Münchner Filmzentrum40Dr. Hermann Barth und Dr. Alexander SchwarzZur Konzeption gehörten nachmittägliche Seminareund Sichtvorführungen für sogenannte »Multiplikatoren«(Spielstellenleiter der Stadtteile, Lehrer u. a.), mitdenen im Filmmuseum erarbeitete Programme externeingesetzt werden konnten. Auch die hauseigenen Programmebeabsichtigte man in Seminarveranstaltungen– etwa mit der inzwischen gegründeten Hochschule fürFernsehen und Film – auszuarbeiten. Gedacht warzudem an die nutzung des Filmsaals für Sichtvorführungendurch Filmproduzenten, Filmemacher, aberauch internationale veranstalter, die in diesem FilmundKommunikationszentrum für ihre Festivals undKinematheken eine vorauswahl treffen konnten.Diese anspruchsvolle Programmvorlage des Filmmu -seumsleiters hatte tatsächlich die Bewilligung einerzweiten vorführer-Planstelle zur Folge und eine An -hebung des Etats. 1974 lobte der Referent im Kulturausschussdie angelaufene Arbeit: »Dabei kommt dertatsache Bedeutung zu, dass der im Dezember als Interessenvertretungder Besucher des Filmmuseums gegründeteverein Münchner Filmzentrum – Freunde desMünchner Filmmuseums e.v. mit der Durchführung eigenerveranstaltungen im Filmsaal des Museums begonnenhat.«Mit großem Erfolg steigerte sich das Filmmuseum von16.000 Besuchern im Jahre 1973 auf 70.000 imJahre 1988, die MFZ-Besucherorganisation solltesogar vorübergehend auf 2.000 bis 2.500 Mitgliederanwachsen, und damit wuchsen auch die Einnahmendes vereins aus den Mitgliedsbeiträgen. »Wir mussten1972 beim Punkt null anfangen« erinnerte sich 1981der damalige Geschäftsführer des Münchner Filmzentrums,Dr. thomas Brandlmeier, in einem Schreiben andas Finanzamt für Körperschaften in München zur Eintragungdes vereins. Dieser war – zur Erlangung derGemeinnützigkeit – kurz aufgelöst und 1982 neu gegründetworden. Die neugründung war erforderlich,weil die in der vereinssatzung festgelegte Quorenzahlzum ständigen Patt geführt hatte und das MünchnerFilmzentrum nunmehr zur finanziellen Unterstützungdes Filmmuseums dringend benötigt wurde.Mit dem Umzug in die neuen Räume des Marstall -gebäudes 1977 und mit der Erweiterung des Personalsund Aufstockung seines Etats war die Filmabteilungzwar erwachsen geworden, aber zum weiteren Ausbaufehlten die notwendigen städtischen Zuwendungen. IhrUnterstützungsverein startete erst einmal mit einemForschungsprojekt zur »Geschichte des Films in München«,seinerzeit eine filmwissenschaftliche und filmhistorischetat, die »völlig verschüttete tradition« neuzu beleben. Die Publikation »München im Film – Filmein München« (1976) stand denn auch am Anfang derlangzeitigen editorischen Aktivitäten des vereinsebenso die anschließende Erinnerungsarbeit: die Reihe»trümmerfilme«. Man erfährt aus dem Finanzamt-Schreiben noch, dass der verein u .a. für die Wiederauffindungdes »fast vollständig verloren gewesenenFilmwerks von Karl valentin« und die Restaurierung seinerFilme durch das Münchner Filmmuseum wie für die»Dokumentation der filmischen Arbeiten« von valentin»Karl valentin – Fundsachen 1-3« mitverantwortlichzeichnete und lokale Akzente setzte. von Anbeginn anwar der sich damals noch FZ (heute MFZ) nennendeFreundeskreis mit Filmreihen und dazugehörigen Publikationen,mit Seminaren und Diskussionen an der Arbeitdes Filmmuseums beteiligt. So konnte der Geschäftsführerselbstbewusst erklären »Wer die MünchnerFilmszene kennt, weiß, dass das Münchner Filmzentrumdie Drehscheibe für alle filmöffentlichen Ereignissein München ist«.
Anfang der 1990er Jahre stand die Ausweitung derRaumnutzung im 1. Stock des Marstallgebäudes an.Die Sammlung hatte mittlerweile internationalen Rang,die Hauptwerke aus der Stummfilmzeit der deutschenFilmgeschichte hatten einen Mentor in Enno Patalasgefunden. In einem Schreiben an das Kulturreferat zogEnno Patalas – nach 15 Jahren – eine vorläufigeBilanz: zwar verfüge das Museum seit 1981 über einenneuen Kinosaal mit zugehörigen Betriebsräumen,Schneideraum (Werkstatt) mit Kopiendepot, drei Büroräume,Bibliothek sowie externe angemietete Lagerräumefür Filmkopien. Dem Filmmuseumsleiter standenein Archivar, ein Restaurator, eine Sachbearbeiterinund ein Assistent (seit 1984 Fritz Göttler) zur Seite.Mit den zwei Planstellen für vorführer und der für denKassendienst waren es damit nunmehr insgesamt achtStellen. Der finanzielle, personelle und räumliche Rahmenhabe sich aber – so die Klage – seit acht Jahren»eher verengt« statt sich mit den wachsenden Auf -gaben zu erweitern. Zu kurz kamen – dem geringenEtat geschuldet – Bereiche, die traditionell zum Auf -gabenbereich einer Kinemathek gehören: die Herausgabevon Programminformationen und die Erschließungwie Sicherung filmhistorisch wichtigen Schriftgutswie Drehbücher, der Aufbau einer öffentlichenFilmbibliothek, die Anlage einer Filmfotothek, eine (museale)Sammlung zur Filmgeschichte und die Durchführungvon Ausstellungen zum Filmgeschehen. Das Filmmuseumblieb eher eine umtriebige Kinemathek mitdem irreführenden namen eines Filmmuseums.An der Zielsetzung und Entwicklung war das MünchnerFilmzentrum mit seinen Mitgliedern nicht unwesentlichbeteiligt: ideell und materiell. Durch die Beiträge der(ordentlichen und außerordentlichen) Mitglieder, dieden Kern der Kinobesucher bildeten, den gemeinnützigenEinsatz einiger Mitarbeiter (ordentliche Mitglieder)und nicht zu vergessen durch Spenden, die der vereinmit der Zeit einsammelte, konnte er dem Filmmuseummaßgeblich helfen. In den Mitgliederlisten, Publika -tionen und Programmen des Münchner Filmzentrumsfinden sich über die Jahre vertraute namen: ab den1980er Jahren Mitarbeiter des Filmmuseums selbstwie Klaus volkmer und Petra Maier-Schoen. Dann Externewie Ulrich Kurowski, langjähriger vorsitzenderund Mitherausgeber einer materialreichen erstenMünchner Filmchronologie, die Filmkritiker und AutorenFritz Göttler, Claudius Seidl, Michael Althen, thomasBrandlmeier und Hermann Barth. Zum verein gehörtenbzw. gehören auch die Publizisten ReinhardKapfer, Werner Petermann, Robert Fischer-Ettel, dieverleger Elfi Ledig, 1988–1993 vorsitzende, und MichaelSchaudig, die Filmwissenschaftler Klaus Kanzog,Petra Grimm, 1993–1994 vorsitzende und AlexanderSchwarz, 1995–1999 vorsitzender, der FilmkaufmannDaniel Otto, 1999–2002 vorsitzender, und viele anderemehr. vorübergehendes Mitglied und vielen in Erinnerung:die bewunderte Filmessayistin Frieda Grafe,deren Filmtips in der Süddeutschen Zeitung ein Pub -likum heranzogen. Seit über 10 Jahren leitet die verfasserindieses textes, Kunsthistorikerin und Autorin,in einem vierköpfigen vorstand und unterstützt voneinem Kreis engagierter aktiver MFZ-Mitglieder denverein (www.filmzentrum-muenchen.de).Die zahlreichen veranstaltungen des Münchner Filmzentrumskönnen den Filmmuseums-Programmen entnommenwerden: Reihen und veranstaltungen zu internationalgefeierten Regisseuren und zum »JungenDeutschen Film«, zu Pionieren der Filmgeschichte, zumKurzfilm und zu aktuellen themen gehörten schonimmer zum Repertoire. Seit 2005 veranstaltet das MFZregelmäßig zweimal im Jahr das beliebte »Zuschauerkino«,moderiert von Christoph Michel und MatthiasMondon. Hinzu kommt die Herausgabe von Programmzettelnund Broschüren zu aktuellen Filmreihen wie Monographienüber Michael verhoeven (2003), Manoel deOliveira (2004) und Erna Morena (2005). nicht zu vergessendie Unterstützung bei der Restaurierung desStummfilms vOn MORGEnS BIS MIttERnACHtSsowie die deutschen Live-Untertitelungen der sowjetischenStummfilme aus der Sammlung des Filmmuseums.Bilder aus den sowjetischen Stummfilmen bildenBrigitte Bruns und Thomas Haaf im StadtcaféMünchner Filmzentrum41