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Untitled - Carl Bechstein Gymnasium

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"Erst wenige Stunden vor seinem Tode entsank der Schreibstift seiner Hand,<br />

wurde sein nie ermüdender Geist zur Ruhe gesetzt. Er ahnte nicht, dass es<br />

mit ihm zu Ende ging; zum Glück; denn unser Freund hing am Leben, hätte<br />

gewiss noch gern weiter gelebt und glaubte sich auch noch kurz vor seinem<br />

Heimgang berechtigt und befähigt dazu."<br />

Rütgers´ Wahlspruch war: "Hand wird nur von Hand gewaschen, wenn du<br />

nehmen willst, so gib." Seine Großzügigkeit war allen ihm begegnenden<br />

Menschen bekannt. Über das Verhältnis zu seinen Mitarbeitern schrieb<br />

Kraemer mit [24]:"In der Wahl seiner Mitarbeiter wurde er von einem guten<br />

Stern geleitet. Stets wusste er die besten und tüchtigsten herauszufinden<br />

und an die richtige Stellen zu setzen. Dafür verehrten sie ihn wie ihren Vater<br />

und gingen für ihn durchs Feuer. Das meiste tat freilich seine Persönlichkeit,<br />

die mit jedermann umzugehen wusste. Standesunterscheide kannte er nicht,<br />

hoch und niedrig war ihm gleich. Den hohen und höchsten Staatsbeamten<br />

gab er sich nicht anders als seinen Angestellten und einfachsten Arbeitern.<br />

An der Festtafel siebzigsten Geburtstages sah man nehmen hohen<br />

Würdeträgern und Freunden viele seiner Beamten in den verschiedensten<br />

Stellungen, darunter selbst in langjährigen treuen Kontordiener sitzen. Wer<br />

mit ihm den gleichen Strang zog, war sein Freund, für den ihm kein Opfer zu<br />

groß war. Doch wusste er sich auch zur Wehre zu setzen, wenn man seine<br />

Wege durchkreuzte. Dann packte ihn der Furor teutonicus, der gewaltige<br />

Mensch schien ganz aus den Fugen zu geraten und alles um sich<br />

zerschmettern zu wollen. Und doch genügte oft ein einziges Wort, ihn<br />

umzustimmen und die himmelhoch getürmten Wogen seiner Gemütswallung<br />

wieder zu glätten. Grade dieses Ursprüngliche machte den Verkehr mit ihm<br />

so anziehend. Man wusste, dass man jemanden zu tun hatte, der leben<br />

wollte und dafür den vollen Raum beanspruchte, der aber auch leben ließ."<br />

Was bleibt? Bereits vor seinem 70. Geburtstag hatte Julius Rütgers 1898<br />

sein Unternehmen vorsorglich in eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Berlin<br />

umgewandelt. Sein einziger Sohn und designierter Nachfolger Rudolph, der<br />

nach dem Vorbild von Erkner schon den Bau der Teerraffinerie<br />

Schwientochlowitz in Oberschlesien geleitet hatte, verstarb dreieinhalb<br />

Monate nach seinem Vater im Alter 43 Jahren am 20. Dezember 1903.<br />

Durch Vermittlung des Rütgers-Testaments- Vollstreckers Professor<br />

Kraemer wurde dann 1904 Konsul Sally Segall zum Vorstandsvorsitzendem<br />

bestellt. Die Rütgerswerke entwickelten sich zu einem der bedeutendsten<br />

deutschen Chemieunternehmen mit Teeraromaten und Kunstharzen als<br />

wichtigsten Erzeugnissen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde mit Deutschland<br />

leider auch das Unternehmen in mehrere Teilstücke gespalten. Die Rütgers-<br />

Hauptverwaltung verlegte sich nach Enteignung der östlichen Werke 1947<br />

von Berlin nach Frankfurt am Main.[3]<br />

Heute ist Rütgers Chemicals unter dem Dach des Essener RAG-Konzerns<br />

der größte Steinkohlenteerverarbeiter der Welt mit Teerraffinerien in<br />

Castrop-Rauxel, Frankreich (Forbach-Marienau), Belgien (Zelzaete),

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