Grundvorlesung Allgemeine Mikrobiologie
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<strong>Grundvorlesung</strong> <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong><br />
DNA gibt Informationen in Paketen an RNA ab<br />
Die Sequenzen der Aminosäuren in den Proteinen ergeben sich anhand von Anweisungen, die in der<br />
Reihenfolge der Nukleotide in der DNA enthalten sind. Um die Information der DNA nutzbar zu machen,<br />
wird sie zunächst in die mRNA (messenger RNA) überschrieben. Dieser Prozeß heißt Transcription. Die<br />
Transcriptionsmaschinerie der Zelle weiß aufgrund bestimmter Signale, welcher Strang der<br />
DNA−Doppelhelix der sinnvolle ist; sie weiß auch, wo die korrekten Start− und Stop−Stellen der<br />
Transcription sind. Die mRNA wird komplementär zur DNA synthetisiert. Die Prinzipien der Basenpaarung<br />
sind dieselben wie beim Watson−Crick−Modell der DNA: Guanin paart mit Cytosin und Adenin paart mit<br />
Uracil. Uracil ist so etwas wie eine Ausnahme und vertritt in der RNA die Rolle von Thymin. Chemisch sind<br />
beide Nucleobasen zwar verschieden, die von den Wasserstoffbrücken abhängigen Basenpaarungen sind aber<br />
die gleichen.<br />
Der zweite Unterschied zwischen DNA und RNA liegt im Zuckeranteil des Nukleotids. Während DNA immer<br />
Desoxyribose enthält, gibt es in der RNA immer Ribose. Der Unterschied − eine einzige Hydroxylgruppe −<br />
kommt uns sehr gering vor, ist aber für die Biologie sehr entscheidend. Ribose−5−Phosphat bildet sehr gerne<br />
ein zyklisches Phosphat zwischen der 3− und der 2− Position. Passiert das innerhalb eines<br />
RNA−Makromoleküls, so ist die Folge ein Bruch der Nukleotidkette. Die RNA degradiert. Tatsächlich gibt es<br />
viele Enzyme, die diesen chemisch und energetisch ohnehin einfachen Schritt katalysieren. Da diese Enzyme<br />
RNA abbauen, werden sie Ribonukleasen genannt.<br />
Für die Zelle ist diese chemische und enzymatische Labilität der RNA vorteilhaft. Schließlich wird die<br />
Information vieler Gene nur zu bestimmten Zeiten des Zellteilungszyklus oder unter ganz bestimmten<br />
Umweltbedingungen gebraucht. Zu anderen Zeiten oder unter anderen Bedingungen werden solche Gene<br />
nicht in RNA überschrieben, und die schon transcribierte mRNA soll rasch wieder verschwinden, um nicht<br />
völlig unnötige Proteine zu synthetisieren. Bei der DNA ist das anders: Der Träger aller Erbinformationen und<br />
auch aller Informationen für die Synthese von Proteinen muß chemisch weitgehend stabil sein. Da die<br />
Hydroxylgruppe in der 2'−Position des Zuckers fehlt, können die erwähnten cyclischen Phosphatester nicht<br />
gebildet werden. Der Abbau von DNA ist chemisch schwieriger als der von RNA. Es ist kein reiner Zufall,<br />
daß seit Beginn der Evolution für den Informationsspeicher die stabile DNA, für den Informationsüberträger<br />
aber die labilere RNA verwendet wurde.<br />
Proteinbiosynthese findet an Ribosomen statt<br />
Die Informationen der mRNA werden in Proteine übersetzt. Dieser Schritt des Informationsflusses heißt<br />
Translation. Dieser Prozeß läuft an kleinen Partikeln des Cytoplasmas ab, den Ribosomen. Die bakteriellen<br />
Ribosomen bestehen zu 40% aus Proteinen und zu 60% aus RNA. Aus aufgebrochenen Zellen können sie mit<br />
Hilfe der differentiellen Zentrifugation recht leicht rein dargestellt werden, so daß sie der biochemischen<br />
Analyse gut zugänglich sind.<br />
Man hat die physikochemischen Eigenschaften der Ribosomen zunächst in der Ultrazentrifuge studiert. Die<br />
Sedimentation von Makromolekülen und kleinen Partikeln im extremen Schwerefeld der Ultrazentrifuge von<br />
mehreren 10 5 g hängt sowohl von ihrer Dichte, als auch von ihrer Form und Größe ab. Die Rate, mit der die<br />
Partikel sedimentieren wird in den so genannten Svedberg−Einheiten gemessen. Bakterielle Ribosomen<br />
sedimentieren mit einer Svedberg−Konstante von 70S. Diese 70S−Partikel sind bei einer Konzentration von<br />
etwa 5mM Mg 2+ stabil, dissoziieren aber bei bei geringeren Magnesiumionen−Konzentrationen in die 30S−<br />
und die 50S−Untereinheit. Die S−Werte sind nicht additiv!<br />
Die 30S−Untereinheit besteht aus einem RNA−Molekül mit einer Sedimentationskonstanten von 16S und 21<br />
verschiedenen Polypeptiden. Die ribosomale 50S−Untereinheit enthält zwei verschiedene RNA−Moleküle<br />
von 23S und 5S, sowie 31 Proteine. Wenn alle diese Komponenten unter den richtigen Salzbedingungen in<br />
der richtigen Reihenfolge miteinander gemischt werden, entstehen wieder funktionsfähige ribosomale<br />
Untereinheiten. Unter den Bedingungen des bakteriellen Cytoplasmas binden die beiden Untereinheiten<br />
nacheinander an die Startstellen der Translation auf der mRNA (ribosomale Bindungsstelle oder<br />
DNA gibt Informationen in Paketen an RNA ab 15