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Nr. 3 / März 2010 - KV Schweiz

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36RatgeberBüroalltagWie bringe ich allesunter einen Hut?BildungDarf mein Arbeitgeber eineWeiterbildung verbieten?Wie soll ich das alles schaffen? Dieser Gedankeüberfällt mich oft panikartig. Ich hetzevon einem Termin zum nächsten und kommenicht zur Ruhe. Gleichzeitig habe ich stetsdas Gefühl, nicht allen Anforderungen gerechtzu werden. Anstatt Zeit mit meinenLiebsten zu verbringen oder mich im Büro aufdie Arbeit zu konzentrieren, bin ich ständigdabei Familie, Haushalt und Beruf zu organisieren.Heute müssen sich Frauen mehr denn je mitder Vereinbarkeit von Familie, Beruf undWeiterbildung auseinandersetzen und verschiedene,zum Teil auch widersprüchlicheAnsprüche unter einen Hut bringen. DerVersuch, verschiedene Welten zusammenzubringenund die aus der Rollenvielfalt(Frau, Mutter, Tochter, Berufsfrau) resultierendeMehrfachbelastung können zu Überforderungs-und Schuldgefühlen führen.Der Kampf an verschiedenen Fronten kostetviel Energie und Einsatz. Bei Misserfolgenoder Erschöpfung fühlen sich Frauenoft als Versagerinnen.Überlegen Sie in einem ersten Schritt,welche Rollen Sie in Ihrem Leben spielen,und anstatt unerreichbaren Idealbildernhinterherzulaufen, hinterfragen Sie die Rollenerwartungenund eigenen Ansprüche andiese Rollen (Was kann ich leisten? Was willich leisten? Wie viel Zeit möchte ich in jedeRolle investieren?). Bei dieser Aufgabe hilftes, eigene Lebensziele und deren Prioritätenfestzulegen. Nur so erreichen Sie ein gesundesMittelmass zwischen Anspruch undRealität und finden somit eine Balance zwischenHerausforderung und Freude an IhrerArbeit und am Leben.Aktivieren Sie Ihre Ressourcen, indemSie beispielsweise Arbeiten im Haushalt aufKinder, Ehemann und, falls möglich, aufeine Putzfrau verteilen. Setzen Sie für dieKinderbetreuung Ihre sozialen Stützsystemeein. Erlauben Sie es sich auch einmal«Nein» oder «Ich mag nicht» zu sagen. AchtenSie auf Freiräume in Ihrer Agenda undplanen Sie nicht nur Ihre Arbeits-, sondernauch Ihre Lebenszeit. Dann ist sichergestellt,dass Sie jeden der vier LebensbereicheGesundheit, Familie, Beruf und Lebenssinnangemessen berücksichtigen.Patrizia RizzoPsychologin lic.phil.,ist Trainerin undBeraterin bei ICAS<strong>Schweiz</strong>, einemUnternehmen fürexterne Mitarbeiterberatung.Mein Arbeitgeber lehnt mein berufsbegleitendesWeiterbildungsvorhaben ab. Er verbietetmir die Weiterbildung mit der Begründung,ich könne mich dann nicht mehr auf den Jobkonzentrieren. Darf er das?Grundsätzlich gilt: Der Arbeitgeberkann nur über jene Zeit verfügen, die Sie alsArbeitnehmer vertraglich zu leisten verpflichtetsind. In Ihrer Freizeit dürfen Sieaus arbeitsvertraglicher Sicht tun und lassen,was Sie wollen. Allerdings bestehenhierfür zwei Einschränkungen. Sie dürfenin Ihrer Freizeit keine die Interessen des Betriebskonkurrenzierenden Tätigkeiten ausüben.Und der Arbeitgeber darf dann reagieren,wenn Ihre Leistung gemässArbeitsvertrag und Stellenprofil beeinträchtigtwird.Wenn sich der gewünschte Bildungsgangmit Ihren Arbeitszeiten vereinbarenlässt und die Belastung Ihre Leistungsfähigkeitnicht einschränkt, gilt diese Freiheitauch bei einem 100%-Pensum. Ihr Arbeitgeberhat kein Recht, Sie vorsorglich einzuschränken,es sei denn, der Umfang Ihreszusätzlichen Engagements ist derart gross,dass nach allgemeiner Erfahrung oder wieim konkreten Fall im Voraus begründet eineBeeinträchtigung am Arbeitsplatz absehbarist. Die Hürden hierfür sind jedoch hoch. Sowäre etwa eine Änderungskündigung (aufReduktion des Arbeitspensums für dieDauer der Weiterbildung) bei «normalem»Ausmass der Weiterbildung als missbräuchlichanfechtbar.Wenn Ihre Weiterbildung aber zu einemLeistungsabfall führt, ist eine Kündigungdurch Ihren Arbeitgeber nur dann missbräuchlich,wenn Sie nachweisen können,dass kein Zusammenhang mit Ihrer Weiterbildungbesteht. Die Beweispflicht liegt hierimmer auf der Arbeitnehmerseite.Je nach Umfang und Dauer der Weiterbildungsowie Ihren persönlichen Umständenempfehlen sich aber ohnehin sorgfältigeÜberlegungen zu Planung undBelastbarkeit. Erfahrungsgemäss ist einWeiterbildungsabbruch nicht selten aufProbleme im Umgang mit der Zeit und mitunterschiedlichen Ansprüchen zurückzuführen.Ralf MargreiterStabsstelleBildungspolitik<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>context 3 – <strong>2010</strong>

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