht. Eine Verlegung der Straße<br />
muss angestrebt werden, und zwar so, dass ungefähr vom<br />
Steinernen Tisch abgehend die neue Verkehrsstraße auf die nach<br />
Eberstadt führende Landstraße mündet (in der Nähe des Bahnwärterhäuschens),<br />
das im Osten liegende Industriegebiet berührt<br />
und durch das Tal an der Walldürner Höhe vorbei den Anschluss<br />
nach Walldürn findet. Damit würde die neue Siedlung zwischen<br />
zwei Hauptstraßen, der neuen Verkehrsstraße und der jetzigen<br />
Ausfallstraße nach Mudau zu liegen kommen und in bester Form<br />
aufgeschlossen werden, ohne dass der Fernverkehr die Stadt<br />
selbst belastet. Automatisch würden hierdurch Auto-Reparatur-<br />
Werkstätten etc. an den Ostrand der Stadt, vermutlich sogar<br />
hinter die Bahn gedrängt werden. <strong>Der</strong> Einbau der Schönitschen<br />
Auto-Reparatur an der Stelle der alten Synagoge ist städtebaulich<br />
gesehen unhaltbar.<br />
Die Bebauung der Straßen nach Unterneudorf und Hollerbach<br />
ist grundsätzlich nicht zu verneinen. Hier hätte eine villenartige<br />
Bebauung ausgezeichnete Möglichkeiten gehabt. Leider ist die<br />
vorhandene vollkommen auseinanderfallend und uneinheitlich,<br />
wozu die Anwesenheit des Gaswerkes ohne Zweifel beigetragen<br />
hat.<br />
Die neue Siedlung dient nicht nur den Zuwanderern, sondern auch<br />
den auf Grund der Altstadt-Sanierung ausziehenden Bewohner<br />
des Stadtkerns.<br />
Grundsätzlich gehören die Bauernhöfe nach draußen und zwar<br />
nicht nur dahin, wo Schwing und Lemp gebaut haben, sondern<br />
in die Nähe ihrer Felder, so ähnlich wie Friedrich Bopp seinen<br />
Hof angelegt hat. Es entspricht dem Mittelalter, dass die Bauern,<br />
die in die Stadtumwehrung eingeschlossen waren, weite Wege<br />
zu ihren Feldern zurücklegen mussten. Heute aber wissen wir,<br />
welche Arbeitskräfte gespart werden können, wenn man lange<br />
Wege vermeidet. Die bäuerlichen Besitzungen gehörten nach<br />
einem neuen System der Feldbereinigung aufgeteilt und so<br />
zusammengeschlossen, dass die Höfe über die Gemarkung<br />
verstreut im Mittelpunkt ihrer Äcker zu liegen kommen. Hiermit<br />
wäre der erste Schritt zur Sanierung der Altstadt getan. Da<br />
Scheunen, Dungstätten usw. aus der Stadt entfernt würden und<br />
endlich Sonne und Licht an die noch bestehenden Gebäude<br />
herankämen. Wir wollen uns nicht einbilden, dass lediglich mit<br />
Hilfe der Kanalisation die in Buchen bestehende Seuchengefahr<br />
für alle Zeiten gebannt sein wird, genau wie ein neuer Großbrand<br />
in Buchen verheerende Folgen haben dürfte. Die schlechte<br />
bauliche Erhaltung der Buchener Häuser ist nicht zuletzt durch<br />
den Mangel an Luft und Licht zurückzuführen. Welchen Einfluss<br />
eine solche Sanierung auf den Gesundheitszustand der Bewohner<br />
hat, braucht nicht besonders gesagt zu werden. Es ist selbstverständlich,<br />
dass bestimmte Häuser und Hausgruppen, die den<br />
Charakter der Innenstadt bestimmen, erhalten werden müssen.<br />
Es ist wahrscheinlich, dass dieser Eindruck umso schöner werden<br />
wird, wenn einige Baumgruppen und freie Flächen die Verbindung<br />
zur Natur herstellen und dadurch der Blick auf erhaltenswerte<br />
Gebäude in besonderer Weise verschönt wird. Dass eine solche<br />
Untersuchung und städtebauliche Bearbeitung der Altstadtsanierung<br />
und der Neubauten sehr viel Arbeit macht und mehr vom<br />
Idealismus der Beteiligten als vom materiellen Interesse bestimmt<br />
werden darf, ist selbstverständlich. Es sind auch weniger hierbei<br />
die ästethischen als die soziologischen Belange von Wichtigkeit.<br />
Über Größe und Ausdehnung der neuen Siedlung ist folgendes<br />
zu sagen: Ich halte es für durchaus möglich, dass Buchen auf<br />
die doppelte Einwohnerzahl kommen kann, und ich würde eine<br />
Erweiterungsplanung vorschlagen, die dieser Kopfzahl neben den<br />
aus der Altstadt Hinzukommenden zugrunde liegt. <strong>Der</strong> bauliche<br />
Charakter der Häuser wird von anderer Natur sein als er sich uns<br />
in Buchens Altstadt zeigt. Die neuen Baumethoden werden eine<br />
so grundlegend andere Haltung im äußeren Eindruck mit sich<br />
bringen, dass irgendeine Verbindung mit dem noch mittelalterlich<br />
anmutenden alten Bauen nicht mehr in Erscheinung treten kann.<br />
Da die Verkörperung des Zweckes und die Einfachheit, diktiert<br />
von der Sparsamkeit, formgebend sein werden, wäre es endlich<br />
auch einmal richtig, von einem neuen Buchen zu sprechen,<br />
das nicht immer vom Geist der Jahrhunderte unterstützt wird,<br />
sondern zu seiner Zeit seine eigenen Gestaltungsgesetze findet.<br />
Es darf ruhig gesagt werden, dass die neuen Bauten in Buchen<br />
den Charakter der Stadt verdorben haben. Dies liegt nicht nur an<br />
den mannigfaltigen Dachformen, sondern an der Grundform der<br />
Häuser. Es ist immer wieder von allen höheren amtlichen Stellen<br />
darauf hingewiesen worden, dass die quadratische Grundrissform,<br />
d.h. der würfelförmige Aufbau der Häuser für den Gesamteindruck<br />
ungeeignet ist. Die längliche, rechteckige Form mit nicht allzu<br />
großen Dachneigungen ist in jedem Fall vorzuziehen. Besonders in<br />
diesem Punkt müsste bei einer weiteren Beurteilung von eingereichten<br />
Entwürfen wachsam vorgegangen werden.<br />
Ich gebe nun im Nachstehenden eine Aufstellung der Arbeiten, die<br />
geleistet werden müssen:<br />
Es muss für ausreichendes Planmaterial gesorgt werden. Genaue<br />
86 Prinz Carl Buchen Anhang