Termine Insider - Magazin Insider
Termine Insider - Magazin Insider
Termine Insider - Magazin Insider
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Anzeigen Stadtgespräch<br />
Pfalztheater-Intendant über das Pfalztheater und die neue Spielzeit<br />
„Nicht an der Kultur sparen!“<br />
Bereits in der Spielzeit 2008/2009 war das Pfalztheater die meistbesuchte<br />
Kulturinstitution in Stadt und Region. In der abgelaufenen Spielzeit<br />
2009/2010 konnte das Haus dieses bisherige Rekordergebnis noch einmal<br />
steigern. Mit 85,64 Prozent Gesamtauslastung kann Intendant Johannes<br />
Reitmeier ein ausgesprochen erfolgreiches Resümee ziehen – blickt aber<br />
auch schon wieder in die Zukunft. Und da stehen zum 15jährigen Jubiläum<br />
des „neuen“ Pfalztheaters einige Highlights auf dem Programm.<br />
Herr Reitmeier, Glückwunsch<br />
zur abgelaufenen Spielzeit.<br />
Was sagen Sie zu diesem<br />
erneut äußert erfolgreichen<br />
Ergebnis?<br />
Johannes Reitmeier: “Ich freue<br />
mich, dass wir unser Niveau<br />
nicht nur halten, sondern auch<br />
steigern konnten. Da hat uns<br />
auch die Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise nicht geschadet.<br />
Man muss aber auch sagen,<br />
dass wir immer um das Publikum<br />
gekämpft haben. Die<br />
Situation „Wir sind hier eine<br />
bildungsbürgerlich geprägte<br />
Stadt und hier geht man<br />
selbstverständlich ins Theater“<br />
gibt es nicht in Kaiserslautern.<br />
Das bedeutet, wir müssen das<br />
Publikum immer wieder aufs<br />
Neue überzeugen und interessieren.<br />
Das hat immer wieder<br />
viel Arbeit gemacht. Wenn sich<br />
das dann unter anderem in den<br />
Besucherzahlen niederschlägt,<br />
freut uns das.“<br />
Ist die Jugendarbeit des Pfalztheaters<br />
auch ein Schlüssel zu<br />
diesem Erfolg?<br />
„Ich glaube nicht, dass sich die<br />
Kinder- und Jugendarbeit in<br />
Zahlen messen lässt, aber man<br />
muss einfach grundsätzlich<br />
mal das Bild im Publikum mit<br />
anderen Theatern vergleichen.<br />
Da stellt sich immer wieder<br />
bei uns der Eindruck ein, nicht<br />
unbedingt in den Premieren,<br />
aber dass sich im Allgemeinen<br />
die Vorstellungen ganz gut<br />
durchmischen. Das ist ein großer<br />
Vorteil gegenüber anderen<br />
Häusern, bei denen der Altersdurchschnitt<br />
immer mehr noch<br />
oben geht.<br />
Das ist auf jeden Fall ein Effekt<br />
unserer Jugendarbeit. Man<br />
darf dabei auch nicht vergessen,<br />
dass das Jugend-Abo von<br />
Jahr zu Jahr wächst. Bei dem<br />
besonderen Angebot mit dem<br />
Jugendclub haben wir ja unsere<br />
Anfangszahlen inzwischen<br />
nahezu verdoppelt. Das zeigt<br />
ganz deutlich das gestiegene<br />
Interesse von jungen Menschen<br />
am Pfalztheater.“<br />
Bleiben wir beim Erfolg. Das<br />
Pfalztheater hat ab der neuen<br />
Spielzeit die Bregenzer Festspiele<br />
als Kooperationspartner.<br />
Eine Sensation, oder?<br />
„Es ist ja immer davon<br />
gesprochen worden, dass diese<br />
Kooperation ein Ritterschlag<br />
für unser Theater sei. Dem<br />
ist nichts hinzuzufügen – das<br />
ist so. Zumal David Pountney,<br />
Intendant der Bregenzer Festspiele,<br />
mir diese Koproduktion<br />
per Anruf angeboten hat. Wir<br />
mussten da nicht bitten und<br />
betteln, sondern das war ein<br />
Angebot an uns – und das ist<br />
dafür umso bemerkenswerter.“<br />
Kooperation – wie fi ndet die<br />
konkret statt?<br />
„Die Zusammenarbeit mit den<br />
Bregenzer Festspielen setzt<br />
unsere Serie mit verfemten<br />
Kompositionen aus der Zeit des<br />
Nationalsozialismus auf besondere<br />
Weise fort. Und unsere<br />
Zuschauer bekommen von den<br />
Bregenzer Festspielen hier eine<br />
Originalproduktion mit dem<br />
originalen Regieteam und sie<br />
werden hier die deutsche<br />
Erstaufführung des Stückes<br />
erleben. Es gibt aus der sehr<br />
prominenten Sängerriege von<br />
dort natürlich auch die<br />
Möglichkeit, im Pfalztheater<br />
jemanden zu hören, der unter<br />
normalen Umständen hier<br />
wiederum nicht aufgetreten<br />
wäre. Also auch diesbezüglich<br />
ein absoluter Glücksfall. Welches<br />
Theater in der „Provinz“<br />
darf sich sonst so einer<br />
Zusammenarbeit rühmen?<br />
Da gibt es nicht viele!“<br />
Kann man den „Leuchtturm“<br />
Pfalztheater nun auch als<br />
international bekannt<br />
bezeichnen?<br />
„Kaiserslautern kann mit<br />
Recht darauf stolz sein, ein<br />
Theater mit nunmehr nicht nur<br />
überregionalen sondern auch<br />
internationalen Renommee zu<br />
haben. Gerade die Produktion<br />
„Das Wunder der Heliane“ hat<br />
natürlich auch diesen internationalen<br />
Anspruch unseres<br />
Hauses manifestiert, in dem<br />
man auf der einen Seite sieht,<br />
woher kommen die Zuschauer,<br />
um diese Produktion zu<br />
sehen, und wie setzt sich ein<br />
Ensemble zusammen, das bei<br />
uns arbeitet – aus Künstlern,<br />
die anderen Orts in sehr viel<br />
größeren Häusern auftreten<br />
– ganz egal, ob man da Viara<br />
Natcheva vom Staatsballett<br />
in Berlin im Tanz nennt oder<br />
Barbara Schneider-Hofstetter,<br />
die bei uns eine „Elektra“ singt,<br />
die sie sonst an der Stuttgarter<br />
Staatsoper verkörpert, und und<br />
und…<br />
Doch man darf nicht nur von<br />
den Gästen sprechen, von<br />
denen ich stolz bin, dass sie<br />
kommen, sondern man muss<br />
auch sehen, dass auch unser<br />
Hausensemble sehr gute Leute<br />
hat, die eine tolle Entwicklung<br />
mitgemacht haben. Es hat sich<br />
ausgezahlt, dass ich immer<br />
versucht habe, ein fürsorglicher<br />
Intendant zu sein, bei dem Leute<br />
reifen können und nicht einfach,<br />
wenn zwischendrin mal<br />
einer sagt: den oder die können<br />
wir jetzt nicht mehr hören,<br />
Leute einfach auf die Straße<br />
setzt. Man muss ihnen auch die<br />
Möglichkeit geben, dass ein Ensemble<br />
unter den Fittichen und<br />
mit der gebotenen Geduld und<br />
Sorgsamkeit heranreifen kann.<br />
Damit haben wir inzwischen<br />
nicht wenige Leute bei uns im<br />
Haus, die gereift sind, für große<br />
und anspruchsvolle Rollen.“<br />
Müssen Sie heute, anders als<br />
vor fünf/sechs Jahren, weniger<br />
erklären, wo Kaiserslautern<br />
ist?<br />
„Ich glaube, schon – ja. Da hat<br />
sich in der Wahrnehmung etwas<br />
getan. Es gibt mittlerweile<br />
viele Kolleginnen und Kollegen,<br />
die sagen: „Ich lese ständig von<br />
euch – ständig Gutes.“ Menschen,<br />
die früher vielleicht erst<br />
einmal einen herablassenden<br />
Blick auf uns geworfen haben.“<br />
Kommen wir zur neuen Spielzeit.<br />
Auf was dürfen sich die<br />
Zuschauerinnen und Zuschauer<br />
besonders freuen?<br />
„Wir gehen ja schon mit einem<br />
besonderen Highlight an den<br />
Start. Unsere erste Premiere<br />
„King and I“ (Der König und<br />
ich) ist eine Kooperation mit<br />
dem Landestheater Innsbruck.<br />
Eine Produktion, die dort sehr<br />
erfolgreich gelaufen ist und ich<br />
freue mich, dass sie hier bei<br />
uns nun zu sehen ist - und die<br />
beiden Hauptrollen unseren<br />
beiden Kollegen Astrid Vosberg<br />
und Randy Diamond auf<br />
den Leib geschneidert sind.<br />
Dazu kommt eine wundervolle<br />
Ausstattung, die abertausende<br />
Swarovski-Steine verarbeitet<br />
hat. Dazu eine sehr schöne und<br />
kluge Regie von Dale Albright<br />
und eine tolle Choreographie<br />
unseres Ballettdirektors Stefano<br />
Giannetti.<br />
Darüber hinaus gibt es in der<br />
Musiktheatersparte im nächsten<br />
Jahr noch zwei Besonderheiten:<br />
eine weitere Kooperation,<br />
mit dem Theater für Niedersachsen<br />
(Hildesheim). Eine<br />
Arbeit, die Urs Häberli und ich<br />
dort gemeinsam erarbeitet haben:<br />
„Das schlaue Füchslein“,<br />
eine Oper für Jung und Alt.<br />
Die letzte der Musiktheaterbesonderheiten<br />
ist sicherlich die<br />
Barockoper „Die Feenkönigin“,<br />
ein Stück, das alle Sparten<br />
unseres Hauses (Musiktheater,<br />
Schauspiel und Ballett) verbindet<br />
und gleichzeitig eine Produktion<br />
werden soll, die vom<br />
ganzen Haus insgesamt Besitz<br />
ergreift- ein großes, barockes<br />
Spectaculum.<br />
Im Schauspiel werden wir<br />
mit dem Stück „Der goldene<br />
Drache“ von Roland Schimmelpfennig,<br />
der 2010 mit Else<br />
Lasker-Schüler-Dramatikerpreis<br />
ausgezeichnet wurde,<br />
im großen Haus etwas ganz<br />
Besonderes erleben. Und im<br />
Ballett denke ich, werden sich<br />
alle Tanzfreunde enorm darauf<br />
freuen, dass das „Dream-Team“<br />
Stefano Giannetti und Otmar<br />
Alt wieder zusammen kommt<br />
und nach dem riesigen, über<br />
mehrere Jahre anhaltenden Erfolg<br />
mit „Rumpelstilzchen“ nun<br />
im großen Haus „Alice im Wunderland“<br />
produziert. Auch bei<br />
der Neuentdeckung außergewöhnlicher<br />
Spielstätten werden<br />
wir uns wieder außerhalb unserer<br />
Mauern bewegen. Das hat<br />
in der vergangenen Spielzeit<br />
mit „Pimpinone“ im Theodor-<br />
Zink-Museum super geklappt.<br />
Dieses Mal sind wir mit „Not I“,<br />
einem Beckett-Projekt, in der<br />
Pfalzgalerie. Also auch das eine<br />
ganz besondere Arbeit.“<br />
Gibt es etwas Neues?<br />
„Neues - nichts Bahn brechend<br />
Neues, aber einen gesellschaftlichen<br />
Höhepunkt. Es gibt 2011<br />
den zweiten Opernball. Da<br />
haben wir lange und ernsthaft<br />
darüber nachgedacht, ob denn<br />
in Zeiten, in denen offensichtlich<br />
das Thema Finanzen und<br />
Wirtschaft immer brisanter und<br />
angespannter wird, ein Opernball<br />
nach wie vor das richtige<br />
Zeichen ist. Aber wir glauben,<br />
dass es besonders wichtig ist,<br />
hier im öffentlichen und gesellschaftlichen<br />
Leben einen Akzent<br />
zu setzen, der sehr vielen<br />
Menschen Freude bereitet. Es<br />
wird auch da eine Reihe von<br />
Überraschungen geben. Wir<br />
hoffen, diesen ursprünglichen<br />
INSiDER termine & lifestyle<br />
Seite 4<br />
AUGUST 10