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„HAND UND FUSS SIND DER BESTE ARZT“ - periskop

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Der Apothekerverband verfügt seit Anfang 2012 über ein neuesPräsidium. Mag. pharm. Dr. Christian Müller-Uri, Konzessionärder Landschaftsapotheke in Schwechat, wurde vom Vorstand desÖsterreichischen Apothekerverbands mit großer Mehrheit zumPräsidenten gewählt. Gemeinsam mit seinen ebenfalls neu gewähltenVizepräsidenten, dem Vorarlberger LandesgruppenobmannMag. pharm. Jürgen Rehak und dem oberösterreichischen LandesgruppenobmannMag. pharm. Thomas Veitschegger, übernahmer am 1. Jänner 2012 das Steuerrad in der Standesvertretung derselbstständigen Apotheker. Im Periskop-Interview diskutierte dasDreierpräsidium über Ziele, Anliegen und Ideen für die Zukunft.muss, um Wahrnehmung und Aufmerksamkeit zu erlangen. DiesesBestreben kann vor allem bei einem strukturierten und gut erarbeiteteninternen System gelingen. Kunden werden von uns umfassendund optimal versorgt. Daher sind wir im Gesundheitssystemein wichtiger Berufsstand. Diese Tatsache muss an die Politik kommuniziertwerden, denn die Politiker als Repräsentanten der Bürgerkönnen hier Abhilfe schaffen. Problematisch war bisher, dass wirApotheker im Hinblick auf die Gesellschaftspolitik eher reagiert habenstatt aktiv zu agieren und zu kommunizieren.Rehak: Die Apothekerschaft war lange Zeit der Meinung, dass stilleDiplomatie mehr nützt als lautes Hinausrufen. Früher hat manP: Es existieren Verband und Kammer. Besteht bezüglich derAufgabengebiete eine klare Trennlinie?Veitschegger: Generell sollte der Verband Themen erarbeiten unddurchaus ohne Scheuklappen gewisse Aspekte bedenken, um sieanschließend in die Kammer zu tragen, damit es ein gemeinsamesThema wird. Es gilt jetzt, diese Linie verstärkt zu erarbeiten.Österreichischer Apothekerverband„Agieren stattreagieren“VON MAG. NINA BENNETT, MAP: Sie wurden Anfang 2012 zum neuen Präsidium des Apothekerverbandsgewählt. Herr Dr. Müller-Uri, was bedeutet Ihnen Ihreneue Funktion als Präsident des Apothekerverbands?Müller-Uri: Ich freue mich über das„Mein Team und ich werden nicht allesneu, aber einiges anders machen.“große Vertrauen in unsere Kompetenz.Seit 1997 bin ich bereits in derStandesvertretung der Apothekeraktiv. Ich verstehe diese Wahl alsBestätigung meiner jahrelangen Arbeit im Verband, aber auch alsAuftrag. Mein Team und ich werden nicht alles neu, aber einigesanders machen. Ein wichtiges Anliegen ist es, auch in Zukunft diewohnortnahe Versorgung der Bürger mit lebenswichtigen Arzneimittelnzu sichern. Dieses System gewährleisten die öffentlichenApotheken fl ächendeckend.P: Welche Ziele möchten Sie in den nächsten fünf Jahren für dieApothekerschaft erreichen?Müller-Uri: In erster Linie wollen wir eine Imagestärkung des Apothekerstandes– insbesondere bei der Politik – erreichen, denn inder Bevölkerung ergeben die Vertrauensumfragen immer hervorragendeWerte. Die Politik muss dahingehend informiert werden,welche Leistungen wir Apotheker bieten, welche Funktionen wirhaben und weshalb diese essenziell sind. Die Leistungen der Apothekerschaftwerden heute als ganz selbstverständlich hingenommen,das gilt es zu korrigieren. Obwohl wir – je nach Standort – proTag mehrere hundert Patienten hochprofessionell beraten und betreuen,werden wir oftmals vergessen, wenn Gesundheitsberufe inden Medien Erwähnung fi nden. Wir müssen der Öffentlichkeit vermitteln,dass wir ein professioneller Berufsstand sind, der bei denPatienten durch den niederschwelligen Zugang hohes Vertrauengenießt, und dass wir diese auf der Grundlage unserer Kompetenzauf persönlicher, fachlicher und sozialer Ebene umfassend beratenund betreuen.P: Hat sich die Apothekerschaft bisher nicht ausreichend als wesentlicherBestandteil des Gesundheitssystems positioniert?Müller-Uri: Um an die Bevölkerung heranzutreten, müssen dieMitglieder der Apothekerschaft in erster Linie intern davon in Kenntnisgesetzt werden, dass mehr Außenwirkung gezeigt werdensich mit den Stakeholdern verständigt und versucht, sachorientiertgemeinsame Lösungen zu fi nden. Das hat lange Zeit recht gutfunktioniert, doch inzwischen hat sich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeitverändert. Heute wird man nur wahrgenommen, wennman demonstrativ auftritt. Dieser Wechsel von der eher stillen Diplomatiezu einer etwas kämpferischeren Haltung wurde nur teilweiseund langsam vollzogen – deshalbwurden wir bisher in der Öffentlichkeitnur bedingt wahrgenommen. Dies giltes zu verändern.Veitschegger: Um es konkret zu formulieren:Tue Gutes und rede darüber. Unser Tun muss gemeinsammit den Medien dementsprechend kommuniziert werden.Mag. pharm. Dr. Christian Müller-UriP: Gibt es demnach eine Umkehr im Hinblick auf die Kommunikationnach außen und innen?Müller-Uri: Wir stehen zur Seriosität der Apothekerschaft, möchtenunseren Patienten Sicherheit, Kompetenz und eine Vertrauensbasisbieten. Das war bisher vermutlich ein Weg, der in der Öffentlichkeitnicht immer gebührend wahrgenommen wurde. Manchmalgewährleistet ein unbequemerer Weg ein Mehr an Aufmerksamkeit.Es ist daher wichtig zu hinterfragen, ob unser Wert für die Gesellschaftauch entsprechend gewürdigt worden ist und wird. Jedenfallsist feststellbar, dass er bisher zuwenig kommuniziert wurde. Jetzt istein verstärktes, lauteres Auftreten inder breiten Öffentlichkeit gefragt, einAufzeigen unserer Leistungen, eineVeranschaulichung unserer Kompetenzenund unserer nicht zu unterschätzenden vertrauensvollenund persönlichen Beziehung zu unseren Kunden. Deshalb sprecheich mich für ein verstärktes Auftreten der Apothekerschaft in derZukunft aus.Rehak: In der Vergangenheit wurde zudem zu wenig innerhalb desBerufsstands kommuniziert und auch von den Mitgliedern nicht indem gewünschten Ausmaß mitgetragen. Es gilt, sich mit den Apothekernzu solidarisieren und sie im Hinblick auf unsere Anliegen insBoot zu holen. Durch eine klare Strategie kann diesbezüglich eineÄnderung herbeigeführt werden. Von der Kammer wünsche ich mirmehr Kompromissbereitschaft und auch, dass Themen, deren Zuständigkeitenauf selbstständiger Seite liegen, stärker unterstütztwerden.„Tue Gutes und rede darüber. Unser Tunmuss gemeinsam mit den Mediendementsprechend kommuniziert werden.“P: Wird die Apothekerschaft durch patientenindividuelle Einzelverpackungenvon Medikamenten, das Blistern, gefährdet?Veitschegger: Das Blistern ist in Österreich unter Mitwirken derApothekerschaft entstanden, denn das Abpacken von Medikamentenund dasVorbereiten vonmundgerechterMedikation dient der Arzneimittelsicherheit. Letztendlich muss aberfestgestellt werden, dass das Ausblistern von Medikamenten enormeKosten verursacht und diese nicht von der Apothekerschaftübernommen werden können. Grundsätzlich ist man als Apothekerdazu aufgerufen, die Patienten über die Einnahme der Arzneimittelzu beraten und sie bei verschiedenen Therapiemaßnahmen zuunterstützen. Vor allem in einer Zeit, in der die Medikation immerkomplizierter wird, ist das portionierte Abpacken von Arzneimittelnvon enormem Vorteil – gerade bei vergesslichen und älteren Menschen.Arzneimittel müssen zum richtigen Zeitpunkt in der richtigenAbfolge in der richtigen Dosierung eingenommen werden, und esist Aufgabe der Apotheker, dafür bestehende Hilfsmittel zum Wohledes Kunden anzubieten.Rehak: Bei der Versorgung einer älter werdenden Bevölkerung bekommtdie Arzneimittelsicherheit eine immer größere Bedeutung.Hierfür ist die individuelle maschinell unterstützte Zusammenstellungder Tages- bzw. Wochenmedikation, die so genannte Verblisterung,das Mittel der Wahl. Die Verlagerung der Arzneimittelzusammenstellungvon beeinträchtigten Patienten, Angehörigenoder Betreuungspersonal in die Hand des maschinell unterstütztenApothekers vermindert die Medikationsfehlerdeutlich und erhöht dieEinnahmetreue der Patienten. PositiverNebeneffekt ist die Übernahmedes Medikamentenmanagementsdurch die Apotheke, wodurch eineintensivere Kommunikation mit dem Kunden über seine Medikationentsteht. Zur Verblisterung stehen zwei Systeme zur Verfügung: dieVersorgung von Heimen durch Blisterzentren im Auftrag der jeweiligenApotheke oder die Anschaffung eines Automaten einzelnerApotheken und die Belieferung von Heimen. Das Blistern ändertam geltenden Konzessionssystem der Apotheken nichts, welchesbesagt, dass Apotheken einen Nahversorgungsauftrag erfüllenmüssen. Anhand eines ermittelten Bedarfs wird eine entsprechendeAnzahl an Apotheken in einer Region eingerichtet. Durchbedarfsorientierte Systeme wie dieses wird die Arzneimittelversorgunggewährleistet. Einzig das Medikamentenmanagement ändertsich. Das führt dazu, dass man sich intensiver mit dem Patientenauseinandersetzt.Mag. pharm. Thomas Veitschegger<strong>periskop</strong>/51 [ 18 ]

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