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Baum des Jahres 2006 - Nordfriisk Instituut

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25. Jahrgang Heft 3 September <strong>2006</strong><br />

DER MAUERANKER<br />

Baupflege in Nordfriesland, Dithmarschen und Angeln<br />

Herausgegeben von der Interessengemeinschaft Baupflege Nordfriesland & Dithmarschen e.V.<br />

<strong>Jahres</strong>versammlung am 15. November <strong>2006</strong> in Husum


Inhalt Impressum<br />

Die Erhaltung großer Bauernhäuser<br />

wird schwieriger 3<br />

Der Pynackerhof auf Nordstrand 7<br />

400 Jahre Friesische Keramik 13<br />

<strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong>:<br />

Die Schwarzpappel 18<br />

Meldungen:<br />

Rückmeldung: „Eines der ältesten Häuser<br />

Dithmarschens 21<br />

Baustelle Pastoratshaubarg Poppenbüll 24<br />

‚gartenrouten zwischen den meeren‘ 26<br />

Pantoffelschnecken, Gummibäralgen<br />

und pazifische Austern 27<br />

SHHB-Plakette ‚Schönes Haus‘ 29<br />

Vor ca. 400 Jahren entstanden in der niederländischen<br />

Provinz Friesland die ersten Fayencemanufakturen<br />

gleibakkerijen, in denen gebrannte Tongefäße<br />

für den täglichen Gebrauch und als Zierrat<br />

im Haus mit weißer Zinnglasur und später<br />

auch blauen Dekors bemalt wurden. Auch die<br />

blau bemalten Wandfliesen wurden im 18./19.<br />

Jahrhundert aus Friesland per Schiff an die Küsten<br />

der Nordsee verfrachtet, wo sie noch hier und<br />

da anzutreffen sind. Das Titelbild zeigt einen großen<br />

Teller schotel aus der Manufaktur Kingma in<br />

Makkum, ca.1790-1800.<br />

In Friesland wurde das Jubiläum mit zahlreichen<br />

Ausstellungen und Veröffentlichungen gebührend<br />

gefeiert. Lesen Sie dazu: Fries Aardewerk S. 13.<br />

Foto: M. v. d. Akker<br />

J.P.A. Jensen & Sohn<br />

Bau- und Möbeltischlerei<br />

A.R. Kjærbysvej 2 · DK 6280 Høyer<br />

Tlf. (+45) 20 14 66 41<br />

Fax (+45) 74 78 93 22<br />

2 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

DER MAUERANKER<br />

Herausgeber: Interessengemeinschaft Baupflege Nordfriesland<br />

e. V. Arbeitsgruppe <strong>des</strong> Vereins Nordfriesisches Institut e. V.,<br />

Süderstraße 30, 25821 Bredstedt, Tel. 04671-60120, Fax 1333<br />

Spar- u. Leihkasse Bredstedt Nr. 10003770 BLZ 21751230<br />

Konto: Sparkasse Nordfriesland Nr. 20354 BLZ 21750000<br />

Erscheint vierteljährlich zum Quartalsende, Auflage 2.500<br />

Redaktion: Gerd Kühnast<br />

Redaktionsanschrift: Süderstraße 30, 25821 Bredstedt<br />

Anzeigenannahme:<br />

IG Baupflege, Süderstr. 30, 25821 Bredstedt<br />

Telefon 04671/2081, Fax 04671/1333<br />

Verlag: Verein Nordfriesisches Institut e. V.,<br />

25821 Bredstedt,<br />

Druck: Druck-Center Uwe Mussack,<br />

25899 Niebüll, Hauptstr. 97<br />

Satz, Vertrieb und Anzeigeninkasso:<br />

Breklumer Print-Service<br />

Herbert Paulsen und Ralf Siegel GbR,<br />

Husumer Straße 44, 25821 Breklum,<br />

Telefon 04671-91000, Telefax 04671-910030<br />

Konto: Nord-Ostsee Sparkasse Nr. 0121227763<br />

(BLZ 217 500 00)<br />

Anzeigenpreisliste 1993<br />

Abobestellungen an: <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong>, Süderstr. 30,<br />

25821 Bredstedt. Einzelpreis € 1,60<br />

Abopreis € 9,50 incl. Mwst. für 4 Ausgaben.<br />

Für Mitglieder der IGB ist der Bezug im <strong>Jahres</strong>beitrag enthalten.<br />

Für unverlangte Manuskripte, Fotos und Illustrationen übernehmen<br />

wir keine Haftung. Beiträge von Mitarbeitern und Lesern<br />

sowie Anzeigeninhalte stellen nicht ausdrücklich die Meinung<br />

der Redaktion oder <strong>des</strong> Herausgebers dar.<br />

Nachdruck ist bei Quellenangabe, unter Berücksichtigung <strong>des</strong><br />

Urheberrechtes und Belegexemplar, erwünscht.


Die Erhaltung großer<br />

historischer Bauernhäuser<br />

wird schwieriger<br />

Es war schon immer schwieriger, ein großes<br />

Bauernhaus um- oder neuzunutzen als eine<br />

kleine Kate. Nicht ohne Grund sind in Ferienregionen<br />

die kleinen Bauern- und Kätnerhäuser<br />

leichter an die Kaufwilligen zu bringen als<br />

etwa ein Haubarg oder ein Vierseithof. So sind<br />

in unserer Rubrik ‚Bedrohte Häuser‘ immer<br />

wieder große Hofstellen und andere erhaltenswerte<br />

Großbauten auf großen Grundstücken<br />

zu finden. Und für manche davon ist nur der<br />

Abbruch geblieben.<br />

Die Zeit, in der Kulturzentren, Vereinshäuser<br />

oder Schulen/Kindergärten in leer gefallenen<br />

alten Gebäuden untergebracht wurden, ist<br />

vorläufig vorbei, weil kein Bedarf mehr vorhanden<br />

ist. Ein weiterer Grund ist darin zu sehen,<br />

dass Neubau weit besser gefördert wird<br />

als Altbau bzw. die Sanierung von Altbauten.<br />

Bis vor Kurzem wurden bekanntlich auch bei<br />

der Eigenheimförderung Neubauten etwa<br />

doppelt so hoch gefördert wie Altbauten, mit<br />

deutlich negativen Auswirkungen auf die baulichen<br />

Entwicklungen in Stadt und Land.<br />

Dass sich trotzdem manche Liebhaber alter<br />

Häuser gegen den Neubau und für die Erhaltung<br />

eines Altbaues entschieden haben, ist nur<br />

zu begrüßen.<br />

Was die großen Gebäude angeht, so sind es<br />

Abb. 1 Der Albertsenhof von 1866, am Geestrand gelegen in Wallsbüll/Struckum, auf einem IGB-Foto von<br />

1988. Der Wirtschaftsteil (hell hervorgehoben) war für die landwirtschaftliche Nutzung (Sauenhaltung) bis<br />

vor wenigen Jahren nicht mehr groß genug und nur bedingt tauglich. An die Instandsetzung <strong>des</strong> großen<br />

Geesthardenhauses war nicht mehr zu denken. Da blieb nur der Abbruch. IGB-Foto<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

3


Abb. 2 Auf einer Dorfansicht von der Marsch aus ist der Hof als markantes<br />

Gebäude ins Bild gesetzt. Ausschnitt aus einem Ölbild <strong>des</strong> Flensburger<br />

Malers H. Bornhöft von 1932.<br />

Abb. 3 Im vergangenen Jahr wurde der Wirtschaftsteil abgetragen. Geblieben<br />

ist der Wohnteil als ‚Hofrest’.<br />

heute überwiegend Private, die als Retter und<br />

Erhalter dieser Kategorie von Häusern in Frage<br />

kommen.<br />

Einige Beispiele ganz unterschiedlicher Art<br />

sollen die Situation beleuchten.<br />

Geesthardenhaus aus dem 19. Jahrhundert<br />

Hof A. in der Gemeinde Struckum, ein<br />

Geesthardenhaus von stattlicher Größe aus der<br />

2. Hälfte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts ist am Geestrand<br />

gelegen. Ein landwirtschaftlicher Betrieb, den<br />

4 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

eine junge Familie bewirtschaftete,<br />

konnte in seiner<br />

ganzen Größe nicht erhalten<br />

werden, weil die landwirtschaftliche<br />

Produktion<br />

von der gemischten Grünland-<br />

und Ackerwirtschaft<br />

mit Milchviehhaltung auf<br />

Sauenhaltung umgestellt<br />

werden musste. Das ging<br />

eine Reihe von Jahren in<br />

den vorhandenen Stallungen<br />

gut, aber nur so lange,<br />

wie die Nutzfläche für die<br />

Zahl der Sauen ausreichte,<br />

mit der das notwendige<br />

Einkommen der Familie zu<br />

erzielen war. Der riesige<br />

Dachraum war ohnehin<br />

schon lange nicht mehr genutzt,<br />

seine Unterhaltung<br />

nicht rentierlich und ein<br />

lästiger Kostenfaktor.<br />

Es wäre ein neuer, größerer<br />

Stall fällig gewesen mit<br />

allen möglichen Schwierigkeiten<br />

bei der Genehmigung<br />

und hohen Nebenkosten.<br />

So entschied sich<br />

der Landwirtschaftsmeister<br />

für eine lohnabhängige Tätigkeit<br />

in derselben Branche.<br />

Für den nicht mehr<br />

haltbaren, sanierungsbedürftigen<br />

Wirtschaftsteil<br />

blieb nur noch der Abriss.<br />

Damit wurde das landschaftsprägende<br />

50 Meter<br />

lange und 30 Meter breite Langhaus auf den<br />

Wohnteil und auf weniger als die halbe Länge<br />

verkürzt. Für das Ortsbild (Ortsrand) ist das<br />

ein großer Verlust.<br />

„Friesenhaus-Abriss droht:<br />

„Es tut uns in der Seele weh“<br />

Niebüll, 6. März <strong>2006</strong> Bauausschuss berät<br />

über Bebauungsplan Uhlebüller-/ Gotteskoogstraße:<br />

Schicksal <strong>des</strong> leer stehenden Eckhauses<br />

weiter ungewiss.


…In Planung ist die<br />

vierte Änderung <strong>des</strong> Bebauungsplans<br />

12 für die Uhlebüller-/Gotteskoogstraße/<br />

Danisco-Komplex. Im Rahmen<br />

der Änderung soll<br />

auch die Frage geklärt werden,<br />

was mit dem alten<br />

reetgedeckten Bauernhaus<br />

an der Ecke der beiden<br />

Straßen geschehen soll. Das<br />

alte Reetdachhaus, Teil der<br />

einst überwiegend friesisch<br />

geprägten Hauslandschaft<br />

<strong>des</strong> alten Niebüll, steht seit<br />

geraumer Zeit leer und nähert<br />

sich dem Status einer<br />

Bauruine. Sein ehemaliger<br />

Besitzer ist verstorben, ein<br />

Verkauf <strong>des</strong> Hauses nicht<br />

gelungen. Überdies habe<br />

sich das Stadtbauamt über<br />

Jahre hinweg vergeblich um seine Erhaltung<br />

bemüht. Karl-Heinz Schmidt: „Es tut uns in<br />

der Seele weh, dieses Haus abzureißen.“…<br />

(Nordfriesland Tageblatt)<br />

Abb. 4 Das Hallenhaus in Seeth mit links angefügtem Winkelanbau wird<br />

noch vom alten Eigentümer allein bewohnt. Die Mittel für eine nötige Sanierung<br />

fehlen. Das Haus hat eine ungewisse Zukunft.<br />

Wie ernsthaft die Bemühungen der Stadt<br />

waren, bleibt dahingestellt. Zugelassen aber<br />

hat die Verwaltung die Nutzung <strong>des</strong> hinteren<br />

Grundstücks als Parkplatz, und die Erweite-<br />

Abb. 5 Ebenfalls in Seeth: ein Hallenhaus mit Winkelanbau, im Verfall begriffen. Wenn nicht bald ein rettender<br />

Käufer kommt, sind die Tage seines Bestan<strong>des</strong> gezählt.<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

5


Abb. 6 Das klassische utlandfriesische Haus mit Winkelanbau in Niebüll<br />

(Baujahr 1803) - hier auf einem Foto von 1998 - gerät in Bedrängnis,<br />

weil ein Industriebetrieb mit Zustimmung der Stadt immer näher herangerückt<br />

ist. Das denkmalwürdige Gebäude ist ungeschützt und vom Verfall<br />

bedroht. Die Verantwortlichen geben sich zutiefst betrübt, lassen aber<br />

den Dingen ihren Lauf – ein ‚Trauerspiel’ im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes.<br />

Foto: 1998<br />

Abb. 7 Die Geschichte <strong>des</strong> ehemals größten Bauernhofes der Gemeinde<br />

Langenhorn-Mönkebüll ist bekannt (MA 3-4/2005). Es wird einem Superund<br />

einem Discountmarkt weichen und in Kürze abgebrochen werden.<br />

Fotos 2-4, 6, 7 Gerd Kühnast, 5 Frank Braun<br />

rung der genannten Firma, durch welche die<br />

Industrieanlage den utlandfriesischen Winkelbau<br />

buchstäblich in Bedrängnis brachte. Unter<br />

diesen Voraussetzungen war es natürlich kaum<br />

denkbar, Käufer für das Anwesen zu finden.<br />

Wohl aber hätte die Stadt etwas unternehmen<br />

können, etwa eine Nutzung durch die Firma<br />

Danisco als Büro- oder Schulungsgebäude zu<br />

erleichtern.<br />

Das Bedauern um den angeblich unvermeidlichen<br />

Abriss kommt Krokodilstränen<br />

gleich.<br />

6 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

Erst im Juni genehmigte<br />

die Stadt den Abriss eines<br />

historischen Hauses in der<br />

Innenstadt, für <strong>des</strong>sen Erhalt<br />

sich die IGB anschließend<br />

einsetzte (MA 1-<br />

2/<strong>2006</strong> Titelfoto).<br />

Wer das Verschwinden<br />

historischer Häuser beklagt,<br />

sollte erst alle eignen<br />

Möglichkeiten ausschöpfen.<br />

Die Stadt hat schließlich<br />

für ihr Gebiet die Planungshoheit,<br />

die sie offenbar<br />

im Sinne der Erhaltung<br />

<strong>des</strong> historischen Stadtbil<strong>des</strong><br />

nicht genügend nutzt.<br />

Hallenhäuser<br />

gefährdet<br />

Ortswechsel: Die Stapelholmer<br />

Gemeinde Seeth,<br />

verfügt bekanntlich über<br />

einen reichen Bestand historischer<br />

Gebäude, darunter<br />

eine Reihe von Hallenhäusern<br />

aus dem 16. Jahrhundert.<br />

Zurzeit gibt es<br />

zwei gefährdete Objekte<br />

aus dem Hallenhausbestand.<br />

Für eines der beiden<br />

konnte bislang kein Käufer<br />

gefunden werden, das andere<br />

wird von seinem alten<br />

Besitzer allein bewohnt, der<br />

einen Flügel abreißen<br />

möchte, weil ihm das Haus<br />

zu groß ist. Ein Eigentümerwechsel ist darum<br />

nicht möglich. Würde der Flügel abgerissen,<br />

wäre der Zeugniswert <strong>des</strong> Anwesens nur noch<br />

Makulatur.<br />

Winkelbau weicht Supermärkten<br />

Das letzte Beispiel ist bekannt. Die Gemeinde<br />

Langenhorn legt für einen Supermarkt<br />

und einen Discounter ein neues Gewerbegebiet<br />

an und gibt grünes Licht für den Abbruch<br />

eines ca. 200 Jahre alten Bauernhauses/Langhaus<br />

mit Winkelanbau. (s. MA 12/<strong>2006</strong>).


Der Pynackerhof<br />

auf Nordstrand<br />

Ingrid und Heinz-Peter Moseler<br />

Wir ziehen nach Nordstrand<br />

Groß und mächtig liegt der Pynackerhof<br />

auf einer hohen Warft im Trendermarschkoog<br />

auf Nordstrand. Wir hatten ihn schon oft gesehen,<br />

wenn wir den Trendermarschweg nach<br />

Süden ans Meer fuhren. Damals, 1987, waren<br />

wir zum ersten Mal auf der damaligen<br />

Kneesch-Warft, wie der Hof 1987 hieß.<br />

Er stand zum Verkauf, aber wir, die Familie<br />

Moseler mit den drei Kindern Christoph, Alexander<br />

und Martje, hatten weder den Mut,<br />

noch das Geld, den Hof zu erwerben. 1989<br />

war es aber soweit. Wir waren in der Lage, den<br />

Hof zu kaufen. Der Kaufvertrag wurde im<br />

April 1989 geschlossen.<br />

Der Hof hatte damals nicht mehr viel von<br />

seiner Ursprünglichkeit. Er war mehrmals umgebaut<br />

worden und in einem dringend sanierungsbedürftigen<br />

Zustand. Wir nahmen alles,<br />

wie es kam. Wir waren nun für diesen geschichtsträchtigen<br />

Hof verantwortlich.<br />

Die Geschichte<br />

Die Geschichte beginnt 1634 nach der<br />

zweiten großen Sturmflut, die aus der reichen,<br />

fruchtbaren schönen Insel eine Stätte der Verwüstung<br />

und <strong>des</strong> Grauens machte. Trümmer<br />

und Ruinen, Tod, Not und Armut ließen die<br />

abziehenden Wasser damals zurück. Die Überlebenden<br />

und Zurückgebliebenen waren verarmt,<br />

ihre Arbeit an den Deichen blieb nur<br />

Stückwerk, und der Herzog von Gottorf ver-<br />

Abb.1 Ein Luftbild aus den 1950er Jahren zeigt den Pynackerhof auf der Warft mit dem 7000m 2 großen<br />

parkartigen Garten. Blick von Süden.<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

7


Abb. 2. Auch in den 1950er Jahren wurde das Foto von Osten aufgenommen.<br />

Das Gehöft war in der Zeit noch fast unverändert und zeigt in<br />

etwa den Zustand der Bauzeit 1896.<br />

sagte ihnen die erforderliche Hilfe. Statt<strong>des</strong>sen<br />

fasste er die Beteiligung niederländischer<br />

Unternehmer und Investoren für die Wiedergewinnung<br />

der dem Meereseinfluss ausgesetzten<br />

Landflächen durch große Eindeichungen<br />

im Bereich <strong>des</strong> heutigen Nordstrand ins Auge.<br />

Am 18. Juli 1652 – 18 Jahre nach dem verheerenden<br />

Ereignis – kam der Vertrag zwischen<br />

Herzog Friedrich III. von Schleswig-<br />

Gottorf und vier Niederländern zustande.<br />

Dieser Vertrag, Oktroi genannt, schuf die<br />

Grundlagen für die Wiedergewinnung <strong>des</strong> östlichen<br />

Teils vom alten, 1634 untergegangenen<br />

Nordstrand und den Aufbau <strong>des</strong> neuen Nordstrand.<br />

Aber erst 1663, 29 Jahre nach der Katastrophe,<br />

war die Eindeichung <strong>des</strong> heutigen<br />

Trendermarschkooges abgeschlossen.<br />

Der Namensgeber:<br />

Willibrord Pynacker<br />

Willibrord Pynacker, selbst Niederländer,<br />

aus der Nähe von Den Haag stammend,<br />

pachtete 1675 den später nach ihm benannten<br />

Pynackerhof und bewirtschaftete ihn mit<br />

seine Schwester Adriana bis zu seinem Tod<br />

1697. Nach dem Tod der Schwester im Jahre<br />

1713 gibt es eine Reihe weiterer Besitzer, zuerst<br />

Niederländer, dann aber wieder Nordfriesen<br />

(s. Kasten). Auf einer Karte von 1670 ist<br />

8 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

der Hof „Pynacker“ als Nr.<br />

6 in dieser Schreibweise<br />

eingezeichnet.<br />

1876 wurde der Hof erworben<br />

von Lorenz Lorenzen<br />

und Heline geb. Jensen,<br />

die auch das heute vorhandene<br />

Gebäude von 1896 errichteten.<br />

Diese Familie hat<br />

aller Wahrscheinlichkeit<br />

auch den südwestlich<br />

unterhalb der Warft gelegenen<br />

7000 m 2 großen Inselgarten<br />

mit dem heutigen<br />

alten <strong>Baum</strong>bestand, der<br />

Sitzgrotte und vielen schönen<br />

Details angelegt.<br />

Nach dem Eigentümer<br />

Peter Edding (1903-1911)<br />

erwarb dann schließlich die<br />

Familie Kneesch den Hof, von deren Nachkommen<br />

wir im Jahre 1989 den Hof übernahmen.<br />

Das Anwesen auf der hohen Warft<br />

Die Hofanlage befindet sich auf einer<br />

3,50 m hohen Warft und bestand beim Erwerb<br />

aus dem Haupthaus, einem 40 m langen<br />

und 15 m breiten Geesthardenhaus, einer Remise,<br />

einem großen Schuppen und einem Silo.<br />

Das Wirtschaftsgebäude war mit Eternit gedeckt<br />

und beherbergte 19 Gästebetten und<br />

eine vermietete Wohnung.<br />

Abb. 3 Der Pynackerhof auf einer Karte von 1847;<br />

schraffiert: der große Garten.


Abb. 10 Auf dieser Karte von ca. 1667, 21 Jahre nach der Wiederbedeichung<br />

der Trendermarsch, ist der Hof unter der Nummer 6 mit dem Namen<br />

‚het Pynaker hof aen de heeren van de Clergie’ aufgeführt.<br />

Die Wiederbedeichung der Insel Nordstrand<br />

war eine langwierige und für die<br />

Überlebenden der Sturmflut von 1634, die<br />

auf den Resten der Insel überhaupt noch<br />

wohnen konnten, eine Zeit großer Entbehrungen<br />

und Enttäuschungen. Während auf<br />

dem heutigen Pellworm schon 1637 mit<br />

der Neubedeichung begonnen werden<br />

konnte, ging die Zerstörung im übrigen<br />

Teil weiter. Die Reste der Insel waren bis<br />

zum Beginn der Neueindeichungen im Osten<br />

mit dem Deichschluss <strong>des</strong> Friedrichskooges<br />

(heute: Alter Koog) im Jahre 1654 –<br />

20 Jahre nach der Flut – immer weiter zerstört<br />

worden. Der Heverstrom hatte nahezu<br />

alle Landflächen zwischen Pellworm und<br />

dem heutigen Nordstrand fortgespült.<br />

Der Gottorfer Herzog Friedrich III. holte<br />

nach langen Verhandlungen niederländische<br />

Geldgeber und Fachleute ins Land.<br />

1652 schloss er mit dem Brabanter Deichgrafen<br />

Quirinus Indervelden und dreien<br />

seiner Landsleute als „Haupt-Contrahenten<br />

und Participanten“ einen Vertrag (Oktroi),<br />

der ihnen fast unbeschränkte Rechte zusi-<br />

cherte und obendrein eine<br />

zehnjährige Steuerund<br />

Abgabenfreiheit in<br />

den eingedeichten Kögen<br />

gewährte.<br />

Nach dem Nordstrander<br />

Deichrecht<br />

mussten Landeigner, die<br />

ihre Deichstrecke nicht<br />

mehr unterhalten konnten,<br />

ihr Land abgeben.<br />

Sie wurden enteignet.<br />

Das Land fiel an diejenigen,<br />

welche die Deichund<br />

Abgabenpflichten<br />

übernahmen.<br />

So erging es fast allen<br />

Nordstrandern, die<br />

noch auf der Insel ausharrten<br />

und nun zusehen<br />

mussten, wie die<br />

neuen Herren ihr Land<br />

ohne alle Entschädigung in Besitz nahmen.<br />

„Nicht ohne Zähren“ (Tränen) hörten sie<br />

die herzoglichen Verfügungen an, die ihnen<br />

ihr Pastor Anton Heimreich verlesen musste.<br />

„Andrerseits eröffnete der Vertrag die<br />

Aussicht“ auf die Wiedergewinnung der<br />

notwendigen Sicherheit. Die Vorherrschaft<br />

der Partizipanten dauerte rund 200 Jahre.<br />

Der Trendermarschkoog war in zwölf<br />

Teile, so genannte Kabel, aufgeteilt, die vier<br />

Partizipanten gehörten. Von einem dieser<br />

Eigentümer pachtete der Niederländer Willibrord<br />

Pynacker den Hof auf der Warft,<br />

die in einer Karte von 1670 als „Pynacker<br />

Hof“ bezeichnet wird. Er bewirtschaftete<br />

ihn zusammen mit seiner Schwester Adriana,<br />

die ihn weiterführte bis zu ihrem Tod<br />

1713.<br />

Ein Nachfahre <strong>des</strong> Stallers Quirinus Indervelden,<br />

Johann Walter Indervelden,<br />

übernahm den Hof bis 1768. Danach wurden<br />

Nordfriesen Eigentümer.<br />

Quelle: Kuschert, Rolf: Die frühe Neuzeit.<br />

In: Geschichte Nordfrieslands, Heide 1995.<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

9


Abb. 4 Grundriss 1989;<br />

Abb. 5 Ansichten SO, NW, NO, Bestandsaufnahmen Abb. 4 und 5: Ingrid Moseler<br />

Wo sollten wir beginnen?<br />

Was war das Wichtigste? Die Substanz <strong>des</strong><br />

Hauses galt es zu erhalten und in den ursprünglichen<br />

Zustand zurückzuversetzen. Der<br />

Dachstuhl musste repariert und verstärkt, die<br />

Mauern rundum repariert und teilweise erneuert<br />

werden. So z. B. der 15 m breite und 12 m<br />

10 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

hohe Stallgiebel am Südostende mit seinem<br />

42 cm dicken Mauerwerk, der so baufällig war,<br />

dass er total abgerissen werden musste. Wir<br />

kippten ihn um und putzten monatelang<br />

15 000 alte Steine, um den Giebel mit diesen<br />

Steinen neu zu erstellen.<br />

Im Dachstuhl wurden Kopfbänder, Pfetten


Abb. 6 Veränderte Fenster im Wohnteil; die alten Fensteröffnungen waren<br />

im Mauerwerk ablesbar...<br />

und Stützen eingezogen, um die Standfestigkeit<br />

wieder zu gewährleisten. Die 110 laufenden<br />

Meter gemauerter schwacher Fundamente<br />

wurden freigelegt und standfest saniert.<br />

Außenanlagen und Gebäude wurden von jeglichem<br />

Unrat befreit. Schuppen und Gärfutter-<br />

Silo wurden abgerissen. Wir räumten das<br />

Grundstück auf, pflanzten über 1 000 neue<br />

Bäume und bauten und bauten. Uns kam zustatten,<br />

dass fast alle vom Fach sind. Auch Ingrid<br />

Moseler hat das Maurerhandwerk erlernt.<br />

Wir hatten Arbeit satt. Aber das Haus wuchs<br />

und gedieh, und auch die Außenanlagen wurden<br />

immer schöner. Die Ferienwohnung in<br />

der Remise am Fuße der Warft ist heute ein<br />

Ferienplatz für viele Stammgäste.<br />

Wir brauchten gut zehn Jahre für die Gebäude.<br />

Wir haben viel Literatur und ähnliche<br />

Gebäude in der Landschaft studiert und Kontakt<br />

zur Interessengemeinschaft Baupflege<br />

Nordfriesland gesucht, um alles in den ursprünglichen<br />

Zustand versetzen zu können.<br />

Spurensuche<br />

Wie sahen die Fenster aus? Welche Tore und<br />

Türen waren vorhanden? Da gab es einige alte<br />

Fotos, die weiterhalfen. Und die Mauern verrieten<br />

manches über die ursprünglichen, aber später<br />

veränderten Fensteröffnungen und -formen.<br />

Das gleiche gilt für Türen und Tore. Alle Fen-<br />

ster <strong>des</strong> Wohnhauses mussten<br />

nicht nur ersetzt, auch<br />

die Fensteröffnungen mussten<br />

auf die Ursprungsform<br />

zurückgeführt werden. Und<br />

das betraf immerhin 22<br />

Holzverbund-Fenster, 13<br />

Stallfenster, vier große Tore<br />

und zwei Haustüren. 1994<br />

waren wir soweit, dass der<br />

Hof auf unseren Antrag hin<br />

als Kulturdenkmal anerkannt<br />

und in das Denkmalbuch<br />

eingetragen werden<br />

konnte.<br />

1996 bauten wir die beiden<br />

ehemaligen Backengiebel<br />

an der Westseite wieder<br />

auf. Und danach konnten<br />

wir endlich mit der Reetdachdeckung beginnen.<br />

Über 1 000 m 2 Dachfläche mit Reet einzudecken<br />

braucht Zeit, aber nach einigen Monaten<br />

Arbeit war am 31. August 1996 alles so<br />

weit fertig, dass wir den 100. Geburtstag <strong>des</strong><br />

Hauses mit Freunden und Gästen feiern konnten.<br />

Noch heute arbeiten wir an unserem Haus.<br />

Vor allen Dingen ist der weitere Innenausbau<br />

noch nicht abgeschlossen. Der ursprüngliche<br />

Grundriss konnte nach der Freilegung der<br />

Abb. 7 ...und wurden wieder zurückgeführt<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

11


Abb. 8 Das 1996 neu eingedeckte 40m lange und 15m breite Langhaus<br />

hat sein altes Gesicht zurückbekommen und wurde in das Denkmalbuch<br />

als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung eingetragen. Das Foto entstand<br />

1998.<br />

Wände und Fußböden wieder entdeckt und<br />

hergestellt werden.<br />

Manchen Aufschluss über früher vorhandene<br />

Kachelöfen, Wandfliesen, Herde und das<br />

im Haus gebrauchte Steingutgeschirr ergeben<br />

Funde beim Pflegen der Warft oder bei gelegentlichem<br />

Ausräumen der Graft, die Hof und<br />

Garten umschließt.<br />

Heute haben wir zwei Kachelöfen, einen uralten,<br />

gebrauchsfähigen Herd, Fußböden mit<br />

Öländer Kalksteinplatten, niederländischen<br />

Ziegelplatten plavuizen, 4 cm dicke Dielenfußböden<br />

mit Breiten bis zu 30 cm und eine wunderbar<br />

getäfelte Decke.<br />

Auch die Einrichtung haben<br />

wir versucht, möglichst stilgerecht<br />

zu gestalten. Nun<br />

soll auch der Garten wieder<br />

in den alten Zustand versetzt<br />

werden. Die Außenanlagen<br />

am Haus mit Rasen,<br />

Rosen, Rabatten, Terrassen<br />

und Bäumen wurden gestaltet.<br />

Aber auch der auf einer<br />

etwas niedrigeren Warft gelegene<br />

7000 m 2 große Obstgarten<br />

soll in alter Pracht erstrahlen,<br />

denn auch dieser<br />

von Graften umgebene Gar-<br />

ten ist ein Kulturdenkmal<br />

und muss wie das Haus wie-<br />

12 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

der seine ursprüngliche Gestalt<br />

erhalten.<br />

Über Arbeit können wir<br />

uns nicht beklagen, aber<br />

von der Freude, die wir an<br />

unserem Anwesen haben,<br />

können wir auch viel erzählen.<br />

Seit dem Kauf sind<br />

über 17 Jahre vergangen.<br />

Die Bäume sind enorm gewachsen.<br />

Alles Geplante<br />

hat Gestalt angenommen.<br />

Es war eine gute Entscheidung<br />

damals, diese wunderbare<br />

geschichtsträchtige<br />

Hofanlage zu erwerben.<br />

Denn wie heißt es in der<br />

Urkunde zum Denkmal-<br />

schutz?<br />

„Das Bauernhaus und der dazugehörige<br />

Obstgarten sind in das Denkmalbuch für die<br />

Kulturdenkmale aus geschichtlicher Zeit eingetragen<br />

worden.“<br />

Repro 1-6; Fotos 7, 8, 9: GK<br />

Quellen:<br />

Karff, Fritz: Nordstrand, Geschichte einer nordfriesischen<br />

Insel, 2.Aufl., Flensburg 1972.<br />

Kuenz, Karl: Nordstrand nach 1634. Die wiedereingedeichte<br />

nordfriesische Insel, Eigenverlag 1978.<br />

Müller, Friedrich: Das Wasserwesen an der Schlesw.-<br />

Holst. Westküste II. Teil Die Insel Nordstrand, Berlin<br />

1915.<br />

Abb. 9 Acht Jahre später ist der neu gepflanzte <strong>Baum</strong>bestand zum<br />

Schutzschirm gegen den Wind herangewachsen.


400 Jahre friesische Keramik –<br />

Fries Aardewerk<br />

Gerd Kühnast<br />

Es geht um ein Jubiläum besonderer Art,<br />

das im vorigen Jahr in der niederländischen<br />

Provinz Friesland begangen werden konnte<br />

und dem mehrere Ausstellungen und eine Reihe<br />

interessanter Publikationen gewidmet wurden.<br />

Aardewerk ist mit dem Begriff Keramik passend<br />

übersetzt. Es umfasst sowohl die einfache<br />

Töpferware wie die ganze Palette der Fayence-<br />

Produkte (Gebrauchsgeschirr und Ziergegenstände<br />

unterschiedlichster Art), eingeschlossen<br />

die große Zahl und Vielfalt der bemalten<br />

Wandfliesen und Fliesentableaus.<br />

Abb 1 Prächtige Fayencearbeiten wie dieser mit einem pflügenden Bauern<br />

fein bemalte große Wandteller entstanden in der 2. H. <strong>des</strong> 18. Jhs. in<br />

den Manufakturen Frieslands. Der Teller wurde 1760 von dem Maler Pals<br />

Karsten gemalt, der durch seine großen Schiffstableaus bekannt wurde.<br />

Mit der Verbreitung der aus dem Orient<br />

stammenden Technik, gebrannten Ton mit einer<br />

Glasur in einem zweiten Brennvorgang zu<br />

überziehen, aus Spanien über Italien nach<br />

Norden begannen im 16. Jahrhundert in Antwerpen<br />

Italiener mit der Fertigung von Gefäßen<br />

und Fliesen, die mit farbigen Glasuren bemalt<br />

wurden. Von Antwerpen aus verbreitete<br />

sich das Handwerk rasch weiter und erreichte<br />

vor 400 Jahren auch die heutige Provinz Friesland.<br />

In den friesischen Marschen gab es keinen<br />

Mangel an Ton (Klei), aus dem schon<br />

jahrhundertelang in Ziegeleien Ziegel und in<br />

Töpfereien Gebrauchskeramik<br />

gefertigt worden waren.<br />

Im 17. Jahrhundert, dem<br />

Gouden Eeuw – dem Goldenen<br />

Zeitalter –, wurden<br />

Fayencen in immer feinerer<br />

Form und fantasievollerem<br />

Dekor hergestellt. Das färbte<br />

natürlich auch auf das<br />

einfachere mit Malhorn<br />

und Tonschlicker (Engobe)<br />

bemalte und mit Bleiglasur<br />

versehene Gebrauchgeschirr<br />

der Bauern und<br />

Handwerker ab.<br />

Bei Einführung der Fayencetechnik<br />

in der ersten<br />

Hälfte <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts<br />

wurden Bodenfliesen mit<br />

einer Fayenceoberfläche<br />

hergestellt, zunächst mehrfarbig<br />

und später einfarbig<br />

blau oder manganbraun auf<br />

weißem Grund mit Ornamenten,<br />

die über mehrere<br />

Fliesen hinausreichten, und<br />

später figürlich verziert.<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

13


Abb. 2 Auch ein Gebrauchsgegenstand wie das<br />

Stövchen ist rundherum mit Landschaftsbildern dekoriert.<br />

Es sind die gleichen Motive, die auch auf<br />

Wandfliesen zu finden sind. Sie wurden nach Kupferstichvorlagen<br />

mittels Durchstaubschablonen aufgetragen,<br />

dann mit Fayencefarben ausgeführt und<br />

gebrannt.<br />

Wenig später wurden die bemalten Bodenfliesen<br />

auch an die Wände gesetzt. So entstanden<br />

um die Mitte <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts die ersten<br />

Wandfliesen, die im Laufe der folgenden Jahrhunderte<br />

eine kaum überschaubare Fülle von<br />

Mustern und Motiven erhielten.<br />

Sammler und Museen befassten sich bis zur<br />

Mitte <strong>des</strong> vorigen Jahrhunderts fast ausschließlich<br />

mit den Fayencen und Fliesen aus dem<br />

Gouden Eeuw. Die spätere handgefertigte<br />

„Massenware“ blieb nahezu unbeachtet.<br />

Geflieste Räume waren in den Niederlanden<br />

und im Küstenbereich der Nordsee allgegenwärtig,<br />

so dass sie als Gebrauchsware auch<br />

wieder verschwanden, als im 20. Jahrhundert<br />

um- und neu gebaut wurde. Sie wurden als<br />

kulturgeschichtliche Zeugnisse erst spät erkannt,<br />

und nur wenige Enthusiasten beschäftigten<br />

sich ernsthaft mit der Erforschung der<br />

Motive und mit der Zuschreibung zu den<br />

Herstellungsorten und Manufakturen.<br />

Eine erste ernsthafte Bearbeitung der Fayencen<br />

und Fliesen aus der Zeit nach 1700 wurde<br />

mit einem internationalen Fliesensymposium<br />

im Frühjahr 1969 auf der Hallig Hooge begonnen.<br />

90 Fachleute und Interessierte aus<br />

sechs Ländern beschäftigten sich mit der Ma-<br />

14 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

terie und waren der Ansicht, dass es an der<br />

Zeit sei, die vernachlässigte Periode nach dem<br />

17. Jahrhundert ins Blickfeld zu rücken.<br />

Daraus entstand der Förderkreis „Stichting<br />

van Vrienden van het Nederlands Tegelmuseum“,<br />

angelehnt an das damals in Otterloo bei Arnheim<br />

im Aufbau befindliche private Fliesenmuseum.<br />

Aus diesem Kreis wurde die Fliesenforschung<br />

stark vorangetrieben, zumal die Zahl<br />

der Sammler jüngerer Fliesen und Fayencen<br />

anwuchs.<br />

Einer der führenden Köpfe ist Jan Pluis, der<br />

maßgeblich schon das Symposium auf Hallig<br />

Hooge vorbereitet hatte und mit zahlreichen<br />

Veröffentlichungen zur Erweiterung der<br />

Kenntnisse beigetragen hat. Seine in den<br />

1960er Jahren begonnene Fotodokumentation<br />

im gesamten Verbreitungsgebiet niederländischer<br />

Fliesen und Fayencen umfasst mittlerweile<br />

ca. 70 000 Fotos.<br />

Vor dem Hintergrund der in den letzten 40<br />

Jahren geleisteten Forschungsarbeit war ein<br />

großer Teil der sechs gezeigten Ausstellungen<br />

im Jubiläumsjahr in verschiedenen friesischen<br />

Städten dem Zeitraum 18./19. Jahrhundert<br />

gewidmet. Überdies wurde eine vor einigen<br />

Jahren begonnene, wissenschaftlich angelegte<br />

siebenteilige Schriftenreihe unter der Über-<br />

Abb. 3 Die beiden in Abb. 1 u. 2 gezeigten Stücke<br />

gehören zur Privatsammlung <strong>des</strong> Harlingers Minze<br />

van den Akker, der in den vergangenen vier Jahrzehnten<br />

die umfassendste Sammlung friesischer<br />

Fayencen zusammengetragen hat und sie in seinem<br />

eigenen Museum zeigt.


Abb. 4 Auf den frühen Harlinger Fliesen findet man<br />

um die Mitte <strong>des</strong> 17. Jhs. solche sehr detailliert gezeichneten<br />

Schiffe wie das für den Ostindienhandel<br />

und den Walfang gebaute bootsschip<br />

schrift „Fries Aardewerk“ mit den letzten drei<br />

Bänden vervollständigt.<br />

Zwei Ausstellungen sollen hier genannt<br />

werden, welche die beiden Bereiche Töpferwaren<br />

bzw. Fayenceerzeugnisse veranschaulichten.<br />

Das Harlinger Aardewerk<br />

Museum von Minze van<br />

den Akker<br />

In Harlingen an der<br />

Nordsee, das zu der Zeit eine<br />

blühende friesische Hafenstadt<br />

war, gab es bereits<br />

vor 1600 die erste gleibakkerij,<br />

der im Laufe der Jahrzehnte<br />

weitere folgten.<br />

Über den Hafen konnten<br />

die Produkte wie Töpferwaren<br />

und Boden- oder<br />

Wandfliesen exportiert<br />

werden.<br />

Das geschah im 18./19.<br />

Jahrhundert in größerem<br />

Umfang mit Wandfliesen,<br />

die an den Küsten der<br />

Nordsee und teilweise der<br />

Abb. 5 Die Bibelfliese mit dem Gleichnis vom Splitter<br />

und dem Balken entstand in der Harlinger Manufaktur<br />

Fejtema. Sie wurde 1768 gekauft und in<br />

das im gleichen Jahr errichtete Haus <strong>des</strong> Kapitäns<br />

Paul Ingwersen in Langenhorn eingebaut.<br />

Ostsee Abnehmer fanden. Auf den nordfriesischen<br />

Inseln und in den angrenzenden Marschen<br />

ist das belegt, u. a. durch die Dokumentation<br />

von J. Pluis. Reste davon sind noch<br />

hier und da vorhanden.<br />

Abb. 6 Das einfachere Gebrauchsgeschirr aus meist rot oder weiß brennendem<br />

Ton, der z.T. aus dem deutschen Jever importiert wurde, entstand<br />

in den zahlreichen Töpfereien pottenbakkerijen und wurde mit dem Malhorn<br />

ringeloor, einem Kuhhorn mit Loch in der Spitze, mit Kerbschnittmotiven<br />

etc. verziert und mit Bleiglasur überzogen.<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

15


Abb. 7 Der weiß brennende Ton wurde mit einer beliebten schönen grünen Glasur versehen.<br />

1960 besuchte der junge Minze van den Akker<br />

eine größere Ausstellung von friesischer<br />

Keramik. Da fühlte er sich von der natürlichen<br />

Schönheit der ausgestellten Fayence-Produkte<br />

wie Schüsseln und Schälchen, Stövchen, Figuren<br />

und Döschen und Majolicatellern mit Blumen,<br />

Landschaften, Tieren oder Schiffen in<br />

der Manier der Fliesenmotive angesprochen<br />

und begann diese Dinge zu sammeln.<br />

Majolicateller wurden für den täglichen Gebrauch<br />

und in weitaus größerer Menge hergestellt<br />

als das Ziergut. Von den Millionen hergestellter<br />

Teller ist nur ein kleiner Anteil überliefert.<br />

Während die Teller als Massenware mit<br />

schematisch vereinfachtem Dekor versehen<br />

waren, wurde für die anspruchsvollere Zierkeramik<br />

aufwendigere Bemalung, oft nach<br />

Kupferstichvorlagen, gewählt. Die kleinen<br />

Leute konnten sich bei<strong>des</strong> kaum leisten und<br />

mussten von Blei glasierten groben Tellern essen.<br />

Über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten<br />

baute Minze van den Akker systema-<br />

16 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

tisch die wohl beste und vielseitigste Sammlung<br />

dieser Art auf. Vor einigen Jahren erfüllte<br />

er sich schließlich einen Lebenstraum, indem<br />

er im Erdgeschoss seines Wohnhauses in Harlingen<br />

ein Privatmuseum einrichtete, das in<br />

der Vielseitigkeit der Exponate wie in der Präsentation<br />

der schönen Stücke seinesgleichen<br />

sucht. Als er mit dem Sammeln begann, war<br />

über Fries Aardewerk nur wenig bekannt. In<br />

Zusammenarbeit mit Jan Pluis stieg er mehr<br />

und mehr in die Materie ein.<br />

Das „am meisten geöffnete Museum der<br />

Niederlande“ (v. d. Akker) bietet einen Überblick<br />

über Fries Aardewerk, so komplett<br />

wie nur möglich, für die Zeit von 1600 bis<br />

1925 und ist auch nach Ablauf der Jubiläumsausstellungen<br />

nach Anmeldung zu besichtigen.<br />

Ehrenrettung für die Bleiglasur<br />

Im Museum Princessehof in der friesischen<br />

Metropole Leeuwarden war eine Ausstellung<br />

über die bleiglasierte Töpferware, die mehr


dem täglichen Gebrauch diente, zusammengetragen<br />

worden. Auch hier nahm die Sammlung<br />

zweier Enthusiasten, Adri van der Meulen<br />

und Paul Smeele, einen großen Teil ein.<br />

Rund 500 Stücke wurden gezeigt, die Hälfte<br />

davon aus der Privatsammlung, die andere<br />

Hälfte sind Leihgaben.<br />

Die wechselnde Mode über die Jahrhunderte<br />

wird an Formen, Farben und Dekor<br />

sichtbar. Und dennoch sind alte, bewährte<br />

Formen immer wieder verwendet worden,<br />

weil sie wohl nicht mehr verbessert werden<br />

konnten. Zur Verwendung <strong>des</strong> Malhorns und<br />

aufgelegter, meist weißer figürlicher Tonplättchen<br />

auf den rot brennenden Ton waren<br />

Kerbschnittmuster beliebt. Sie wurden in den<br />

noch nicht festen Ton geschnitten. Die glänzende<br />

Bleiglasur „veredelte“ die Töpferware<br />

und machte sie so attraktiv und beliebt. Erst<br />

um 1875 kam die Bleiglasur als Giftquelle ins<br />

Gespräch. Das Blei löste sich unter Einwirkung<br />

von Essig oder Fruchtsäure aus der Glasur<br />

und geriet so in die Speisen. Das Thema<br />

wurde u. a. von den Herstellern von verzinktem<br />

oder emailliertem Blechgeschirr mit Hinweis<br />

auf ihre eignen ungiftigen Produkte aufgegriffen.<br />

Erst am Beginn <strong>des</strong> 20.Jahrhunderts<br />

wurde die Bleiglasur durch ungiftige<br />

Glasuren ersetzt.<br />

In den schlesischen Töpfereien um Bunzlau<br />

war das z. B. schon in der ersten Hälfte <strong>des</strong> 19.<br />

Jahrhunderts nach Erfindung der Lehmglasur<br />

der Fall. Allerdings setzten die Töpfer der<br />

Lehmmasse immer noch etwas Blei als Flussmittel<br />

zu, wodurch die Glasur gleichmäßig<br />

verlief. Dort warb man mit dem Begriff Gesundheitsgeschirr<br />

für die Lehm- und Feldspatglasuren.<br />

In der Provinz Friesland gab es zeitweise 50<br />

Töpfereien, pottenbakkerijen, die über den regionalen<br />

Bedarf hinaus produzierten und ihre<br />

Waren in den Nachbarprovinzen verkauften.<br />

Daneben bestanden die gleibakkerijen, (glei –<br />

soll von glatt, glänzend abgeleitet sein) in denen<br />

überwiegend Fayencegeschirr und -zierrat<br />

hergestellt wurden. So genannte potschippers<br />

brachten die vielfältigen Produkte der Töpfereien<br />

unter die Leute in den entfernteren Absatzgebieten.<br />

Der aktuelle Forschungsstand<br />

Ein wichtiges Ergebnis der lange vorbereiteten<br />

Jubiläumsaktivitäten ist die Herausgabe von<br />

sieben Einzelveröffentlichungen mit einer unglaublichen<br />

Fülle neuer Erkenntnisse über die<br />

Techniken, die Absatzwege, die Namen zahlreicher<br />

Produzenten und im Falle der Fayenceprodukte,<br />

zu denen auch die Millionen von Wandfliesen<br />

zählen, die Namen der Fliesenmaler. Deren<br />

„Handschrift“ war in vielen Fällen unübersehbar,<br />

aber durch akribische Archivarbeit und<br />

Auswertung von Ofenbüchern, Lohnabrechnungen<br />

und das Aufspüren einzelner Lebensläufe<br />

hat so mancher lange unbekannter Fliesenmaler<br />

einen Namen bekommen.<br />

Die sieben Bücher der Reihe Fries Aardewerk<br />

sind in hervorragender Ausstattung, reich<br />

bebildert, in niederländischer Sprache mit jeweils<br />

englischer Zusammenfassung im Verlag<br />

Primavera Pers, Burggravenlaan, NL72313<br />

HM Leiden, erschienen. Sie umfassen jeweils<br />

ca. 250-300 Seiten und repräsentieren den<br />

derzeitigen Forschungsstand im Bereich Fries<br />

Aardewerk.<br />

Abb. 8 Der Zweitletzte Band der siebenteiligen Reihe<br />

‚Fries Aardewerk’ ist den Produkten der Harlinger<br />

Manufakturen gewidmet. Autor: Jan Pluis.<br />

Fotos 1-8 Gerd Kühnast<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

17


<strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2006</strong>:<br />

Die Schwarzpappel,<br />

populus nigra<br />

Gerd Kühnast<br />

Alljährlich wählt das „Kuratorium <strong>Baum</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Jahres</strong>“ einen <strong>Baum</strong> aus. Damit will es<br />

„Interesse wecken, Kenntnisse, Erkenntnisse und<br />

Einblicke vermitteln, aber darüber hinaus auch<br />

positive Gefühle ansprechen, die Menschen an<br />

Bäume heranführen, sie für Bäume sensibilisieren.<br />

Ein <strong>Baum</strong> ist aber mehr als ein <strong>Baum</strong>. Daher<br />

werden sowohl der <strong>Baum</strong> mit seiner typischen<br />

Lebensgemeinschaft (Tiere, andere Pflanzen, Pilze<br />

usw.) als auch sein Lebensraum einbezogen“.<br />

Einst Charakterart der Flussauen ist die<br />

18 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

Schwarzpappel heute vom Aussterben bedroht.<br />

Nun wurde die <strong>Baum</strong>art zum <strong>Baum</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Jahres</strong> <strong>2006</strong> gewählt. Die ehemalige Charakterart<br />

der Flussauen ist so selten geworden, dass<br />

sie auf der Roten Liste bedrohter Pflanzenarten<br />

steht. Vor allem die Rodung von Flussauen<br />

und die Absenkung <strong>des</strong> Grundwassers zerstören<br />

den Lebensraum <strong>des</strong> imposanten <strong>Baum</strong>es,<br />

der bis zu 200 Jahre alt werden kann, teilte das<br />

„Kuratorium <strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong>“ mit. Die<br />

Schwarzpappel – botanisch populus nigra –<br />

Abb.1 Pappeln am Südufer der Eider nahe Sandschleuse, majestätisch und landschaftsprägend.


Abb. 2 An der Eider in Friedrichstadt sind die Pappeln zum Einschlagen vorgesehen, eine schwer verständliche<br />

Entscheidung. Eine Reihe wurde bereits im letzten Winter abgeholzt.<br />

gehört zur Familie der Weidengewächse und<br />

verdankt ihren Namen der dunklen <strong>Baum</strong>rinde.<br />

Sie wächst bis zu 35 Meter hoch, der<br />

Stamm kann zwei Meter dick werden. Die<br />

Schwarzpappel kommt fast in ganz Europa<br />

vor, mit Ausnahme von Skandinavien, Schottland,<br />

Irland und Nordrussland.<br />

In Deutschland sind laut Kuratorium nicht<br />

mehr als 3 000 Altbäume der Schwarzpappel<br />

sicher identifiziert. Der <strong>Baum</strong> soll nur noch in<br />

Relikten an Rhein, Elbe und Oder vorkommen.<br />

Weil er viel Licht, Wasser und Nährstoffe<br />

benötigt, kann der am schnellsten wachsende<br />

<strong>Baum</strong> der gemäßigten Breiten fast nur in<br />

Auenwäldern direkt an Flussufern gedeihen.<br />

Zu schaffen machen dem <strong>Baum</strong> aber nichtheimische<br />

Pappeln, die verstärkt gepflanzt<br />

werden, und die Kreuzung mit solchen Sorten.<br />

Denn seit dem 17. Jahrhundert werden in Europa<br />

auch amerikanische Schwarzpappeln be-<br />

ziehungsweise Schwarzpappelhybriden angepflanzt,<br />

die aus Kreuzungen der amerikanischen<br />

mit der einheimischen Schwarzpappel<br />

hervorgegangen sind und schneller wachsen<br />

als die Ursprungsform. Von den Schwarzpappelhybriden<br />

ist die heimische Schwarzpappel<br />

nur sehr schwer zu unterscheiden. Keine andere<br />

<strong>Baum</strong>art kann laut Kuratorium mehr Kohlendioxid<br />

aus der Luft binden und damit den<br />

Treibhauseffekt bremsen.<br />

In Nordfriesland und auch in anderen Lan<strong>des</strong>teilen<br />

wurden solche Hybrid-Pappeln verstärkt<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg angepflanzt<br />

zur Holzgewinnung für die Papierund<br />

Zündholzproduktion. Sie seien in gut<br />

zwanzig Jahren zur „Schlagreife“ herangewachsen<br />

und würden dann gutes Geld bringen,<br />

hieß es. So wurden die Bäume vielerorts<br />

als Straßenbäume, in der Marsch an Feldrändern<br />

und an Gehöften und auf kleinen ander-<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

19


Abb. 3 <strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2006</strong> im Geestdorf Bohmstedt. Pappeln werden<br />

durch die Gemeinde abgeholzt, obwohl sie niemanden gefährden oder<br />

stören dürften. Geschichtsvergessen muss man das nennen, waren es<br />

doch vor gut 100 Jahren Bohmstedter Bauern mit Weitblick, die den immer<br />

noch mustergültigen Bauernwald Haaks als Mischwald anlegten und<br />

von einer besonderen Liebe zu Bäumen getragen waren. Fotos: G.K.<br />

weitigen, schlecht nutzbaren feuchten Flächen<br />

angepflanzt.<br />

Die Hoffnungen auf Holzverkauf erfüllten<br />

sich nicht, weil die „Schlagreife“ erst später als<br />

erwartet erreicht war und weil die Holzwirtschaft<br />

zu dem Zeitpunkt an dem Holz nicht<br />

mehr interessiert war.<br />

So blieben die Pappeln stehen, bis sie Probleme<br />

bereiteten: an Straßen, weil sie schwache<br />

Asphaltdecken mit den Wurzeln anhoben<br />

und weil sie mit zunehmender Größe im<br />

Sturm trockene Äste abwarfen. Und da ging es<br />

den stattlichen, schönen Bäumen an die Borke,<br />

berechtigterweise, wo das zur Gefahrvermeidung<br />

geschah. Sie wurden meist radikal<br />

abgeholzt, allerdings auch dort, wo sie kaum<br />

jemanden gefährdeten.<br />

Verschärft wurde und wird dieses Treiben<br />

durch die Jagd auf Brennholz, die angesichts<br />

20 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

der derzeitigen hohen<br />

Energiepreise noch zunimmt.<br />

Friedrichstadt hat mit der<br />

Ausrottung der Schwarzpappeln<br />

begonnen und will<br />

sie in den nächsten Jahren<br />

zu Ende bringen. Selbst die<br />

am Eiderdeich stehenden<br />

Bäume sind dran, weil sie<br />

hier verdächtigt werden, die<br />

Deiche zu schwächen. Dass<br />

man Bachufer normalerweise<br />

mit Gehölzen gegen<br />

Erosion schützt, gilt hier offenbar<br />

nicht. Selbst der<br />

Umstand, dass die in der<br />

Innenstadt verhassten Saatkrähen<br />

nach massiven Vergrämungsaktionen<br />

auf die<br />

Eiderpappeln ausgewichen<br />

sind, konnte die Verantwortlichen<br />

nicht von der<br />

Abholzung abhalten. Um<br />

Zweiflern an diesem unkontrollierten<br />

Treiben den<br />

Mund zu stopfen, werden<br />

die Bäume auch wegen <strong>des</strong><br />

im Innern absterbenden<br />

Holzes (das den <strong>Baum</strong> keineswegs<br />

schwächen muss) für schwer „krank“<br />

erklärt. Aber das kranke Holz hat noch einen<br />

annehmbaren Heizwert. Auch die Gemeinde<br />

Bohmstedt hat jüngst dem <strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong><br />

den Kampf angesagt und ist auf dem Wege zur<br />

„pappelfreien“ Gemeinde.<br />

So verschwindet die Schwarzpappel aus<br />

Nordfriesland – nicht wegen eines Schädlings,<br />

wie die Ulme, sondern weil sie zum Un-<strong>Baum</strong><br />

und damit für vogelfrei erklärt worden ist.<br />

Dass die Jagd auf die Schwarzpappel gerade im<br />

Jahre ihrer Ehrung als <strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> so krasse<br />

Formen annimmt, ist betrüblich. Mit ein<br />

wenig Nachdenken und mit Augenmaß sollte<br />

es möglich sein, die stattlichen, das Landschaftsbild<br />

bereichernden Bäume überall dort,<br />

wo sie niemandem Schaden zufügen, auch ohne<br />

besondere Schutzparagraphen unangetastet<br />

zu lassen.


Rückmeldung<br />

„Eines der ältesten Häuser<br />

Dithmarschens“<br />

In der Monatsschrift <strong>des</strong> SHHB Schleswig-<br />

Holstein Heft 1/2-<strong>2006</strong> nimmt der Direktor<br />

<strong>des</strong> Schleswig-Holsteinischen Freilichtmuseums<br />

Molfsee, Prof. Dr. Hermann Heidrich,<br />

unter obiger Überschrift Bezug auf die umfassende<br />

Darstellung <strong>des</strong> 1523 erbauten kleinen<br />

Nebengebäu<strong>des</strong> in Zweiständer-Bauweise in<br />

Der Maueranker 1/2-2005, S. 14ff. (Ein<br />

Nebengebäude von 1523 – Erstaunliches aus<br />

Dithmarschen).<br />

Heidrich beklagt, dass „just dieses Gebäude“,<br />

das die Eigentümerin „dem Freilichtmuseum<br />

zur Translozierung nach Molfsee“ angeboten<br />

habe, unter Denkmalschutz gestellt<br />

worden sei.<br />

MELDUNGEN<br />

„Eine Besichtigung“ so schreibt Heidrich,<br />

„führt sehr schnell zu dem Ergebnis, dass sich<br />

das Gebäude allein aufgrund seines Alters und<br />

somit seiner Belegfunktion als spätmittelalterlicher/frühneuzeitlicher<br />

Bau für eine Translozierung<br />

und Eingliederung in das Freilichtmuseum<br />

sehr gut eignet und dort im ursprünglichen<br />

Zustand, der durch An- und Umbauten<br />

am alten Standort nicht mehr transparent ist,<br />

präsentiert werden kann. Das Museum veranlasst<br />

daher ein Aufmaß, das im August 2004<br />

von Barbara von Campe durchgeführt wird.<br />

Während sich das Museum um Finanzierungsmöglichkeiten<br />

für die Translozierung bemüht,<br />

wird das Gebäude […] im April 2005 mit Sofortvollzug<br />

unter Denkmalschutz gestellt. Ein<br />

Widerspruch der Eigentümerin gegen den Bescheid<br />

ist erfolglos.“<br />

Nach einer kurzen Beschreibung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />

und auf verschiedene Veränderungen<br />

Das Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung to Osten 6 in Hemmingstedt nach einem Foto im Mai 2003.<br />

Foto: Gerd Kühnast<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

21


fährt der Museumsmann fort: „Obgleich in<br />

Freilichtmuseen Rekonstruktionen auf den<br />

‚Urzustand‘ eines Hauses schon lange nicht<br />

mehr die Regel sind, empfiehlt sich in diesem<br />

Fall eine Rückführung in den Zustand von<br />

1523, denn dieser ist zweifelsfrei der interessantere<br />

und aussagekräftigere und konstituiert<br />

den Wert <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> als Kulturdenkmal.<br />

Natürlich ist die Erhaltung eines Gebäu<strong>des</strong> an<br />

seinem Standort immer einer Translozierung<br />

vorzuziehen. Doch in Hemmingstedt hat das<br />

Häuschen keine Überlebenschance…“.<br />

Die IGB Nordfriesland & Dithmarschen,<br />

die die Datierung veranlasst und wegen der<br />

unsicheren Situation beim Lan<strong>des</strong>konservator<br />

den Denkmalschutz für das Haus beantragt<br />

hatte, erfuhr auf Umwegen von der Entwicklung.<br />

Weder Prof. Dr. Heidrich noch der<br />

SHHB als Herausgeber der Zeitschrift hielten<br />

es für nötig, mit der IGB Kontakt aufzunehmen.<br />

Der Artikel will im Übrigen gar nicht so<br />

recht in die Thematik „Architektur und Bauen“<br />

<strong>des</strong> Heftes passen, die sich ja mit einem<br />

Abriss über die Architektur in Schleswig-Holstein<br />

befassen wollte.<br />

Die gänzlich verquere Argumentation mit<br />

so vielen Widersprüchen in so wenigen Sätzen<br />

war für die IGB Anlass, Prof. Dr. Heidrich die<br />

IGB-Haltung in einem (im Folgenden abgedruckten)<br />

Brief am 6. März <strong>2006</strong> noch einmal<br />

darzulegen.<br />

Bei Redaktionsschluss dieses Heftes lag eine<br />

Antwort noch nicht vor.<br />

Gerd Kühnast<br />

22 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

IGB-Bücher<br />

erhältlich im Buchhandel<br />

oder im <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong><br />

M. Erichsen<br />

Die Husumer<br />

Süderstraße<br />

geb., 96 S.,<br />

An den<br />

Direktor <strong>des</strong> Schleswig-Holsteinischen<br />

Freilichtmuseums Molfsee<br />

Herrn Prof. Dr. Hermann Heidrich<br />

Betrifft: Ihr Artikel „Eines der ältesten Häuser<br />

Dithmarschens“.<br />

In: Architektur und Bauen spezial,<br />

Zeitschrift Schleswig-Holstein 1-2/<strong>2006</strong><br />

Bredstedt, den 6. März <strong>2006</strong><br />

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Heidrich,<br />

das Haus to Osten 6 in Hemmingstedt ist<br />

eines der wenigen in Dithmarschen stehenden<br />

historischen Gebäude, die der Hausforschung<br />

und einigen Fachleuten der Region lange bekannt<br />

waren. Nur wenige Insider, die sich<br />

überhaupt für dies unscheinbare Anwesen<br />

interessierten, kannten die Details, z. B. dass es<br />

aus dem 16. Jahrhundert datiert, seit 1800<br />

nicht nennenswert verändert worden war und<br />

dass es sich dank <strong>des</strong> sparsamen Umgangs mit<br />

der alten Bausubstanz durch die letzten Eigentümer<br />

in einem relativ guten Zustand befinde.<br />

So fanden wir es bei einem Besuch der Eheleute<br />

Rall-Niu im Juni 2003 vor. Herr Niu<br />

starb wenig später.<br />

Schon von außen war abzulesen, was sich an<br />

Veränderungen zugetragen hatte: die Vergrößerung<br />

<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> nach Süden. Im Inneren<br />

zeigten die freistehenden ehemaligen Wandständer,<br />

wo einst die Außenwand gestanden<br />

hatte.<br />

Auf dem Dachboden las man weiter wie in<br />

einem offenen Buch die Geschichte <strong>des</strong> fast 5<br />

Kari u. K.H. Lösche<br />

Häuser<br />

der Uthlande<br />

geb., 64 S.,


Jahrhunderte auf diesem Platz stehenden Hauses.<br />

Die durch uns veranlasste und bezahlte<br />

dendrochronologische Untersuchung im Jahre<br />

2004 präzisierte die Einschätzungen der Hausforscher,<br />

das Erbauungsdatum betreffend, auf<br />

1523 und den Umbau auf das Jahr 1800.<br />

Die von Frau Prof. Dr. Rall-Niu erwogene<br />

Idee, das Gebäude dem Freilichtmuseum anzudienen,<br />

hielten wir im Gespräch mit ihr<br />

für wenig sinnvoll, weil das Essentielle <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />

darin zu sehen ist, dass es<br />

• ein hauskundlich sehr aufschlussreicher und<br />

einzigartiger Bau ist;<br />

• die wesentlichen Veränderungen im Laufe<br />

der Jahrhunderte wie <strong>Jahres</strong>ringe offen zutage<br />

liegen;<br />

• ein besonders seltenes Stück Dithmarscher<br />

ländlicher Baukultur mit ungewöhnlichen<br />

Konstruktionsdetails darstellt;<br />

• seine denkmalrelevante Funktion nur an diesem<br />

Platz erfüllen kann und damit nicht zuletzt<br />

für weitere Forschungen vor Ort verfügbar<br />

bleiben muss;<br />

• unabdingbar ist, mit einem der ältesten ländlichen<br />

Nebengebäude, von denen es so gut<br />

wie keine mehr gibt, behutsam umzugehen<br />

und das auch öffentlich deutlich zu machen;<br />

• nur auf diese Weise möglich ist, das Verständnis<br />

für ein so wertvolles Relikt der Vergangenheit<br />

und für seine Erhaltung in der<br />

Öffentlichkeit zu fördern und zu verbreiten.<br />

Im Denkmalbuch fanden wir das Objekt<br />

nicht. Es war ja auch bis dato nicht als gefährdet<br />

erkannt worden. Der Wunsch der Eigentümerin,<br />

sich von dem Haus zu trennen, war<br />

für uns Anlass, unter Einbeziehung <strong>des</strong> Vereins<br />

Dithmarscher Lan<strong>des</strong>kunde nach einem<br />

Weg zu suchen, es vor Ort zu sichern. Da dies<br />

von heute auf morgen nicht möglich war und<br />

ist, war es unumgänglich, zum Schutz <strong>des</strong><br />

Hauses vor Abbruch o. Ä. einen Antrag auf<br />

Eintragung in das Denkmalbuch zu stellen,<br />

dem bekanntlich durch die zuständige Behörde<br />

in Kiel sofort stattgegeben wurde.<br />

Das geschah, wie wir meinen, gerade noch<br />

rechtzeitig, um es vor dem Untergang zu bewahren,<br />

der nun nicht von irgendwelchen Banausen<br />

droht, sondern – und das ist nun das<br />

wirklich Erstaunliche – vom Schleswig-Holsteinischen<br />

Freilichtmuseum.<br />

Und damit wären wir wieder bei Ihnen, verehrter<br />

Herr Professor Heidrich. Die letzte, betrübliche<br />

Feststellung geht aus Ihrem Beitrag<br />

in Schleswig-Holstein hervor.<br />

Ihre Ausführungen, der ursprüngliche Bauzustand<br />

sei nicht mehr zu erkennen und werde<br />

nur durch Entfernen der (gut 200 Jahre alten)<br />

Anbauten wieder sichtbar, sind unzutreffend<br />

und wie Sie selbst einräumen schon lange<br />

nicht mehr auf dem Stand gegenwärtiger Museumskonzeptionen.<br />

Gänzlich spekulativ ist<br />

die Behauptung „…in Hemmingstedt hat das<br />

Häuschen keine Überlebenschance… Eine<br />

neue sinnvolle Funktion ist nicht in Sicht.“<br />

Die Beurteilung dieser Fragen hängt weitgehend<br />

vom jeweiligen Standort und von der individuellen<br />

Sehfähigkeit ab.<br />

Der Übergang in andere Eigentumsverhältnisse<br />

allein muss das Denkmal keineswegs gefährden.<br />

Im Übrigen stehen die Bestimmungen <strong>des</strong><br />

schleswig-holsteinischen Denkmalschutzgesetzes<br />

Ihren Wünschen diametral entgegen. Sie<br />

sollten es noch einmal zur Hand nehmen.<br />

Um so fataler, dass Sie sich in Kenntnis aller<br />

gegen Ihre Träume sprechenden Fakten nicht<br />

scheuen, im Text zum letzten Bild <strong>des</strong> Zweiständerbaus<br />

dreist zu behaupten, „er soll ins<br />

Freilichtmuseum nach Molfsee transloziert<br />

werden“.<br />

Zum Schluss sei noch die Frage erlaubt, warum<br />

Sie über die Interessengemeinschaft<br />

Baupflege Nordfriesland & Dithmarschen in<br />

Schleswig-Holstein schreiben anstatt sich zuvor<br />

mit uns über unsere Haltung und unsere Aktivitäten<br />

bezüglich <strong>des</strong> Hemmingstedter Denkmals<br />

auf dem direkten Wege austauschen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

für den Vorstand Gerd Kühnast<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

23


Besuch der Baustelle<br />

Pastoratshaubarg Poppenbüll<br />

NFI. Die lange Geschichte <strong>des</strong> ehemaligen<br />

Pastoratshaubargs in Poppenbüll geht weiter.<br />

Wie berichtet war der Haubarg nach fast vollendeter<br />

Sanierung im April <strong>des</strong> vergangenen<br />

<strong>Jahres</strong> bis auf die Grundmauern abgebrannt.<br />

Verschiedene Umstände veranlassten den Eigentümer<br />

– er hatte das Anwesen von der Poppenbüller<br />

Kirchengemeinde erworben – den<br />

Haubarg auf den erhaltenen Mauern mit einer<br />

Rekonstruktion <strong>des</strong> Gulfhausgefüges wieder<br />

herzustellen. Zum einen sprach u. a. die Tatsache<br />

dafür, dass der Witzworter Architekt Olaf<br />

Rohwedder die Wohnräume bei der Sanierung<br />

mit einer verstärkten Zimmerdecke aus zwei<br />

24 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

überkreuz auf die vorhandenen Bretter verlegten<br />

starken Dielung versehen hatte und diese<br />

die Wohnräume vor der Zerstörung bewahrt<br />

hatte. Selbst die umstürzenden Giebel und der<br />

zum Einsturz gebrachte 10 Meter hohe<br />

Schornstein konnte dieser Bohlenlage nichts<br />

anhaben. So blieb es bei Wasserschaden. Zum<br />

anderen wollte der Hausherr seine Vorliebe für<br />

den Haubarg nicht aufgeben.<br />

So wurde nach längerer Planung mit dem<br />

Wiederaufbau im Sommer begonnen und das<br />

Ständerwerk in der historische überlieferten<br />

Form durch eine Eiderstedter Zimmerei im<br />

August aufgerichtet, ein Ereignis, das viele<br />

Schaulustige anzog.<br />

Die IGB hatte am 2. September zu einem<br />

Besuch der Baustelle mit dem Hausherrn Dr.<br />

Jeschke eingeladen. Vor einem Kreis von gut<br />

Abb. 1 Im Sommer konnte der ehemalige Poppenbüller Pastoratshaubarg nach einem Brand im April 2005<br />

mit neuen Hölzern in historischer Verzimmerung wieder gerichtet werden. Foto: Olaf Rohwedder


Abb. 2 Im September besuchten auf Einladung <strong>des</strong> Hausherren und der IGB zahlreiche Interessierte, vor allem<br />

aus der näheren Umgebung die interessante Baustelle.<br />

40 Besuchern gab der IGB-Vorsitzende Gerd<br />

Kühnast einen kurzen Abriss über die Geschichte<br />

und das Bauprinzip der Gulfhausbau-<br />

Abb. 3 Der Giebelstein mit Hinweisen auf das Baujahr und die Nutzung<br />

<strong>des</strong> Haubargs über der Eingangstür überdauerte Feuer und Löschwasser.<br />

weise <strong>des</strong> 1815 in Kotzenbüll errichteten Haubargs<br />

und seiner nur vier Jahre später erfolgten<br />

Umsetzung nach Poppenbüll geben. Hier hatte<br />

er bis vor wenigen Jahren<br />

als Pastorat gedient. Der<br />

Architekt erläuterte die<br />

baulichen Aspekte und die<br />

Ausführung der Arbeiten<br />

im Detail.<br />

Beeindruckt waren die<br />

Besucher über die große<br />

Firsthöhe dieses Vierständer-Haubargs,<br />

der zu den<br />

kleineren seiner Gattung<br />

zählt, von 12 Metern. Anerkennend<br />

äußerten sich<br />

die Besucher über den Einsatz,<br />

mit dem der Eigentümer<br />

das alte Wahrzeichen<br />

<strong>des</strong> Dorfes mit seiner eigenartigen<br />

Geschichte wiederherstellt.<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

25


„gartenrouten<br />

zwischen den meeren“:<br />

Ein Land entdeckt seine historischen Parks und<br />

Gärten.<br />

Auf Anregung der Deutschen Gesellschaft<br />

für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V.<br />

entwickelten nach einer europaweiten Ausschreibung<br />

die Landschaftsarchitektinnen Urte<br />

Schlie und Anke Werner, Timmendorfer<br />

Strand, die ersten vier Faltblätter zur touristischen<br />

Vermarktung historischer, aber auch aktueller<br />

Gärten in den verschiedenen Regionen<br />

Schleswig-Holsteins. Koordiniert von der<br />

Landwirtschaftskammer unter Leitung von<br />

Karsten Blockund mit<br />

Unterstützung <strong>des</strong> Referats<br />

für Ländliche Räume, namentlich<br />

MR Thoben,<br />

schaltete Landwirtschaftsminister<br />

von Bötticher am<br />

17. Mai <strong>2006</strong> das neue<br />

Internetportal www.gartenrouten-sh.de<br />

frei, das<br />

sich im Aufbau befindet.<br />

Das Lan<strong>des</strong>amt für Denkmalpflege(Gartendenkmalpflege/<br />

Dr. Ing. Margita<br />

M. Meyer) unterstützte das<br />

Projekt mit fachlichem Rat<br />

und praktischen Hinweisen.<br />

Die 4 Routen der ersten<br />

Staffel<br />

Route 1 stellt die zehn<br />

bedeutendsten Gärten der<br />

Schleswig-Schlei Region<br />

unter den Titel: „Märchen<br />

und Mythen der Schleigärten“<br />

vor. Dabei wird die<br />

Stadt Schleswig im Jahr<br />

2008 die erste Lan<strong>des</strong>gartenschau<br />

<strong>des</strong> nördlichsten<br />

Bun<strong>des</strong>lan<strong>des</strong> ausrichten.<br />

Durch Grünanlagen der<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt führt<br />

Route 2 „Mit Picknickkorb<br />

ins Fördegrün“. „Flanieren<br />

26 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

und Philosophieren in lieblicher Seenlandschaft“<br />

ist der Titel der Route 3, der die Gärten<br />

und Parks der ostholsteinischen Schweiz<br />

vorstellt. Die <strong>Baum</strong>schulregion Pinneberg<br />

„Von <strong>Baum</strong>schulbaronen und Pflanzenjägern“<br />

beteiligt sich als 4. Region an der ersten Staffel<br />

der „gartenrouten zwischen den meeren“. Weitere<br />

Routen sollen folgen.<br />

Zu beziehen sind alle Faltblätter kostenfrei<br />

über die Tourismusagentur Schleswig-Holstein<br />

GmbH, Wall 55, 24103 Kiel, Infohotline<br />

91895-600604 in Kiel. Das Land beteiligt<br />

sich an der zweiten Staffel immerhin noch mit<br />

50% Förderung – weitere Sponsoren werden<br />

gesucht. DSI<br />

Die Karte zeigt den Verlauf der Route 1: Schleswig-Schlei. Sie ist als Fahrradroute<br />

konzipiert, auf den meisten Abschnitten aber auch mit dem Auto<br />

befahrbar. Für Tagesausflüge bietet sich zudem die Möglichkeit, Startpunkte<br />

wie Süderbrarup mit der Bahn zu erreichen und von dort mit dem<br />

Fahrrad auf Tour zu gehen. Gesamtlänge der Route: ca. 120 km.<br />

Bei der genauen Routenplanung helfen die zoombaren Karten, die auf<br />

den Seiten der einzelnen Gärten aufgerufen werden können. Zusätzlich<br />

empfehlen wir im Buchhandel erhältliche Kartenwerke.


Die Gartenroute 1, ‚Märchen und Mythen<br />

der Schleigärten‘ wird hier beispielhaft vorgestellt.<br />

Das blaue Band der Schlei durchzieht eine<br />

Region, die von Geschichte und Geschichten<br />

durchweht ist. Ausgangspunkt und gärtnerisches<br />

Zentrum der Route ist Schleswig mit dem<br />

Neuwerk-Garten am Schloss Gottorf, in <strong>des</strong>sen<br />

Globushaus die Welt und das Weltall aus der<br />

Sicht <strong>des</strong> 17. Jahrhunderts erlebbar werden. Ein<br />

Kleinod ist der Bibelgarten <strong>des</strong> St. Johannisklosters,<br />

der die Pflanzen der Bibel zeigt.<br />

In den Bauerngärten Angelns blühen traditionell<br />

die Rosenschwestern „Schneeweißchen<br />

und Rosenrot“ in märchenhafter Eintracht.<br />

Für Liebhaber von Rosen und vielfältigen<br />

Staudenrabatten sind die üppigen Blumenund<br />

Nutzgärten der Region fantastische Ziele.<br />

In den Gutsparks ranken sich Legenden um<br />

alte <strong>Baum</strong>riesen und bienensummende Lindenalleen.<br />

Die Route führt auch nach Louisenlund,<br />

wo Freimaurertum und aufklärerische<br />

Gedanken zu gewachsener Landschaft geworden<br />

sind. Am Wegesrand verführen alte<br />

Friedhöfe, mit viel Enthusiasmus betriebene<br />

Gärtnereien und gemütliche Bauernhofcafés<br />

zu Abstechern.<br />

Einwanderer auf Muschelbänken:<br />

Pantoffelschnecken,<br />

Gummibäralgen<br />

und pazifische Austern<br />

Georg Nehls<br />

Veränderungen im Wattenmeer sind nichts<br />

Ungewöhnliches, gilt das Watt doch als ein äußerst<br />

dynamischer Lebensraum: Es wird niemanden<br />

verwundern, dass nicht nur Priele<br />

sich verlagern und Inseln und Sände wandern,<br />

sondern dass auch das Arteninventar nicht statisch<br />

ist. Über die Jahrhunderte sind Tiere und<br />

Pflanzen im Rahmen natürlicher Prozesse häufiger<br />

oder seltener geworden und manch heute<br />

weit verbreitete Art ist erst vor relativ kurzer<br />

Zeit eingewandert. In den letzten Jahren werden<br />

im Wattenmeer jedoch zunehmend Veränderungen<br />

sichtbar, die in die modernen Zei-<br />

Abb. 1 Die pazifische Auster ist in das Wattenmeer<br />

eingeschleppt worden und hat sich auf Sandbänken<br />

rasch ausgebreitet.<br />

ten einer globalisierten Welt passen: Das Wattenmeer<br />

ist Einwanderungsgebiet für Arten<br />

aus fernen Ozeanen. Drei auffällige Vertreter<br />

werden im Folgenden kurz vorgestellt:<br />

Die Pazifische Auster hat in den letzten Jahren<br />

schon oft Schlagzeilen gemacht. Als Objekt<br />

hochpreisiger Genusssucht kommt ihr<br />

mehr Aufmerksamkeit zu als ungenießbaren<br />

Arten. Die Pazifische Auster hat in den vergangenen<br />

5 Jahren, etwa hundert Jahre nachdem<br />

die Europäische Auster aus dem Watt verschwunden<br />

ist, sehr stark zugenommen und<br />

bildet mittlerweile sehr dichte, riffartige Bestände.<br />

Ausgangspunkt für die Ausbreitung im<br />

Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer war zunächst<br />

die Austernkultur auf Sylt, mittlerweile<br />

lässt sich aber auch die Einwanderung aus den<br />

Niederlanden und Niedersachsen nachweisen,<br />

und das Wattenmeer ist in allen Bereichen mit<br />

Austern versorgt. Austern siedeln vor allem auf<br />

Miesmuschelbänken, sind aber auch an Steinkanten,<br />

Hafenmauern, Schleusen usw. zu finden.<br />

Das Hauptverbeitungsgebiet ist weiterhin<br />

der Bereich nördlich <strong>des</strong> Hindenburgdamms.<br />

Ein Teil der Miesmuschelbänke ist hier mittlerweile<br />

dicht mit Austern überzogen. Bis<br />

1000 Austern pro Quadratmeter wurden bei<br />

der Kartierung in diesem Sommer erfasst, insgesamt<br />

liegen allein im Bereich <strong>des</strong> Lister Tiefs<br />

inzwischen mehrere tausend Tonnen Austern.<br />

Die Auster ist dabei, die Miesmuschel als<br />

bankbildende Art abzulösen. Dass die Mies-<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

27


muscheln im gleichen Zeitraum stark zurückgingen,<br />

und, dass mittlerweile viele Muschelbänke<br />

verschwunden sind, wird oftmals der<br />

Ausbreitung der Austern angelastet. Tatsächlich<br />

ist aber ein Zusammenhang bislang nicht<br />

belegt, und es ist festzuhalten, dass die Miesmuscheln<br />

auch da zurückgegangen sind, wo<br />

bis heute keine Austern sind. Anzunehmen ist<br />

vielmehr, dass der Wechsel von der Muschelbank<br />

zum Austernriff auf klimatische Veränderungen<br />

zurückgeht. Austern profitieren von<br />

der zunehmenden Erwärmung der Nordsee,<br />

denn sie sind ursprünglich auf höhere Wassertemperaturen<br />

geeicht. Miesmuscheln dagegen<br />

vermehren sich vor allem nach kalten Wintern<br />

gut, die aber seltener als früher auftreten.<br />

Miesmuschelbänke beherbergen seit über<br />

70 Jahren ein weiteres exotisches Schalentier,<br />

und zwar die Amerikanische Pantoffelschnecke.<br />

Pantoffelschnecken sind echte Schnecken<br />

mit einem offenen Gehäuse, leben aber wie<br />

Muscheln fest angesiedelt als Filtrierer. Bemerkenswert<br />

ist ihre Geschlechtsentwicklung, wobei<br />

jede Schnecke sich zunächst als Männchen<br />

entwickelt und später zum Weibchen wird.<br />

Die Ketten der aufeinander sitzenden Schnecken<br />

sind damit so organisiert, dass die großen<br />

unteren Tiere Weibchen sind, während die zuletzt<br />

angesiedelten jüngeren Tiere Männchen<br />

sind. Die Pantoffelschnecke ist an den europäischen<br />

Küsten ein durchaus unwillkommener<br />

Gast, und sie gilt als Plage auf Miesmuschelbänken<br />

und Austernkulturen. Im Wattenmeer<br />

wurden ihrer Ausbreitung bislang durch ihre<br />

Kälteempfindlichkeit Grenzen gesetzt. Bereits<br />

ein Normalwinter mit zwei bis drei Wochen<br />

Abb. 2 Einzelne pazifische Auster<br />

28 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

Abb. 3 Pantoffelschnecken bilden Kolonien, indem<br />

sie sich aneinanderkleben. Fotos: www<br />

Frost und leichter Eisbildung führt zum Absterben<br />

großer Anteile ihrer Bestände. Angesichts<br />

der zurückliegenden Folge milder Winter<br />

der letzten 10 Jahre überrascht es somit<br />

nicht, dass Pantoffelschnecken häufiger geworden<br />

sind und an einigen Stellen bereits<br />

dichte Lagen gebildet haben.<br />

Eine weitere auffällige Einwanderin der<br />

letzten Jahre ist die Pazifische Rotalge Gracilaria<br />

vermiculophylla. Hinter dem klangvollen<br />

lateinischen Namen verbirgt sich eine fädige<br />

Alge, die seit drei bis vier Jahren großflächige<br />

dichte Bestände auf den Miesmuschelbänken<br />

im Wattenmeer bildet. Die Alge verankert sich<br />

im Wattenmeer vor allem passiv, das heißt, sie<br />

lässt sich im Gespinst der Miesmuscheln verankern<br />

und bildet dann bis über 2 Meter lange<br />

Ausläufer. Im Watt selbst kann die Alge sich<br />

nicht festhalten, wird aber oftmals in die<br />

Trichter <strong>des</strong> Wattwurms mit hereingezogen<br />

und somit verankert. Algen der Familie Gracilaria<br />

sind weltweit verbreitet und häufig in<br />

Wattengebieten. In Asien und Südamerika<br />

werden sie teilweise in großem Stil für die Gewinnung<br />

von Agar-Agar geerntet und liefern<br />

den Grundstoff für Gummibären und andere<br />

Lebensmittel.<br />

Die drei genannten Einwanderer sind nur<br />

ein kleiner Teil aus einer zunehmend globalisierten<br />

Gesellschaft im Watt. Die Einwanderung<br />

exotischer Arten, die vor allem über das<br />

Ballastwasser von Schiffen, aber auch durch<br />

die Einschleppung von in Kultur gehaltenen


Arten erfolgt, ist ein weltweit beobachtetes<br />

Phänomen, das sich im Wattenmeer über<br />

mehrere Jahrhunderte zurückverfolgen lässt.<br />

Die Sandklaffmuschel und die Amerikanische<br />

Schwertmuschel, bei<strong>des</strong> sehr häufige Arten,<br />

sind zwei weitere Beispiele dafür, dass eingewanderte<br />

Arten über lange Zeiträume hier Fuß<br />

fassen und zum festen Bestandteil im Wattenmeer<br />

werden können. Vor dem Hintergrund<br />

<strong>des</strong> mehr und mehr spürbar werdenden Klimawandels<br />

werden sich vor allem die Bedingungen<br />

für südliche Arten im Wattenmeer verbessern.<br />

Dies kann zum einen zu einer anhaltenden<br />

direkten Einwanderung aus südlichen<br />

Gewässern führen, wie dies bei Meeräsche und<br />

Wolfsbarsch erfolgt ist, aber auch exotische<br />

Arten, die bereits in geringer Anzahl vorhanden<br />

sind, den Durchbruch zu einem starken<br />

Wachstum ermöglichen. Im Arteninventar <strong>des</strong><br />

Wattenmeeres sind somit grundlegende Veränderungen<br />

möglich, Vorhersagen über die Zukunft<br />

jedoch wie immer schwierig.<br />

Dr. Georg Nehls ist Diplombiologe und unterhält<br />

ein Büro in Husum. Er untersucht u. a. begleitend<br />

über einen längeren Zeitraum die Auswirkungen<br />

der Miesmuschelfischerei im schleswig-holsteinischen<br />

Wattenmeer.<br />

SHHB:<br />

Die Plakette „Schönes Haus”<br />

In heutigen Neubaugebieten findet man im<br />

Extremfall ein buntes Durcheinander verschiedener<br />

Baustile. Es ist ein bedauerlicher Verlust<br />

an Baukultur eingetreten. In vielen Fällen wird<br />

das eigene Haus aus Katalogen, dem Internet<br />

oder aus dem gleichförmigen Angebot großer<br />

Firmen ausgesucht. Häuser kommen z.T. von<br />

der Stange, industrielle Konfektionsware<br />

nimmt zu, Architekten sind oft nicht an der<br />

Planung beteiligt, so dass die besondere Handschrift<br />

fehlt. Die Folge ist ein Verlust lan<strong>des</strong>typischer<br />

Merkmale. Es entstehen „Einheitsbaugebiete“,<br />

die Gemeinden wollen ihre Grundstücke<br />

verkaufen, um die Erschließungskosten<br />

wieder einzubringen, und vermeiden daher<br />

sinnvolle Vorgaben.<br />

Der SHHB hat sich zum Ziel gesetzt, sich<br />

verstärkt für Gebäude und Siedlungen einzusetzen,<br />

die die Eigenheiten <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, der Region<br />

und der Zeit unterstreichen. Mit der Auszeichnung<br />

„Schönes Haus“ möchte der SHHB<br />

auf Siedlungen und Häuser hinweisen, die beispielhaft<br />

für schönes, zeitgemäßes und gutes<br />

Bauen sind, um die Menschen in Schleswig-<br />

Holstein auf die Baukultur in den Städten und<br />

Dörfern aufmerksam zu machen und künftigen<br />

Bauherren als Vorbild zu dienen. Gefühl<br />

für Schönheit und Entwicklung von Geschmack<br />

gehören zu den Aufgaben einer Gesellschaft.<br />

Ortsbild, Stadtbild, Dorfplatz sind<br />

prägende Elemente für dieses ästhetische<br />

Empfinden. Neben einer vielgestaltigen Natur-<br />

und Kulturlandschaft beeinflusst die Gestaltung<br />

<strong>des</strong> bebauten Raumes die Identifizierung<br />

<strong>des</strong> Menschen mit seinem Wohnort.<br />

Grünzüge und Wasserflächen, ansprechende<br />

Architektur und geistvolle Verkehrsführungen<br />

tragen neben den Wirtschaftsstrukturen zum<br />

Heimat- und Lebensgefühl der Bevölkerung<br />

bei.<br />

Der SHHB widmet sich der Aufgabe der<br />

Baugestaltung und Denkmalpflege u. a. in seinem<br />

Ausschuss für Siedlungsentwicklung,<br />

Baugestaltung und Denkmalpflege. Mit diesem<br />

Wettbewerb setzt der SHHB seinen<br />

Schwerpunkt auf die heutige Baukultur, ohne<br />

dabei die Geschichte <strong>des</strong> Bauens und Gestaltens<br />

als Teil der Entwicklung <strong>des</strong> Verständnisses<br />

von Heimat zu vernachlässigen.<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

29


Die Plakette „Schönes Haus“<br />

Der SHHB vergibt den Titel „Schönes<br />

Haus“ für herausragende Beispiele heutiger<br />

Baukultur, für Einzelgebäude, Ensembles und<br />

deren Einbindung in die Umgebung.<br />

Benötigte Unterlagen:<br />

– Objekt (Eigentümer)<br />

– vorgeschlagen von<br />

– Fotos<br />

– erläuternder Text<br />

Ausgenommen sind alle ins Denkmalbuch<br />

eingetragenen Kulturdenkmale.<br />

Nach einem abgestuften Verfahren besucht die<br />

Jury <strong>des</strong> SHHB den Kandidaten und bewertet<br />

das Objekt. Es gibt keine Befristung und keine<br />

weiteren Vorgaben.<br />

Die Jury:<br />

– Dr. Klaus Alberts, Architekten- und Ingenieurkammer<br />

Schleswig-Holstein<br />

– Dr. Willy Diercks, SHHB<br />

– Dr. Henning Höppner, MdL<br />

– Werner Junge, NDR, Flensburg<br />

30 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

– Prof. Jürgen Otterbein, Muthesius Kunsthochschule<br />

– Klaus Petersen, freier Architekt in Lübeck<br />

– Rainer Sdun, Untere Denkmalschutzbehörde<br />

– Hans-Hubertus von Hill, SHHB<br />

Zur Begutachtung steht der Jury ein Bewertungsbogen<br />

zur Verfügung. Im Anhang befinden<br />

sich die ausführlichen Bewertungskriterien.<br />

Nach Kriterien wird die Jury die Auswahl treffen,<br />

einige seien hier genannt:<br />

1. Bezüge zum Kontext und Umfeld (Charakter<br />

<strong>des</strong> Ortes)<br />

2. Innovative, gegenwartsbezogene Architektur<br />

als Zeitzeugnis<br />

3. Gestaltungslogik vom Ganzen bis hin zum<br />

Detail<br />

4. Einprägsame, erinnerungswürdige Gestalt<br />

(Orientierung, Ablesbarkeit)<br />

Bewerbungen zur Auszeichnung „Schönes<br />

Haus“ (Bewertungsbogen ) können ab sofort<br />

eingereicht werden.<br />

Schleswig-Holsteinischer Heimatbund (SHHB)<br />

Hamburger Landstraße 101, 24113 Molfsee<br />

Tel. 0431-98384-0 Fax 0431-98384-23,<br />

E-Mail: info@heimatbund.de<br />

In eigener Sache<br />

Wir bedauern, dass unser Jubiläumsbuch<br />

Der First ist immer oben nocht nicht ausgeliefert<br />

werden konnte. Die Drucklegung<br />

hat sich zuletzt wegen eines Krankheitsfalles<br />

verzögert.Wir arbeiten daran, dass es zu<br />

Weihnachten in die Buchhandlungen und zu<br />

den Voraus-Bestellern kommt und bitten um<br />

Nachsicht. Die Redaktion


Fenster und Türen<br />

für den Altbau<br />

Restaurationsgläser<br />

Kunstverglasungen<br />

Neuverglasungen<br />

Reparaturen<br />

Schleiferei<br />

Ganzglastüren<br />

Duschabtrennungen<br />

Spiegel<br />

Profilverglasungen<br />

Mitgliederversammlung <strong>2006</strong><br />

Zu unserer Mitgliederversammlung <strong>2006</strong><br />

am Mittwoch, dem 15. November <strong>2006</strong> in Husum<br />

laden wir Mitglieder und Interessierte herzlich ein.<br />

Wir beginnen um 18.15 mit einer Schlossführung durch Dr. Ulf von Hielmcrone,<br />

der als derzeit profun<strong>des</strong>ter Kenner der Schlossgeschichte gilt.<br />

Es gibt die Gelegenheit, den interessanten Dachstuhl von 1752 zu sehen.<br />

Gäste sind willkommen!<br />

Beginn der <strong>Jahres</strong>versammlung im Ratskeller – Senatorenstube – um 20 Uhr.<br />

Tagesordnung<br />

● Begrüßung<br />

● <strong>Jahres</strong>berichte<br />

● Kassenbericht<br />

● Aussprache über TOP 2 und 3<br />

● Bericht der Kassenprüfer und Entlastung <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong><br />

● Wahlen zum Vorstand<br />

● Anträge<br />

● Verschiedenes Für den Vorstand gez. Gerd Kühnast<br />

DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

31


Interessengemeinschaft<br />

Baupflege Nordfriesland e.V.,<br />

Süderstr. 30, 25821 Bredstedt, Telefon 04671/60120,<br />

Fax 1333, E-Mail: igbaupflege@nordfriiskinstituut.de<br />

Vorsitzender: Gerd Kühnast, Parkstraße 4,<br />

25813 Husum, T. 04841-8038797<br />

stellv. Vorsitzender: Bert Ex, Am Kattberg 5,<br />

25779 Fedderingen, T. 04836-995856<br />

Kassenführer: Olaf Rohwedder, Dorfstraße 39,<br />

25889 Witzwort, T. 04864-397<br />

Schriftführer: vakant<br />

Beisitzerin: Ellen Bauer, Friddenbüller Weg 1,<br />

25882 Tetenbüll, T. 04862-1420<br />

Beisitzerin: Erika Eifler, Dorfstr. 34B,<br />

25853 Drelsdorf, T. 04671-943884<br />

Beisitzer: Jan Leseberg, Kehrwieder 2,<br />

25927, Rosenkranz, T. 04664-1087<br />

Beisitzerin: Traute Meyer, Takerwai 2,<br />

25980 Keitum, T. 04651-31852<br />

IG Baupflege auf Föhr: Heie Sönksen-Martens, Buurnstrat<br />

48, 25938 Oevenum, Tel. 04681/2673<br />

IG Baupflege Nordfriesland, Arbeitsgruppe Sylt, Traute<br />

Meyer, Takerwai, 25980 Keitum, Tel. 04651/31852<br />

IG Baupflege Angeln, e.V., Berndt Lassen, Hoheluft 1,<br />

24881 Nübel, Tel. 04621/53110<br />

IG Baupflege Stapelholm im Förderverein Stapelholm<br />

e.V., Deert Honnens, Hauptstr. 23, 25878 Seeth, Tel.<br />

04881/7719<br />

IG Bauernhaus e.V. in den Elbmarschen, Ulla Mathieu,<br />

Diekhof 28, 25370 Seester-Kurzenmoor, Tel. 04125/230<br />

IG Bauernhaus e.V. im Kreis Plön, Eckhardt Wiese,<br />

Oberdorf 18, 24235 Laboe, Tel. 04343/1001<br />

IG Bauernhaus, e.V., Kontaktadressen:<br />

Kreis Ostholstein Thomas Mahro, Bliesdorfer Str. 31,<br />

23730 Schashagen, Tel. 04564/1069<br />

Kreis Stormarn, Annette Nasemann, Lindenalle 27,<br />

22946 Eichede, Tel. 04534/7943, Fax 04534/292062<br />

Hamburg/Vierlande, Werner Schröder, Kirchwerder<br />

Hausdeich 188, 21037 Hamburg, Tel. 040/7231598<br />

Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V. Geschäftsstelle<br />

Postf. 1244, 28859 Lilienthal, Tel. 04792/7834, Fax<br />

04792/4717, amtierender Vorsitzender: Dr. Maschmeyer<br />

Ehrenvorsitzender: Julius Kraft, Huus Vertein, 27243<br />

Kirchseelte, Tel. 04206/7096<br />

Kreis Nordfriesland, Marktstraße, 25813 Husum - Untere<br />

Denkmalbehörde - Leitung Bauamt: Dietrich Storm,<br />

Tel. 04841/67644 Denkmalamt: Ute Watermann, (Baudenkmale)Tel.<br />

04841/67631 Sönke Zierow (Bodendenkmale),<br />

Tel. 04841/67320 Dorferneuerung: Frau Peters,<br />

Tel. 04841/67369<br />

Kulturamt, Kreisarchiv, Museen: Johanna Jürgensen,<br />

Schloss vor Husum, Tel. 04841/89730<br />

32 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />

MAUERANKER-SERVICE: WER IST WO?<br />

Kreisverwaltung Schleswig/Flensburg Kreishaus,<br />

Flensburger Straße 7, 24837 Schleswig, Denkmalamt:<br />

Friedrich Wilhelm Wenner, Tel. 04621/87329<br />

Lan<strong>des</strong>amt für Denkmalpflege<br />

Leitung: Dr. Michael Paarmann, Sartori & Bergerspeicher,<br />

Wall 47-51, 24103 Kiel, Tel. 0431/6967760, Fax<br />

6967761, E-Mail: denkmalmt@ld.landsh.de<br />

Archäologisches Lan<strong>des</strong>amt Schleswig-Holstein<br />

Leitung: Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim,<br />

Schloss Annettenhöh, Brockdorff-Rantzau-Straße 70,<br />

24873 Schleswig, Tel. 04621/3870<br />

Denkmalfonds Schleswig-Holstein e.V.<br />

Postfach 1864, 24017 Kiel, Stiftungsratsvors.<br />

Werner Helms-Rick , Tel. 0431/5535-553;<br />

Fax: 5535-660. www.denkmalfonds-sh.de<br />

E-Mail: DenkmalfondsSH@SGVSH.de<br />

Sparkassenstiftungen Schleswig-Holstein<br />

Postfach 4120, 24100 Kiel, Stiftungsratsvorsitzender:<br />

Landrat a.D. Jörg D. Kamischke,<br />

Tel. 0431/5335-501; Fax: 5335-660,<br />

E-Mail: Sparkassenstiftungen@SGVSH.de,<br />

www.sparkassenstiftungen.de<br />

Zentralstelle für Lan<strong>des</strong>kunde <strong>des</strong> Schleswig-Holsteinischen<br />

Heimatbun<strong>des</strong> (SHHB) Vors. Prof. Dr. Carl I. Johannsen,<br />

Geschäftsführer Dr. Willy Diercks, Hamburger<br />

Landstr. 101, 24113 Molfsee,<br />

Tel. 0431/98384-0, Fax 0431/9838423,<br />

E-Mail: shhb.lv@t-online.de<br />

Akademie für die Ländlichen Räume<br />

Vorsitzender: Rüdiger von Plüskow, Geschäftsführer:<br />

Horst Müller, Mühlenberg 10, 24340 Eckernförde,<br />

Tel. 04351/86666<br />

Verein für Bredstedter Geschichte und Stadtbildpflege e.V.<br />

Vors. Karl-Heinz Dietzschold, Westerstr. 15,<br />

25821 Bredstedt, Tel. 04671/3370<br />

Verein für Dithmarscher Lan<strong>des</strong>kunde, VDL.<br />

Vors. Dr. Dietrich Stein, 25729 Windbergen,<br />

Tel. 04859/909380<br />

Gesellschaft für Friedrichstädter Stadtgeschichte<br />

Vorsitzende: Christiane Thomsen,<br />

25840 Friedrichstadt, Tel. 04881/87395<br />

Stiftung zur Erhaltung <strong>des</strong> Husumer Stadtbil<strong>des</strong> e.V.<br />

Vorsitzender: Manfred Kamper, Th.-Storm.-Str. 10,<br />

Tel. 04841/63831<br />

Verein für Tönninger Stadtgeschichte<br />

Vorsitzender: Klaus Dieter Mai, Friedrichstädter Chaussee<br />

2, Tel. 04861/1646<br />

Verein zur Erhaltung der Wind- und<br />

Wassermühlen e.V.<br />

Schleswig-Holstein und Hamburg<br />

Geschäftsf.: Rüdiger Weiß, Ilensee 4, 24837 Schleswig<br />

Tel. 04621/960071, Fax 960096<br />

Bauberatung der IG Baupflege Nordfriesland<br />

Süderstr. 30, 25281 Bredstedt, Tel. 04671/60120<br />

E-Mail: info@nordfriiskinstituut.de


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