Profil 1/2000 kompl.1-26 - KSPG AG
Profil 1/2000 kompl.1-26 - KSPG AG
Profil 1/2000 kompl.1-26 - KSPG AG
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Seite 16 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das <strong>Profil</strong> 1/<strong>2000</strong><br />
Neue leistungsgesteigerte Kampfpanzermunition<br />
Erster Serienauftrag für<br />
die Schweiz produziert<br />
rds Unterlüß. Neuanlauf: Vor wenigen<br />
Wochen startete am Rheinmetall-<br />
Kompetenzzentrum für Heerestechnik<br />
im niedersächsischen Unterlüß die Serienfertigung<br />
der Kampfpanzermunition<br />
„120mm KE-Patrone DM 53“ (LKE II).<br />
Dabei handelt es sich um eine neue,<br />
leistungsgesteigerte KE-Munition (KE:<br />
kinetische Energie), die zur Bekämpfung<br />
moderner gepanzerter Ziele entwickelt<br />
worden ist und die u.a. im „Leopard<br />
2“ zum Einsatz kommt. Als erste<br />
Order wurde eine Schweizer Munitionsvariante<br />
mit der Bezeichnung<br />
„12cm Pz Kann Pfeil Pat 98 Lsp“ produziert.<br />
Das Volumen dieses Erstauftrages<br />
umfaßt 20 000 Patronen, von denen<br />
75 Prozent im Rahmen einer Kooperation<br />
mit der SM Schweizerische<br />
Munitionsunternehmung<br />
<strong>AG</strong> in<br />
Altdorf (Kanton Uri)<br />
hergestellt werden.<br />
Die erfolgreicheSerienqualifikation<br />
für dieses<br />
Premierenprojekt<br />
erfolgte im November<br />
letzten Jahres;<br />
im Dezember 1999<br />
wurde die Mengenfertigungsfreigabe<br />
von der<br />
Schweizer Regierungsbehördeer-<br />
teilt.<br />
Was die weitere<br />
Vermarktung bzw.<br />
zukünftige Einführung der leistungsgesteigerten<br />
KE-Munition anbelangt,<br />
so haben bereits die Streitkräfte der<br />
beiden Nato-Mitgliedsländer Deutschland<br />
und Niederlande konkretes Interesse<br />
angemeldet. Jürgen Born, Hauptabteilungsleiter<br />
in der Unterlüßer Munitionsfertigung<br />
der Rheinmetall W&M<br />
GmbH, beschreibt den aktuellen Sachstand:<br />
„Modifizierung und Erprobung<br />
Fotografische Impression von der Fertigung<br />
der neuen „12 cm Pz Kann Pfeil<br />
Pat 98 Lsp“-Munition für die Schweiz:<br />
Treibkäfige mit Führungsbändern.<br />
der neuen Panzermunition für die<br />
deutschen und niederländischen<br />
Streitkräfte erfolgen noch in diesem<br />
Jahr. Mit ersten Aufträgen rechnen wir<br />
im Zeitraum <strong>2000</strong>/ 2001.“<br />
Einige Details zum technischen<br />
„Background“ der neuen Kampfpanzermunition<br />
120mmx570, DM53 (LKE<br />
II): Entwickelt wurde sie von der Rheinmetall<br />
W&M GmbH vor dem Hintergrund<br />
der Forderung nach kampfwertsteigernden<br />
Maßnahmen für den „Leopard<br />
2“-Kampfpanzer zur Bekämpfung<br />
moderner gepanzerter Ziele. Die Munition<br />
ist auf die Durchdringung insbesondere<br />
von doppelreaktiven Panzerungen<br />
ausgelegt und entsprechend<br />
optimiert worden. Das von Rheinmetall<br />
entwickelte und eingesetzte Penetra-<br />
LKE II Produktionsalltag: Andreas Meyer bei Kontrollarbeiten<br />
an der automatischen Treibladungs-Stapelanlage.<br />
tor-Material auf Wolfram-Basis entspricht<br />
dem modernsten Stand der<br />
Technik und wurde in einem spezifischen<br />
Fertigungsprozess für höchste<br />
Beanspruchungen optimiert.<br />
Mit der DM53-Patrone ist es möglich,<br />
alle bekannten Schutzanordnungen<br />
für Kampfpanzer (z.B. homogenen<br />
Panzerstahl, Mehrplatten- und<br />
Kompositanordnungen sowie Reaktivpanzerungen)<br />
auch auf große Entfernungen<br />
zu durchschlagen. Die Verwendung<br />
eines Stahlleitwerkes (anstelle<br />
von Aluminium) ermöglicht es,<br />
die neue Kampfpanzermunition auch<br />
aus dem verlängerten 120mm-Rohr-<br />
L55 (aktuelle „Leopard“-Kampfwertsteigerung)<br />
mit deutlich höherer Geschwindigkeit<br />
und erheblich größerer<br />
Reichweite zu verschießen. Ein weiterer<br />
Vorteil der neuen Munition ist die<br />
hohe Treffgenauigkeit, die sowohl mit<br />
dem Standard-L44- als auch mit dem<br />
L55-Rohr erzielt wird.<br />
Das neue Anzündsystem erfüllt darüber<br />
hinaus erstmals für eine KE-Patrone<br />
die neuen, erweiterten Lebens- und<br />
Nutzungsdauerforderungen des Bundesamtes<br />
für Wehrtechnik und Beschaffung<br />
(Koblenz). In technischer<br />
Abstimmung dazu wurde auch die<br />
neue Patronenverpackung entwickelt,<br />
die eine gesteigerte Nutzungsdauer sicherstellt.<br />
Rheinmetall-Mitarbeiter Andreas Schulze an der Treibkäfig-Waschanlage für die<br />
neuartige Kampfpanzermunition 120mm LKEII im niedersächsischen Unterlüß.<br />
Wird seit November vergangenen Jahres im schottischen Kirkcudbright von der DERA im Zusammenhang mit der Entwicklung<br />
neuartiger Hybridkanonen eingesetzt: die von der MaK in Unterlüß konzipierte Groß-Schalldämpferanlage. Unser Foto<br />
zeigt das hochmoderne System kurz vor der Auslieferung beim Testschießen mit einer M109-Panzerhaubitze in Unterlüß.<br />
Bei der WTD91 in Meppen laufen weitere Studien zum Einsatzspektrum<br />
MaK-Schalldämpfer in<br />
Schottland in Betrieb<br />
rds Kirkcudbright/Unterlüß. Für das<br />
kleine, von Dr.-Ing. Herbert Krumm geleitete<br />
Expertenteam der MaK System<br />
Gesellschaft mbH (Betriebsstätte Unterlüß),<br />
das sich seit längerem auch<br />
mit der Entwicklung und dem Bau von<br />
mittel- und großkalibrigen Schalldämpfersystemen<br />
für die Heeresstreitkräfte<br />
beschäftigt („Das <strong>Profil</strong>“<br />
1/96), hat es in jüngster Zeit einige<br />
signifikante Termine gegeben. Bereits<br />
im November vergangenen Jahres<br />
wurde auf dem EMLF-Erprobungsgelände<br />
(„Electric Magnetic Launch<br />
Facility“) der „Defence Evaluation and<br />
Research Agency“ (DERA) im schottischen<br />
Kirkcudbright eine große<br />
Schalldämpferanlage in Betrieb genommen<br />
– die weltweit erste ihrer Art.<br />
Auf dem an der Ostsee gelegenen<br />
Truppenübungsplatz Putlos (nahe<br />
Heiligenhafen) wurde vor kurzem ein<br />
Schalldämpfersystem für die Feldkanone<br />
FK 20 (Kaliber 20 mm) offiziell<br />
seiner Bestimmung übergeben. Und<br />
die Wehrtechnische Dienststelle 91 in<br />
Meppen verfügt seit einigen Monaten<br />
ebenfalls über einen Großschalldämpfer,<br />
mit dessen Hilfe man jetzt<br />
u.a. die Einsatzmöglichkeiten einer<br />
derartigen Anlage im Rahmen zukünftiger<br />
Waffen- und Munitionsentwicklung<br />
untersuchen will.<br />
Mitte der neunziger Jahres des letzten<br />
Jahrhunderts hatte – damals noch<br />
unter der Regie der (früheren) Rheinmetall<br />
Industrie <strong>AG</strong> – ein Entwicklungsteam<br />
um Projektleiter Krumm<br />
erstmals Schallschutzanlagen für mittel-<br />
und großkalibrige Waffensysteme<br />
konzipiert und präsentiert. Auslöser<br />
der Aktivitäten war eine vom Bundesverteidigungsministerium<br />
in Auftrag<br />
gegebene Studie, die sich mit der Frage<br />
aktiver Lärmschutzmaßnahmen im<br />
Mündungsbereich von mittel- und<br />
großkalibrigen Rohrwaffen beschäftigte.<br />
Allen am Projekt beteiligten Fachleuten<br />
war dabei von Anfang an klar,<br />
daß die vorgestellten Systemlösungen<br />
keinen Seriencharakter haben konnten,<br />
sondern nur eine von mehreren<br />
Möglichkeiten darstellten, aktiv zur<br />
Lärmminderung im unmittelbaren Umfeld<br />
von Truppenübungsplätzen beizutragen.<br />
Krumm: „Da ein genereller Einsatz<br />
von Schalldämpferbauwerken bei<br />
Rohrwaffen der Bundeswehr im Ausbildungs-<br />
und Übungsbetrieb wegen<br />
der oftmals geforderten hohen Mobilität<br />
der Systeme nicht denkbar ist,<br />
war es das Ziel unserer Studie, wenige<br />
besondere Problemfälle mit effektiven<br />
Schallschutzmaßnahmen zu bedienen.<br />
Deshalb kommen Schalldämpferanlagen<br />
zukünftig im wesentlichen im<br />
stationären bzw. quasi-stationären<br />
Betrieb von Rohrwaffensystemen in<br />
Frage, z.B. im Rahmen der Waffen-<br />
oder Munitionserprobung bei wehrtechnischen<br />
Dienststellen.“<br />
Die im Rahmen der Grundlagenstudie<br />
nachgewiesenen Lärmreduzierungen<br />
bewegten sich im relevanten niederfrequentigen<br />
Bereich (bis 400 Hertz) bei<br />
mittelkalibrigen Waffen um 20 bis 25<br />
dB; das entspricht einer Schalldruckminderung<br />
von mehr als 90 Prozent.<br />
Bei großkalibrigen Panzer- und Artillerie-Rohrwaffen<br />
konnte der Schallpegel<br />
sogar um bis zu 40 dB gesenkt werden,<br />
was einer subjektiv empfundenen<br />
Lärmminderung auf nur noch ein Prozent<br />
des ohne Schallschutz erzielten<br />
Schalldruckwertes gleichkommt.<br />
Den Effekt der nachhaltigen Schalldruckminderung<br />
nutzt auch die DERA,<br />
Wird im Frühjahr diesen Jahres auf dem Truppenübungsplatz<br />
Putlos an der Ostsee in Betrieb genommen: die neue,<br />
berührungslos nachgeführte Schalldämpferanlage für das<br />
Flugzielschießen mit der Feldkanone FK 20.<br />
die die Schallschutzanlage der MaK<br />
System Gesellschaft auf ihrem Erprobungsgelände<br />
in Schottland im Zusammenhang<br />
mit der Entwicklung<br />
einer neuartigen Hybrid-Kanone einsetzt.<br />
MaK-Experte Krumm erläutert<br />
den Hintergrund: „In unmittelbarer<br />
Nähe der Hochleistungsrohrwaffe befindet<br />
sich eine Halle, in der die elektrische<br />
Versorgung zum Betrieb hybrider<br />
elektrischer Artilleriekanonen untergebracht<br />
ist. Um dieses Gebäude<br />
beim Schuß vor der hochenergetischen<br />
Blastwelle zu schützen, hat die<br />
DERA uns mit dem Bau und der Installation<br />
einer Groß-Schalldämpferanlage<br />
beauftragt.“ Das in nur sechsmonatiger<br />
Bauzeit fertiggestellte System,<br />
mit dem eine Reduzierung des Schalldruckes<br />
von mehr als 30 dB erreicht<br />
wird (entspricht einer tatsächlichen<br />
Minimierung um 97 Prozent), ist seit<br />
November vergangenen Jahres in Kirkcudbright<br />
in Betrieb.<br />
Ein weiteres, erfolgreich umgesetztes<br />
Beispiel für den punktuellen Einsatz<br />
von Lärmschutzsystemen bietet<br />
der Truppenübungsplatz Putlos an der<br />
Ostsee. Dort wurde kürzlich ein speziell<br />
für die mittelkalibrige Feldkanone<br />
FK 20 entwickelter Schalldämpfer seiner<br />
Bestimmung übergeben, der bei<br />
Erdzielschießübungen zum Einsatz<br />
kommt. Krumm: „Darüber hinaus<br />
steht die Entwicklung einer ebenfalls<br />
für Putlos bestimmten, berührungslos<br />
nachgeführten Schalldämpferanlage<br />
für das Flugzielschießen kurz vor dem<br />
Abschluß. Die Gesamtanlage, die<br />
ihren Betrieb in diesem Frühjahr aufnehmen<br />
wird, ist mit einer automatischen<br />
Nachführung des Schalldämpfers<br />
in Höhe und Seite ausgestattet<br />
und wird Bestandteil der Schießbahn<br />
12 sein, von der aus das Schießen auf<br />
von Flugzeugen gezogene Schleppziele<br />
geübt wird.“ Da die Schießbahn 12<br />
in unmittelbarer<br />
Nähe zu einem Erholungsgebiet<br />
liegt, versprechen<br />
sich alle Projektbeteiligen<br />
– darunter<br />
vor allem<br />
auch die Schießplatzkommandantur<br />
sowie die Vertreter<br />
der politisch<br />
relevanten Institutionen<br />
in dieser<br />
vom Fremdenverkehr<br />
geprägten Region<br />
– eine nachhaltigeReduzierung<br />
der Lärmbelästigung.<br />
Bei dem dritten<br />
aktuellen Schalldämpferprojekt<br />
der MaK handelt<br />
es sich um ein sowohl<br />
für Panzerkanonen<br />
als auch Ar-<br />
tilleriegeräteeinsetzbaresSchallschutzsystem, das<br />
im November letzten<br />
Jahres der<br />
Wehrtechnischen Dienststelle 91 im<br />
emsländischen Meppen übergeben<br />
wurde. Mit diesem für großkalibrige<br />
Waffensysteme gebauten Schalldämpfer<br />
werden schon im laufenden<br />
Geschäftsjahr weitere Grundsatzuntersuchungen<br />
zur Thematik in Angriff genommen.<br />
Noch einmal Projektchef<br />
Krumm: „Im Rahmen dieser Studien<br />
wollen wir prüfen, auf welche Art und<br />
Weise eine derartige Anlage zukünftig<br />
bei der Entwicklung von Waffen- und<br />
Munitionssystemen lärmmindernd<br />
eingesetzt werden kann.“ In speziellen<br />
Grundsatzuntersuchungen sollen<br />
die Grenzen der Einsatzbereiche derartiger<br />
Schalldämpferanlagen noch<br />
genauer untersucht werden, um die<br />
Zulässigkeit des Einsatzes der<br />
Schalldämpfer (z.B. bei Sondermunition<br />
oder beim Treffbildschießen) nachzuweisen.