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münchen - Münchner Stadtmuseum

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ten fort von Jahr zu Jahr, man erlebte, wie der nOSFE-RAtU sich seiner Urgestalt näherte – Stück für Stück,immer bessere Bildqualität, schließlich die Farbtönung– oder wie MEtROPOLIS und DIE nIBELUnGEn heranwuchsen.Es war Filmgeschichte vor den digitalen Medien, dieman hier betrieb. Man suchte Kopien für die Retrospektivenaus aller Welt, manche schöne 35mm-Stücke,manches auf 16mm, abgespielt, verkratzt, aus derSchweiz mit deutsch-französischen Untertiteln, einmalHans Albers und Heinz Rühmann aus einem japanischenArchiv mit Seitentiteln: BOMBEn AUF MOntECARLO. Man zitterte manchmal, wenn um fünf die Luftfrachtsendungaus London noch nicht zugestellt warmit dem Film, der um sechs Uhr auf dem Programmstand.Eine Frage des TravellingsEine merkwürdige Erregung war in dieser Arbeit zu spüren,eine Aufbruchstimmung. Man könnte, was in denSiebzigern begann, eine »Goldene Zeit der Kinematheken«nennen, mit diesem Eindruck von Reichtum undunerforschtem terrain. Eine Schule des Kinos, aberauch des Sehens. Man sah, dass Formen wichtigerwaren als die Inhalte, dass in den Blicken der Zuschauererst die Filme zu sich kamen. Dass ein travellingeine Frage der Moral war, nicht der politischen,sondern der filmischen. Das passte zum neuen Schreibenin den Zeitungen und in der Zeitschrift Filmkritik,von Wim Wenders, Helmut Färber, Frieda Grafe. Und zuden neuen Filmen, die nicht nur aus der Realität, sondernauch aus Leinwanderlebnissen kamen, von EckhartSchmidt, Klaus Lemke, Herbert Achternbusch.Ort der Wahrnehmungvon den schlimmen Erfahrungen in nachtvorstellungenmit Filmen von John Ford hat Wim Wenders 1970 geschrieben.»In schlechten Kopien, häufig schlecht synchronisiert,das ist schmerzhaft, aber schwieriger istes, das immer unwilliger reagierende Publikum zu ertragen,das einem ständig vor Augen führt, daß sich diescheußlichen Z-Filme die Zukunft gesichert haben, dieBilder, die einem die Sicht versperren, und die töne,die einen übers Ohr hauen.« Im Filmmuseum fand einanderes Publikum zusammen, das die alte naivität derKinoerfahrungen zurückgewann, durch die neue Reflexion,die verlorene Unschuld vor der Leinwand.Mit den neuen Medien, den digitalen AufzeichnungsundProjektions- und Speicherformen ist diese Unschulderst mal wieder dahin. Sie haben die Filmeverändert und die Möglichkeiten, mit ihnen umzugehen.Sie haben die Filme präsenter gemacht, aber nichtgegenwärtiger. Sie sind in Rekurrenzschleifen ge -fangen. Es war eine andere Präsenz in den Siebzigernund Achtzigern, die mit Einmaligkeit und Unwiederbringlichkeitzu tun hatte. Der Ort war entscheidend, andem man die Filme sehen konnte. Der eine Wahrnehmunggarantierte, die, nochmals Wenders, »sich nichtmehr blindlings auf Bedeutungen und Festlegungenstürzt, sondern Sinnliches immer weiter sich ausbreitenläßt«.Fritz GöttlerEmotion Picture451985: Joseph H. Lewis, William K. Everson, Fritz Göttler

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