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A R W A G S chöner wohnen<br />
TIERISCH GUT<br />
Immer mehr Großstädter kommen auf den Hund. Und auch die Zahl der Zimmertiger ist im Steigen begriffen. Ob Schmusepartner,<br />
Spielgefährte oder Freund fürs Leben – die vierbeinigen Hausgenossen bringen Schwung ins Leben. Aber auch<br />
Verantwortung.<br />
Wenn man von Masse auf Klasse schließen darf, dann sind die<br />
Wiener echte Tierliebhaber: Mehr als 50.000 Hunde und fast dreimal<br />
so viele Katzen bevölkern die Stadt – von Millionen Fischen,<br />
Vögeln und pelzigen Nagern einmal ganz zu schweigen. Während<br />
Hamster und Wellensittich, Meerschweinchen und Guppy allerdings<br />
nur wenig Platz benötigen, nehmen Hund und Katze jeden<br />
Winkel „ihrer“ Wohnung in Besitz – von der Couch bis zum<br />
Kleiderschrank. Wer sich ein Kätzchen oder einen Welpen ins<br />
Haus holt, braucht deshalb gute Nerven, viel Geduld und<br />
Konsequenz.<br />
>>> E WIE ERZIEHUNG. Es sind die beiden großen „E“, die die<br />
ersten Monate im Leben eines Tierbabies prägen: Ernährung und<br />
Erziehung. Und jede Menge Streicheleinheiten, natürlich – doch<br />
die bekommen Bello und Mieze ohnehin im Übermaß. Vor lauter<br />
Liebe wird dabei gerne vergessen, dass der Tiernachwuchs ein<br />
paar grundlegende Regeln des Zusammenlebens lernen muss,<br />
damit das Miteinander auf Dauer ein Vergnügen bleibt. Denn wie<br />
menschliche Babies reizen auch Tierbabies ihre Grenzen aus, wollen<br />
am Tisch gefüttert werden und im Bett schlafen, verwandeln<br />
die Wohnzimmercouch in einen Kratzbaum und Hausschuhe in<br />
Spielzeug.<br />
Im Gegensatz zu Katzen, die zwar nicht unerziehbar, aber extrem<br />
eigenwillig sind, brauchen Hunde das konsequente Durchsetzen<br />
bestimmter Regeln und wollen gelobt werden, wenn es einen konkreten<br />
Anlass dazu gibt. Damit sich ein Welpe nicht zum<br />
Quälgeist entwickelt, sollte er so früh wie möglich einen<br />
Welpenkurs absolvieren. Dort lernt er, meist ab dem 3.<br />
Lebensmonat, sowohl den Umgang mit anderen Hunden als auch<br />
die richtigen Reaktionen auf Fremdreize, das Ein- und Aussteigen<br />
in Autos und das Befolgen einfacher Befehle. Gleichzeitig wird<br />
dem Hundebesitzer gezeigt, wie er reagieren soll, wenn sein Hund<br />
schnappt, andauernde bellt, bettelt, jagen will oder davonläuft.<br />
>>> KATZEN-ABC. Katzenbesitzer tun sich da schon deutlich<br />
schwerer. Was man einem dickköpfigen Zimmertiger beibringen<br />
kann, lässt sich nämlich an den Fingern einer Hand abzählen: Das<br />
Katzenklo benützen – kein Problem. Die Möbel nicht als<br />
Kratzbaum missbrauchen – schon schwieriger. Nicht im Bett<br />
schlafen – bei viel Konsequenz möglich. Nicht am Tisch betteln –<br />
A R W A G n e w s<br />
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eine Glückssache. Auf den eigenen Namen hören – nur, wenn er in<br />
der richtigen Stimmung dafür ist.<br />
Andererseits sind Katzen außerordentlich „gesprächig“, und oft<br />
ist es erfolgversprechender, ihnen zuzuhören als Befehle zu erteilen,<br />
die sie ohnehin nicht befolgen. Immerhin hat der englische<br />
Verhaltensforscher Dr. Michael Fox sechzehn verschiedene,<br />
immer wiederkehrende Laute registriert – von „Plauderlauten“,<br />
mit denen die Katze ihrer Umgebung mitteilt, dass sie in freundlicher,<br />
entspannter Stimmung ist, bis hin zu „Abwehrlauten“, die<br />
eindeutig signalisieren, dass Nähe jetzt unerwünscht ist. So gesehen<br />
sind es dann wohl die Katzen, die „ihren“ Menschen abrichten,<br />
und nicht umgekehrt.<br />
>>> RECHTE & PFLICHTEN. Mit Erziehung allein ist es allerdings<br />
nicht getan. Denn Tierbesitz unterliegt gesetzlichen<br />
Bestimmungen, und nicht in jeder Hausgemeinschaft werden<br />
tierische Mitbewohner gerne gesehen.<br />
Was der Staat bzw. die jeweilige Stadt oder Gemeinde vorschreiben,<br />
ist schnell auf den Punkt gebracht: Melde- und Steuerpflicht<br />
für Hunde sowie Leinen- und Maulkorbpflicht (siehe auch<br />
Kasten: 3 Fragen an den Experten), artgerechte und ordnungsgemäße<br />
Haltung sowie die Verpflichtung, auf die Gesundheit des<br />
Tieres zu achten. Apropos Gesundheit: Seit 3. Juli 2004 gibt es<br />
einen einheitlichen EU-Heimtierpass für Hunde, Katzen und<br />
Frettchen, der den bisher üblichen Impfpass ersetzt!<br />
Nicht ganz so einfach ist die Sache mit den „tierischen“ Rechten<br />
und Pflichten eines Wohnungsbesitzers. Grundsätzlich gilt: In<br />
einer Mietwohnung entscheidet der Hausherr, ob das Halten von<br />
Haustieren erlaubt ist, in einer Eigentumswohnung entscheidet<br />
der Besitzer – in Absprache mit anderen Miteigentümern. Was die<br />
konkrete Haltung betrifft, sind die Vorschriften vage: Lärm und<br />
sonstige Belästigungen sind hintanzuhalten, heißt es sinngemäß.<br />
Naturgemäß scheiden sich da die Geister von Hundehaltern und<br />
jenen Mitmenschen, die schon ein freudiges Begrüßungsbellen<br />
oder nachhaltiges Miauen als Störung empfinden.<br />
Was dem Haus(tier)frieden daher in jedem Fall zuträglich ist, sind<br />
„Vorstellungsbesuche“ bei den Nachbarn. Denn einem vierbeinigen<br />
Mitbewohner, den man vielleicht schon als Welpen oder<br />
Kätzchen gestreichelt hat, bringen die meisten Menschen mehr<br />
Verständnis entgegen als einem tierischen „Fremdling“.