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„HAND UND FUSS SIND DER BESTE ARZT“ - periskop

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„Gesundheit im Dialog“Diskussion über Reformpotenzialean den Schnittstellen desösterreichischen GesundheitssystemsVON SARAH JOSCHTEL, BAKK. PHIL <strong>UND</strong> MAG. NINA BENNETT, MAIm Rahmen des „Tages des Apfels“, der traditionell am zweitenFreitag im November begangen wird, veranstaltete Bayer AustriaGes.m.b.H. gemeinsam mit der Industriellenvereinigung (IV) amVortag des Apfeltages bereits zum vierten Mal die Diskussionsrunde„Gesundheit im Dialog“. Dabei wurde im Wiener Haus derIndustrie die Zukunft des österreichischen Gesundheitssystemserörtert. Zu den Diskutanten zählten Gesundheitsminister AloisStöger, Mag. a Sonja Wehsely, Wiener Stadträtin für Gesundheitund Soziales, Mag. Peter McDonald, SVA-Obmann-Stellvertreter,Dr. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer,und Thomas Salzer, geschäftsführender Gesellschafter der SalzerGruppe. Zum Auftakt der Diskussion referierte Professor Dr. AndreasWörgötter von der OECD über Reformnotwendigkeiten für dasösterreichische Gesundheitssystem.Die Diskutanten erläuterten, dass das österreichische Gesundheitswesenvon einer Zersplitterung der Kompetenzen geprägtsei. Die Finanzierungsverantwortung von Bund, Ländern,Gemeinden und Sozialversicherungsträgern decke sich nicht mitihrer Aufgaben- und Ausgabenverantwortung. Dies führe zuunterschiedlichen Interessen, Ineffi zienzen, Doppelgleisigkeiten,Intransparenz, Zielkonfl ikten und Steuerungsdefi ziten. Des Weiterenwurde darüber gesprochen, dass die Bundesregierung beiihrer Klausur im Mai 2011 eine Spitals- und Gesundheitsreformvereinbart hat, als auch über den Masterplan des Hauptverbandsder Sozialversicherungsträger, der bereits im November 2010vorgelegt wurde. Anfang April 2011 setzte die Bundesgesundheitskommissioneine Steuerungsgruppe aus Bund, Ländern undSozialversicherung ein, die vor allem im Bereich der SpitälerReformmaßnahmen erarbeiten sollte. Bei der Diskussionsrunde„Gesundheit im Dialog“ wurde erörtert, welche Reformpotenzialeinsbesondere an den Schnittstellen des österreichischenGesundheitswesens zu beobachten sind und inwiefern diese beider geplanten Gesundheitsreform berücksichtigt werden.OECD schlägt deutlichere Zuordnungder Verantwortungen vorDas österreichische Gesundheitssystem biete laut Prof.Dr. Andreas Wörgötter eine gute Qualität und leicht zugänglicheärztliche Versorgung, sei aber zu teuer. Steuerung und Finanzierungseien stark fragmentiert und zu viele Gesundheitsleistungenwerden im stationären Bereich erbracht, obwohl eine adäquateVersorgung im niedergelassenen Bereich ebenso möglich wäre. Esbestehe zudem zu wenig Interesse an Kosteneffi zienz und spezielldie Vorsorge komme zu kurz. Der Länderbericht der OECD schlägtfür Österreich vor, die Verantwortung für Leistungserbringung,Finanzierung und Ausgaben deutlicher zuzuordnen und einen landesweitenKapazitätsplan für öffentlich fi nanzierte stationäre undambulante Gesundheitseinrichtungen durchzusetzen. Außerdemsollten ergebnisorientierte Zahlungsmechanismen in allen Gesundheitsdienstleistungeneingeführt werden, und auch eine Umstellungauf integrierte Versorgungsmodelle sollte gefördert werden.Nutzung der elektronischen Gesundheitsakteals Instrument der VernetzungMag. Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung,legte in seinen Ausführungen den besonderen Wertder Einführung der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) dar.Durch diese würde ein wesentlicher Schritt zur besseren Vernetzungvon behandelnden Ärzten im stationären und im niedergelassenenBereich gesetzt werden. „Es könnten viele der bisherigenBruchstellen im Gesundheitswesen überwunden und damitdie Behandlungsqualität erhöht werden.“ Neumayer sieht in ELGAvor allem Verbesserungen für die Patienten. Auch wenn es in demeinen oder anderen Punkt zur gesetzlichen Umsetzung noch Klärungsbedarfgebe, appellierte er an alle Akteure, das Projekt einerelektronischen Gesundheitsakte grundsätzlich zu unterstützen.Mauern einreißen und Grenzen überwindenAlois Stöger, Bundesminister für Gesundheit, erklärte: „Reformpotenzialegibt es an diversen Schnittstellen im Gesundheitssystem:Die unterschiedlichen Landes-Spitalsgesetze behinderndie effi ziente Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg – dieGrenzen gleichen manchmal eisernen Vorhängen. Aber auch ander Schnittstelle zwischen niedergelassenem Bereich und Spitälerngibt es Reformbedarf. Vor allem die Einführung der elektronischenGesundheitsakte ELGA ist unbedingt notwendig.“Dazu nahm Mag. a Sonja Wehsely, Stadträtin für Gesundheit undSoziales der Stadt Wien, Stellung: „Vor jeder Schnittstellendiskussionmuss die Frage geklärt werden, wie man wieder zu einerGrundversorgung durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte inWien kommen kann – weg von der mittlerweile realiter existierendenGrundversorgung durch die Spitalsambulanzen. Traditionellerweisegibt es hohe Mauern zwischen den Verantwortungsbereichen.Deswegen bestehen für mich die wichtigsten Ziele darin,die Mauern in den Köpfen zu überwinden, Schnittstellen in Verbindungsstellenumzuformen und weg von der Tradition zu gelangen,Interessen- und Standespolitik in den Vordergrund zu stellen.“Vordergründig nationale Gesundheitsziele schaffenMag. Peter McDonald, SVA-Obmann-Stellvertreter, merkte an,dass unter den Experten Einigkeit darüber herrsche, dass esReformmaßnahmen geben müsse. Denn sonst würde dieGesundheitsversorgung in Österreich bereits in zehn Jahren nichtmehr aufrechtzuerhalten sein. „Österreich ist zu klein für neunabgegrenzte Gesundheitssysteme. Benötigt wird ein einheitlichfunktionierendes Gesundheitssystem, in dem der Patient – nichtdie Institution, das Spital – im Mittelpunkt steht. Wir benötigennationale Gesundheitsziele, zu denen sich alle Systemverantwortlichenösterreichweit bekennen. Wir müssen die Reform endlichangehen – zum Nutzen der Patienten!“Unnötige Mehrkosten einsparenDr. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer,vertrat die Ansicht, dass es unverständlich sei, dass gerade inZeiten der knappen Mittel seitens des Bundesministers „Mammutbürokratieprojekte“wie die ELGA umgesetzt werden sollen. AusSicht der Ärzteschaft sollten die ohnedies begrenzten Mittel imGesundheitssystem so effi zient wie möglich eingesetzt werden.Thomas Salzer, geschäftsführender Gesellschafter der SalzerGruppe und Vorsitzender der Fokusgruppe Gesundheit derIndustriellenvereinigung, meinte, dass das Kernproblem diemangelnde Abstimmung zwischen stationärem und niedergelassenemBereich bei der Planung, Finanzierung und Steuerung sei.Dadurch würden „zwei Gesundheitssysteme“ nebeneinanderexistieren, die durch unterschiedliche Finanzierungs- und Anreizmechanismengekennzeichnet seien und mitunter ungewollteLeistungsverschiebungen vom niedergelassenen in den stationärenBereich bewirken würden. Unnötige Mehrkosten für das Systemseien die Folge. Vorrangiges Ziel von Reformen müsse eine österreichweite,sektorenübergreifende Planung des Leistungsangebotsim Gesundheitsbereich sein.Reformierung durch Einbindung aller Partnerdes GesundheitssystemsDr. Martin Hagenlocher, Geschäftsführer von Bayer AustriaGes.m.b.H., sprach darüber, dass die Voraussetzung für eineechte Gesundheitsreform die Einbindung aller Partner darstelle.Jeder Einzelne müsse dazu bereit sein, einen Schritt auf die anderenzuzugehen. Abschließend stellte er klar: „Mir ist es wichtig,dass es bei der geplanten Gesundheitsreform nicht nur umKosteneinsparungen gehen soll, sondern in erster Linie darum,die bestehenden Ressourcen – nicht zuletzt auch für innovativeArzneimittel – besser einzusetzen, damit schlussendlich alle,insbesondere die Patientinnen und Patienten, von dieser Reformprofi tieren können.“v.l.n.r.: Prof. Dr. Andreas Wörgötter | Alois Stöger, diplômé | Dr. MartinHagenlocher | Mag. a Sonja Wehsely | Dr. Martina Salomon | Thomas Salzer |Mag. Peter McDonald | Dr. Johannes Steinhart<strong>periskop</strong>/51 [ 32 ]

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