treffpunkt campus - Hochschule Magdeburg-Stendal
treffpunkt campus - Hochschule Magdeburg-Stendal
treffpunkt campus - Hochschule Magdeburg-Stendal
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
mai 2004<br />
Internationalität der Entwicklung<br />
Einzelinitiativen, zentraler Aspekt, oder nur schmückende Girlande?<br />
Aufmerksame Leser finden seit Jahren in „<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong>“<br />
vielfältige Berichte über unterschiedliche internationale A k t ivitäten<br />
unserer <strong>Hochschule</strong>: Studentenaustauschprozesse mit<br />
S t i p e n d i e n ,bi- und multinationale Fo r s c h u n g s v o r h a b e n ,i n t e rnationale<br />
Konferenzen und Fa c h t a g u n g e n , S u m m e r s c h o o l s,<br />
G a s t p r o f e s s u r e n , europäische Studentenprojekte, I n s t i t u t sg<br />
r ü n d u n g e n , Connectivity Events, europäische BA und MA<br />
Studiengänge u.v. a . m . Dies scheint – vordergründig – die<br />
Umsetzung einer pointierten Hochschulpolitik zu dokumentier<br />
e n , die sich schon seit ihren Gründungszeiten der Internationalisierung<br />
verschrieben und damit schon lange vor den<br />
Strukturdiskussionsdebatten von W i s s e n s c h a f t s r a t ,HRK und<br />
dem Bologna-Prozess zukunftsweisende Signale für die eigene<br />
Verantwortung der Mitgestaltung einer modernen W i ssensgesellschaft<br />
gesetzt hat. Auch die bislang sehr hilfreiche,<br />
nicht unerhebliche finanzielle Unterstützung dieser A k t i v i t äten<br />
durch Hochschulmittel zur Pflege der internationalen Beziehungen<br />
suggeriert eine klare Zielorientierung und Profilierung<br />
in Richtung attraktiver Internationalität von Lehre und<br />
Forschung und damit einer entwicklungsträchtigen Qualitätssteigerung<br />
für die Internationalisierung. Als weiterer Beleg ist<br />
last but not least die Tatsache anzuführen, dass unsere <strong>Hochschule</strong><br />
derzeit bundesweit führend ist hinsichtlich der Entwicklung<br />
und Koordination von europäischen Curriculumprog<br />
r a m m e n .<br />
Viele dieser weitgehend aufgrund von Einzelinitiativen von<br />
Kolleginnen und Kollegen entwickelten Aktivitäten haben mittlerweile<br />
zu Entwicklungen geführt, die einerseits – im Sinne<br />
der positiven Außenwirkung für unsere <strong>Hochschule</strong> – wohl<br />
durchaus gewollt sind und begrüßt werden, kann man sich<br />
doch mit internationalen Akzenten und Erfolgen profilierend<br />
s c h m ü c ken (und dies ist auch gut so); andererseits aber legen<br />
e t l i c h e, durch internationale Arbeit entstandene Strukturen<br />
und Fakten nun verstärkt Problemstellen offen, die auf ein<br />
schon länger vorhandenes Defizit hinweisen: gemeint ist eine<br />
fehlende Gesamtstrategie für die Internationalisierung, m i t<br />
der als klares Planungs- und Steuerungsinstrument eigene<br />
hochschulspezifische Ziele vorgegeben, begrüßenswerte EinzeIinitiativen<br />
gebündelt, verlässliche Entwicklungsprozesse<br />
ermöglicht und Fachbereiche als die tragenden Gestaltungseinheiten<br />
der <strong>Hochschule</strong> identitätsprofilierende, b z w. - s t ä rkende<br />
Anregungen erhalten könnten. So sind z.B. durch A k -<br />
quisition vieler europäischer Förderprogramme und langfristiger<br />
internationaler Studiengänge erhebliche zusätzliche A u fgaben<br />
für die akademische Koordination und für die administrative<br />
Umsetzung und Begleitung entstanden, für die sowohl<br />
(immer noch) personelle Untersetzungen, als auch organisatorisch-infrastrukturelle<br />
Lösungen fehlen und für deren<br />
Fi n d u n g– aus Ratlosigkeit mangels Gesamtko n z e p t– die Zus<br />
t ä n d i g keit und Verantwortung mehr zwischen Einzelpersonen<br />
hin und hergeschoben, als durch eine strategisch geplant<br />
e, übergeordnete gemeinsame Aktion aller beteiligten Gruppierungen<br />
gesucht wird. Als weiteres aktuelles Beispiel für ein<br />
mangelndes präzise ko n t u r i e r t e s, transparentes und verlässliches<br />
Gesamtkonzept bzw. eine fehlende orientierende Strategie<br />
für Internationalisierung kann auch die aktuelle Struktur-<br />
debatte der <strong>Hochschule</strong> um ihre Profilierung gelten, wie sie<br />
sich abschließend im Beschluss des Akademischen Senates<br />
vom 11. März offenbart: vergebens sucht man nach Präferenzen<br />
und klaren Strategien und Orientierungen für Internation<br />
a l i t ä t , so dass der Eindruck entsteht, dass bisher erreichte<br />
Standards und öffentlich präsentierbare Ergebnisse der Internationalisierung<br />
nicht mehr (so) wichtig sind und zugunsten<br />
anderer Ziele, Schwerpunkte oder Einzelinteressen aufgegeben<br />
zu sein scheinen. Die Schließung des am stärksten nachgefragten<br />
Studienganges „Heilpädagogik und Rehabilitation“<br />
mit seiner von der Gründung an eindeutigen und nachgewiesenen<br />
internationalen Profilierung als konstitutives Merkmal<br />
kann durchaus als Beleg dafür gelten. Und noch ein neues<br />
Phänomen weist auf dieses Strategiedefizit hin: im Rahmen<br />
der von niemandem als notwendig bestrittenen Sparmaßnahmen<br />
werden nun in besonders kritischer Durchsicht geplanter<br />
internationaler Vorhaben etliche Aktivitäten bezüglich ihrer<br />
Zielperspektive in Frage gestellt, weil sie (angeblich?) einem –<br />
bislang nicht definierten und nicht kommunizierten – Ziel<br />
zuwiderlaufen scheinen oder weil anscheinend keine für die<br />
<strong>Hochschule</strong> nachhaltige Ergebnisorientierung (Nachhaltigke i t<br />
als ein neu aufgeworfenes, als ein durchaus diskussionswertes<br />
Ziel) ersichtlich wird. Dies kann dann im Sinne von projektiver<br />
Abwehr wahrgenommener Strategiedefizite bisweilen dazu<br />
f ü h r e n ,dass manche internationale Aktivitäten als „Akademischer<br />
Tourismus“ (ab)qualifiziert werden: also bisherige Maßnahmen<br />
zur Internationalisierung doch häufig als A u s d r u c k<br />
von reinen Individualinteressen oder Einzelinitiativen, o h n e<br />
Ve r a n kerung in einem (nicht erkennbaren) hochschulspezifischen<br />
Strategiekontext?<br />
Im Rahmen der Strukturdebatte der vorherigen Landesregierung<br />
und als Diskussionsergebnis der Ausführungen der AG<br />
Wissenschaftsstruktur hat die A u s l a n d s kommission dem A k ademischen<br />
Senat im Januar 2002 ein Empfehlungspapier und<br />
einen Maßnahmenkatalog zur Profilbildung, Stärkung und zur<br />
qualitativen Weiterentwicklung der Internationalisierung<br />
unserer <strong>Hochschule</strong> vorgelegt. Dieses Papier hat der Senat in<br />
seiner 23. Sitzung zwar sehr begrüßt und einstimmig angen<br />
o m m e n , doch haben sich die Empfehlungen nicht in einem<br />
Strategiepapier niedergeschlagen und sind wohl auch deswegen<br />
bislang nur in wenigen Teilelementen realisiert word<br />
e n . Es wäre wünschenswert, wenn die im vorgenannten<br />
Empfehlungspapier enthaltenen Vorschläge zu Strategien und<br />
Maßnahmen unter den nun gegebenen neuen Ko n s t e l l a t i o n e n<br />
von Neustrukturierung, P r o f i l b e s t i m m u n g ,S p a r e r f o r d e r n i s s e n<br />
und dem intensivierten Bolognaprozess noch einmal auf<br />
Hochschulleitungsebene als Anregungen für eine Gesamtstrategie<br />
reflektiert würden: damit Internationalität als bestimmender<br />
Faktor und Zielperspektive unserer <strong>Hochschule</strong> auch<br />
strategisch deutlich und transparent ausgewiesen und infrastrukturell<br />
und operativ mit entsprechenden Maßnahmen<br />
konsequent untersetzt wird.<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf Bloemers<br />
FB Sozial- und Gesundheitswesen<br />
Vorsitzender der Auslandskommission