Baum des Jahres 2006 - Nordfriisk Instituut
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25. Jahrgang Heft 3 September <strong>2006</strong><br />
DER MAUERANKER<br />
Baupflege in Nordfriesland, Dithmarschen und Angeln<br />
Herausgegeben von der Interessengemeinschaft Baupflege Nordfriesland & Dithmarschen e.V.<br />
<strong>Jahres</strong>versammlung am 15. November <strong>2006</strong> in Husum
Inhalt Impressum<br />
Die Erhaltung großer Bauernhäuser<br />
wird schwieriger 3<br />
Der Pynackerhof auf Nordstrand 7<br />
400 Jahre Friesische Keramik 13<br />
<strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong>:<br />
Die Schwarzpappel 18<br />
Meldungen:<br />
Rückmeldung: „Eines der ältesten Häuser<br />
Dithmarschens 21<br />
Baustelle Pastoratshaubarg Poppenbüll 24<br />
‚gartenrouten zwischen den meeren‘ 26<br />
Pantoffelschnecken, Gummibäralgen<br />
und pazifische Austern 27<br />
SHHB-Plakette ‚Schönes Haus‘ 29<br />
Vor ca. 400 Jahren entstanden in der niederländischen<br />
Provinz Friesland die ersten Fayencemanufakturen<br />
gleibakkerijen, in denen gebrannte Tongefäße<br />
für den täglichen Gebrauch und als Zierrat<br />
im Haus mit weißer Zinnglasur und später<br />
auch blauen Dekors bemalt wurden. Auch die<br />
blau bemalten Wandfliesen wurden im 18./19.<br />
Jahrhundert aus Friesland per Schiff an die Küsten<br />
der Nordsee verfrachtet, wo sie noch hier und<br />
da anzutreffen sind. Das Titelbild zeigt einen großen<br />
Teller schotel aus der Manufaktur Kingma in<br />
Makkum, ca.1790-1800.<br />
In Friesland wurde das Jubiläum mit zahlreichen<br />
Ausstellungen und Veröffentlichungen gebührend<br />
gefeiert. Lesen Sie dazu: Fries Aardewerk S. 13.<br />
Foto: M. v. d. Akker<br />
J.P.A. Jensen & Sohn<br />
Bau- und Möbeltischlerei<br />
A.R. Kjærbysvej 2 · DK 6280 Høyer<br />
Tlf. (+45) 20 14 66 41<br />
Fax (+45) 74 78 93 22<br />
2 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
DER MAUERANKER<br />
Herausgeber: Interessengemeinschaft Baupflege Nordfriesland<br />
e. V. Arbeitsgruppe <strong>des</strong> Vereins Nordfriesisches Institut e. V.,<br />
Süderstraße 30, 25821 Bredstedt, Tel. 04671-60120, Fax 1333<br />
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Erscheint vierteljährlich zum Quartalsende, Auflage 2.500<br />
Redaktion: Gerd Kühnast<br />
Redaktionsanschrift: Süderstraße 30, 25821 Bredstedt<br />
Anzeigenannahme:<br />
IG Baupflege, Süderstr. 30, 25821 Bredstedt<br />
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Verlag: Verein Nordfriesisches Institut e. V.,<br />
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25821 Bredstedt. Einzelpreis € 1,60<br />
Abopreis € 9,50 incl. Mwst. für 4 Ausgaben.<br />
Für Mitglieder der IGB ist der Bezug im <strong>Jahres</strong>beitrag enthalten.<br />
Für unverlangte Manuskripte, Fotos und Illustrationen übernehmen<br />
wir keine Haftung. Beiträge von Mitarbeitern und Lesern<br />
sowie Anzeigeninhalte stellen nicht ausdrücklich die Meinung<br />
der Redaktion oder <strong>des</strong> Herausgebers dar.<br />
Nachdruck ist bei Quellenangabe, unter Berücksichtigung <strong>des</strong><br />
Urheberrechtes und Belegexemplar, erwünscht.
Die Erhaltung großer<br />
historischer Bauernhäuser<br />
wird schwieriger<br />
Es war schon immer schwieriger, ein großes<br />
Bauernhaus um- oder neuzunutzen als eine<br />
kleine Kate. Nicht ohne Grund sind in Ferienregionen<br />
die kleinen Bauern- und Kätnerhäuser<br />
leichter an die Kaufwilligen zu bringen als<br />
etwa ein Haubarg oder ein Vierseithof. So sind<br />
in unserer Rubrik ‚Bedrohte Häuser‘ immer<br />
wieder große Hofstellen und andere erhaltenswerte<br />
Großbauten auf großen Grundstücken<br />
zu finden. Und für manche davon ist nur der<br />
Abbruch geblieben.<br />
Die Zeit, in der Kulturzentren, Vereinshäuser<br />
oder Schulen/Kindergärten in leer gefallenen<br />
alten Gebäuden untergebracht wurden, ist<br />
vorläufig vorbei, weil kein Bedarf mehr vorhanden<br />
ist. Ein weiterer Grund ist darin zu sehen,<br />
dass Neubau weit besser gefördert wird<br />
als Altbau bzw. die Sanierung von Altbauten.<br />
Bis vor Kurzem wurden bekanntlich auch bei<br />
der Eigenheimförderung Neubauten etwa<br />
doppelt so hoch gefördert wie Altbauten, mit<br />
deutlich negativen Auswirkungen auf die baulichen<br />
Entwicklungen in Stadt und Land.<br />
Dass sich trotzdem manche Liebhaber alter<br />
Häuser gegen den Neubau und für die Erhaltung<br />
eines Altbaues entschieden haben, ist nur<br />
zu begrüßen.<br />
Was die großen Gebäude angeht, so sind es<br />
Abb. 1 Der Albertsenhof von 1866, am Geestrand gelegen in Wallsbüll/Struckum, auf einem IGB-Foto von<br />
1988. Der Wirtschaftsteil (hell hervorgehoben) war für die landwirtschaftliche Nutzung (Sauenhaltung) bis<br />
vor wenigen Jahren nicht mehr groß genug und nur bedingt tauglich. An die Instandsetzung <strong>des</strong> großen<br />
Geesthardenhauses war nicht mehr zu denken. Da blieb nur der Abbruch. IGB-Foto<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
3
Abb. 2 Auf einer Dorfansicht von der Marsch aus ist der Hof als markantes<br />
Gebäude ins Bild gesetzt. Ausschnitt aus einem Ölbild <strong>des</strong> Flensburger<br />
Malers H. Bornhöft von 1932.<br />
Abb. 3 Im vergangenen Jahr wurde der Wirtschaftsteil abgetragen. Geblieben<br />
ist der Wohnteil als ‚Hofrest’.<br />
heute überwiegend Private, die als Retter und<br />
Erhalter dieser Kategorie von Häusern in Frage<br />
kommen.<br />
Einige Beispiele ganz unterschiedlicher Art<br />
sollen die Situation beleuchten.<br />
Geesthardenhaus aus dem 19. Jahrhundert<br />
Hof A. in der Gemeinde Struckum, ein<br />
Geesthardenhaus von stattlicher Größe aus der<br />
2. Hälfte <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts ist am Geestrand<br />
gelegen. Ein landwirtschaftlicher Betrieb, den<br />
4 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
eine junge Familie bewirtschaftete,<br />
konnte in seiner<br />
ganzen Größe nicht erhalten<br />
werden, weil die landwirtschaftliche<br />
Produktion<br />
von der gemischten Grünland-<br />
und Ackerwirtschaft<br />
mit Milchviehhaltung auf<br />
Sauenhaltung umgestellt<br />
werden musste. Das ging<br />
eine Reihe von Jahren in<br />
den vorhandenen Stallungen<br />
gut, aber nur so lange,<br />
wie die Nutzfläche für die<br />
Zahl der Sauen ausreichte,<br />
mit der das notwendige<br />
Einkommen der Familie zu<br />
erzielen war. Der riesige<br />
Dachraum war ohnehin<br />
schon lange nicht mehr genutzt,<br />
seine Unterhaltung<br />
nicht rentierlich und ein<br />
lästiger Kostenfaktor.<br />
Es wäre ein neuer, größerer<br />
Stall fällig gewesen mit<br />
allen möglichen Schwierigkeiten<br />
bei der Genehmigung<br />
und hohen Nebenkosten.<br />
So entschied sich<br />
der Landwirtschaftsmeister<br />
für eine lohnabhängige Tätigkeit<br />
in derselben Branche.<br />
Für den nicht mehr<br />
haltbaren, sanierungsbedürftigen<br />
Wirtschaftsteil<br />
blieb nur noch der Abriss.<br />
Damit wurde das landschaftsprägende<br />
50 Meter<br />
lange und 30 Meter breite Langhaus auf den<br />
Wohnteil und auf weniger als die halbe Länge<br />
verkürzt. Für das Ortsbild (Ortsrand) ist das<br />
ein großer Verlust.<br />
„Friesenhaus-Abriss droht:<br />
„Es tut uns in der Seele weh“<br />
Niebüll, 6. März <strong>2006</strong> Bauausschuss berät<br />
über Bebauungsplan Uhlebüller-/ Gotteskoogstraße:<br />
Schicksal <strong>des</strong> leer stehenden Eckhauses<br />
weiter ungewiss.
…In Planung ist die<br />
vierte Änderung <strong>des</strong> Bebauungsplans<br />
12 für die Uhlebüller-/Gotteskoogstraße/<br />
Danisco-Komplex. Im Rahmen<br />
der Änderung soll<br />
auch die Frage geklärt werden,<br />
was mit dem alten<br />
reetgedeckten Bauernhaus<br />
an der Ecke der beiden<br />
Straßen geschehen soll. Das<br />
alte Reetdachhaus, Teil der<br />
einst überwiegend friesisch<br />
geprägten Hauslandschaft<br />
<strong>des</strong> alten Niebüll, steht seit<br />
geraumer Zeit leer und nähert<br />
sich dem Status einer<br />
Bauruine. Sein ehemaliger<br />
Besitzer ist verstorben, ein<br />
Verkauf <strong>des</strong> Hauses nicht<br />
gelungen. Überdies habe<br />
sich das Stadtbauamt über<br />
Jahre hinweg vergeblich um seine Erhaltung<br />
bemüht. Karl-Heinz Schmidt: „Es tut uns in<br />
der Seele weh, dieses Haus abzureißen.“…<br />
(Nordfriesland Tageblatt)<br />
Abb. 4 Das Hallenhaus in Seeth mit links angefügtem Winkelanbau wird<br />
noch vom alten Eigentümer allein bewohnt. Die Mittel für eine nötige Sanierung<br />
fehlen. Das Haus hat eine ungewisse Zukunft.<br />
Wie ernsthaft die Bemühungen der Stadt<br />
waren, bleibt dahingestellt. Zugelassen aber<br />
hat die Verwaltung die Nutzung <strong>des</strong> hinteren<br />
Grundstücks als Parkplatz, und die Erweite-<br />
Abb. 5 Ebenfalls in Seeth: ein Hallenhaus mit Winkelanbau, im Verfall begriffen. Wenn nicht bald ein rettender<br />
Käufer kommt, sind die Tage seines Bestan<strong>des</strong> gezählt.<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
5
Abb. 6 Das klassische utlandfriesische Haus mit Winkelanbau in Niebüll<br />
(Baujahr 1803) - hier auf einem Foto von 1998 - gerät in Bedrängnis,<br />
weil ein Industriebetrieb mit Zustimmung der Stadt immer näher herangerückt<br />
ist. Das denkmalwürdige Gebäude ist ungeschützt und vom Verfall<br />
bedroht. Die Verantwortlichen geben sich zutiefst betrübt, lassen aber<br />
den Dingen ihren Lauf – ein ‚Trauerspiel’ im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes.<br />
Foto: 1998<br />
Abb. 7 Die Geschichte <strong>des</strong> ehemals größten Bauernhofes der Gemeinde<br />
Langenhorn-Mönkebüll ist bekannt (MA 3-4/2005). Es wird einem Superund<br />
einem Discountmarkt weichen und in Kürze abgebrochen werden.<br />
Fotos 2-4, 6, 7 Gerd Kühnast, 5 Frank Braun<br />
rung der genannten Firma, durch welche die<br />
Industrieanlage den utlandfriesischen Winkelbau<br />
buchstäblich in Bedrängnis brachte. Unter<br />
diesen Voraussetzungen war es natürlich kaum<br />
denkbar, Käufer für das Anwesen zu finden.<br />
Wohl aber hätte die Stadt etwas unternehmen<br />
können, etwa eine Nutzung durch die Firma<br />
Danisco als Büro- oder Schulungsgebäude zu<br />
erleichtern.<br />
Das Bedauern um den angeblich unvermeidlichen<br />
Abriss kommt Krokodilstränen<br />
gleich.<br />
6 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
Erst im Juni genehmigte<br />
die Stadt den Abriss eines<br />
historischen Hauses in der<br />
Innenstadt, für <strong>des</strong>sen Erhalt<br />
sich die IGB anschließend<br />
einsetzte (MA 1-<br />
2/<strong>2006</strong> Titelfoto).<br />
Wer das Verschwinden<br />
historischer Häuser beklagt,<br />
sollte erst alle eignen<br />
Möglichkeiten ausschöpfen.<br />
Die Stadt hat schließlich<br />
für ihr Gebiet die Planungshoheit,<br />
die sie offenbar<br />
im Sinne der Erhaltung<br />
<strong>des</strong> historischen Stadtbil<strong>des</strong><br />
nicht genügend nutzt.<br />
Hallenhäuser<br />
gefährdet<br />
Ortswechsel: Die Stapelholmer<br />
Gemeinde Seeth,<br />
verfügt bekanntlich über<br />
einen reichen Bestand historischer<br />
Gebäude, darunter<br />
eine Reihe von Hallenhäusern<br />
aus dem 16. Jahrhundert.<br />
Zurzeit gibt es<br />
zwei gefährdete Objekte<br />
aus dem Hallenhausbestand.<br />
Für eines der beiden<br />
konnte bislang kein Käufer<br />
gefunden werden, das andere<br />
wird von seinem alten<br />
Besitzer allein bewohnt, der<br />
einen Flügel abreißen<br />
möchte, weil ihm das Haus<br />
zu groß ist. Ein Eigentümerwechsel ist darum<br />
nicht möglich. Würde der Flügel abgerissen,<br />
wäre der Zeugniswert <strong>des</strong> Anwesens nur noch<br />
Makulatur.<br />
Winkelbau weicht Supermärkten<br />
Das letzte Beispiel ist bekannt. Die Gemeinde<br />
Langenhorn legt für einen Supermarkt<br />
und einen Discounter ein neues Gewerbegebiet<br />
an und gibt grünes Licht für den Abbruch<br />
eines ca. 200 Jahre alten Bauernhauses/Langhaus<br />
mit Winkelanbau. (s. MA 12/<strong>2006</strong>).
Der Pynackerhof<br />
auf Nordstrand<br />
Ingrid und Heinz-Peter Moseler<br />
Wir ziehen nach Nordstrand<br />
Groß und mächtig liegt der Pynackerhof<br />
auf einer hohen Warft im Trendermarschkoog<br />
auf Nordstrand. Wir hatten ihn schon oft gesehen,<br />
wenn wir den Trendermarschweg nach<br />
Süden ans Meer fuhren. Damals, 1987, waren<br />
wir zum ersten Mal auf der damaligen<br />
Kneesch-Warft, wie der Hof 1987 hieß.<br />
Er stand zum Verkauf, aber wir, die Familie<br />
Moseler mit den drei Kindern Christoph, Alexander<br />
und Martje, hatten weder den Mut,<br />
noch das Geld, den Hof zu erwerben. 1989<br />
war es aber soweit. Wir waren in der Lage, den<br />
Hof zu kaufen. Der Kaufvertrag wurde im<br />
April 1989 geschlossen.<br />
Der Hof hatte damals nicht mehr viel von<br />
seiner Ursprünglichkeit. Er war mehrmals umgebaut<br />
worden und in einem dringend sanierungsbedürftigen<br />
Zustand. Wir nahmen alles,<br />
wie es kam. Wir waren nun für diesen geschichtsträchtigen<br />
Hof verantwortlich.<br />
Die Geschichte<br />
Die Geschichte beginnt 1634 nach der<br />
zweiten großen Sturmflut, die aus der reichen,<br />
fruchtbaren schönen Insel eine Stätte der Verwüstung<br />
und <strong>des</strong> Grauens machte. Trümmer<br />
und Ruinen, Tod, Not und Armut ließen die<br />
abziehenden Wasser damals zurück. Die Überlebenden<br />
und Zurückgebliebenen waren verarmt,<br />
ihre Arbeit an den Deichen blieb nur<br />
Stückwerk, und der Herzog von Gottorf ver-<br />
Abb.1 Ein Luftbild aus den 1950er Jahren zeigt den Pynackerhof auf der Warft mit dem 7000m 2 großen<br />
parkartigen Garten. Blick von Süden.<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
7
Abb. 2. Auch in den 1950er Jahren wurde das Foto von Osten aufgenommen.<br />
Das Gehöft war in der Zeit noch fast unverändert und zeigt in<br />
etwa den Zustand der Bauzeit 1896.<br />
sagte ihnen die erforderliche Hilfe. Statt<strong>des</strong>sen<br />
fasste er die Beteiligung niederländischer<br />
Unternehmer und Investoren für die Wiedergewinnung<br />
der dem Meereseinfluss ausgesetzten<br />
Landflächen durch große Eindeichungen<br />
im Bereich <strong>des</strong> heutigen Nordstrand ins Auge.<br />
Am 18. Juli 1652 – 18 Jahre nach dem verheerenden<br />
Ereignis – kam der Vertrag zwischen<br />
Herzog Friedrich III. von Schleswig-<br />
Gottorf und vier Niederländern zustande.<br />
Dieser Vertrag, Oktroi genannt, schuf die<br />
Grundlagen für die Wiedergewinnung <strong>des</strong> östlichen<br />
Teils vom alten, 1634 untergegangenen<br />
Nordstrand und den Aufbau <strong>des</strong> neuen Nordstrand.<br />
Aber erst 1663, 29 Jahre nach der Katastrophe,<br />
war die Eindeichung <strong>des</strong> heutigen<br />
Trendermarschkooges abgeschlossen.<br />
Der Namensgeber:<br />
Willibrord Pynacker<br />
Willibrord Pynacker, selbst Niederländer,<br />
aus der Nähe von Den Haag stammend,<br />
pachtete 1675 den später nach ihm benannten<br />
Pynackerhof und bewirtschaftete ihn mit<br />
seine Schwester Adriana bis zu seinem Tod<br />
1697. Nach dem Tod der Schwester im Jahre<br />
1713 gibt es eine Reihe weiterer Besitzer, zuerst<br />
Niederländer, dann aber wieder Nordfriesen<br />
(s. Kasten). Auf einer Karte von 1670 ist<br />
8 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
der Hof „Pynacker“ als Nr.<br />
6 in dieser Schreibweise<br />
eingezeichnet.<br />
1876 wurde der Hof erworben<br />
von Lorenz Lorenzen<br />
und Heline geb. Jensen,<br />
die auch das heute vorhandene<br />
Gebäude von 1896 errichteten.<br />
Diese Familie hat<br />
aller Wahrscheinlichkeit<br />
auch den südwestlich<br />
unterhalb der Warft gelegenen<br />
7000 m 2 großen Inselgarten<br />
mit dem heutigen<br />
alten <strong>Baum</strong>bestand, der<br />
Sitzgrotte und vielen schönen<br />
Details angelegt.<br />
Nach dem Eigentümer<br />
Peter Edding (1903-1911)<br />
erwarb dann schließlich die<br />
Familie Kneesch den Hof, von deren Nachkommen<br />
wir im Jahre 1989 den Hof übernahmen.<br />
Das Anwesen auf der hohen Warft<br />
Die Hofanlage befindet sich auf einer<br />
3,50 m hohen Warft und bestand beim Erwerb<br />
aus dem Haupthaus, einem 40 m langen<br />
und 15 m breiten Geesthardenhaus, einer Remise,<br />
einem großen Schuppen und einem Silo.<br />
Das Wirtschaftsgebäude war mit Eternit gedeckt<br />
und beherbergte 19 Gästebetten und<br />
eine vermietete Wohnung.<br />
Abb. 3 Der Pynackerhof auf einer Karte von 1847;<br />
schraffiert: der große Garten.
Abb. 10 Auf dieser Karte von ca. 1667, 21 Jahre nach der Wiederbedeichung<br />
der Trendermarsch, ist der Hof unter der Nummer 6 mit dem Namen<br />
‚het Pynaker hof aen de heeren van de Clergie’ aufgeführt.<br />
Die Wiederbedeichung der Insel Nordstrand<br />
war eine langwierige und für die<br />
Überlebenden der Sturmflut von 1634, die<br />
auf den Resten der Insel überhaupt noch<br />
wohnen konnten, eine Zeit großer Entbehrungen<br />
und Enttäuschungen. Während auf<br />
dem heutigen Pellworm schon 1637 mit<br />
der Neubedeichung begonnen werden<br />
konnte, ging die Zerstörung im übrigen<br />
Teil weiter. Die Reste der Insel waren bis<br />
zum Beginn der Neueindeichungen im Osten<br />
mit dem Deichschluss <strong>des</strong> Friedrichskooges<br />
(heute: Alter Koog) im Jahre 1654 –<br />
20 Jahre nach der Flut – immer weiter zerstört<br />
worden. Der Heverstrom hatte nahezu<br />
alle Landflächen zwischen Pellworm und<br />
dem heutigen Nordstrand fortgespült.<br />
Der Gottorfer Herzog Friedrich III. holte<br />
nach langen Verhandlungen niederländische<br />
Geldgeber und Fachleute ins Land.<br />
1652 schloss er mit dem Brabanter Deichgrafen<br />
Quirinus Indervelden und dreien<br />
seiner Landsleute als „Haupt-Contrahenten<br />
und Participanten“ einen Vertrag (Oktroi),<br />
der ihnen fast unbeschränkte Rechte zusi-<br />
cherte und obendrein eine<br />
zehnjährige Steuerund<br />
Abgabenfreiheit in<br />
den eingedeichten Kögen<br />
gewährte.<br />
Nach dem Nordstrander<br />
Deichrecht<br />
mussten Landeigner, die<br />
ihre Deichstrecke nicht<br />
mehr unterhalten konnten,<br />
ihr Land abgeben.<br />
Sie wurden enteignet.<br />
Das Land fiel an diejenigen,<br />
welche die Deichund<br />
Abgabenpflichten<br />
übernahmen.<br />
So erging es fast allen<br />
Nordstrandern, die<br />
noch auf der Insel ausharrten<br />
und nun zusehen<br />
mussten, wie die<br />
neuen Herren ihr Land<br />
ohne alle Entschädigung in Besitz nahmen.<br />
„Nicht ohne Zähren“ (Tränen) hörten sie<br />
die herzoglichen Verfügungen an, die ihnen<br />
ihr Pastor Anton Heimreich verlesen musste.<br />
„Andrerseits eröffnete der Vertrag die<br />
Aussicht“ auf die Wiedergewinnung der<br />
notwendigen Sicherheit. Die Vorherrschaft<br />
der Partizipanten dauerte rund 200 Jahre.<br />
Der Trendermarschkoog war in zwölf<br />
Teile, so genannte Kabel, aufgeteilt, die vier<br />
Partizipanten gehörten. Von einem dieser<br />
Eigentümer pachtete der Niederländer Willibrord<br />
Pynacker den Hof auf der Warft,<br />
die in einer Karte von 1670 als „Pynacker<br />
Hof“ bezeichnet wird. Er bewirtschaftete<br />
ihn zusammen mit seiner Schwester Adriana,<br />
die ihn weiterführte bis zu ihrem Tod<br />
1713.<br />
Ein Nachfahre <strong>des</strong> Stallers Quirinus Indervelden,<br />
Johann Walter Indervelden,<br />
übernahm den Hof bis 1768. Danach wurden<br />
Nordfriesen Eigentümer.<br />
Quelle: Kuschert, Rolf: Die frühe Neuzeit.<br />
In: Geschichte Nordfrieslands, Heide 1995.<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
9
Abb. 4 Grundriss 1989;<br />
Abb. 5 Ansichten SO, NW, NO, Bestandsaufnahmen Abb. 4 und 5: Ingrid Moseler<br />
Wo sollten wir beginnen?<br />
Was war das Wichtigste? Die Substanz <strong>des</strong><br />
Hauses galt es zu erhalten und in den ursprünglichen<br />
Zustand zurückzuversetzen. Der<br />
Dachstuhl musste repariert und verstärkt, die<br />
Mauern rundum repariert und teilweise erneuert<br />
werden. So z. B. der 15 m breite und 12 m<br />
10 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
hohe Stallgiebel am Südostende mit seinem<br />
42 cm dicken Mauerwerk, der so baufällig war,<br />
dass er total abgerissen werden musste. Wir<br />
kippten ihn um und putzten monatelang<br />
15 000 alte Steine, um den Giebel mit diesen<br />
Steinen neu zu erstellen.<br />
Im Dachstuhl wurden Kopfbänder, Pfetten
Abb. 6 Veränderte Fenster im Wohnteil; die alten Fensteröffnungen waren<br />
im Mauerwerk ablesbar...<br />
und Stützen eingezogen, um die Standfestigkeit<br />
wieder zu gewährleisten. Die 110 laufenden<br />
Meter gemauerter schwacher Fundamente<br />
wurden freigelegt und standfest saniert.<br />
Außenanlagen und Gebäude wurden von jeglichem<br />
Unrat befreit. Schuppen und Gärfutter-<br />
Silo wurden abgerissen. Wir räumten das<br />
Grundstück auf, pflanzten über 1 000 neue<br />
Bäume und bauten und bauten. Uns kam zustatten,<br />
dass fast alle vom Fach sind. Auch Ingrid<br />
Moseler hat das Maurerhandwerk erlernt.<br />
Wir hatten Arbeit satt. Aber das Haus wuchs<br />
und gedieh, und auch die Außenanlagen wurden<br />
immer schöner. Die Ferienwohnung in<br />
der Remise am Fuße der Warft ist heute ein<br />
Ferienplatz für viele Stammgäste.<br />
Wir brauchten gut zehn Jahre für die Gebäude.<br />
Wir haben viel Literatur und ähnliche<br />
Gebäude in der Landschaft studiert und Kontakt<br />
zur Interessengemeinschaft Baupflege<br />
Nordfriesland gesucht, um alles in den ursprünglichen<br />
Zustand versetzen zu können.<br />
Spurensuche<br />
Wie sahen die Fenster aus? Welche Tore und<br />
Türen waren vorhanden? Da gab es einige alte<br />
Fotos, die weiterhalfen. Und die Mauern verrieten<br />
manches über die ursprünglichen, aber später<br />
veränderten Fensteröffnungen und -formen.<br />
Das gleiche gilt für Türen und Tore. Alle Fen-<br />
ster <strong>des</strong> Wohnhauses mussten<br />
nicht nur ersetzt, auch<br />
die Fensteröffnungen mussten<br />
auf die Ursprungsform<br />
zurückgeführt werden. Und<br />
das betraf immerhin 22<br />
Holzverbund-Fenster, 13<br />
Stallfenster, vier große Tore<br />
und zwei Haustüren. 1994<br />
waren wir soweit, dass der<br />
Hof auf unseren Antrag hin<br />
als Kulturdenkmal anerkannt<br />
und in das Denkmalbuch<br />
eingetragen werden<br />
konnte.<br />
1996 bauten wir die beiden<br />
ehemaligen Backengiebel<br />
an der Westseite wieder<br />
auf. Und danach konnten<br />
wir endlich mit der Reetdachdeckung beginnen.<br />
Über 1 000 m 2 Dachfläche mit Reet einzudecken<br />
braucht Zeit, aber nach einigen Monaten<br />
Arbeit war am 31. August 1996 alles so<br />
weit fertig, dass wir den 100. Geburtstag <strong>des</strong><br />
Hauses mit Freunden und Gästen feiern konnten.<br />
Noch heute arbeiten wir an unserem Haus.<br />
Vor allen Dingen ist der weitere Innenausbau<br />
noch nicht abgeschlossen. Der ursprüngliche<br />
Grundriss konnte nach der Freilegung der<br />
Abb. 7 ...und wurden wieder zurückgeführt<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
11
Abb. 8 Das 1996 neu eingedeckte 40m lange und 15m breite Langhaus<br />
hat sein altes Gesicht zurückbekommen und wurde in das Denkmalbuch<br />
als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung eingetragen. Das Foto entstand<br />
1998.<br />
Wände und Fußböden wieder entdeckt und<br />
hergestellt werden.<br />
Manchen Aufschluss über früher vorhandene<br />
Kachelöfen, Wandfliesen, Herde und das<br />
im Haus gebrauchte Steingutgeschirr ergeben<br />
Funde beim Pflegen der Warft oder bei gelegentlichem<br />
Ausräumen der Graft, die Hof und<br />
Garten umschließt.<br />
Heute haben wir zwei Kachelöfen, einen uralten,<br />
gebrauchsfähigen Herd, Fußböden mit<br />
Öländer Kalksteinplatten, niederländischen<br />
Ziegelplatten plavuizen, 4 cm dicke Dielenfußböden<br />
mit Breiten bis zu 30 cm und eine wunderbar<br />
getäfelte Decke.<br />
Auch die Einrichtung haben<br />
wir versucht, möglichst stilgerecht<br />
zu gestalten. Nun<br />
soll auch der Garten wieder<br />
in den alten Zustand versetzt<br />
werden. Die Außenanlagen<br />
am Haus mit Rasen,<br />
Rosen, Rabatten, Terrassen<br />
und Bäumen wurden gestaltet.<br />
Aber auch der auf einer<br />
etwas niedrigeren Warft gelegene<br />
7000 m 2 große Obstgarten<br />
soll in alter Pracht erstrahlen,<br />
denn auch dieser<br />
von Graften umgebene Gar-<br />
ten ist ein Kulturdenkmal<br />
und muss wie das Haus wie-<br />
12 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
der seine ursprüngliche Gestalt<br />
erhalten.<br />
Über Arbeit können wir<br />
uns nicht beklagen, aber<br />
von der Freude, die wir an<br />
unserem Anwesen haben,<br />
können wir auch viel erzählen.<br />
Seit dem Kauf sind<br />
über 17 Jahre vergangen.<br />
Die Bäume sind enorm gewachsen.<br />
Alles Geplante<br />
hat Gestalt angenommen.<br />
Es war eine gute Entscheidung<br />
damals, diese wunderbare<br />
geschichtsträchtige<br />
Hofanlage zu erwerben.<br />
Denn wie heißt es in der<br />
Urkunde zum Denkmal-<br />
schutz?<br />
„Das Bauernhaus und der dazugehörige<br />
Obstgarten sind in das Denkmalbuch für die<br />
Kulturdenkmale aus geschichtlicher Zeit eingetragen<br />
worden.“<br />
Repro 1-6; Fotos 7, 8, 9: GK<br />
Quellen:<br />
Karff, Fritz: Nordstrand, Geschichte einer nordfriesischen<br />
Insel, 2.Aufl., Flensburg 1972.<br />
Kuenz, Karl: Nordstrand nach 1634. Die wiedereingedeichte<br />
nordfriesische Insel, Eigenverlag 1978.<br />
Müller, Friedrich: Das Wasserwesen an der Schlesw.-<br />
Holst. Westküste II. Teil Die Insel Nordstrand, Berlin<br />
1915.<br />
Abb. 9 Acht Jahre später ist der neu gepflanzte <strong>Baum</strong>bestand zum<br />
Schutzschirm gegen den Wind herangewachsen.
400 Jahre friesische Keramik –<br />
Fries Aardewerk<br />
Gerd Kühnast<br />
Es geht um ein Jubiläum besonderer Art,<br />
das im vorigen Jahr in der niederländischen<br />
Provinz Friesland begangen werden konnte<br />
und dem mehrere Ausstellungen und eine Reihe<br />
interessanter Publikationen gewidmet wurden.<br />
Aardewerk ist mit dem Begriff Keramik passend<br />
übersetzt. Es umfasst sowohl die einfache<br />
Töpferware wie die ganze Palette der Fayence-<br />
Produkte (Gebrauchsgeschirr und Ziergegenstände<br />
unterschiedlichster Art), eingeschlossen<br />
die große Zahl und Vielfalt der bemalten<br />
Wandfliesen und Fliesentableaus.<br />
Abb 1 Prächtige Fayencearbeiten wie dieser mit einem pflügenden Bauern<br />
fein bemalte große Wandteller entstanden in der 2. H. <strong>des</strong> 18. Jhs. in<br />
den Manufakturen Frieslands. Der Teller wurde 1760 von dem Maler Pals<br />
Karsten gemalt, der durch seine großen Schiffstableaus bekannt wurde.<br />
Mit der Verbreitung der aus dem Orient<br />
stammenden Technik, gebrannten Ton mit einer<br />
Glasur in einem zweiten Brennvorgang zu<br />
überziehen, aus Spanien über Italien nach<br />
Norden begannen im 16. Jahrhundert in Antwerpen<br />
Italiener mit der Fertigung von Gefäßen<br />
und Fliesen, die mit farbigen Glasuren bemalt<br />
wurden. Von Antwerpen aus verbreitete<br />
sich das Handwerk rasch weiter und erreichte<br />
vor 400 Jahren auch die heutige Provinz Friesland.<br />
In den friesischen Marschen gab es keinen<br />
Mangel an Ton (Klei), aus dem schon<br />
jahrhundertelang in Ziegeleien Ziegel und in<br />
Töpfereien Gebrauchskeramik<br />
gefertigt worden waren.<br />
Im 17. Jahrhundert, dem<br />
Gouden Eeuw – dem Goldenen<br />
Zeitalter –, wurden<br />
Fayencen in immer feinerer<br />
Form und fantasievollerem<br />
Dekor hergestellt. Das färbte<br />
natürlich auch auf das<br />
einfachere mit Malhorn<br />
und Tonschlicker (Engobe)<br />
bemalte und mit Bleiglasur<br />
versehene Gebrauchgeschirr<br />
der Bauern und<br />
Handwerker ab.<br />
Bei Einführung der Fayencetechnik<br />
in der ersten<br />
Hälfte <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts<br />
wurden Bodenfliesen mit<br />
einer Fayenceoberfläche<br />
hergestellt, zunächst mehrfarbig<br />
und später einfarbig<br />
blau oder manganbraun auf<br />
weißem Grund mit Ornamenten,<br />
die über mehrere<br />
Fliesen hinausreichten, und<br />
später figürlich verziert.<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
13
Abb. 2 Auch ein Gebrauchsgegenstand wie das<br />
Stövchen ist rundherum mit Landschaftsbildern dekoriert.<br />
Es sind die gleichen Motive, die auch auf<br />
Wandfliesen zu finden sind. Sie wurden nach Kupferstichvorlagen<br />
mittels Durchstaubschablonen aufgetragen,<br />
dann mit Fayencefarben ausgeführt und<br />
gebrannt.<br />
Wenig später wurden die bemalten Bodenfliesen<br />
auch an die Wände gesetzt. So entstanden<br />
um die Mitte <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts die ersten<br />
Wandfliesen, die im Laufe der folgenden Jahrhunderte<br />
eine kaum überschaubare Fülle von<br />
Mustern und Motiven erhielten.<br />
Sammler und Museen befassten sich bis zur<br />
Mitte <strong>des</strong> vorigen Jahrhunderts fast ausschließlich<br />
mit den Fayencen und Fliesen aus dem<br />
Gouden Eeuw. Die spätere handgefertigte<br />
„Massenware“ blieb nahezu unbeachtet.<br />
Geflieste Räume waren in den Niederlanden<br />
und im Küstenbereich der Nordsee allgegenwärtig,<br />
so dass sie als Gebrauchsware auch<br />
wieder verschwanden, als im 20. Jahrhundert<br />
um- und neu gebaut wurde. Sie wurden als<br />
kulturgeschichtliche Zeugnisse erst spät erkannt,<br />
und nur wenige Enthusiasten beschäftigten<br />
sich ernsthaft mit der Erforschung der<br />
Motive und mit der Zuschreibung zu den<br />
Herstellungsorten und Manufakturen.<br />
Eine erste ernsthafte Bearbeitung der Fayencen<br />
und Fliesen aus der Zeit nach 1700 wurde<br />
mit einem internationalen Fliesensymposium<br />
im Frühjahr 1969 auf der Hallig Hooge begonnen.<br />
90 Fachleute und Interessierte aus<br />
sechs Ländern beschäftigten sich mit der Ma-<br />
14 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
terie und waren der Ansicht, dass es an der<br />
Zeit sei, die vernachlässigte Periode nach dem<br />
17. Jahrhundert ins Blickfeld zu rücken.<br />
Daraus entstand der Förderkreis „Stichting<br />
van Vrienden van het Nederlands Tegelmuseum“,<br />
angelehnt an das damals in Otterloo bei Arnheim<br />
im Aufbau befindliche private Fliesenmuseum.<br />
Aus diesem Kreis wurde die Fliesenforschung<br />
stark vorangetrieben, zumal die Zahl<br />
der Sammler jüngerer Fliesen und Fayencen<br />
anwuchs.<br />
Einer der führenden Köpfe ist Jan Pluis, der<br />
maßgeblich schon das Symposium auf Hallig<br />
Hooge vorbereitet hatte und mit zahlreichen<br />
Veröffentlichungen zur Erweiterung der<br />
Kenntnisse beigetragen hat. Seine in den<br />
1960er Jahren begonnene Fotodokumentation<br />
im gesamten Verbreitungsgebiet niederländischer<br />
Fliesen und Fayencen umfasst mittlerweile<br />
ca. 70 000 Fotos.<br />
Vor dem Hintergrund der in den letzten 40<br />
Jahren geleisteten Forschungsarbeit war ein<br />
großer Teil der sechs gezeigten Ausstellungen<br />
im Jubiläumsjahr in verschiedenen friesischen<br />
Städten dem Zeitraum 18./19. Jahrhundert<br />
gewidmet. Überdies wurde eine vor einigen<br />
Jahren begonnene, wissenschaftlich angelegte<br />
siebenteilige Schriftenreihe unter der Über-<br />
Abb. 3 Die beiden in Abb. 1 u. 2 gezeigten Stücke<br />
gehören zur Privatsammlung <strong>des</strong> Harlingers Minze<br />
van den Akker, der in den vergangenen vier Jahrzehnten<br />
die umfassendste Sammlung friesischer<br />
Fayencen zusammengetragen hat und sie in seinem<br />
eigenen Museum zeigt.
Abb. 4 Auf den frühen Harlinger Fliesen findet man<br />
um die Mitte <strong>des</strong> 17. Jhs. solche sehr detailliert gezeichneten<br />
Schiffe wie das für den Ostindienhandel<br />
und den Walfang gebaute bootsschip<br />
schrift „Fries Aardewerk“ mit den letzten drei<br />
Bänden vervollständigt.<br />
Zwei Ausstellungen sollen hier genannt<br />
werden, welche die beiden Bereiche Töpferwaren<br />
bzw. Fayenceerzeugnisse veranschaulichten.<br />
Das Harlinger Aardewerk<br />
Museum von Minze van<br />
den Akker<br />
In Harlingen an der<br />
Nordsee, das zu der Zeit eine<br />
blühende friesische Hafenstadt<br />
war, gab es bereits<br />
vor 1600 die erste gleibakkerij,<br />
der im Laufe der Jahrzehnte<br />
weitere folgten.<br />
Über den Hafen konnten<br />
die Produkte wie Töpferwaren<br />
und Boden- oder<br />
Wandfliesen exportiert<br />
werden.<br />
Das geschah im 18./19.<br />
Jahrhundert in größerem<br />
Umfang mit Wandfliesen,<br />
die an den Küsten der<br />
Nordsee und teilweise der<br />
Abb. 5 Die Bibelfliese mit dem Gleichnis vom Splitter<br />
und dem Balken entstand in der Harlinger Manufaktur<br />
Fejtema. Sie wurde 1768 gekauft und in<br />
das im gleichen Jahr errichtete Haus <strong>des</strong> Kapitäns<br />
Paul Ingwersen in Langenhorn eingebaut.<br />
Ostsee Abnehmer fanden. Auf den nordfriesischen<br />
Inseln und in den angrenzenden Marschen<br />
ist das belegt, u. a. durch die Dokumentation<br />
von J. Pluis. Reste davon sind noch<br />
hier und da vorhanden.<br />
Abb. 6 Das einfachere Gebrauchsgeschirr aus meist rot oder weiß brennendem<br />
Ton, der z.T. aus dem deutschen Jever importiert wurde, entstand<br />
in den zahlreichen Töpfereien pottenbakkerijen und wurde mit dem Malhorn<br />
ringeloor, einem Kuhhorn mit Loch in der Spitze, mit Kerbschnittmotiven<br />
etc. verziert und mit Bleiglasur überzogen.<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
15
Abb. 7 Der weiß brennende Ton wurde mit einer beliebten schönen grünen Glasur versehen.<br />
1960 besuchte der junge Minze van den Akker<br />
eine größere Ausstellung von friesischer<br />
Keramik. Da fühlte er sich von der natürlichen<br />
Schönheit der ausgestellten Fayence-Produkte<br />
wie Schüsseln und Schälchen, Stövchen, Figuren<br />
und Döschen und Majolicatellern mit Blumen,<br />
Landschaften, Tieren oder Schiffen in<br />
der Manier der Fliesenmotive angesprochen<br />
und begann diese Dinge zu sammeln.<br />
Majolicateller wurden für den täglichen Gebrauch<br />
und in weitaus größerer Menge hergestellt<br />
als das Ziergut. Von den Millionen hergestellter<br />
Teller ist nur ein kleiner Anteil überliefert.<br />
Während die Teller als Massenware mit<br />
schematisch vereinfachtem Dekor versehen<br />
waren, wurde für die anspruchsvollere Zierkeramik<br />
aufwendigere Bemalung, oft nach<br />
Kupferstichvorlagen, gewählt. Die kleinen<br />
Leute konnten sich bei<strong>des</strong> kaum leisten und<br />
mussten von Blei glasierten groben Tellern essen.<br />
Über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten<br />
baute Minze van den Akker systema-<br />
16 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
tisch die wohl beste und vielseitigste Sammlung<br />
dieser Art auf. Vor einigen Jahren erfüllte<br />
er sich schließlich einen Lebenstraum, indem<br />
er im Erdgeschoss seines Wohnhauses in Harlingen<br />
ein Privatmuseum einrichtete, das in<br />
der Vielseitigkeit der Exponate wie in der Präsentation<br />
der schönen Stücke seinesgleichen<br />
sucht. Als er mit dem Sammeln begann, war<br />
über Fries Aardewerk nur wenig bekannt. In<br />
Zusammenarbeit mit Jan Pluis stieg er mehr<br />
und mehr in die Materie ein.<br />
Das „am meisten geöffnete Museum der<br />
Niederlande“ (v. d. Akker) bietet einen Überblick<br />
über Fries Aardewerk, so komplett<br />
wie nur möglich, für die Zeit von 1600 bis<br />
1925 und ist auch nach Ablauf der Jubiläumsausstellungen<br />
nach Anmeldung zu besichtigen.<br />
Ehrenrettung für die Bleiglasur<br />
Im Museum Princessehof in der friesischen<br />
Metropole Leeuwarden war eine Ausstellung<br />
über die bleiglasierte Töpferware, die mehr
dem täglichen Gebrauch diente, zusammengetragen<br />
worden. Auch hier nahm die Sammlung<br />
zweier Enthusiasten, Adri van der Meulen<br />
und Paul Smeele, einen großen Teil ein.<br />
Rund 500 Stücke wurden gezeigt, die Hälfte<br />
davon aus der Privatsammlung, die andere<br />
Hälfte sind Leihgaben.<br />
Die wechselnde Mode über die Jahrhunderte<br />
wird an Formen, Farben und Dekor<br />
sichtbar. Und dennoch sind alte, bewährte<br />
Formen immer wieder verwendet worden,<br />
weil sie wohl nicht mehr verbessert werden<br />
konnten. Zur Verwendung <strong>des</strong> Malhorns und<br />
aufgelegter, meist weißer figürlicher Tonplättchen<br />
auf den rot brennenden Ton waren<br />
Kerbschnittmuster beliebt. Sie wurden in den<br />
noch nicht festen Ton geschnitten. Die glänzende<br />
Bleiglasur „veredelte“ die Töpferware<br />
und machte sie so attraktiv und beliebt. Erst<br />
um 1875 kam die Bleiglasur als Giftquelle ins<br />
Gespräch. Das Blei löste sich unter Einwirkung<br />
von Essig oder Fruchtsäure aus der Glasur<br />
und geriet so in die Speisen. Das Thema<br />
wurde u. a. von den Herstellern von verzinktem<br />
oder emailliertem Blechgeschirr mit Hinweis<br />
auf ihre eignen ungiftigen Produkte aufgegriffen.<br />
Erst am Beginn <strong>des</strong> 20.Jahrhunderts<br />
wurde die Bleiglasur durch ungiftige<br />
Glasuren ersetzt.<br />
In den schlesischen Töpfereien um Bunzlau<br />
war das z. B. schon in der ersten Hälfte <strong>des</strong> 19.<br />
Jahrhunderts nach Erfindung der Lehmglasur<br />
der Fall. Allerdings setzten die Töpfer der<br />
Lehmmasse immer noch etwas Blei als Flussmittel<br />
zu, wodurch die Glasur gleichmäßig<br />
verlief. Dort warb man mit dem Begriff Gesundheitsgeschirr<br />
für die Lehm- und Feldspatglasuren.<br />
In der Provinz Friesland gab es zeitweise 50<br />
Töpfereien, pottenbakkerijen, die über den regionalen<br />
Bedarf hinaus produzierten und ihre<br />
Waren in den Nachbarprovinzen verkauften.<br />
Daneben bestanden die gleibakkerijen, (glei –<br />
soll von glatt, glänzend abgeleitet sein) in denen<br />
überwiegend Fayencegeschirr und -zierrat<br />
hergestellt wurden. So genannte potschippers<br />
brachten die vielfältigen Produkte der Töpfereien<br />
unter die Leute in den entfernteren Absatzgebieten.<br />
Der aktuelle Forschungsstand<br />
Ein wichtiges Ergebnis der lange vorbereiteten<br />
Jubiläumsaktivitäten ist die Herausgabe von<br />
sieben Einzelveröffentlichungen mit einer unglaublichen<br />
Fülle neuer Erkenntnisse über die<br />
Techniken, die Absatzwege, die Namen zahlreicher<br />
Produzenten und im Falle der Fayenceprodukte,<br />
zu denen auch die Millionen von Wandfliesen<br />
zählen, die Namen der Fliesenmaler. Deren<br />
„Handschrift“ war in vielen Fällen unübersehbar,<br />
aber durch akribische Archivarbeit und<br />
Auswertung von Ofenbüchern, Lohnabrechnungen<br />
und das Aufspüren einzelner Lebensläufe<br />
hat so mancher lange unbekannter Fliesenmaler<br />
einen Namen bekommen.<br />
Die sieben Bücher der Reihe Fries Aardewerk<br />
sind in hervorragender Ausstattung, reich<br />
bebildert, in niederländischer Sprache mit jeweils<br />
englischer Zusammenfassung im Verlag<br />
Primavera Pers, Burggravenlaan, NL72313<br />
HM Leiden, erschienen. Sie umfassen jeweils<br />
ca. 250-300 Seiten und repräsentieren den<br />
derzeitigen Forschungsstand im Bereich Fries<br />
Aardewerk.<br />
Abb. 8 Der Zweitletzte Band der siebenteiligen Reihe<br />
‚Fries Aardewerk’ ist den Produkten der Harlinger<br />
Manufakturen gewidmet. Autor: Jan Pluis.<br />
Fotos 1-8 Gerd Kühnast<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
17
<strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2006</strong>:<br />
Die Schwarzpappel,<br />
populus nigra<br />
Gerd Kühnast<br />
Alljährlich wählt das „Kuratorium <strong>Baum</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Jahres</strong>“ einen <strong>Baum</strong> aus. Damit will es<br />
„Interesse wecken, Kenntnisse, Erkenntnisse und<br />
Einblicke vermitteln, aber darüber hinaus auch<br />
positive Gefühle ansprechen, die Menschen an<br />
Bäume heranführen, sie für Bäume sensibilisieren.<br />
Ein <strong>Baum</strong> ist aber mehr als ein <strong>Baum</strong>. Daher<br />
werden sowohl der <strong>Baum</strong> mit seiner typischen<br />
Lebensgemeinschaft (Tiere, andere Pflanzen, Pilze<br />
usw.) als auch sein Lebensraum einbezogen“.<br />
Einst Charakterart der Flussauen ist die<br />
18 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
Schwarzpappel heute vom Aussterben bedroht.<br />
Nun wurde die <strong>Baum</strong>art zum <strong>Baum</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Jahres</strong> <strong>2006</strong> gewählt. Die ehemalige Charakterart<br />
der Flussauen ist so selten geworden, dass<br />
sie auf der Roten Liste bedrohter Pflanzenarten<br />
steht. Vor allem die Rodung von Flussauen<br />
und die Absenkung <strong>des</strong> Grundwassers zerstören<br />
den Lebensraum <strong>des</strong> imposanten <strong>Baum</strong>es,<br />
der bis zu 200 Jahre alt werden kann, teilte das<br />
„Kuratorium <strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong>“ mit. Die<br />
Schwarzpappel – botanisch populus nigra –<br />
Abb.1 Pappeln am Südufer der Eider nahe Sandschleuse, majestätisch und landschaftsprägend.
Abb. 2 An der Eider in Friedrichstadt sind die Pappeln zum Einschlagen vorgesehen, eine schwer verständliche<br />
Entscheidung. Eine Reihe wurde bereits im letzten Winter abgeholzt.<br />
gehört zur Familie der Weidengewächse und<br />
verdankt ihren Namen der dunklen <strong>Baum</strong>rinde.<br />
Sie wächst bis zu 35 Meter hoch, der<br />
Stamm kann zwei Meter dick werden. Die<br />
Schwarzpappel kommt fast in ganz Europa<br />
vor, mit Ausnahme von Skandinavien, Schottland,<br />
Irland und Nordrussland.<br />
In Deutschland sind laut Kuratorium nicht<br />
mehr als 3 000 Altbäume der Schwarzpappel<br />
sicher identifiziert. Der <strong>Baum</strong> soll nur noch in<br />
Relikten an Rhein, Elbe und Oder vorkommen.<br />
Weil er viel Licht, Wasser und Nährstoffe<br />
benötigt, kann der am schnellsten wachsende<br />
<strong>Baum</strong> der gemäßigten Breiten fast nur in<br />
Auenwäldern direkt an Flussufern gedeihen.<br />
Zu schaffen machen dem <strong>Baum</strong> aber nichtheimische<br />
Pappeln, die verstärkt gepflanzt<br />
werden, und die Kreuzung mit solchen Sorten.<br />
Denn seit dem 17. Jahrhundert werden in Europa<br />
auch amerikanische Schwarzpappeln be-<br />
ziehungsweise Schwarzpappelhybriden angepflanzt,<br />
die aus Kreuzungen der amerikanischen<br />
mit der einheimischen Schwarzpappel<br />
hervorgegangen sind und schneller wachsen<br />
als die Ursprungsform. Von den Schwarzpappelhybriden<br />
ist die heimische Schwarzpappel<br />
nur sehr schwer zu unterscheiden. Keine andere<br />
<strong>Baum</strong>art kann laut Kuratorium mehr Kohlendioxid<br />
aus der Luft binden und damit den<br />
Treibhauseffekt bremsen.<br />
In Nordfriesland und auch in anderen Lan<strong>des</strong>teilen<br />
wurden solche Hybrid-Pappeln verstärkt<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg angepflanzt<br />
zur Holzgewinnung für die Papierund<br />
Zündholzproduktion. Sie seien in gut<br />
zwanzig Jahren zur „Schlagreife“ herangewachsen<br />
und würden dann gutes Geld bringen,<br />
hieß es. So wurden die Bäume vielerorts<br />
als Straßenbäume, in der Marsch an Feldrändern<br />
und an Gehöften und auf kleinen ander-<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
19
Abb. 3 <strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2006</strong> im Geestdorf Bohmstedt. Pappeln werden<br />
durch die Gemeinde abgeholzt, obwohl sie niemanden gefährden oder<br />
stören dürften. Geschichtsvergessen muss man das nennen, waren es<br />
doch vor gut 100 Jahren Bohmstedter Bauern mit Weitblick, die den immer<br />
noch mustergültigen Bauernwald Haaks als Mischwald anlegten und<br />
von einer besonderen Liebe zu Bäumen getragen waren. Fotos: G.K.<br />
weitigen, schlecht nutzbaren feuchten Flächen<br />
angepflanzt.<br />
Die Hoffnungen auf Holzverkauf erfüllten<br />
sich nicht, weil die „Schlagreife“ erst später als<br />
erwartet erreicht war und weil die Holzwirtschaft<br />
zu dem Zeitpunkt an dem Holz nicht<br />
mehr interessiert war.<br />
So blieben die Pappeln stehen, bis sie Probleme<br />
bereiteten: an Straßen, weil sie schwache<br />
Asphaltdecken mit den Wurzeln anhoben<br />
und weil sie mit zunehmender Größe im<br />
Sturm trockene Äste abwarfen. Und da ging es<br />
den stattlichen, schönen Bäumen an die Borke,<br />
berechtigterweise, wo das zur Gefahrvermeidung<br />
geschah. Sie wurden meist radikal<br />
abgeholzt, allerdings auch dort, wo sie kaum<br />
jemanden gefährdeten.<br />
Verschärft wurde und wird dieses Treiben<br />
durch die Jagd auf Brennholz, die angesichts<br />
20 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
der derzeitigen hohen<br />
Energiepreise noch zunimmt.<br />
Friedrichstadt hat mit der<br />
Ausrottung der Schwarzpappeln<br />
begonnen und will<br />
sie in den nächsten Jahren<br />
zu Ende bringen. Selbst die<br />
am Eiderdeich stehenden<br />
Bäume sind dran, weil sie<br />
hier verdächtigt werden, die<br />
Deiche zu schwächen. Dass<br />
man Bachufer normalerweise<br />
mit Gehölzen gegen<br />
Erosion schützt, gilt hier offenbar<br />
nicht. Selbst der<br />
Umstand, dass die in der<br />
Innenstadt verhassten Saatkrähen<br />
nach massiven Vergrämungsaktionen<br />
auf die<br />
Eiderpappeln ausgewichen<br />
sind, konnte die Verantwortlichen<br />
nicht von der<br />
Abholzung abhalten. Um<br />
Zweiflern an diesem unkontrollierten<br />
Treiben den<br />
Mund zu stopfen, werden<br />
die Bäume auch wegen <strong>des</strong><br />
im Innern absterbenden<br />
Holzes (das den <strong>Baum</strong> keineswegs<br />
schwächen muss) für schwer „krank“<br />
erklärt. Aber das kranke Holz hat noch einen<br />
annehmbaren Heizwert. Auch die Gemeinde<br />
Bohmstedt hat jüngst dem <strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong><br />
den Kampf angesagt und ist auf dem Wege zur<br />
„pappelfreien“ Gemeinde.<br />
So verschwindet die Schwarzpappel aus<br />
Nordfriesland – nicht wegen eines Schädlings,<br />
wie die Ulme, sondern weil sie zum Un-<strong>Baum</strong><br />
und damit für vogelfrei erklärt worden ist.<br />
Dass die Jagd auf die Schwarzpappel gerade im<br />
Jahre ihrer Ehrung als <strong>Baum</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> so krasse<br />
Formen annimmt, ist betrüblich. Mit ein<br />
wenig Nachdenken und mit Augenmaß sollte<br />
es möglich sein, die stattlichen, das Landschaftsbild<br />
bereichernden Bäume überall dort,<br />
wo sie niemandem Schaden zufügen, auch ohne<br />
besondere Schutzparagraphen unangetastet<br />
zu lassen.
Rückmeldung<br />
„Eines der ältesten Häuser<br />
Dithmarschens“<br />
In der Monatsschrift <strong>des</strong> SHHB Schleswig-<br />
Holstein Heft 1/2-<strong>2006</strong> nimmt der Direktor<br />
<strong>des</strong> Schleswig-Holsteinischen Freilichtmuseums<br />
Molfsee, Prof. Dr. Hermann Heidrich,<br />
unter obiger Überschrift Bezug auf die umfassende<br />
Darstellung <strong>des</strong> 1523 erbauten kleinen<br />
Nebengebäu<strong>des</strong> in Zweiständer-Bauweise in<br />
Der Maueranker 1/2-2005, S. 14ff. (Ein<br />
Nebengebäude von 1523 – Erstaunliches aus<br />
Dithmarschen).<br />
Heidrich beklagt, dass „just dieses Gebäude“,<br />
das die Eigentümerin „dem Freilichtmuseum<br />
zur Translozierung nach Molfsee“ angeboten<br />
habe, unter Denkmalschutz gestellt<br />
worden sei.<br />
MELDUNGEN<br />
„Eine Besichtigung“ so schreibt Heidrich,<br />
„führt sehr schnell zu dem Ergebnis, dass sich<br />
das Gebäude allein aufgrund seines Alters und<br />
somit seiner Belegfunktion als spätmittelalterlicher/frühneuzeitlicher<br />
Bau für eine Translozierung<br />
und Eingliederung in das Freilichtmuseum<br />
sehr gut eignet und dort im ursprünglichen<br />
Zustand, der durch An- und Umbauten<br />
am alten Standort nicht mehr transparent ist,<br />
präsentiert werden kann. Das Museum veranlasst<br />
daher ein Aufmaß, das im August 2004<br />
von Barbara von Campe durchgeführt wird.<br />
Während sich das Museum um Finanzierungsmöglichkeiten<br />
für die Translozierung bemüht,<br />
wird das Gebäude […] im April 2005 mit Sofortvollzug<br />
unter Denkmalschutz gestellt. Ein<br />
Widerspruch der Eigentümerin gegen den Bescheid<br />
ist erfolglos.“<br />
Nach einer kurzen Beschreibung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />
und auf verschiedene Veränderungen<br />
Das Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung to Osten 6 in Hemmingstedt nach einem Foto im Mai 2003.<br />
Foto: Gerd Kühnast<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
21
fährt der Museumsmann fort: „Obgleich in<br />
Freilichtmuseen Rekonstruktionen auf den<br />
‚Urzustand‘ eines Hauses schon lange nicht<br />
mehr die Regel sind, empfiehlt sich in diesem<br />
Fall eine Rückführung in den Zustand von<br />
1523, denn dieser ist zweifelsfrei der interessantere<br />
und aussagekräftigere und konstituiert<br />
den Wert <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> als Kulturdenkmal.<br />
Natürlich ist die Erhaltung eines Gebäu<strong>des</strong> an<br />
seinem Standort immer einer Translozierung<br />
vorzuziehen. Doch in Hemmingstedt hat das<br />
Häuschen keine Überlebenschance…“.<br />
Die IGB Nordfriesland & Dithmarschen,<br />
die die Datierung veranlasst und wegen der<br />
unsicheren Situation beim Lan<strong>des</strong>konservator<br />
den Denkmalschutz für das Haus beantragt<br />
hatte, erfuhr auf Umwegen von der Entwicklung.<br />
Weder Prof. Dr. Heidrich noch der<br />
SHHB als Herausgeber der Zeitschrift hielten<br />
es für nötig, mit der IGB Kontakt aufzunehmen.<br />
Der Artikel will im Übrigen gar nicht so<br />
recht in die Thematik „Architektur und Bauen“<br />
<strong>des</strong> Heftes passen, die sich ja mit einem<br />
Abriss über die Architektur in Schleswig-Holstein<br />
befassen wollte.<br />
Die gänzlich verquere Argumentation mit<br />
so vielen Widersprüchen in so wenigen Sätzen<br />
war für die IGB Anlass, Prof. Dr. Heidrich die<br />
IGB-Haltung in einem (im Folgenden abgedruckten)<br />
Brief am 6. März <strong>2006</strong> noch einmal<br />
darzulegen.<br />
Bei Redaktionsschluss dieses Heftes lag eine<br />
Antwort noch nicht vor.<br />
Gerd Kühnast<br />
22 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
IGB-Bücher<br />
erhältlich im Buchhandel<br />
oder im <strong>Nordfriisk</strong> <strong>Instituut</strong><br />
M. Erichsen<br />
Die Husumer<br />
Süderstraße<br />
geb., 96 S.,<br />
An den<br />
Direktor <strong>des</strong> Schleswig-Holsteinischen<br />
Freilichtmuseums Molfsee<br />
Herrn Prof. Dr. Hermann Heidrich<br />
Betrifft: Ihr Artikel „Eines der ältesten Häuser<br />
Dithmarschens“.<br />
In: Architektur und Bauen spezial,<br />
Zeitschrift Schleswig-Holstein 1-2/<strong>2006</strong><br />
Bredstedt, den 6. März <strong>2006</strong><br />
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Heidrich,<br />
das Haus to Osten 6 in Hemmingstedt ist<br />
eines der wenigen in Dithmarschen stehenden<br />
historischen Gebäude, die der Hausforschung<br />
und einigen Fachleuten der Region lange bekannt<br />
waren. Nur wenige Insider, die sich<br />
überhaupt für dies unscheinbare Anwesen<br />
interessierten, kannten die Details, z. B. dass es<br />
aus dem 16. Jahrhundert datiert, seit 1800<br />
nicht nennenswert verändert worden war und<br />
dass es sich dank <strong>des</strong> sparsamen Umgangs mit<br />
der alten Bausubstanz durch die letzten Eigentümer<br />
in einem relativ guten Zustand befinde.<br />
So fanden wir es bei einem Besuch der Eheleute<br />
Rall-Niu im Juni 2003 vor. Herr Niu<br />
starb wenig später.<br />
Schon von außen war abzulesen, was sich an<br />
Veränderungen zugetragen hatte: die Vergrößerung<br />
<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> nach Süden. Im Inneren<br />
zeigten die freistehenden ehemaligen Wandständer,<br />
wo einst die Außenwand gestanden<br />
hatte.<br />
Auf dem Dachboden las man weiter wie in<br />
einem offenen Buch die Geschichte <strong>des</strong> fast 5<br />
Kari u. K.H. Lösche<br />
Häuser<br />
der Uthlande<br />
geb., 64 S.,
Jahrhunderte auf diesem Platz stehenden Hauses.<br />
Die durch uns veranlasste und bezahlte<br />
dendrochronologische Untersuchung im Jahre<br />
2004 präzisierte die Einschätzungen der Hausforscher,<br />
das Erbauungsdatum betreffend, auf<br />
1523 und den Umbau auf das Jahr 1800.<br />
Die von Frau Prof. Dr. Rall-Niu erwogene<br />
Idee, das Gebäude dem Freilichtmuseum anzudienen,<br />
hielten wir im Gespräch mit ihr<br />
für wenig sinnvoll, weil das Essentielle <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />
darin zu sehen ist, dass es<br />
• ein hauskundlich sehr aufschlussreicher und<br />
einzigartiger Bau ist;<br />
• die wesentlichen Veränderungen im Laufe<br />
der Jahrhunderte wie <strong>Jahres</strong>ringe offen zutage<br />
liegen;<br />
• ein besonders seltenes Stück Dithmarscher<br />
ländlicher Baukultur mit ungewöhnlichen<br />
Konstruktionsdetails darstellt;<br />
• seine denkmalrelevante Funktion nur an diesem<br />
Platz erfüllen kann und damit nicht zuletzt<br />
für weitere Forschungen vor Ort verfügbar<br />
bleiben muss;<br />
• unabdingbar ist, mit einem der ältesten ländlichen<br />
Nebengebäude, von denen es so gut<br />
wie keine mehr gibt, behutsam umzugehen<br />
und das auch öffentlich deutlich zu machen;<br />
• nur auf diese Weise möglich ist, das Verständnis<br />
für ein so wertvolles Relikt der Vergangenheit<br />
und für seine Erhaltung in der<br />
Öffentlichkeit zu fördern und zu verbreiten.<br />
Im Denkmalbuch fanden wir das Objekt<br />
nicht. Es war ja auch bis dato nicht als gefährdet<br />
erkannt worden. Der Wunsch der Eigentümerin,<br />
sich von dem Haus zu trennen, war<br />
für uns Anlass, unter Einbeziehung <strong>des</strong> Vereins<br />
Dithmarscher Lan<strong>des</strong>kunde nach einem<br />
Weg zu suchen, es vor Ort zu sichern. Da dies<br />
von heute auf morgen nicht möglich war und<br />
ist, war es unumgänglich, zum Schutz <strong>des</strong><br />
Hauses vor Abbruch o. Ä. einen Antrag auf<br />
Eintragung in das Denkmalbuch zu stellen,<br />
dem bekanntlich durch die zuständige Behörde<br />
in Kiel sofort stattgegeben wurde.<br />
Das geschah, wie wir meinen, gerade noch<br />
rechtzeitig, um es vor dem Untergang zu bewahren,<br />
der nun nicht von irgendwelchen Banausen<br />
droht, sondern – und das ist nun das<br />
wirklich Erstaunliche – vom Schleswig-Holsteinischen<br />
Freilichtmuseum.<br />
Und damit wären wir wieder bei Ihnen, verehrter<br />
Herr Professor Heidrich. Die letzte, betrübliche<br />
Feststellung geht aus Ihrem Beitrag<br />
in Schleswig-Holstein hervor.<br />
Ihre Ausführungen, der ursprüngliche Bauzustand<br />
sei nicht mehr zu erkennen und werde<br />
nur durch Entfernen der (gut 200 Jahre alten)<br />
Anbauten wieder sichtbar, sind unzutreffend<br />
und wie Sie selbst einräumen schon lange<br />
nicht mehr auf dem Stand gegenwärtiger Museumskonzeptionen.<br />
Gänzlich spekulativ ist<br />
die Behauptung „…in Hemmingstedt hat das<br />
Häuschen keine Überlebenschance… Eine<br />
neue sinnvolle Funktion ist nicht in Sicht.“<br />
Die Beurteilung dieser Fragen hängt weitgehend<br />
vom jeweiligen Standort und von der individuellen<br />
Sehfähigkeit ab.<br />
Der Übergang in andere Eigentumsverhältnisse<br />
allein muss das Denkmal keineswegs gefährden.<br />
Im Übrigen stehen die Bestimmungen <strong>des</strong><br />
schleswig-holsteinischen Denkmalschutzgesetzes<br />
Ihren Wünschen diametral entgegen. Sie<br />
sollten es noch einmal zur Hand nehmen.<br />
Um so fataler, dass Sie sich in Kenntnis aller<br />
gegen Ihre Träume sprechenden Fakten nicht<br />
scheuen, im Text zum letzten Bild <strong>des</strong> Zweiständerbaus<br />
dreist zu behaupten, „er soll ins<br />
Freilichtmuseum nach Molfsee transloziert<br />
werden“.<br />
Zum Schluss sei noch die Frage erlaubt, warum<br />
Sie über die Interessengemeinschaft<br />
Baupflege Nordfriesland & Dithmarschen in<br />
Schleswig-Holstein schreiben anstatt sich zuvor<br />
mit uns über unsere Haltung und unsere Aktivitäten<br />
bezüglich <strong>des</strong> Hemmingstedter Denkmals<br />
auf dem direkten Wege austauschen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
für den Vorstand Gerd Kühnast<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
23
Besuch der Baustelle<br />
Pastoratshaubarg Poppenbüll<br />
NFI. Die lange Geschichte <strong>des</strong> ehemaligen<br />
Pastoratshaubargs in Poppenbüll geht weiter.<br />
Wie berichtet war der Haubarg nach fast vollendeter<br />
Sanierung im April <strong>des</strong> vergangenen<br />
<strong>Jahres</strong> bis auf die Grundmauern abgebrannt.<br />
Verschiedene Umstände veranlassten den Eigentümer<br />
– er hatte das Anwesen von der Poppenbüller<br />
Kirchengemeinde erworben – den<br />
Haubarg auf den erhaltenen Mauern mit einer<br />
Rekonstruktion <strong>des</strong> Gulfhausgefüges wieder<br />
herzustellen. Zum einen sprach u. a. die Tatsache<br />
dafür, dass der Witzworter Architekt Olaf<br />
Rohwedder die Wohnräume bei der Sanierung<br />
mit einer verstärkten Zimmerdecke aus zwei<br />
24 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
überkreuz auf die vorhandenen Bretter verlegten<br />
starken Dielung versehen hatte und diese<br />
die Wohnräume vor der Zerstörung bewahrt<br />
hatte. Selbst die umstürzenden Giebel und der<br />
zum Einsturz gebrachte 10 Meter hohe<br />
Schornstein konnte dieser Bohlenlage nichts<br />
anhaben. So blieb es bei Wasserschaden. Zum<br />
anderen wollte der Hausherr seine Vorliebe für<br />
den Haubarg nicht aufgeben.<br />
So wurde nach längerer Planung mit dem<br />
Wiederaufbau im Sommer begonnen und das<br />
Ständerwerk in der historische überlieferten<br />
Form durch eine Eiderstedter Zimmerei im<br />
August aufgerichtet, ein Ereignis, das viele<br />
Schaulustige anzog.<br />
Die IGB hatte am 2. September zu einem<br />
Besuch der Baustelle mit dem Hausherrn Dr.<br />
Jeschke eingeladen. Vor einem Kreis von gut<br />
Abb. 1 Im Sommer konnte der ehemalige Poppenbüller Pastoratshaubarg nach einem Brand im April 2005<br />
mit neuen Hölzern in historischer Verzimmerung wieder gerichtet werden. Foto: Olaf Rohwedder
Abb. 2 Im September besuchten auf Einladung <strong>des</strong> Hausherren und der IGB zahlreiche Interessierte, vor allem<br />
aus der näheren Umgebung die interessante Baustelle.<br />
40 Besuchern gab der IGB-Vorsitzende Gerd<br />
Kühnast einen kurzen Abriss über die Geschichte<br />
und das Bauprinzip der Gulfhausbau-<br />
Abb. 3 Der Giebelstein mit Hinweisen auf das Baujahr und die Nutzung<br />
<strong>des</strong> Haubargs über der Eingangstür überdauerte Feuer und Löschwasser.<br />
weise <strong>des</strong> 1815 in Kotzenbüll errichteten Haubargs<br />
und seiner nur vier Jahre später erfolgten<br />
Umsetzung nach Poppenbüll geben. Hier hatte<br />
er bis vor wenigen Jahren<br />
als Pastorat gedient. Der<br />
Architekt erläuterte die<br />
baulichen Aspekte und die<br />
Ausführung der Arbeiten<br />
im Detail.<br />
Beeindruckt waren die<br />
Besucher über die große<br />
Firsthöhe dieses Vierständer-Haubargs,<br />
der zu den<br />
kleineren seiner Gattung<br />
zählt, von 12 Metern. Anerkennend<br />
äußerten sich<br />
die Besucher über den Einsatz,<br />
mit dem der Eigentümer<br />
das alte Wahrzeichen<br />
<strong>des</strong> Dorfes mit seiner eigenartigen<br />
Geschichte wiederherstellt.<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
25
„gartenrouten<br />
zwischen den meeren“:<br />
Ein Land entdeckt seine historischen Parks und<br />
Gärten.<br />
Auf Anregung der Deutschen Gesellschaft<br />
für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V.<br />
entwickelten nach einer europaweiten Ausschreibung<br />
die Landschaftsarchitektinnen Urte<br />
Schlie und Anke Werner, Timmendorfer<br />
Strand, die ersten vier Faltblätter zur touristischen<br />
Vermarktung historischer, aber auch aktueller<br />
Gärten in den verschiedenen Regionen<br />
Schleswig-Holsteins. Koordiniert von der<br />
Landwirtschaftskammer unter Leitung von<br />
Karsten Blockund mit<br />
Unterstützung <strong>des</strong> Referats<br />
für Ländliche Räume, namentlich<br />
MR Thoben,<br />
schaltete Landwirtschaftsminister<br />
von Bötticher am<br />
17. Mai <strong>2006</strong> das neue<br />
Internetportal www.gartenrouten-sh.de<br />
frei, das<br />
sich im Aufbau befindet.<br />
Das Lan<strong>des</strong>amt für Denkmalpflege(Gartendenkmalpflege/<br />
Dr. Ing. Margita<br />
M. Meyer) unterstützte das<br />
Projekt mit fachlichem Rat<br />
und praktischen Hinweisen.<br />
Die 4 Routen der ersten<br />
Staffel<br />
Route 1 stellt die zehn<br />
bedeutendsten Gärten der<br />
Schleswig-Schlei Region<br />
unter den Titel: „Märchen<br />
und Mythen der Schleigärten“<br />
vor. Dabei wird die<br />
Stadt Schleswig im Jahr<br />
2008 die erste Lan<strong>des</strong>gartenschau<br />
<strong>des</strong> nördlichsten<br />
Bun<strong>des</strong>lan<strong>des</strong> ausrichten.<br />
Durch Grünanlagen der<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt führt<br />
Route 2 „Mit Picknickkorb<br />
ins Fördegrün“. „Flanieren<br />
26 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
und Philosophieren in lieblicher Seenlandschaft“<br />
ist der Titel der Route 3, der die Gärten<br />
und Parks der ostholsteinischen Schweiz<br />
vorstellt. Die <strong>Baum</strong>schulregion Pinneberg<br />
„Von <strong>Baum</strong>schulbaronen und Pflanzenjägern“<br />
beteiligt sich als 4. Region an der ersten Staffel<br />
der „gartenrouten zwischen den meeren“. Weitere<br />
Routen sollen folgen.<br />
Zu beziehen sind alle Faltblätter kostenfrei<br />
über die Tourismusagentur Schleswig-Holstein<br />
GmbH, Wall 55, 24103 Kiel, Infohotline<br />
91895-600604 in Kiel. Das Land beteiligt<br />
sich an der zweiten Staffel immerhin noch mit<br />
50% Förderung – weitere Sponsoren werden<br />
gesucht. DSI<br />
Die Karte zeigt den Verlauf der Route 1: Schleswig-Schlei. Sie ist als Fahrradroute<br />
konzipiert, auf den meisten Abschnitten aber auch mit dem Auto<br />
befahrbar. Für Tagesausflüge bietet sich zudem die Möglichkeit, Startpunkte<br />
wie Süderbrarup mit der Bahn zu erreichen und von dort mit dem<br />
Fahrrad auf Tour zu gehen. Gesamtlänge der Route: ca. 120 km.<br />
Bei der genauen Routenplanung helfen die zoombaren Karten, die auf<br />
den Seiten der einzelnen Gärten aufgerufen werden können. Zusätzlich<br />
empfehlen wir im Buchhandel erhältliche Kartenwerke.
Die Gartenroute 1, ‚Märchen und Mythen<br />
der Schleigärten‘ wird hier beispielhaft vorgestellt.<br />
Das blaue Band der Schlei durchzieht eine<br />
Region, die von Geschichte und Geschichten<br />
durchweht ist. Ausgangspunkt und gärtnerisches<br />
Zentrum der Route ist Schleswig mit dem<br />
Neuwerk-Garten am Schloss Gottorf, in <strong>des</strong>sen<br />
Globushaus die Welt und das Weltall aus der<br />
Sicht <strong>des</strong> 17. Jahrhunderts erlebbar werden. Ein<br />
Kleinod ist der Bibelgarten <strong>des</strong> St. Johannisklosters,<br />
der die Pflanzen der Bibel zeigt.<br />
In den Bauerngärten Angelns blühen traditionell<br />
die Rosenschwestern „Schneeweißchen<br />
und Rosenrot“ in märchenhafter Eintracht.<br />
Für Liebhaber von Rosen und vielfältigen<br />
Staudenrabatten sind die üppigen Blumenund<br />
Nutzgärten der Region fantastische Ziele.<br />
In den Gutsparks ranken sich Legenden um<br />
alte <strong>Baum</strong>riesen und bienensummende Lindenalleen.<br />
Die Route führt auch nach Louisenlund,<br />
wo Freimaurertum und aufklärerische<br />
Gedanken zu gewachsener Landschaft geworden<br />
sind. Am Wegesrand verführen alte<br />
Friedhöfe, mit viel Enthusiasmus betriebene<br />
Gärtnereien und gemütliche Bauernhofcafés<br />
zu Abstechern.<br />
Einwanderer auf Muschelbänken:<br />
Pantoffelschnecken,<br />
Gummibäralgen<br />
und pazifische Austern<br />
Georg Nehls<br />
Veränderungen im Wattenmeer sind nichts<br />
Ungewöhnliches, gilt das Watt doch als ein äußerst<br />
dynamischer Lebensraum: Es wird niemanden<br />
verwundern, dass nicht nur Priele<br />
sich verlagern und Inseln und Sände wandern,<br />
sondern dass auch das Arteninventar nicht statisch<br />
ist. Über die Jahrhunderte sind Tiere und<br />
Pflanzen im Rahmen natürlicher Prozesse häufiger<br />
oder seltener geworden und manch heute<br />
weit verbreitete Art ist erst vor relativ kurzer<br />
Zeit eingewandert. In den letzten Jahren werden<br />
im Wattenmeer jedoch zunehmend Veränderungen<br />
sichtbar, die in die modernen Zei-<br />
Abb. 1 Die pazifische Auster ist in das Wattenmeer<br />
eingeschleppt worden und hat sich auf Sandbänken<br />
rasch ausgebreitet.<br />
ten einer globalisierten Welt passen: Das Wattenmeer<br />
ist Einwanderungsgebiet für Arten<br />
aus fernen Ozeanen. Drei auffällige Vertreter<br />
werden im Folgenden kurz vorgestellt:<br />
Die Pazifische Auster hat in den letzten Jahren<br />
schon oft Schlagzeilen gemacht. Als Objekt<br />
hochpreisiger Genusssucht kommt ihr<br />
mehr Aufmerksamkeit zu als ungenießbaren<br />
Arten. Die Pazifische Auster hat in den vergangenen<br />
5 Jahren, etwa hundert Jahre nachdem<br />
die Europäische Auster aus dem Watt verschwunden<br />
ist, sehr stark zugenommen und<br />
bildet mittlerweile sehr dichte, riffartige Bestände.<br />
Ausgangspunkt für die Ausbreitung im<br />
Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer war zunächst<br />
die Austernkultur auf Sylt, mittlerweile<br />
lässt sich aber auch die Einwanderung aus den<br />
Niederlanden und Niedersachsen nachweisen,<br />
und das Wattenmeer ist in allen Bereichen mit<br />
Austern versorgt. Austern siedeln vor allem auf<br />
Miesmuschelbänken, sind aber auch an Steinkanten,<br />
Hafenmauern, Schleusen usw. zu finden.<br />
Das Hauptverbeitungsgebiet ist weiterhin<br />
der Bereich nördlich <strong>des</strong> Hindenburgdamms.<br />
Ein Teil der Miesmuschelbänke ist hier mittlerweile<br />
dicht mit Austern überzogen. Bis<br />
1000 Austern pro Quadratmeter wurden bei<br />
der Kartierung in diesem Sommer erfasst, insgesamt<br />
liegen allein im Bereich <strong>des</strong> Lister Tiefs<br />
inzwischen mehrere tausend Tonnen Austern.<br />
Die Auster ist dabei, die Miesmuschel als<br />
bankbildende Art abzulösen. Dass die Mies-<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
27
muscheln im gleichen Zeitraum stark zurückgingen,<br />
und, dass mittlerweile viele Muschelbänke<br />
verschwunden sind, wird oftmals der<br />
Ausbreitung der Austern angelastet. Tatsächlich<br />
ist aber ein Zusammenhang bislang nicht<br />
belegt, und es ist festzuhalten, dass die Miesmuscheln<br />
auch da zurückgegangen sind, wo<br />
bis heute keine Austern sind. Anzunehmen ist<br />
vielmehr, dass der Wechsel von der Muschelbank<br />
zum Austernriff auf klimatische Veränderungen<br />
zurückgeht. Austern profitieren von<br />
der zunehmenden Erwärmung der Nordsee,<br />
denn sie sind ursprünglich auf höhere Wassertemperaturen<br />
geeicht. Miesmuscheln dagegen<br />
vermehren sich vor allem nach kalten Wintern<br />
gut, die aber seltener als früher auftreten.<br />
Miesmuschelbänke beherbergen seit über<br />
70 Jahren ein weiteres exotisches Schalentier,<br />
und zwar die Amerikanische Pantoffelschnecke.<br />
Pantoffelschnecken sind echte Schnecken<br />
mit einem offenen Gehäuse, leben aber wie<br />
Muscheln fest angesiedelt als Filtrierer. Bemerkenswert<br />
ist ihre Geschlechtsentwicklung, wobei<br />
jede Schnecke sich zunächst als Männchen<br />
entwickelt und später zum Weibchen wird.<br />
Die Ketten der aufeinander sitzenden Schnecken<br />
sind damit so organisiert, dass die großen<br />
unteren Tiere Weibchen sind, während die zuletzt<br />
angesiedelten jüngeren Tiere Männchen<br />
sind. Die Pantoffelschnecke ist an den europäischen<br />
Küsten ein durchaus unwillkommener<br />
Gast, und sie gilt als Plage auf Miesmuschelbänken<br />
und Austernkulturen. Im Wattenmeer<br />
wurden ihrer Ausbreitung bislang durch ihre<br />
Kälteempfindlichkeit Grenzen gesetzt. Bereits<br />
ein Normalwinter mit zwei bis drei Wochen<br />
Abb. 2 Einzelne pazifische Auster<br />
28 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
Abb. 3 Pantoffelschnecken bilden Kolonien, indem<br />
sie sich aneinanderkleben. Fotos: www<br />
Frost und leichter Eisbildung führt zum Absterben<br />
großer Anteile ihrer Bestände. Angesichts<br />
der zurückliegenden Folge milder Winter<br />
der letzten 10 Jahre überrascht es somit<br />
nicht, dass Pantoffelschnecken häufiger geworden<br />
sind und an einigen Stellen bereits<br />
dichte Lagen gebildet haben.<br />
Eine weitere auffällige Einwanderin der<br />
letzten Jahre ist die Pazifische Rotalge Gracilaria<br />
vermiculophylla. Hinter dem klangvollen<br />
lateinischen Namen verbirgt sich eine fädige<br />
Alge, die seit drei bis vier Jahren großflächige<br />
dichte Bestände auf den Miesmuschelbänken<br />
im Wattenmeer bildet. Die Alge verankert sich<br />
im Wattenmeer vor allem passiv, das heißt, sie<br />
lässt sich im Gespinst der Miesmuscheln verankern<br />
und bildet dann bis über 2 Meter lange<br />
Ausläufer. Im Watt selbst kann die Alge sich<br />
nicht festhalten, wird aber oftmals in die<br />
Trichter <strong>des</strong> Wattwurms mit hereingezogen<br />
und somit verankert. Algen der Familie Gracilaria<br />
sind weltweit verbreitet und häufig in<br />
Wattengebieten. In Asien und Südamerika<br />
werden sie teilweise in großem Stil für die Gewinnung<br />
von Agar-Agar geerntet und liefern<br />
den Grundstoff für Gummibären und andere<br />
Lebensmittel.<br />
Die drei genannten Einwanderer sind nur<br />
ein kleiner Teil aus einer zunehmend globalisierten<br />
Gesellschaft im Watt. Die Einwanderung<br />
exotischer Arten, die vor allem über das<br />
Ballastwasser von Schiffen, aber auch durch<br />
die Einschleppung von in Kultur gehaltenen
Arten erfolgt, ist ein weltweit beobachtetes<br />
Phänomen, das sich im Wattenmeer über<br />
mehrere Jahrhunderte zurückverfolgen lässt.<br />
Die Sandklaffmuschel und die Amerikanische<br />
Schwertmuschel, bei<strong>des</strong> sehr häufige Arten,<br />
sind zwei weitere Beispiele dafür, dass eingewanderte<br />
Arten über lange Zeiträume hier Fuß<br />
fassen und zum festen Bestandteil im Wattenmeer<br />
werden können. Vor dem Hintergrund<br />
<strong>des</strong> mehr und mehr spürbar werdenden Klimawandels<br />
werden sich vor allem die Bedingungen<br />
für südliche Arten im Wattenmeer verbessern.<br />
Dies kann zum einen zu einer anhaltenden<br />
direkten Einwanderung aus südlichen<br />
Gewässern führen, wie dies bei Meeräsche und<br />
Wolfsbarsch erfolgt ist, aber auch exotische<br />
Arten, die bereits in geringer Anzahl vorhanden<br />
sind, den Durchbruch zu einem starken<br />
Wachstum ermöglichen. Im Arteninventar <strong>des</strong><br />
Wattenmeeres sind somit grundlegende Veränderungen<br />
möglich, Vorhersagen über die Zukunft<br />
jedoch wie immer schwierig.<br />
Dr. Georg Nehls ist Diplombiologe und unterhält<br />
ein Büro in Husum. Er untersucht u. a. begleitend<br />
über einen längeren Zeitraum die Auswirkungen<br />
der Miesmuschelfischerei im schleswig-holsteinischen<br />
Wattenmeer.<br />
SHHB:<br />
Die Plakette „Schönes Haus”<br />
In heutigen Neubaugebieten findet man im<br />
Extremfall ein buntes Durcheinander verschiedener<br />
Baustile. Es ist ein bedauerlicher Verlust<br />
an Baukultur eingetreten. In vielen Fällen wird<br />
das eigene Haus aus Katalogen, dem Internet<br />
oder aus dem gleichförmigen Angebot großer<br />
Firmen ausgesucht. Häuser kommen z.T. von<br />
der Stange, industrielle Konfektionsware<br />
nimmt zu, Architekten sind oft nicht an der<br />
Planung beteiligt, so dass die besondere Handschrift<br />
fehlt. Die Folge ist ein Verlust lan<strong>des</strong>typischer<br />
Merkmale. Es entstehen „Einheitsbaugebiete“,<br />
die Gemeinden wollen ihre Grundstücke<br />
verkaufen, um die Erschließungskosten<br />
wieder einzubringen, und vermeiden daher<br />
sinnvolle Vorgaben.<br />
Der SHHB hat sich zum Ziel gesetzt, sich<br />
verstärkt für Gebäude und Siedlungen einzusetzen,<br />
die die Eigenheiten <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, der Region<br />
und der Zeit unterstreichen. Mit der Auszeichnung<br />
„Schönes Haus“ möchte der SHHB<br />
auf Siedlungen und Häuser hinweisen, die beispielhaft<br />
für schönes, zeitgemäßes und gutes<br />
Bauen sind, um die Menschen in Schleswig-<br />
Holstein auf die Baukultur in den Städten und<br />
Dörfern aufmerksam zu machen und künftigen<br />
Bauherren als Vorbild zu dienen. Gefühl<br />
für Schönheit und Entwicklung von Geschmack<br />
gehören zu den Aufgaben einer Gesellschaft.<br />
Ortsbild, Stadtbild, Dorfplatz sind<br />
prägende Elemente für dieses ästhetische<br />
Empfinden. Neben einer vielgestaltigen Natur-<br />
und Kulturlandschaft beeinflusst die Gestaltung<br />
<strong>des</strong> bebauten Raumes die Identifizierung<br />
<strong>des</strong> Menschen mit seinem Wohnort.<br />
Grünzüge und Wasserflächen, ansprechende<br />
Architektur und geistvolle Verkehrsführungen<br />
tragen neben den Wirtschaftsstrukturen zum<br />
Heimat- und Lebensgefühl der Bevölkerung<br />
bei.<br />
Der SHHB widmet sich der Aufgabe der<br />
Baugestaltung und Denkmalpflege u. a. in seinem<br />
Ausschuss für Siedlungsentwicklung,<br />
Baugestaltung und Denkmalpflege. Mit diesem<br />
Wettbewerb setzt der SHHB seinen<br />
Schwerpunkt auf die heutige Baukultur, ohne<br />
dabei die Geschichte <strong>des</strong> Bauens und Gestaltens<br />
als Teil der Entwicklung <strong>des</strong> Verständnisses<br />
von Heimat zu vernachlässigen.<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
29
Die Plakette „Schönes Haus“<br />
Der SHHB vergibt den Titel „Schönes<br />
Haus“ für herausragende Beispiele heutiger<br />
Baukultur, für Einzelgebäude, Ensembles und<br />
deren Einbindung in die Umgebung.<br />
Benötigte Unterlagen:<br />
– Objekt (Eigentümer)<br />
– vorgeschlagen von<br />
– Fotos<br />
– erläuternder Text<br />
Ausgenommen sind alle ins Denkmalbuch<br />
eingetragenen Kulturdenkmale.<br />
Nach einem abgestuften Verfahren besucht die<br />
Jury <strong>des</strong> SHHB den Kandidaten und bewertet<br />
das Objekt. Es gibt keine Befristung und keine<br />
weiteren Vorgaben.<br />
Die Jury:<br />
– Dr. Klaus Alberts, Architekten- und Ingenieurkammer<br />
Schleswig-Holstein<br />
– Dr. Willy Diercks, SHHB<br />
– Dr. Henning Höppner, MdL<br />
– Werner Junge, NDR, Flensburg<br />
30 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
– Prof. Jürgen Otterbein, Muthesius Kunsthochschule<br />
– Klaus Petersen, freier Architekt in Lübeck<br />
– Rainer Sdun, Untere Denkmalschutzbehörde<br />
– Hans-Hubertus von Hill, SHHB<br />
Zur Begutachtung steht der Jury ein Bewertungsbogen<br />
zur Verfügung. Im Anhang befinden<br />
sich die ausführlichen Bewertungskriterien.<br />
Nach Kriterien wird die Jury die Auswahl treffen,<br />
einige seien hier genannt:<br />
1. Bezüge zum Kontext und Umfeld (Charakter<br />
<strong>des</strong> Ortes)<br />
2. Innovative, gegenwartsbezogene Architektur<br />
als Zeitzeugnis<br />
3. Gestaltungslogik vom Ganzen bis hin zum<br />
Detail<br />
4. Einprägsame, erinnerungswürdige Gestalt<br />
(Orientierung, Ablesbarkeit)<br />
Bewerbungen zur Auszeichnung „Schönes<br />
Haus“ (Bewertungsbogen ) können ab sofort<br />
eingereicht werden.<br />
Schleswig-Holsteinischer Heimatbund (SHHB)<br />
Hamburger Landstraße 101, 24113 Molfsee<br />
Tel. 0431-98384-0 Fax 0431-98384-23,<br />
E-Mail: info@heimatbund.de<br />
In eigener Sache<br />
Wir bedauern, dass unser Jubiläumsbuch<br />
Der First ist immer oben nocht nicht ausgeliefert<br />
werden konnte. Die Drucklegung<br />
hat sich zuletzt wegen eines Krankheitsfalles<br />
verzögert.Wir arbeiten daran, dass es zu<br />
Weihnachten in die Buchhandlungen und zu<br />
den Voraus-Bestellern kommt und bitten um<br />
Nachsicht. Die Redaktion
Fenster und Türen<br />
für den Altbau<br />
Restaurationsgläser<br />
Kunstverglasungen<br />
Neuverglasungen<br />
Reparaturen<br />
Schleiferei<br />
Ganzglastüren<br />
Duschabtrennungen<br />
Spiegel<br />
Profilverglasungen<br />
Mitgliederversammlung <strong>2006</strong><br />
Zu unserer Mitgliederversammlung <strong>2006</strong><br />
am Mittwoch, dem 15. November <strong>2006</strong> in Husum<br />
laden wir Mitglieder und Interessierte herzlich ein.<br />
Wir beginnen um 18.15 mit einer Schlossführung durch Dr. Ulf von Hielmcrone,<br />
der als derzeit profun<strong>des</strong>ter Kenner der Schlossgeschichte gilt.<br />
Es gibt die Gelegenheit, den interessanten Dachstuhl von 1752 zu sehen.<br />
Gäste sind willkommen!<br />
Beginn der <strong>Jahres</strong>versammlung im Ratskeller – Senatorenstube – um 20 Uhr.<br />
Tagesordnung<br />
● Begrüßung<br />
● <strong>Jahres</strong>berichte<br />
● Kassenbericht<br />
● Aussprache über TOP 2 und 3<br />
● Bericht der Kassenprüfer und Entlastung <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong><br />
● Wahlen zum Vorstand<br />
● Anträge<br />
● Verschiedenes Für den Vorstand gez. Gerd Kühnast<br />
DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
31
Interessengemeinschaft<br />
Baupflege Nordfriesland e.V.,<br />
Süderstr. 30, 25821 Bredstedt, Telefon 04671/60120,<br />
Fax 1333, E-Mail: igbaupflege@nordfriiskinstituut.de<br />
Vorsitzender: Gerd Kühnast, Parkstraße 4,<br />
25813 Husum, T. 04841-8038797<br />
stellv. Vorsitzender: Bert Ex, Am Kattberg 5,<br />
25779 Fedderingen, T. 04836-995856<br />
Kassenführer: Olaf Rohwedder, Dorfstraße 39,<br />
25889 Witzwort, T. 04864-397<br />
Schriftführer: vakant<br />
Beisitzerin: Ellen Bauer, Friddenbüller Weg 1,<br />
25882 Tetenbüll, T. 04862-1420<br />
Beisitzerin: Erika Eifler, Dorfstr. 34B,<br />
25853 Drelsdorf, T. 04671-943884<br />
Beisitzer: Jan Leseberg, Kehrwieder 2,<br />
25927, Rosenkranz, T. 04664-1087<br />
Beisitzerin: Traute Meyer, Takerwai 2,<br />
25980 Keitum, T. 04651-31852<br />
IG Baupflege auf Föhr: Heie Sönksen-Martens, Buurnstrat<br />
48, 25938 Oevenum, Tel. 04681/2673<br />
IG Baupflege Nordfriesland, Arbeitsgruppe Sylt, Traute<br />
Meyer, Takerwai, 25980 Keitum, Tel. 04651/31852<br />
IG Baupflege Angeln, e.V., Berndt Lassen, Hoheluft 1,<br />
24881 Nübel, Tel. 04621/53110<br />
IG Baupflege Stapelholm im Förderverein Stapelholm<br />
e.V., Deert Honnens, Hauptstr. 23, 25878 Seeth, Tel.<br />
04881/7719<br />
IG Bauernhaus e.V. in den Elbmarschen, Ulla Mathieu,<br />
Diekhof 28, 25370 Seester-Kurzenmoor, Tel. 04125/230<br />
IG Bauernhaus e.V. im Kreis Plön, Eckhardt Wiese,<br />
Oberdorf 18, 24235 Laboe, Tel. 04343/1001<br />
IG Bauernhaus, e.V., Kontaktadressen:<br />
Kreis Ostholstein Thomas Mahro, Bliesdorfer Str. 31,<br />
23730 Schashagen, Tel. 04564/1069<br />
Kreis Stormarn, Annette Nasemann, Lindenalle 27,<br />
22946 Eichede, Tel. 04534/7943, Fax 04534/292062<br />
Hamburg/Vierlande, Werner Schröder, Kirchwerder<br />
Hausdeich 188, 21037 Hamburg, Tel. 040/7231598<br />
Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V. Geschäftsstelle<br />
Postf. 1244, 28859 Lilienthal, Tel. 04792/7834, Fax<br />
04792/4717, amtierender Vorsitzender: Dr. Maschmeyer<br />
Ehrenvorsitzender: Julius Kraft, Huus Vertein, 27243<br />
Kirchseelte, Tel. 04206/7096<br />
Kreis Nordfriesland, Marktstraße, 25813 Husum - Untere<br />
Denkmalbehörde - Leitung Bauamt: Dietrich Storm,<br />
Tel. 04841/67644 Denkmalamt: Ute Watermann, (Baudenkmale)Tel.<br />
04841/67631 Sönke Zierow (Bodendenkmale),<br />
Tel. 04841/67320 Dorferneuerung: Frau Peters,<br />
Tel. 04841/67369<br />
Kulturamt, Kreisarchiv, Museen: Johanna Jürgensen,<br />
Schloss vor Husum, Tel. 04841/89730<br />
32 DER MAUERANKER HEFT 3·OKTOBER <strong>2006</strong><br />
MAUERANKER-SERVICE: WER IST WO?<br />
Kreisverwaltung Schleswig/Flensburg Kreishaus,<br />
Flensburger Straße 7, 24837 Schleswig, Denkmalamt:<br />
Friedrich Wilhelm Wenner, Tel. 04621/87329<br />
Lan<strong>des</strong>amt für Denkmalpflege<br />
Leitung: Dr. Michael Paarmann, Sartori & Bergerspeicher,<br />
Wall 47-51, 24103 Kiel, Tel. 0431/6967760, Fax<br />
6967761, E-Mail: denkmalmt@ld.landsh.de<br />
Archäologisches Lan<strong>des</strong>amt Schleswig-Holstein<br />
Leitung: Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim,<br />
Schloss Annettenhöh, Brockdorff-Rantzau-Straße 70,<br />
24873 Schleswig, Tel. 04621/3870<br />
Denkmalfonds Schleswig-Holstein e.V.<br />
Postfach 1864, 24017 Kiel, Stiftungsratsvors.<br />
Werner Helms-Rick , Tel. 0431/5535-553;<br />
Fax: 5535-660. www.denkmalfonds-sh.de<br />
E-Mail: DenkmalfondsSH@SGVSH.de<br />
Sparkassenstiftungen Schleswig-Holstein<br />
Postfach 4120, 24100 Kiel, Stiftungsratsvorsitzender:<br />
Landrat a.D. Jörg D. Kamischke,<br />
Tel. 0431/5335-501; Fax: 5335-660,<br />
E-Mail: Sparkassenstiftungen@SGVSH.de,<br />
www.sparkassenstiftungen.de<br />
Zentralstelle für Lan<strong>des</strong>kunde <strong>des</strong> Schleswig-Holsteinischen<br />
Heimatbun<strong>des</strong> (SHHB) Vors. Prof. Dr. Carl I. Johannsen,<br />
Geschäftsführer Dr. Willy Diercks, Hamburger<br />
Landstr. 101, 24113 Molfsee,<br />
Tel. 0431/98384-0, Fax 0431/9838423,<br />
E-Mail: shhb.lv@t-online.de<br />
Akademie für die Ländlichen Räume<br />
Vorsitzender: Rüdiger von Plüskow, Geschäftsführer:<br />
Horst Müller, Mühlenberg 10, 24340 Eckernförde,<br />
Tel. 04351/86666<br />
Verein für Bredstedter Geschichte und Stadtbildpflege e.V.<br />
Vors. Karl-Heinz Dietzschold, Westerstr. 15,<br />
25821 Bredstedt, Tel. 04671/3370<br />
Verein für Dithmarscher Lan<strong>des</strong>kunde, VDL.<br />
Vors. Dr. Dietrich Stein, 25729 Windbergen,<br />
Tel. 04859/909380<br />
Gesellschaft für Friedrichstädter Stadtgeschichte<br />
Vorsitzende: Christiane Thomsen,<br />
25840 Friedrichstadt, Tel. 04881/87395<br />
Stiftung zur Erhaltung <strong>des</strong> Husumer Stadtbil<strong>des</strong> e.V.<br />
Vorsitzender: Manfred Kamper, Th.-Storm.-Str. 10,<br />
Tel. 04841/63831<br />
Verein für Tönninger Stadtgeschichte<br />
Vorsitzender: Klaus Dieter Mai, Friedrichstädter Chaussee<br />
2, Tel. 04861/1646<br />
Verein zur Erhaltung der Wind- und<br />
Wassermühlen e.V.<br />
Schleswig-Holstein und Hamburg<br />
Geschäftsf.: Rüdiger Weiß, Ilensee 4, 24837 Schleswig<br />
Tel. 04621/960071, Fax 960096<br />
Bauberatung der IG Baupflege Nordfriesland<br />
Süderstr. 30, 25281 Bredstedt, Tel. 04671/60120<br />
E-Mail: info@nordfriiskinstituut.de
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