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InterVIew: luca IanDolI<br />
14<br />
Wachstum<br />
in Krisenzeiten<br />
europa steht am Scheideweg, und negative einstellungen<br />
sind weit verbreitet, sagt Professor Luca Iandoli, Präsident des<br />
european Council for Small Business and entrepreneurship<br />
(eSCB)*. „andererseits eröffnet uns die Krise die Chance zur<br />
zusammenarbeit“, sagt er.<br />
In welcher Weise beeinflusst seine optimistische<br />
Stimmung also die kleinen<br />
und mittleren Unternehmen (KMU), die<br />
um das Überleben kämpfen beziehungsweise<br />
auch ein gewisses Wachstum anstreben.<br />
„Das Ausmaß dieser Krise ist zu<br />
erdrückend für kleine Firmen,“ sagt Iandoli.<br />
„Sie können nicht viel tun, sondern<br />
müssen vorsichtig mit dem Geld umgehen<br />
und immer daran denken, dass es wichtig ist,<br />
auf eigenen Beinen zu stehen,“ warnt er.<br />
Die KMU sind in dieser Krise besonders<br />
gefährdet, da sie sich stark auf ihre Liquidität<br />
verlassen müssen. Aufgrund ihrer Größe<br />
haben sie oft nicht genug Verhandlungskraft,<br />
um die Zahlungen der Lieferanten und Kunden<br />
hinauszuschieben oder zu beschleunigen<br />
beziehungsweise kurzfristige Kredite von<br />
der Bank zu erhalten. „Selbst bei langfristigen<br />
Investitionen neigen Kleinunternehmen<br />
immer noch dazu, Eigenmittel als Hauptgeldquelle<br />
zu nutzen,“ erläutert Iandoli.<br />
Im verlauf der Krise sind die Förderungs-<br />
und Kreditmöglichkeiten für KMU dahinge-<br />
<strong>Intrum</strong> magazIne nr. 1 / 2012<br />
von alannah eaMeS FoTo gaeTano PanarIello<br />
schmolzen. „Etatkürzungen und ordentliche<br />
Bilanzen sind allerdings keine Lösungen,<br />
sondern Notmaßnahmen,“ sagt er. „Das<br />
gilt für die Unternehmen ebenso wie für<br />
die Staaten. Langfristig können wir uns<br />
allerdings nicht ausschließlich auf unsere<br />
Sparmaßnahmen verlassen.“<br />
Sorgen bereitet ihm die Tatsache, dass<br />
das Wort „Wachstum“ fast ganz aus der politischen<br />
Debatte verschwunden ist. „Ohne<br />
Wachstum sind jedoch die heutigen konjunkturpolitischen<br />
Maßnahmen zur Begrenzung<br />
der öffentlichen Ausgaben einfach nicht<br />
zukunftsfähig.“<br />
Die KMU beklagen sich häufig darüber,<br />
dass sie die politischen Entscheidungen nicht<br />
beeinflussen können. Iandoli meint aber, dass<br />
das nicht so ist. „Obwohl die kleineren Unternehmen<br />
weniger Einfluss haben als die Großkonzerne,<br />
so gibt es doch in Europa insgesamt<br />
eine demokratische Gesellschaft. Auch kleinere<br />
Unternehmen können sich somit Gehör<br />
verschaffen, indem sie sich in Verbänden und<br />
Netzwerken zusammenschließen und so eine<br />
politische Lobby bilden. Diese Wirtschafts-<br />
über Den europeAn council<br />
For smAll business AnD<br />
entrepreneurship (ecsb) [Den<br />
europäischen rAt Für kleinunternehmen<br />
unD unternehmerische<br />
initiAtive]:<br />
w Der eCsB hat 500 Mitglieder aus<br />
30 Ländern und ist einer größeren<br />
weltweiten organisation mit mehreren<br />
tausend Mitgliedern (iCsB) angeschlossen.<br />
seine Hauptzielsetzung besteht in<br />
der Förderung des verständnisses der<br />
unternehmerischen initiative und der<br />
verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der KMu in europa.<br />
krise bedarf einer politischen Lösung.“<br />
Im November 2011 wurde Iandoli zum<br />
Präsidenten der ECSB ernannt, nachdem<br />
er drei Jahre lang dort im Vorstand gesessen<br />
hatte - seit Beginn des Wirtschaftsabschwungs.<br />
Die Spezialisierung und die<br />
Abgrenzung zu anderen sind, so meint er,<br />
die wichtigsten Faktoren im heutigen Wettbewerb.<br />
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