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„HAND UND FUSS SIND DER BESTE ARZT“ - periskop

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„Klare Gesundheitsziele fürdie längerfristige Gesundheitunserer Versicherten“VON MAG. NINA BENNETT, MAIm Periskop-Interview erläutert Mag. Peter McDonald, SVA-Obmann-Stellvertreter, das 2012 etablierte Vorsorgeprogramm„Selbständig gesund“ für SVA-Versicherte. Der gesundheits- undsozialpolitische Experte beschreibt, wie diese ihren Selbstbehalthalbieren können, und spricht darüber, wie sich die Investition indie Lebensqualität der Versicherten in Zukunft ökonomisch auswirkenwird.P: Mit Jänner 2012 ist ein Anreizsystem in Kraft getreten, demgemäßSVA-Versicherte sich bei Einhaltung defi nierter Gesundheitszielekünftig den halben Selbstbehalt ersparen. Welche Vorteilehat das Programm „Selbständig gesund“ und wie sieht es imDetail aus?McDonald: Als Sozialversicherungsanstalt der gewerblichenWirtschaft haben wir uns vorgenommen, klare Gesundheitszielein Österreich zu implementieren. Ein wichtiges Ziel stellt das Älterwerdenbei guter Gesundheit dar, denn wir Österreicher werdenzwar jährlich älter, aber nicht gesünder. Im internationalen Vergleichverbringen wir mehr kranke Jahre als der Durchschnittseuropäer.Aus gesundheitspolitischer Sicht legen wir den Fokushierzulande zu sehr auf Reparaturmedizin statt auf Vorsorge.Deshalb haben wir zusammen mit der Österreichischen Ärztekammerein Programm aufgesetzt, das zum Ziel hat, die SVA vonder Krankenversicherung hin zu einer Gesundheitsversicherungzu entwickeln – in deren Fokus also die Erhaltung der Gesundheitsteht. Unter dieser Voraussetzung haben wir das Gesundheitsvorsorgeprogramm„Selbständig gesund“ geschaffen. Nacheinem kostenfreien freiwilligen Gesundheitscheck beim Arzt desVertrauens werden für unsere Versicherten anhand von fünf Parametern– Gewicht, Blutdruck, Alkohol- und Nikotinkonsum sowieBewegung – Gesundheitsziele ermittelt. Lebt der Patient gesund,gilt es diese Werte zu erhalten, ansonsten geht es darum, sie zuverbessern. Für dieses Engagement für die eigene Gesundheitwird der Versicherte einerseits durch eine höhere Lebensqualität,andererseits durch die Halbierung des Selbstbehalts belohnt.P: Welche Anmerkungen haben Sie aus Sicht der SVA zur Gesundheitsreform?McDonald: Österreich liegt bei den Finanzaufwendungen fürGesundheit im europäischen Spitzenfeld und in der Medizin wirdHervorragendes geleistet. Was jedoch die gesunden und beschwerdefreienLebensjahre betrifft, so liegen die Österreicher mitweniger als sechzig Jahren unterhalb des EU-Durchschnitts. Diessollte bei unserer Gesundheitspolitik zu einem Umdenken führen.Dazu müssen bundesweit einheitliche Gesundheitsziele ausgearbeitetwerden, wie es der Hauptverband der Sozialversicherungsträgermit den Gesundheitszielen ja bereits vorgeschlagen hat. Einwichtiger Punkt ist hier die Investition in Prävention. Daher müssendie Finanzmittel im gesamten Gesundheitswesen effi zienter eingesetztwerden. Dann können Mittel frei gemacht werden, die in diePrävention und Gesundheitsvorsorge investiert werden können. Esmuss jetzt zu Reformmaßnahmen kommen, sonst werden wir dieGesundheitsversorgung, wie wir sie heute kennen, in 15 Jahrennicht mehr gewährleisten können. Werden wir alle gesünder, kannauch das Gesundheitssystem gesunden.BioBox: Mag. Peter McDonald ist stellvertretender Obmann derSozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA). Seit2003 ist er in der Bundesleitung des Wirtschaftsbundes tätig undwar als gesundheits- und sozialpolitischer Experte wesentlich ander Koordination der Sozialversicherungen und Einigung der Sozialpartnerzur Zukunftssicherung der Krankenkassen beteiligt. Er istseit 2009 Direktor des Österreichischen Wirtschaftsbundes.„Was [...] die gesunden undbeschwerdefreien Lebensjahre betrifft, [...]liegen die Österreicher mit wenigerals sechzig Jahren unterhalb des EU-Durchschnitts.“KOMMENTAR MR DR. WALTER DORNER,PRÄSIDENT <strong>DER</strong> ÖSTERREICHISCHEN ÄRZTEKAMMERP: Zur Ökonomie: Durch den Verzicht auf die Hälfte des Selbstbehaltswird natürlich auch die Einnahmesituation beeinfl usst. DieUntersuchung durch die Ärzte stellt jedoch einen Aufwand dar –wie trägt sich dieses Modell?McDonald: Da wir in den letzten Jahren sehr gut und solide gewirtschaftethaben, haben wir uns einen Spielraum dafür geschaffen,eine Investition in die Lebensqualität unserer Versicherten– und somit für die Zukunft – zu tätigen. Es ist ein Anfangsinvestment,welches sich mittel- bis langfristig sowohl für die SVAals auch volkswirtschaftlich rechnen wird. Zudem profi tiert derVersicherte aufgrund des Vorsorgeprogramms von einer höherenLebensqualität. Durch den Erhalt der Gesundheit sind wenigerKrankenstandstage und eine längere Erwerbstätigkeit möglich.Und somit profi tiert auch die Volkswirtschaft insgesamt.P: Können Sie die Positionierung und strategische Ausrichtungder SVA erläutern?McDonald: Wir sehen uns als unternehmerische Sozialversicherung,die sich für die nächste Funktionsperiode von fünf Jahrenhohe Ziele gesteckt hat. In den letzten Jahren wurde einigeserreicht: Wir sind einer der am effi zientesten wirtschaftendenSozialversicherungsträger. Wir haben uns zuletzt auch sehr fürdie Entlastung unserer Versicherten engagiert und es wurden imBereich der sozialen Sicherheit neue Leistungen wie eine Arbeitslosenversicherungfür Selbständige oder zusätzliches Kranken geldgeschaffen. Für die Zukunft wurden als Ziele der Paradigmenwechselweg von der Krankenkasse hin zur Gesundheits versicherungund die Entwicklung neuer Leistungspakete sowie eine Serviceoffensivegesetzt.„Ein gesunder Lebensstil lohnt sich für Selbstständige zukünftig auch in fi nanzieller Hinsicht. Denn diese haben seit Jänner 2012 dieMöglichkeit, die Hälfte ihres Selbstbehalts einzusparen: durch das Erreichen individueller, mit dem Arzt defi nierter Gesundheitsziele.Ich halte dieses Gesundheitsprogramm, das zwischen SVA und Ärztekammer vereinbart wurde, für eine bahnbrechende Idee, die sichauf lange Sicht für das Gesundheitswesen wie auch fi nanziell lohnen kann. Gesund leben zahlt sich aus!“„Lebenssituation für Gesundheit wesentlich“Dr. Martin Fuchs, leitender Arzt der SVA, spricht im Interview mitdem Periskop über die Messung der Gesundheitsziele, die medizinischeBegleitung bei deren Umsetzung und über das Interesseder SVA-Versicherten an der Teilnahme am Programm.P: Wie kann man sich die Umsetzung und Messung der fünf Ziele– Normalgewicht, Nichtrauchen, mäßiger Alkoholgenuss, aus reichendeBewegung und normaler Blutdruck – in der Praxis vorstellen?Fuchs: Es ist vorgesehen, dass der Arzt individuelle Ziele mitseinem Patienten vereinbart. Ziel ist es, den Versicherten zu motivieren,für sich selbst etwas zu tun. Beim Körpergewicht soll dasNormalgewicht erreicht werden. Bei Nikotin ist das Ziel das Aufhören.Erhöhter Alkoholkonsum soll reduziert werden. RegelmäßigeBewegung ist essenziell und erhöhter Blutdruck ist gemeinsam mitdem behandelnden Arzt adäquat zu therapieren. Sind bereits alleWerte im Zielbereich, gilt es diesen guten Zustand zu erhalten.P: Haben die Versicherten der SVA aus Ihrer Sicht selbst ein besonderesInteresse daran, gesund zu bleiben?Fuchs: Unsere Versicherten sind in ihren Berufen extrem gefordert.Daher ist es besonders wichtig, dass ihre Ärzte sie auf ihrepersönliche Lebenssituation ansprechen: im Hinblick auf Wohlbefinden, ausreichend Schlaf, Ernährung und Bewegung. UnserenVersicherten liegt primär der Erfolg ihres Unternehmens am Herzen,dabei vergessen sie oft auf sich selbst. Wir bieten ihnen einerseitsdurch den ärztlichen Dienst, andererseits durch unser Case-Management Unterstützung. Dabei handelt es sich um das Aufzeigenunterschiedlicher Möglichkeiten zur Erhaltung der Gesundheit.P: Gibt es schon ein erstes Feedback zum Modell?Fuchs: Viele Versicherten sind froh darüber, dass wir uns durchdieses Modell für ihre Gesundheit einsetzen. Natürlich gibt es auchkritische Rückmeldungen – speziell von Versicherten, die ihre Angewohnheitennicht ändern können. Die Aufgabe des leitendenArztes besteht meiner Meinung nach darin, Menschen dahin zuführen, ihre persönliche Verantwortung wahrzunehmen. Durch diefreiwillige Teilnahme und erfolgreiche Zieleinhaltung lässt sich derSelbstbehalt unserer Versicherten von zwanzig auf zehn Prozentreduzieren, und das halte ich für einen wertvollen Ansporn.BioBox: Der gebürtige WienerDr. Martin Fuchs hat sich schon inseiner Schulzeit für den Arzt berufentschieden. Sein Weg führteihn nach seinem Studium an derMedizinischen Universität Wienvorerst in die Pharmabranche, woer für Boehringer Mannheim tätigwar. Danach folgte der Wechselin die Lehrpraxis und schließlichzum Turnus. 1995 begann Fuchsseine Tätigkeit bei der SVA imchefärztlichen Dienst. Seine derzeitigeFunktion als leitender Arzthat er seit 2004 inne.<strong>periskop</strong>/51 [ 07 ]

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