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Untitled - Carl Bechstein Gymnasium

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Mill. t/a industriell produziert. Angewendet werden sie in Kombination mit<br />

anderen synthetischen Polymeren vor allem für die Herstellung von<br />

Gummiprodukten, Klebstoffen, Lacken und Druckfarben. [15]<br />

Adolf Spilker begleitete die Entwicklung der in Erkner erfundenen Inden-<br />

Cumaron-Harze bis ins hohe Alter. Um die Zeit seines 70. Geburtstags<br />

ernannte ihn Julius Rütgers zum Direktor seines Werkes Erkner. Nach<br />

Rütgers` Tod warb ihn der Ruhr-Industrielle August Thyssen ab und berief<br />

ihn 1905 zum Begründer und Generaldirektor der Gesellschaft für<br />

Teerverwertung (GfT) in Duisburg-Meiderich, eines Werks, das noch heute -<br />

seit der RÜTGERS/GfT-Fusion 1964 zu RÜTGERS gehörend - rund 40.000<br />

t/a der von Kraemer und Spilker erfundenen thermoplastischen<br />

aromatischen Kohlenwasserstoffharze aus Steinkohlenteer und<br />

petrostämmigen Pyrolseölfraktion produziert. Spilker ging 1936 in Pension<br />

und starb nach erfülltem Leben nach dem 2. Weltkrieg 1954 im Alter von 91<br />

Jahren. [16]<br />

Im Werk Erkner von Julius Rütgers begann noch ein weiteres wichtiges<br />

Kapitel der Kunststoff-Geschichte, allerdings einige Jahre nach seinem Tode<br />

unter seinem Nachfolger Konsul Sally Segall. Erfinder neuartiger Kunstharze<br />

aus Teer war der aus Flandern stammende Chemiker Leo Hendrik<br />

Baekeland (1863-1944). Er wurde im gleichen Jahr wie Spilker im Dorf<br />

Pleine-Saint-Pierre bei Gent geboren und studierte ab 1880 mit einem<br />

Stipendium an der Universität Gent Chemie bei Friedrich August Kekulé,<br />

dem Begründer der modernen organisch-chemischen Strukturlehre<br />

(Benzolformel 1858), und dessen Nachfolger Théodore Swarts. Mit 21<br />

Jahren promovierte Baekaland und erhielt von der belgischen Akademie der<br />

Wissenschaften ein Reisestipendium, das ihn 1889 über Edinburgh an die<br />

Columbia University von New York führte. Hier blieb er, obwohl inzwischen<br />

in Gent zum Professor berufen, und forschte auf dem seit der frühen<br />

Kindheit geliebten Gebiet der Photographie. Durch die Erfindung des Velox-<br />

Schnellkopierpapiers wurde er zum Konkurrenten des Photo-Markführers<br />

Eastman-Kodak. George Eastman schloss daraufhin 1899 mit ihm einen<br />

Vertrag, der Baekeland zu einem für ihn ungeahnten Reichtum führte:<br />

Eastman zahlte dem 36-jährigen Chemiker 1 Mill.$ für die Rechte, das neue<br />

Photopapier ausschließlich produzieren zu dürfen. Baekeland musste sich<br />

seinerseits verpflichten, die nächsten 20 Jahre keine Photochemikalien zu<br />

entwickeln und herzustellen. Er wande sich daraufhin der Elektrochemie zu<br />

und studierte sie im Wintersemester 1900 an der Technischen Hochschule<br />

Charlottenburg in Berlin, also ganz in der Nähe von Rütgers um die Zeit<br />

seines 70. Geburtstags. In der Elektrotechnik ging damals noch viel Strom<br />

durch mangelhafte Isolierung verloren, und auch die Sicherheit der damit<br />

arbeitenden Menschen war hierdurch oft unzureichend. Baekeland sann<br />

über isolierende Harze nach und lass hierzu von mancherlei Versuchen, aus<br />

dem überschüssig vorhandenen Phenol des Steinkohlenteers mit dem billig<br />

gewordenen Formaldehyd künstliche Harze zu synthetisieren. Er wandelte

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