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münchen - Münchner Stadtmuseum

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Living Cinema46Living CinemaEine Zeit lang hat mich tatsächlich der name davon abgehalten,ins Münchner Filmmuseum zu gehen. Kino,das durfte nicht museal sein, das musste lebendig sein,am Puls der Zeit bleiben, egal ob die Filme alt oder neuwaren. So schaute ich mir alte Filme lieber in dennachtvorstellungen der Programmkinos an. Aber diegrandiosen Filmtipps von Frieda Grafe in der SZ habenmich dann doch Anfang der 1980er Jahre ins Filmmuseumgelockt. Schon bei der ersten Filmreihe, die ichdann komplett angeschaut habe, war ich verloren. Lostin the Movies. Es handelte sich um eine große Filmnoir-Retro.Ich konnte Klassiker wie OUt OF tHE PAStzum erstenmal auf der großen Leinwand und in der Originalfassungerleben. Und ich konnte zum ersten Malunbekannte, verlorene Filme wie StRAnGER On tHEtHIRD FLOOR sehen. neue türen der Kinoerfahrungöffneten sich für mich. Die Wiederentdeckung des filmnoir, jenem zumeist schwarz-weißen Blues des Kinos,war damals in Zeiten von Postpunk und new Wave einestilistische und beinahe existentielle Offenbarung –also ganz und gar am Herzschlag der Zeit.Schnell wurde mir klar, dass es sich beim Filmmuseum,damals unter der Leitung von Enno Patalas, der wie einArchetyp eines Kinemathek-Direktors, ein wenig HenriLanglois, ein wenig Dr. Caligari, durch den Saalschwebte, um das großartige Projekt eines »Living Cinemas«handelte. Dieses lebendige Museum wurdemir zur cinephilen Universität, zum Workshop einesfilmkritischen Denkens, zum Sehnsuchtsort, zum Ursprungsortvon manchmal bizarren Bekanntschaftenund lange währenden Freundschaften. In der Reminiszenzan die Film-noir-Retro vermischen sich die Antlitzeder Leinwandfiguren mit den Gesichtern mancherBesucher. Hätten nicht Willi Johanns, jener Kenner derKriminalliteratur und obsessiver Sammler von Cine-Memorabilien, der in den hinteren Reihen des Saalsresidierte, oder Armin Schuppener, jener kenntnisreicheFilmverleiher, der manchmal wie ein Buchhalterder Kinoräume wirkt, direkt aus tHE MALtESE FALCOnkommen können? In der zweiten Reihe strich sich derunvergessliche Ulrich Kurowski, Archivar an der Filmhochschule,jedesmal über den blond-grauen Schnurrbart,wenn veronika Lake im Bild erschien. Und demgroßen Helmut Färber zuzuschauen, wie er einen Filmanschaut, bedeutet gestern wie heute zu begreifen,was ein liebevoll-kritischer Blick ist.An einen jüngeren Mann mit schütterem Haar undschwarzer Motorradlederjacke, oftmals einen französischenKrimi unterm Arm, kann ich mich noch gut erinnern,er war in Begleitung einer Blondine in fast jederFilm-noir-vorstellung: Carl Schenkel, der dann Regiegeführt hat bei ABWÄRtS mit Götz George.Die Filmmuseumszuschauer konnte man sich alsodurchaus als Filmbesetzung oder Filmcrew vorstellen.Es war ein kleines Abenteuer für sich, als Cineast dieanderen Cinephilen kennenzulernen, vor und nach denvorstellungen im noch unwirtlichen Foyer des Kinos.Ein Abtasten des Filmwissens und Filmgeschmacks1981 im Foyer des Filmmuseums: Verabschiedung von Herrn Schuster, dem langjährigen Mitarbeiter an der Kinokasse. Klaus Volkmer, GerhardUllmann, Claus Reimer, Herr Schuster, Stefan Braun, Fritz Göttler, Erich »Waco« Wagner

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