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Nr. 3 / März 2010 - KV Schweiz

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Vom Escher-Wyss-Platz an dieBahnhofstrasse – und zurück33Martin Scholl, 48, ist CEO der drittgrössten <strong>Schweiz</strong>er Bank, der ZürcherKantonalbank. Begonnen hat er seine Karriere als Lehrling in der ZKB-Filialein Zürich Wipkingen. Von Ingo Boltshauser/Foto Trix NiederauIrgendwie passt Martin Scholl nicht sorecht in diese Umgebung. Für einenSchüler ist er eindeutig zu alt, und für einenLehrer im dezenten dunklen Anzugmit rosa gestreiftem Hemd und dazu passenderKrawatte viel zu gut gekleidet.Und doch sind die Wege von Schollund der <strong>KV</strong> Zürich Business School untrennbarmiteinander verknüpft, auchwenn die Schule zu seiner Zeit noch keinenso hochtrabenden englischen Namentrug, sondern schlicht «das <strong>KV</strong>» hiess, wieer amüsiert anmerkt. Hier hat er währendder Lehre vor gut 30 Jahren die Schulzeitverbracht, und hier hat er danach währenddrei Jahren berufsbegleitend auf denAbschluss als eidgenössisch diplomierterBankbeamter gebüffelt. «Alles», sagt erund lässt den Blick prüfend durch dieAula gleiten «sieht heute noch genaugleich aus wie damals.»Dann erzählt er, dass er genau in diesemRaum seine Abschlussarbeit zur Prüfungals Bankbeamter geschrieben habe,auf einer elektrischen Kugelkopfschreibmaschine.In Erinnerung geblieben istihm sein Banknachbar, der kurz vorSchluss aus Versehen ein FläschchenTipp-Ex über seinen Blättern ausgekipptund verzweifelt versucht hatte, in der verbliebenenZeit alles noch einmal zuschreiben. «Ich weiss gar nicht, ob SieTipp-Ex überhaupt noch kennen», sagt erin den Saal hinein.Die Bemerkung ist durchaus berechtigt.In der Aula haben sich an diesemMittag 330 Lernende versammelt, umdem «Talk über Mittag» zwischen RektorRené Portenier und Martin Scholl, CEOder Zürcher Kantonalbank, zu lauschen.Die meisten dürften in ihrem Leben nochkeinen Satz mit einer Schreibmaschinegetippt, geschweige denn irgendwelcheSchreibfehler überpinselt haben.Eine Sechs in BranchenkundeScholl hat die jugendliche Menge schnellin seinen Bann geschlagen. Vor allemliegt das daran, dass sich der Erfolgsmanagerbetont locker gibt, ohne sich allerdingsbei der Zuhörerschaft anbiedern zuwollen. Zu Beginn etwa zückt er die Stempelkarteder Verkehrsbetriebe Zürich, umzu beweisen, dass er heute mit dem gleichenTram gekommen ist wie seine Zuhörer.«Hier, abgestempelt um 11 Uhr 32 amParadeplatz.» Nur um im nächsten Satzhinzuzufügen: «Ich hätte es für unpassendgehalten, hierher mit dem Chauffeurzu kommen.»Dann wird das Fähigkeitszeugnis vonScholl an die Aula-Wand projiziert, dasPortenier in den Tiefen des Archivs ausgegrabenhat. In Korrespondenz hatte ereine Vier, in Branchenkunde eine glatteSechs, die restlichen Noten pendeln umFünf. Im Durchschnitt gibt das eine 5,1.«Ganz anständig Briefe schreiben kannich inzwischen aber auch», kommentiertScholl und erntet dafür einige Lacher.Anekdotisches aus seiner Schulzeitlässt sich Scholl nur wenig entlocken, dafürseien seine Erinnerungen zu verblasst.Auch sein Werdegang vom Stift der ZKB –«damals durfte man noch Stift sagen» – zuihrem CEO tönt relativ unspektakulär:33 Jahre beim gleichen Arbeitgeber, nurzwei Unterbrüche. Einer für einen Stagebei der Swiss Bank Corporation in NewYork, einer für eine einjährige Führungsausbildungin Stanford. Ansonsten habeer einfach intern Chancen ergriffen, wennsie sich ihm geboten hätten. «Ich habe nieKarriereplanung gemacht», sagt er. «Michinteressierten einfach spannende, neueAufgaben.» Dass ihn der Weg schliesslichbis ganz nach oben an die Spitze der Bankgeführt habe, dabei sei Glück ein nichtGlück sei ein nicht unwesentlicher Faktor gewesen.«Man muss die richtigen Vorgesetzten haben,die einen fördern, es müssen zum richtigen Zeitpunktdie richtigen Stellen vakant sein und so weiter.»unwesentlicher Faktor gewesen. «Manmuss die richtigen Vorgesetzten haben,die einen fördern, es müssen zum richtigenZeitpunkt die richtigen Stellen vakantsein und so weiter.»Imposanter FilialleiterEs liegt in der Natur solcher Veranstaltungen,dass sie nicht sehr in die Tiefe gehenkönnen, denn eine halbe Stunde Talk vorgrossem Publikum und abschliessendeine Fragerunde lassen dafür zu wenigRaum.Später am Tag treffen wir deshalbScholl in seinem Büro im vierten Stockdes ZKB-Hauptsitzes in der ZürcherBahnhofstrasse: Die Möbel sind zeitlosmodern aus edlem Holz, Schreibtischund Ablagen penibel aufgeräumt. Hinterdem Arbeitsplatz von Scholl sind ein paarkleine Familienbilder aufgestellt, ansonstenverrät der Raum kaum etwas über denMann, der täglich bis zu zwölf Stundenhier verbringt.Wenn Martin Scholl von seiner beruflichenLaufbahn erzählt, wird klar, dassZufall und Glück bereits bei der Stellen-context 3 – <strong>2010</strong>

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