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„HAND UND FUSS SIND DER BESTE ARZT“ - periskop

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Schmerzbericht JOANNEUM RESEARCH:Aktueller wissenschaftlicher Bericht zeigt Handlungsbedarfbei der Schmerzversorgung in Österreich aufMAG. NINA BENNETT, MASchmerz, besonders chronischer Schmerz, ist in der heimischenBevölkerung ein weit verbreitetes Problem, daszu einer enormen Belastung der Patienten wie auch desGesundheitswesens führt. In Österreich leiden mehr alszwanzig Prozent der Erwachsenen an chronischem Schmerz, dassind rund 1,7 Millionen Menschen. Viele davon benötigen Zugang zueiner multimodalen, interdisziplinären Therapie. Schmerz zählt zu denhäufigsten Ursachen für Krankenstände, Berufsunfähigkeit undFrühpension. Die Patienten leiden oft lange, bevor es zur richtigenDiagnosestellung und der entsprechenden Therapie kommt. Deraktuelle Bericht von JOANNEUM RESEARCH, „Versorgungssituationbei Schmerz in Österreich“, ist das Ergebnis einer landesweitenBetrachtung. Er stellt die aktuelle Situation sowie Strukturen undProzesse in der Schmerzversorgung in Österreich dar.Prim. Priv.-Doz. Dr. Christian LamplGesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin(ÖGARI), der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG) sowie derÖsterreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie(ÖGPP) eine Ärzte-Schmerz-Petition gestartet. 1.391 Ärzte forderndarin mit ihrer Unterschrift ein breiteres Therapieangebot sowie dieumfassendere Erstattung von innovativen Schmerzmedikamentendurch die österreichische Sozialversicherung. So sollen Schmerzengelindert und Belastungen für die Volkswirtschaft durch Krankenstand,Invalidität und Berufsunfähigkeit minimiert werden.Mit dem Hausarzt durch das GesundheitssystemSchmerzen sind in den meisten Fällen der Konsultationsgrund Nummereins in der allgemeinmedizinischen Praxis. „Dabei ist es essenziell,dass Generalisten – wie gute und kompetente Hausärzte – eineklare Einordnung der Symptome vornehmen. Genauso wenig wiejemand mit Herzinfarkt zum Orthopäden gehört, soll ein Blinddarmpatientmit schmerzstillenden Medikamenten abgefertigt werden.Der Schmerz als Alarmsignal und Ausdruck einer Erkrankung mussfür den Betroffenen sowie für den Arzt seine wichtige Rolle beibehalten.Chronischen Schmerzpatienten sollten in der Regel Ambulanzennachhaltige Lösungen zur Verbesserung ihrer Lebensqualitätbieten. Aber auch optimale multimodale Therapieprogramme sindnur begrenzt imstande, chronische Schmerzen dauerhaft zu beseitigen“,so Dr. Winfried Koller, Steirische Akademie für Allgemeinmedizin.Um eine Optimierung der Versorgungssituation von Schmerzpatientensowie flächendeckende Betreuungsstrukturen zu schaffen,sollten „gestufte Behandlungsansätze“ entwickelt werden, dieden Betroffenen Orientierung geben und sie an die richtigen Institutionenheranführen. „Notwendige Eingriffe zur Verhinderung einerChronifizierung könnten viel Leid verhindern. Hausärzte sind Generalistenund können dadurch als Leitsystem zwischen Institutionenwie Fachärzten oder Ambulanzen fungieren“, bekräftigt Koller.Louise Jane Schmidt, M.Sc.Chronischer Schmerz belastet die VolkswirtschaftSchmerz hat Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens. Nichtnur auf die eigene Befindlichkeit, sondern natürlich auch auf diePartnerschaft, das Familienleben und nicht zuletzt die Arbeitsfähigkeit.„Trotzdem ist die Datenlage zum ‚Gesamtbild‘ Schmerzextrem schlecht. Dies liegt vor allem daran, dass dieser keineigenes Krankheitsbild ist. Deswegen kann keine Gesamtsummebeziffert werden, was den ‚Schaden‘ betrifft, den er verursacht.Zusammenfassend kann jedoch gesagt werden, dass beiChronischer Schmerz hat erhebliche Auswirkungen auf das Lebender Betroffenen, zudem ist deren Versorgung immer noch optimierungsbedürftig.Im Bericht von JOANNEUM RESEARCH, „Versorgungssituationbei Schmerz in Österreich“, wurden Informationenüber die Epidemiologie und Leitlinien zusammengefasst, mittelsLiteraturrecherche und einer Umfrage die Versorgungsstrukturenund -prozesse erhoben, die ökonomischen Auswirkungen eingeschätztsowie Empfehlungen abgegeben.„Ziel ist es, Empfehlungen für die Optimierung und Weiterentwicklungder Versorgung von Patienten mit chronischem Schmerz zugeben“, so Louise Jane Schmidt, M.Sc., Autorin des Berichts vonJOANNEUM RESEARCH. „Schmerz, besonders chronischerSchmerz, ist ein weit verbreitetes Problem in der Bevölkerung, dassowohl zu enormer Belastung der Patienten wie auch des Gesundheitssystemsführt. Bei über 440.000 Österreichern ist der Schmerzals schwerer Dauerschmerz zu bezeichnen“, erläutert Schmidt.Unzureichende Schmerzversorgung in Österreich„Jeder Schmerztherapie muss eine genaue Anamnese und Abklärungvorangehen – erst dann kann eine Behandlung erfolgen. Oftkann es Jahre dauern, bis Betroffene gezielt therapiert werden“, soPrim. Priv.-Doz. Dr. Christian Lampl, Präsident (elect) der ÖsterreichischenSchmerzgesellschaft. Den Grund dafür sieht Lampl in der häufigmangelhaften Versorgungsstruktur, die aus Sicht der ÖsterreichischenSchmerzgesellschaft (ÖSG) verbesserungswürdig ist. „BesonderenVersorgungsbedarf gibt es bei den ‚Schmerzrandgruppen‘ wieMag. Hanns KratzerKopf- und Rückenschmerz oder neuropathischem Schmerz, aberauch bei schmerzbedingten Depressionen. Festzuhalten ist allerdings,dass die Versorgungsstruktur beim onkologischen Schmerzals gut bzw. ausreichend zu bewerten ist“, erläutert Lampl. Voraussetzungfür eine gute Schmerzversorgung ist der Zugang zu innovativenmedikamentösen und nichtmedikamentösen Therapieformen.Um diesen zu erleichtern, wurde von der ÖSG, der ÖsterreichischenProf. Bernhard SchwarzSchmerzprävention im FokusFür Angehörige medizinischer Berufe ist es oberstes Gebot, Schmerzenzu lindern bzw. zu verhindern. „Deshalb ist Prävention geradebei Schmerz ein Garant für die rechtzeitige Vermeidung und Heilung.Besonders chronischer Schmerz hat seine Ursache meist inchronischen Krankheiten. Kommen Begleiterkrankungen ins Spiel,lassen sich Schmerzen oft nicht mehr ihrer eigentlichen Ursachezuordnen. Daher müssen wir umdenken und versuchen, die Problemean der Wurzel zu packen. Ein Schmerzvermeidungsversuchist mittels Gesundheitsprävention und -förderung leichter möglich“,so Mag. Peter McDonald, stellvertretender Obmann der SVA.Dr. Winfried KollerMag. Peter McDonaldSchmerzen der Hauptteil der direkten Kosten mit Chronifizierungverbunden ist“, erklärt Prof. Bernhard Schwarz vom Zentrum fürPublic Health der Universität Wien. Der Experte ergänzt: „Besondersbei chronischem Schmerz besteht für die zuständigen Stellendringender Handlungsbedarf, um die betroffenen Menschenwieder in den Arbeitsprozess und das soziale Leben einzugliedern.Die Krankenstandstage wegen Schmerzen – vor allem imStütz- und Bewegungsapparat – nehmen immer mehr zu.“Fakten Schmerzbericht:3 Umfragen zeigen, dass Schmerzbetroffene in Österreichlange leiden und mehrere Ärzte aufsuchen, bevor es zur richtigenDiagnosestellung und zur entsprechenden Therapiekommt. Im Schnitt vergehen über zwei Jahre bis zur Diagnoseund weitere elf Monate bis zur adäquaten Behandlung.3 Die geschätzten direkten Kosten für chronischen Schmerzliegen hierzulande zwischen 1,4 und 1,8 Milliarden Euro.Klare Kostentreiber und gleichzeitig führend auf der Liste derhäufigsten Schmerzerkrankungen sind dabei chronischeRücken- und Kopfschmerzen.3 Spezifische Daten zur österreichischen Situation fehlen.Jedoch zeigen grobe Schätzungen, dass sich Kosten durchFehltage aufgrund von Krankenständen auf ca. 400 MillionenEuro pro Jahr für nichtspezifischen Rückenschmerz belaufenkönnten.3 Etwa 4.400 Neupensionierungen sind pro Jahr auf chronischenRückenschmerz zurückzuführen.3 Konservativen Schätzungen für nichtspezifischen Rückenschmerzzufolge entstehen direkte Kosten in der Höhe vonca. 170 Millionen Euro (davon ca. 58 Millionen Euro nur fürSpitalsaufenthalte).3 In Österreich gibt es 85 Schmerzambulanzen, das ist imDurchschnitt eine pro 100.000 Einwohner.<strong>periskop</strong>/51 [ 29 ]

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