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neue herausforderungen an die gemeindepsychiatrie - Barmherzige ...

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Der SchönfelderDer TrunkenboldWie m<strong>an</strong> ohne eigeneSuchtprobleme helfen k<strong>an</strong>nMeine Erfahrungen mit „Jungen Wilden“Er kommt mit einer roten Naseaus dem Gasthaus in der Straße,steckte <strong>die</strong> Nase tief ins Glase,tr<strong>an</strong>k so viel vom Bier aus Maßen.Torkelt im Schein der Laterne.Schnaps und Wein, das trinkt er gerne,singend hört m<strong>an</strong> ihn von Ferne.Was er gut k<strong>an</strong>n das ist lärmen.Er gab sich heut` richtig <strong>die</strong> K<strong>an</strong>ne,w<strong>an</strong>kt ein Stück und kotzt <strong>die</strong> W<strong>an</strong>d <strong>an</strong>.Schw<strong>an</strong>kt noch weiter, eher l<strong>an</strong>gsam,und verpasst <strong>die</strong> letzte Trambahn.Legt sich auf <strong>die</strong> B<strong>an</strong>k im Park,wartet länger auf den Tag,nickt kurz ein und er vermagzu schlafen wie <strong>die</strong> Leich` im Sarg.Am nächsten Morgen er erwacht,hat sich erkältet in der Nacht.Die Schuh geklaut, ein Penner lacht.Bald trinkt er wieder das es kracht!PinselstrichePinselstriche, bunte Farben,Künstler sind im Element.Bilder <strong>die</strong> Geschichten sagen:Aquarell, das kommt zu Tage,was nicht der erste Blick erkennt.Er malt Acryl und Öl und Kreide,er zeichnet das Gesicht der Frau.Kleidet das Modell in Seide,malt den Blick der Augen beide,zeichnet alles g<strong>an</strong>z genau.Der Malermeister zieht den Strich,auf der Staffelei so weit.Die Farbe trocknet, ist noch frisch,erfüllt er <strong>die</strong> Gesellschaftspflicht,mit einem Bild das Leben zeigt.Als ich noch in Neuwied wohnte, hatteich viele Freunde und Bek<strong>an</strong>nte, <strong>die</strong>mit Alkohol und Drogen zu tun hatten.Ich kenne auch jem<strong>an</strong>den, der es geschaffthat, aufzuhören und d<strong>an</strong>n sogareine Selbsthilfegruppe gründete.Ich bin einer, der immer gerne hilft,ob es Sinn macht oder nicht. Aber ichhabe auch <strong>die</strong> Erfahrung gemacht,dass es bei jedem Betroffenen selbst„oben klick machen muss“, sonstk<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> einfach nicht helfen.Ich lebte in Neuwied in einer Reso (Wiedereingliederungins Leben für Menschen,<strong>die</strong> durch Suchtprobleme alles verloren haben),dadurch kenne ich <strong>die</strong> g<strong>an</strong>ze B<strong>an</strong>dbreitevon Suchtproblemen. Ich selberwohnte dort aufgrund einer körperlichenBehinderung. Mit Alkohol und Drogen hatteich nichts zu tun. In <strong>die</strong>ser Einrichtungwohnten viele jüngere Menschen mit Alkohol-und Drogenproblemen. Mich hat dasnicht gestört. Im Gegenteil, mir hat es gutget<strong>an</strong> zu lernen, wie m<strong>an</strong> mit ihnen umgeht,wie m<strong>an</strong> zumindest versuchen k<strong>an</strong>n,ihnen zu helfen. Teilweise, wenn sie es zuließen,konnte m<strong>an</strong> ihnen auch helfen.Hilfe <strong>an</strong>bieten, sobald sie es zulassenIm Lauf der Zeit habe ich zuhören gelernt.Ich setzte mich zu ihnen, wenn derSuchtdruck stieg und hörte einfach zu,war einfach da. Ich habe auch <strong>die</strong> Erfahrunggemacht, wie es ist, wenn jem<strong>an</strong>ddurchknallt im Entzug, mit dem Messer inder H<strong>an</strong>d durch <strong>die</strong> Gruppe läuft. Und ichhabe gelernt, wie m<strong>an</strong> in der Situation mitKr<strong>an</strong>kenwagenfahrern umgeht. So kam esschon mal vor, dass am Wochenende einerausgerastet ist und ich den Kr<strong>an</strong>kenwagenrief, weil kein Betreuer im Dienst war. DieS<strong>an</strong>itäter wollten ihn nicht mitnehmen,für jem<strong>an</strong>d auf Entzug sei sein Verhalten„normal“. Ich selber wollte aber auch nicht<strong>die</strong> Ver<strong>an</strong>twortung übernehmen, deshalbwollte ich <strong>die</strong> Polizei dazuholen und vonden S<strong>an</strong>itätern wollte ich es schriftlich,dass der M<strong>an</strong>n ihrer Meinung nach in seinemZust<strong>an</strong>d in der Wohngruppe bleibenk<strong>an</strong>n. Erst durch <strong>die</strong> Drohung mit der Polizeikam der M<strong>an</strong>n ins Kr<strong>an</strong>kenhaus.Ein <strong>an</strong>derer Fall, der mich sehr berührte:In unserer Einrichtung konnten auchwohnungslose Menschen vorübergehendübernachten. Einer <strong>die</strong>ser Durchreisendenging morgens einkaufen, holte seinGepäck zur Weitereise ab, verabschiedetesich und warf sich vor den her<strong>an</strong>kommendenZug. Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt war ervöllig nüchtern.Abschied von der ResoIch f<strong>an</strong>d d<strong>an</strong>n wieder Arbeit und zog ineine eigene Wohnung. Bald wurde meinepsychische Erkr<strong>an</strong>kung diagnostiziert. Alses mir wieder besser ging, hatte ich baldwieder viel Umg<strong>an</strong>g mit alkoholkr<strong>an</strong>kenMenschen. Irgendwie meldet sich bei denenmein Helfersyndrom.Ich sah viele Menschen durch Alkohol umkommen.Anderen konnte ich helfen, indemich mich mit ihnen beschäftigt habe.Durch Alkohol und Drogenmissbrauchk<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> psychisch kr<strong>an</strong>k werden. Leiderwollen viele der Betroffenen <strong>die</strong>se großeGefahr nicht erkennen.Helmut Spieß, GPA NeuerburgBerni 200925

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