treffpunkt campus - Hochschule Magdeburg-Stendal
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18 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
mai 2004<br />
Einsam, zweisam, dreisam<br />
Gemeinsam zum CampusKino im Sommersemester 2004<br />
Triste Einsamkeit. Traute Zweisamkeit. Und dreisam ist immer einer zuviel. Wer sich angesichts dieser<br />
Phrasenflut nicht für das eine oder andere entscheiden kann, sollte in diesem Semester dem CampusKino<br />
einen Besuch abstatten. Einsam,zweisam oder auch dreisam wandeln die Protagonisten in Herr Lehmann,<br />
Braindead und The Royal Tenenbaums durch ihr filmreifes Leben. Die innige Teilnahme an ihren Schicksalen<br />
gestaltet sich immer mittwochs im Audimax gemeinsam am besten.<br />
Herr Lehmann - 26. Mai um 20 Uhr<br />
Interessant ist es zu sehen, wie in bierseliger Dreisamkeit die<br />
Insulaner in Westberlin dem Mauerfall entgegenfiebern.<br />
Obwohl fiebern eher das falsche Wort ist,denn den den politischen<br />
Vorgängen schenken die eingefleischten Kreuzberger<br />
Herr Lehmann, Kneiper Karl, Köchin Katrin und Kristall-Rainer<br />
wenig Beachtung. Am Vorabend des Mauerfalls ist es<br />
wichtiger zu klären, ob das Leben schneller oder langsamer<br />
läuft, wenn man besoffen ist. Ob das Leben eigentlich einen<br />
Inhalt hat. Ob es deshalb wiederum ein Gefäß ist. Und ob<br />
dann nicht aus irgendeinem Loch die Zeit herausläuft. Regisseur<br />
Leander Haussmann („Sonnenallee“) hat „Herr Lehmann“<br />
(nach dem gleichnamigen Roman von Sven Regener)<br />
als herrlich groteske, endlose Zechtour inszeniert, in der die<br />
Kreuzberger Kindsköpfe ihre Recht auf Stillstand zelebrieren.<br />
Aber trotz dieser Maximalforderung und der verbalen „Blut -<br />
grätschen zwischen Nobelpreis und Umnachtung“ (cinema),<br />
dämmert es Herrn Lehmann, dass aus dem Gefäß seines<br />
Lebens langsam aber sicher so einiges heraus- und wegläuft.<br />
Sein 30. Geburtstag droht am Horizont mit der brüchigen<br />
Mauer und Herr Lehmann sich dazu gezwungen, behutsam<br />
das Erwachsenwerden und die Zweisamkeit mit einem<br />
Kampfhund in Erwägung zu ziehen.<br />
Braindead - 16. Juni ab 21.30 Uhr im Lazarettgarten.<br />
Wenns einsam wird im Oberstübchen,dann spricht der Cineast<br />
vom „Braindead“ und weiß,dass die Zombies nicht mehr<br />
weit sind. Bevor diese aber versuchen, mit hölzernen Bewegungen<br />
die Ortskontrolle an sich zu reißen, gibt es immer<br />
wieder ein paar unerschrockene Menschen, die dies zu vereiteln<br />
wissen. Die Ironie an diesen 0815-Geschichten ist,<br />
dass die guten Menschen gemeinsam weitaus weniger<br />
menschlich mit den Zombies umspringen als die untoten<br />
Gegenspieler selbst. Teilweise geht es dann zu wie auf den<br />
Schlachtfeldern von Mittelerde. Und wer weiß? Vielleicht ist<br />
der Zombie-Splatter-Film „Braindead“ von Peter Jackson ja<br />
der wahre erste Teil der „Herr der Ringe“-Saga? Man sollte<br />
diesen zweiten Film von Jackson nicht zu allzu ernst nehmen,<br />
denn wer dies als Zuschauer tut, hat schon verloren.So wie<br />
der schüchterne Protagonist Braindead, der hoffnungslos in<br />
die schöne Tochter eines Ladenbesitzers verliebt ist. Als er<br />
seine Liebe zu trauter Zweisamkeit in den Zoo einlädt, spioniert<br />
seine Mutter ihm dort nach. Leider wird sie dort von<br />
einem seltenen Tier gebissen, woraufhin sie sich in einen<br />
Zombie verwandelt... Bei „Braindead“ handelt es sich nicht<br />
um irgendeinen Gruselfilm, sondern um einen der Splatter-<br />
Kultfilmklassiker überhaupt. Peter Jackson inszenierte ein<br />
Blutbad, wie es in solchen Ausmaßen noch nicht zu sehen<br />
war. „Braindead“ wird übrigens stilecht mit Original 35mm-<br />
Projektoren gespielt. Das CampusKino-OpenAir-Special findet<br />
im Rahmen der 9. <strong>Magdeburg</strong>er Studententage statt.<br />
The Royal Tenenbaums - 30. Juni um 20 Uhr<br />
Einsam ist soll sein Leben nicht enden,sagt sich Royal Tenenbaum<br />
und kehrt zu seiner Familie, die mittlerweile mehr<br />
einem Neurotike r-Clan als einer Gemeinschaft gleicht,<br />
zurück. Damals hatte Royal Tenenbaum hat mit seiner Frau<br />
drei Wunderkinder in die Welt gesetzt, hat er sich aus dem<br />
Staub gemacht und ihm Familienexil zielstrebig auf die Pleite<br />
und die Altersgebrechen hingearbeitet. Jetzt lebt seine<br />
Ehefrau Elaine noch immer mit den erwachsenen Kindern<br />
unter einem Dach. Die sind allesamt gescheitert und ein<br />
Sammelsurium von „War-einmal-Existenzen“: Chas ist ein<br />
Ex-Finanzgenie, Margot eine Ex-Erfolgsautorin und Richie<br />
war einmal ein Tennis-Champ. Sie alle tragen ein Trauma mit<br />
sich herum, das durch Royals Rückkehr wieder erwacht...<br />
Zwischen Einsamkeit und Exzentrik fristen überaus liebenswerte<br />
Figuren ihr Dasein. Regisseur Wes Anderson und Uni-<br />
Kumpel Owen Wilson schrieben eine skurrile und warmherzige<br />
Komödie mit einem ziemlich irren Look. In diesem glänzen<br />
gemeinsam Gene Hackmann,Angelica Huston,Gwyneth<br />
Palthrow und Ben Stiller. augustus<br />
Infos @ www.hs-magdeburg.de/aktuell/<strong>campus</strong>kino<br />
Die Liebe zwischen Menschen und Tier wird allgemein überschätzt: Herr Lehmann alias Christian Ulmen weiß das.