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Untitled - Carl Bechstein Gymnasium

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dann 1904 sein Forschungslaboratorium in Yonlers bei New York in ein<br />

Technikum zu Kondensation von Phenol mit Formaldehyd um und nannte<br />

als Ziel einen neuen Werksstoff, der beständiger als Holz, leichter als Eisen<br />

und haltbarer als Gummi ist und die Elektrizität "bändigen" sollte. Nach drei<br />

Jahren war das Ziel erreicht: 1907 meldete Baekeland zunächst in den USA<br />

sieben Patente zur Herstellung von nach ihm selbst "Bakelite" benannten<br />

Kunstharze aus Phenol und Formaldehyd an. Wichtig und neuartig war,<br />

dass zunächst lösliche und schmelzbare und damit im Gegensatz zu den<br />

Versuchen anderer Forscher verformbare Zwischenprodukte entstanden, die<br />

dann aushärtbar waren: die ersten "härtbaren Kunstharze", später<br />

"Duroplaste" genannt. [16,18-21]<br />

In den Jahren 1908 und 1909 erschienen von Baekeland zahlreiche<br />

Publikationen in Fachzeitschriften, so unter anderem auch in der deutschen<br />

Chemiker-Zeitung [17]. Diese Artikel las natürlich auch der Nachfolger Adolf<br />

Spilker als Chefchemiker der Rütgerswerke in Erkner, Dr. Max Johannes<br />

Weger, und berichtete darüber seinem Vorgesetzten<br />

Vorstandsvorsitzendem, dem Rütgersnachfolger Konsul Sally Segall. Dieser<br />

erwarb anlässlich eines Besuches von Baekeland in Berlin im Juni/Juli 1909<br />

dessen Patentrechte für Kontinental-Europa und beauftragte Weger mit der<br />

Übertragung des Bakelite-Verfahrens in den großtechnischen Maßstab. In<br />

einem barackenähnlichem Gebäude der Rütgers-Teerraffinerie Erkner<br />

wurden die ersten Phenolharz-"Kocher" installiert und Ende 1909 die ersten<br />

Chargen mit Teerphenol gefahren. Abnehmer der neuartigen Harze waren<br />

Berliner Firmen der mit Rütgers auf anderen Gebieten (Elektrodenkohlen<br />

aus Steinkohlenteerpech) kooperierenden Elektroindustrie. Damit wurden<br />

erstmalig duroplastische Kunstharze kommerziell hergestellt. In einer<br />

Baracke der Rütgers-Teerraffinerie Erkner begann also der Siegeszug der<br />

neuen Chemiewerkstoffe mit ihren unendlich vielfältigen Möglichkeiten![16]<br />

Am 25. Mai 1910 gründeten die Rütgerswerke unter Beteiligung von<br />

Baekeland die "Bakelite Gesellschaft mbH, Berlin-Erkner". Im gleichen Jahr<br />

gründete Baekeland in den USA die "General Bakelite Co." Zwischen beiden<br />

Unternehmen vereinbart war ein reger Erfahrungsaustausch über die<br />

zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten. Mit wachsendem Bedarf errichteten<br />

die Rütgerswerke in Erkner während des 1. Weltkriegs 1914 bis 1916<br />

gegenüber ihrer Phenole liefernden Teerraffinerie am Ufer des Flakenfließes<br />

eine eigenständige Bakelite-Fabrik mit ständig wachsender Produktion und<br />

anwendungsorientierter Forschung (Werk I, heute das Institut für<br />

Regionalentwicklung auf der Flakenstraße) und im Rahmen des 4-Jahres-<br />

Plans des Dritten Reiches ab 1938 eine weitere Fabrik in der Nähe des<br />

Bahnhofs an der Berliner Straße (Werk II, heute Dynea) [21].<br />

Baekeland verkaufte mit 76 Jahren sein Unternehmen in den USA an die<br />

Union Carbide und Carbon Corp. und starb hochgeehrt und geachtet im<br />

Alter von 80 Jahren im Kriegsjahr 1944 [16,18,21].

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