Baum des Jahres 2006 - Nordfriisk Instituut
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Abb. 3 <strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2006</strong> im Geestdorf Bohmstedt. Pappeln werden<br />
durch die Gemeinde abgeholzt, obwohl sie niemanden gefährden oder<br />
stören dürften. Geschichtsvergessen muss man das nennen, waren es<br />
doch vor gut 100 Jahren Bohmstedter Bauern mit Weitblick, die den immer<br />
noch mustergültigen Bauernwald Haaks als Mischwald anlegten und<br />
von einer besonderen Liebe zu Bäumen getragen waren. Fotos: G.K.<br />
weitigen, schlecht nutzbaren feuchten Flächen<br />
angepflanzt.<br />
Die Hoffnungen auf Holzverkauf erfüllten<br />
sich nicht, weil die „Schlagreife“ erst später als<br />
erwartet erreicht war und weil die Holzwirtschaft<br />
zu dem Zeitpunkt an dem Holz nicht<br />
mehr interessiert war.<br />
So blieben die Pappeln stehen, bis sie Probleme<br />
bereiteten: an Straßen, weil sie schwache<br />
Asphaltdecken mit den Wurzeln anhoben<br />
und weil sie mit zunehmender Größe im<br />
Sturm trockene Äste abwarfen. Und da ging es<br />
den stattlichen, schönen Bäumen an die Borke,<br />
berechtigterweise, wo das zur Gefahrvermeidung<br />
geschah. Sie wurden meist radikal<br />
abgeholzt, allerdings auch dort, wo sie kaum<br />
jemanden gefährdeten.<br />
Verschärft wurde und wird dieses Treiben<br />
durch die Jagd auf Brennholz, die angesichts<br />
20 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
der derzeitigen hohen<br />
Energiepreise noch zunimmt.<br />
Friedrichstadt hat mit der<br />
Ausrottung der Schwarzpappeln<br />
begonnen und will<br />
sie in den nächsten Jahren<br />
zu Ende bringen. Selbst die<br />
am Eiderdeich stehenden<br />
Bäume sind dran, weil sie<br />
hier verdächtigt werden, die<br />
Deiche zu schwächen. Dass<br />
man Bachufer normalerweise<br />
mit Gehölzen gegen<br />
Erosion schützt, gilt hier offenbar<br />
nicht. Selbst der<br />
Umstand, dass die in der<br />
Innenstadt verhassten Saatkrähen<br />
nach massiven Vergrämungsaktionen<br />
auf die<br />
Eiderpappeln ausgewichen<br />
sind, konnte die Verantwortlichen<br />
nicht von der<br />
Abholzung abhalten. Um<br />
Zweiflern an diesem unkontrollierten<br />
Treiben den<br />
Mund zu stopfen, werden<br />
die Bäume auch wegen <strong>des</strong><br />
im Innern absterbenden<br />
Holzes (das den <strong>Baum</strong> keineswegs<br />
schwächen muss) für schwer „krank“<br />
erklärt. Aber das kranke Holz hat noch einen<br />
annehmbaren Heizwert. Auch die Gemeinde<br />
Bohmstedt hat jüngst dem <strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong><br />
den Kampf angesagt und ist auf dem Wege zur<br />
„pappelfreien“ Gemeinde.<br />
So verschwindet die Schwarzpappel aus<br />
Nordfriesland – nicht wegen eines Schädlings,<br />
wie die Ulme, sondern weil sie zum Un-<strong>Baum</strong><br />
und damit für vogelfrei erklärt worden ist.<br />
Dass die Jagd auf die Schwarzpappel gerade im<br />
Jahre ihrer Ehrung als <strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> so krasse<br />
Formen annimmt, ist betrüblich. Mit ein<br />
wenig Nachdenken und mit Augenmaß sollte<br />
es möglich sein, die stattlichen, das Landschaftsbild<br />
bereichernden Bäume überall dort,<br />
wo sie niemandem Schaden zufügen, auch ohne<br />
besondere Schutzparagraphen unangetastet<br />
zu lassen.