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Sie waren SPÖ-Umwelt- und Tierschutzsprecherin und haben das<br />
Amt der Umweltstadträtin von Wien mit der Ankündigung übernommen,<br />
eine starke Stimme für die Umwelt in der Wiener Stadtregierung<br />
sein zu wollen. Für wen und/oder was haben Sie diese starke Stimme<br />
in den ersten Monaten Ihrer Amtszeit bereits erhoben?<br />
Umweltstadträtin Mag. Ulli Sima:<br />
Ganz besonders wichtig ist mir die Frage der gentechnikfreien<br />
Landwirtschaft in Wien. Ich habe umgehend mit den Wiener Gärtnern<br />
und Bauern Gespräche aufgenommen. Ziel ist ein freiwilliger Verzicht<br />
auf gentechnisch verändertes Saatgut. Ein zweiter Schwerpunkt, der<br />
mir sehr am Herzen liegt und den wir sofort angegangen sind, ist die<br />
Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen für den Umweltschutz in<br />
Wien. Mit unserem Programm EULE bieten wir allen Kindergartenund<br />
Schulkindern in diesem Bereich ein reichhaltiges Programm, das<br />
vom Kinderbauernhof am Cobenzl über die mittlerweile zwei<br />
Waldschulen bis hin zum Müllkasperl der MA 48 reicht.<br />
>>> Was sind derzeit die zentralen<br />
Themen und die größten Herausforderungen<br />
für Wien, das im Vergleich zu<br />
anderen Städten durchaus als Umweltmusterstadt<br />
bezeichnet werden darf?<br />
Umweltstadträtin Mag. Ulli Sima:<br />
Es gilt zum einen, die kommunalen<br />
Leistungen in der Daseinsvorsorge zu<br />
sichern. Das heißt ganz konkret, die<br />
Versorgung mit Trinkwasser und die<br />
Entsorgung von Abwässern und Müll vor<br />
einem Ausverkauf zu schützen. Zweitens<br />
arbeiten wir daran, die Qualität der<br />
Wiener Luft noch weiter zu verbessern.<br />
Ein dritter wesentlicher Punkt ist die<br />
Steigerung der Wasserqualität der Wiener<br />
Flüsse durch den Ausbau der<br />
Hauptkläranlage Simmering und der<br />
Entlastungskanäle unter dem Wienfluss<br />
und dem Liesingbach.<br />
>>> Mit welchen Maßnahmen können Sie als Wiener Umweltstadträtin<br />
dazu beitragen, die ehrgeizigen Klimaschutzziele von Kyoto<br />
zu erreichen?<br />
Umweltstadträtin Mag. Ulli Sima:<br />
Klimaschutz ist in der Stadt Wien eine Querschnittmaterie, das heißt:<br />
Wir nehmen das Kyoto-Ziel so ernst, dass alle Ressorts der Stadt dabei<br />
an einem Strang ziehen. Das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien<br />
(KliP Wien) setzt auf vielfältige Maßnahmen, von unserem Thewosan-<br />
Projekt zur Verbesserung der Wärmedämmung, dem Ausbau des<br />
öffentlichen Verkehrs bis hin zur Förderung von Ökostrom. Wien hat<br />
die höchste Solarförderung österreichweit. Auch die Verkleinerung des<br />
Mistberges hilft, Treibhausgase einzusparen. Mein Ziel ist es, die<br />
Bemühungen der Stadt im Bereich Abfallvermeidung massiv auszubauen.<br />
>>> Im Bereich Gentechnik haben Österreich und damit auch die im<br />
Wiener Raum angesiedelten Bauern eine sehr gute Ausgangsposition.<br />
Können Sie garantieren, dass Wiens Felder auch in Zukunft gentechnikfrei<br />
bleiben und die Konsumenten eine echte Wahlfreiheit haben?<br />
A R W A G n e w s<br />
-9-<br />
Umweltstadträtin Mag. Ulli Sima:<br />
Das ist mein erklärtes Ziel. Wie schon erwähnt, laufen derzeit<br />
Gespräche mit den Wienern Gärtnern und Bauern über einen freiwilligen<br />
Verzicht auf gentechnisch verändertes Saatgut. Wir machen<br />
also Nägel mit Köpfen. Zielführender wäre natürlich eine Regelung<br />
auf Bundesebene in Sachen Koexistenz und Haftung. Der zuständige<br />
Landwirtschaftsminister Pröll ist da leider säumig. Er lässt die Bauern<br />
und die Konsumenten im Regen stehen.<br />
>>> Bis Ende April 2005 soll es in allen Wiener Bezirken statt der<br />
bisherigen Gelben Tonnen „Kermit“ geben, eine neue Sammeltonne<br />
speziell für Plastikflaschen (Getränke, Shampoos, Speiseöl,<br />
Weichspüler etc.). Welche konkreten Ergebnisse erhoffen Sie sich von<br />
dieser Umstellung?<br />
Umweltstadträtin Mag. Ulli Sima:<br />
Ich erwarte mir eine Verdopplung des wiederverwertbaren Anteils im<br />
Plastik-Müll. Ich bin ja keine Freundin der Plastikflaschen, die den<br />
ökologisch besseren Mehrwegflaschen in den<br />
Supermärkten schon beinahe den Garaus gemacht<br />
haben. Für umweltbewusste Konsumenten ist der<br />
Kauf von Mehrweg-Flaschen zum echten<br />
Hürdenlauf geworden. Die Selbstverpflichtung<br />
der Wirtschaft ist klassisch gescheitert. Auch hier<br />
sieht der Bundesminister tatenlos zu, denn die<br />
kürzlich präsentierte und zu Unrecht groß gefeierte<br />
neue Vereinbarung mit der Wirtschaft ist absolut<br />
zahnlos. Wenn aber schon Plastikflaschen im Müll<br />
anfallen, sollen sie sinnvoll gesammelt und wiederverwertet<br />
werden. Unser Großversuch am<br />
Storchengrund im 15. Wiener Bezirk macht mich<br />
optimistisch, dass wir dieses Ziel auch erreichen.<br />
>>> Sie wollen das Umweltinteresse bei Kindern<br />
und Jugendlichen stärken. Glauben Sie, dass die<br />
Mehrheit der Erwachsenen in dieser Hinsicht ein<br />
Vorbild ist? Wenn nicht, mit welchen Maßnahmen<br />
wollen Sie dann die nächste Generation zum schonenden<br />
Umgang mit den Ressourcen motivieren?<br />
Umweltstadträtin Mag. Ulli Sima:<br />
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie leicht man Kinder für den Schutz<br />
unserer Umwelt begeistern und sie so zu umweltbewussten<br />
Erwachsenen erziehen kann. Auch die erwachsenen WienerInnen<br />
zeichnen sich im Vergleich zu anderen Städten durch großes<br />
Umweltbewusstsein aus. Kinder sind aber Multiplikatoren, die ihre<br />
Eltern auf dem Laufenden halten und zu ökologisch richtigem<br />
Handeln motivieren. Unser Umweltbildungs-programm EULE steht<br />
für Erlebnis, Unterhaltung, Lernen und Erfahrung. Ich bin überzeugt,<br />
dass der Weg des spielerischen Lernens der richtige ist.<br />
>>> Wir danken für das Gespräch.<br />
Zur Person<br />
Ulli Sima, in Klagenfurt geboren, maturierte an der Europäische<br />
Schule in Luxemburg und studierte Molekularbiologie an der<br />
Universität Wien. 1999 wechselte die Gentechnik-Expertin von der<br />
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 als Abgeordnete zum<br />
Nationalrat in den SPÖ-Parlamentsklub. Die zweifache Mutter ist seit<br />
2002 stellvertretende Vorsitzende der Naturfreunde Österreichs und<br />
seit 1.6.2004 Umweltstadträtin von Wien.