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„HAND UND FUSS SIND DER BESTE ARZT“ - periskop

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Krankenhaus im FocusTIROLINTERVIEW MIT UNIV.-PROF. DI DR. BERNHARD TILGTIROLER LANDESRAT FÜR GES<strong>UND</strong>HEIT, WISSENSCHAFT, VERKEHR„Die Krankenhausstruktur inTirol hat sich in den letztenJahren stark verändert“LR Univ.-Prof. DI Dr. Tilg spricht im Periskop-Interview über die Besonderheiten der Tiroler Krankenanstaltenstrukturim Vergleich zu anderen Ländern, über die Herausforderungen im stationären und ambulanten Bereichsowie über die Versorgung des (Ski-)Tourismus durch die Tiroler Krankenanstalten.P: Welche Besonderheiten zeigt die Tiroler Struktur im BereichKrankenanstalten im Vergleich zu anderen Ländern?Tilg: Wir haben in Tirol derzeit zehn öffentliche Krankenanstalten,welche eine fl ächendeckende Versorgung der Tiroler Bevölkerunggewährleisten. Ein Vergleich Tirols mit den anderenBundesländern zeigt eine sehr differenzierte Trägerstruktur. Historischbedingt spielen in Tirol die Gemeinden bzw. die Gemeindeverbändein der wohnortnahen Versorgung in den Bezirkeneine große Rolle. So fungieren neben der TILAK für die vier Landeskrankenhäuserfünf Gemeindeverbände als Träger und Betreibervon Bezirksspitälern. Daneben engagiert sich ein Ordensehr erfolgreich seit Jahrzehnten für die öffentliche Krankenanstaltenversorgung.Die Gemeinden Tirols haben in der Vergangenheitin der stationären Krankenversorgung viel Verantwortungübernommen, insbesondere auch in fi nanzieller Hinsicht. DieKrankenhausstruktur in Tirol hat sich in den letzten Jahren starkverändert, insbesondere wurden Standortbereinigungen vorgenommen.Bereits im Jahr 1999 wurden mit dem BezirkskrankenhausKufstein-Wörgl zwei ehemalige Krankenhausstandorte amStandort Kufstein konzentriert. Ab dem Jahr 2009 übernahm dasBKH St. Johann die volle Versorgung für den Bezirk Kitzbühel.Somit konnte das sehr kleine und damit wirtschaftlich suboptimaleKrankenhaus Kitzbühel aus der öffentlichen Krankenanstaltenversorgungherausgelöst werden. Im Jahr 2011 wurden diebeiden in Hall in Tirol bestehenden Krankenhäuser – das BezirkskrankenhausHall und das Psychiatrische Krankenhaus –, welchezuvor durch verschiedene Träger geführt wurden, unter der Leitungder Tilak zu einer Krankenanstalt, dem LandeskrankeshausHall, zusammengefasst. Neben den öffentlichen Krankenanstaltenspielen in Tirol traditionell zahlreiche private Krankenanstalteneine bedeutende Rolle in der Versorgung; neben drei Sanatoriensowie weiteren privaten bettenführenden Einrichtungen erfüllenauch private Ambulatorien in zunehmendem Maße Versorgungsfunktionenim ambulanten bzw. tagesklinischen Bereich. Diestrifft in Tirol in besonderer Weise auf die unfallchirurgischeVersorgung zu. Diese Entwicklung steht insbesondere auch mittourismus- bzw. saisonbedingten erhöhten Anforderungen andie medizinische Versorgung im Zusammenhang.P: Was sind die Herausforderungen im stationären und ambulantenBereich in Tirol?Tilg: Mit dem Regionalen Strukturplan Gesundheit stationäresModul haben wir im Jahr 2009 für die öffentlichen Krankenanstaltenden Entwicklungshorizont bis 2015 gestellt. Dabei warendie Stärkung der Altersmedizin (Akutgeriatrie/Remobilisation;Palliativmedizin, Neurologie, Psychiatrie), die Herstellung derregionalen Ausgewogenheit sowie insgesamt die langfristigeGewährleistung der Finanzierbarkeit wesentlich. Die Bezirkskrankenhäuserwerden auch weiterhin die fl ächendeckendeBasisversorgung in den Regionen garantieren. Insgesamt wirdes im Rahmen der Leistungsangebotsplanung zu einer stärkerenAbstimmung zwischen Leistungen der Basis- und jenen der Spezialversorgungkommen müssen.P: In welchen Bereichen gibt es aus Ihrer Sicht Verbesserungspotenzial?Tilg: Verbesserungspotenzial sehe ich insbesondere in der ambulantenGesundheitsversorgung. Gemeinsam mit der Sozialversicherungsowie weiteren Systempartnern bearbeiten wir geradedas ambulante Modul des Regionalen Strukturplans. Dieambulanten Leistungen des niedergelassenen Bereichs müssenstärker mit jenen des spitalsambulanten Sektors abgestimmtwerden. Wir haben insbesondere im fachärztlichen Bereich teilweiseParallelangebote und keine ausreichenden Steuerungsmöglichkeiten.Wichtig wäre aus meiner Sicht insbesondere dieStärkung der Hausärzte. Jede wohnortnahe Lösung einesgesundheit lichen Problems hilft den Patienten und spart Kostenfür das System.P: Welchen Stellenwert nimmt die Versorgung für den (Ski-)Tourismusdurch die Tiroler Krankenanstalten ein?Tilg: Aufgrund der – saisonbedingt – hohen Tourismusintensitäteinzelner Regionen in Tirol ergeben sich naturgemäß auch besondereHerausforderungen für die Gesundheitsstrukturen bzw.-versorgung. Darauf war insbesondere bei der Bettenplanung fürden stationären Bereich Rücksicht zu nehmen. Andererseitshaben sich in Tirol starke private Partner, unfallchirurgischeTageskliniken, herausgebildet, um dem Ansturm ausreichendbegegnen zu können.P: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?Tilg: Insgesamt sollten wir zu echten Gesundheitsreformen inÖsterreich kommen. Die zentralen Probleme sehe ich in den –nach wie vor – getrennten Verantwortungen in den BereichenFinanzierung und Planung. Ich bekenne mich zu einem föderalenGesundheitssystem. Durch Intensivierung der Kooperation zwischenden Sozialversicherungsträgern und dem Land soll es aufregionaler Ebene zu einer bedarfsgerechten integrierten Gesundheitsplanungfür den intra- und extramuralen Bereich kommen.Auch sollten die Möglichkeiten für gemeinsame Finanzierungenim Bereich der integrierten Versorgung bzw. imambulanten Bereich auf Ebene der Länder geschaffen werden.Die Kompetenzen der Gesundeitsplattformen müssten in diesemZusammenhang entsprechend gestärkt werden. Die notwendigenRahmenbedingungen hierfür müssten in einem gemeinsamenReformdialog vonseiten des Bundes, der Länder und derSozialversicherung geschaffen werden.FACTBOX TIROLKRANKENANSTALTENKrankenanstalten im Bundesland TirolKrankenanstalten mit Öffentlichkeitsrecht 11Krankenanstalten ohne Öffentlichkeitsrecht 8Bettenanzahl Tiroltatsächlich aufgestellte Betten 4.643 1 (Österreich: 64.008)Ärzte in den Tiroler Krankenanstalten 2010 1.864 2Mit der Gründung der TILAK – Tiroler LandeskrankenanstaltenGmbH im Jahr 1990 wurden alle die Landeskrankenhäuser betreffendenBereiche zusammengefasst und 1991 aus der öffentlichenVerwaltung ausgegliedert. Die TILAK nahm mit Beginn des Jahres1991 ihre Agenden auf und übernahm damit die Führung dervier Landeskrankenhäuser Innsbruck – Universitätskliniken (LKI),Hochzirl, Natters und des Psychiatrischen Krankenhauses Hall.Mit 1. Jänner 2011 wurde das Aö. Bezirkskrankenhaus Hall indie TILAK integriert und gleichzeitig mit dem PsychiatrischenKrankenhaus Hall zum Landeskrankenhaus Hall fusioniert. DieTILAK führte damit 2011 mehr als die Hälfte aller öffentlichenKrankenhausbetten Tirols, wobei das Landeskrankenhaus Innsbruck– Universitätskliniken (LKI) mit 1.604 krankenanstaltenrechtlichbewilligten Betten im Jahresdurchschnitt eine der größtenallgemein öffentlichen Krankenanstalten in Österreich ist.Der Bereich TILAK-Informationstechnologie ist für den Betriebund die Weiterentwicklung der Anwendungssysteme zuständig.In allen vier Landeskrankenhäusern werden weitgehend einheitlicheIT-Lösungen eingesetzt. Dazu gehören das Patientenmanagementsystem(SAP-ISH), das klinische Informationssystem(Cerner KIS), das OP-Dokumentationssystem (My-Medis),die medizinischen Bildverarbeitungslösungen (PACS und icoserve-AIM)und die betriebswirtschaftlichen Anwendungen(insbesondere SAP). In vielen medizinischen Abteilungen undBereichen werden darüber hinaus Spezialsysteme eingesetzt.Wichtige Partner sind das Allgemeine Rechenzentrum (und diegemeinsame Firma ATSP) sowie die Tochterfi rma ITH icoserve. 3Die Fa. ITH-icoserve hat mit dem „Advanced Image Management“in der TILAK eines der größten multimedialen medizinischenArchivsysteme geschaffen, das inzwischen als syngo.share international vertrieben wird. Mit dem „GesundheitsnetzTirol“ wurde ein erster Teil der ELGA-Österreich realisiert.Die Geschichte der ITH icoserve begann im Jahr 1998 mit derGründung und dem Ziel, an den Universitätskliniken Innsbruckein klinisches Informationssystem zu implementieren. Seitherist dieses erfolgreich im Live-Einsatz. Als Tochter der SiemensAG und des Krankenhausbetreibers TILAK Tiroler LandeskrankenanstaltenGmbH ist ITH icoserve im Verbund eines der Weltmarktführerim Gesundheitswesen integriert und trotzdem naheam Betreiber mehrerer Kliniken. 4Quellen: 1. BMG, erstellt am 18. 10. 2011, veröffentlicht von Statistik Austria.2.BMG, Jahresmeldung Krankenanstalten, Oktober 2011, Angabe in Vollzeitäquivalenten.3. http://www.tilak.at. 4. http://www.ith-icoserve.com<strong>periskop</strong>/51 [ 12 ]

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