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münchen - Münchner Stadtmuseum

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Rudolph S. Joseph34und Kulturreferent Dr. Herbert Hohenemser statt. Einerder Redner ist der Leiter der Cinémathèque Française,Henri Langlois, die Übersetzung aus dem Französischenwird von seiner Mitarbeiterin, der emigriertenFilmhistorikerin Lotte Eisner geleistet. Es wird betont,dass die Aufgabe des Filmmuseums eine andere seials die eines kommerziellen Kinos, die ohnehin nichtständigen vorführungen würden mit Kopien aus Archivenund Museen bestritten. 6 Wie schon die Filmavantgardistender 1920er Jahre, u. a. Hans Richter, propagiertauch Rudolph S. Joseph die these, anspruchsvolleFilmvorführungen würden zur Bildung eines Publikumsbeitragen, das dann möglicherweise zur Stammkundschafteines privaten Filmkunsttheaters werdenkönne. In der tat forderten eine Reihe von Filmkritikerndamals, das niveau der Filmkultur durch Filmhochschulenund Kinematheken zu steigern. 7 Auch Kultur -referent Hohenemser betont: »Die Pflege von Photographie,Filmkunst und Fernsehen gehört heute vordringlichzur kommunalen Kulturpolitik.« 8Für seinen Einstand organisiert Joseph eine Filmreihemit neun Filmen von G. W. Pabst, die im neuen Kinosaalmit 144 Plätzen gezeigt werden. In anderen Räumenim zweiten Stock des Hauses ist eine begleitendeAusstellung zu dem großen Meister des deutschenFilms zu sehen, sowie eine Dauerausstellung »WieWalt-Disney-Zeichenfilme entstehen«, letzteres eineSchenkung der Firma Disney. Als Eröffnungsfilm wirdDER PROZESS (1947) gezeigt, den Pabst nach demKrieg drehte, dessen vorgeschichte aber ins Jahr derMachtübergabe an die nationalsozialisten zurückreichtund direkt mit Joseph verbunden ist. Wer war überhauptdieser Rudolph S. Joseph?Als ich Anfang der 1980er Jahre meine Dissertationzum Anti-nazi-Film der deutschen Filmemigration vonHollywood schrieb, fragte ich im Filmmuseum nach, obman irgendwelche Informationen zu Rudolph S. Josephhätte, da er bei Douglas Sirks HItLER’S MADMAn(1943) mitgewirkt hatte. Ich bekam einen sehr freundlichenBrief, der mir mitteilte, es gäbe keinerlei Unterlagenzu Joseph im Filmmuseum und verwies mich andas Kulturreferat. So scheint es mir angebracht, denWerdegang Josephs nach München kurz vorzustellen,vor allem weil er anscheinend für die jungen Cineastenum die Filmkritik immer ein Fremdkörper blieb.Rudolph S. Joseph wird am 17. April 1904 in Frankfurt/Mainals zweiter Sohn eines jüdischen Rechtsanwaltsaus dem wohlhabenden Bildungsbürgertum geboren.nach eigenen Aussagen werden Joseph undsein Bruder schon 1909 zur Eröffnung des neuen KinematographentheatersUnion in der vilbelerstraße mit -genommen und erhalten Dauerpässe, da dem vaterdas Haus gehört und er dort seine Kanzlei unterhält. 9Um 1919 geht Joseph vorzeitig vom Gymnasium abund beginnt eine Lehre in der Kunsthandlung Hugo Helbing.10 Sein um zwei Jahre älterer Bruder Albrecht promoviertEnde der 1920er Jahre und wird später Drehbuchautorbzw. Cutter. Rudolph S. Joseph erhält dasAngebot, als Gustav Hartungs Assistent in Köln zu fungieren,verlässt aber nach kurzer Zeit die Stadt, um inBerlin ab 1925 als Dramaturg und Direktionsmitgliedbei den fünf Heinz Saltenburg Bühnen tätig zu werden.Unter anderem organisiert er die Erstaufführung vonCarl Zuckmayers »Der fröhliche Weinberg« im theateram Schiffbauerdamm. vom Herbst 1927 an bis zumFebruar 1930 ist er stellvertretender Direktor an HartungsRenaissance-theater in Berlin, wo er u. a. FerdinandBruckners »Krankheit der Jugend« und nathansons»Coeurbube« mit Franz Lederer in seiner erstenBerliner Hauptrolle zu großen Berliner Erfolgen verhilft.Als Hartung infolge der wachsenden Wirtschaftkrisedas Haus verliert, verlässt Joseph Berlin. Er verbringtdas nächste Jahr im elterlichen Sommerhaus am tegernsee,ein Ort, an den er bis zur endgültigen Fluchtaus Europa immer wieder zurückkehrt. Im Herbst 1931geht er als Leiter des Bühnen- und Filmvertriebs zumDrei-Masken-verlag, damals neben Ernst Bloch diegrößte Literaturvertriebsgesellschaft Deutschlands. Am31. März 1933 emigriert Joseph nach Paris, wo er sichschon 1932 zeitweilig aufgehalten hat, um einen Filmfür G. W. Pabst nach einem Drehbuch von Ilja Ehrenburgvorzubereiten. Bis zum Sommer 1935 arbeitet Josephin Paris zunächst noch für Pabst, wahrscheinlichauch am gescheiterten »Masaryk«-Projekt, und fürHenry Koster an der vorbereitung eines Films, der nichtrealisiert wird. Durch die Intervention Kurt Bernhardts,mit dem Joseph seit 1919 eine Freundschaft verbindet,wird er Dramaturg bei der Globe Films London, dieLudovico toeplitz leitet. Josephs vorschlag einer Bearbeitungeines »Mayerling«-Stoffes bleibt erfolglos. 11Als Emigrant ist er gezwungen, die Aufenthaltsorteständig zu wechseln: von Paris geht er nach Salzburg,Jugoslawien, Rom, London, Salzburg, Rom, London,Paris. Anfang des Jahres 1936 hält sich Joseph wiederzeitweilig in Berlin auf. Aus den Quellen ist nicht zu erkennen,ob er ungenannt bei Detlef Siercks SCHLUSS-AKKORD mitarbeitet oder nur den Dreharbeiten beiwohnt.Im selben Jahr arbeitet Rudolph S. Joseph mitseinem Bruder Albrecht an dem Gustav-Machatý-FilmBALLERInA, der in Italien gedreht wird, und bis Anfang1938 an CAStELLI In ARIA mit Lilian Harvey, bei demAugusto Genina Regie führt. 12 Ende 1938 ist er wieder

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