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11. märz <strong>2012</strong><br />
zlatKO KOpljar<br />
K9 COmpaSSiOn, 2004<br />
KUltUmdepot Graz, aus: „Gestures of infinity“ (2007)<br />
ausstellung mitleid compassion<br />
Kulturzentrum bei den minoriten, 17. märz bis 13. mai <strong>2012</strong>.<br />
auswege<br />
(Die Reihe heißt, wie sie sein wird.)<br />
Der Liberale Ralf Dahrendorf, einer der besten Freunde von George Soros, hat gemeint, es<br />
könne geschehen, dass einer Gesellschaft die Ideen ausgehen – und was dann? Der<br />
rote Bert Brecht hat gedichtet, wer keine Hilfe weiß, soll den Mund halten. Pierre Bourdieu<br />
hat vor gut zehn Jahren gesagt, es sei noch nicht zu spät. An Ideen mangelt es gewiss nicht;<br />
den Mund zu halten wäre ein schwerer Fehler und höchste Zeit ist es auch. So viel zur<br />
Intention, zum Dazwischengehen dieser Reihe.<br />
egon Christian leitner wird an vier abenden von den Gästen (mit)erzählen und kurz, wo passend,<br />
aus seinem Sozialstaatsroman vorlesen, z.B. über pierre Bourdieu, den austromarxismus, über alternativnobelpreisträgerinnen,<br />
Hans peter pestalozzi, antike Staatsdenker, die psychologie der extremsituationen,<br />
die Geschichte der Wallstreet, die Kenosis und über das Helfen und nichthelfen. Die<br />
„auswege“-reihe soll nach möglichkeit fortgesetzt werden mit Gästen wie rupert neudeck, Christoph<br />
Butterwegge, Klaus Ottomeyer, Werner Vogt (bzw. dem Verein Sozialstaat Österreich), ekkehart<br />
Krippendorf, franz Schultheis, ernst Ulrich von Weizsäcker, jakob Uexküll und Claudia von Werlhof.<br />
DOnnerStaG, 15. märz <strong>2012</strong> / 19.30 Uhr<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i / eintritt frei<br />
Lesung + Gesprächigkeiten<br />
Egon Christian Leitner:<br />
Des Menschen Herz. Sozialstaatsroman<br />
lorenz Kabas begleitet musikalisch mit ludovico<br />
einaudi, Carlos Gardel, astor piazzolla, Baden powell.<br />
mittWOCH, 25. april <strong>2012</strong> / 19.30 Uhr<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i / eintritt frei<br />
Rolf Schwendter:<br />
Gesellschaftsbilder<br />
Von den alternativendenkerinnen paolo freire, ivan<br />
illich, antonio Gramsci, frantz fanon, mahatma<br />
Gandhi, franco Basaglia, ernst Bloch, Bertha von<br />
Suttner, johan Galtung u. a.; von alltag, zukunft,<br />
Devianz, Dritter/erster Welt.<br />
„Reiher und Pelikane waten durch Seerosenwiesen. Der Arm der Donaumündung schwillt<br />
an und ergreift das Cello. Die Strömung befreit es aus der Umarmung des Schilfs.<br />
In Mäandern geht es weiter gen Osten und hinaus ins Meer.“<br />
Ursula Wiegele<br />
mittWOCH, 30. mai <strong>2012</strong> / 17.30 Uhr<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i / eintritt frei<br />
Markus Marterbauer:<br />
Der Sozialstaat und seine Wirtschaft<br />
DienStaG, 5. juni <strong>2012</strong>, 19.30 Uhr<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i / eintritt frei<br />
Jutta Ditfurth:<br />
Worum es geht<br />
freitaG, 15. juni <strong>2012</strong>, 19.30 Uhr<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i / eintritt frei<br />
Adolf Holl:<br />
Staunen nur kann ich.<br />
Die Welt als Wunder<br />
KOnzept: egon Christian leitner, Birgit pÖlzl<br />
Unterstützt durch die grüne Akademie und durch die Plattform 25.<br />
eGOn CHriStian leitner<br />
foto: johannes rauchenberger<br />
Lesung + Gesprächigkeiten<br />
Egon Christian Leitner:<br />
Des Menschen Herz. Sozialstaatsroman<br />
DOnnerStaG, 15. märz <strong>2012</strong> / 19.30 Uhr / imCubus, mariahilferplatz 3/i / eintritt frei<br />
Gitarre: lorenz KaBaS / mODeratiOn: Birgit pÖlzl<br />
Wie einen roman über misshandlung vorstellen,<br />
ohne zu instrumentalisieren und ohne zu<br />
sentimentalisieren? Wie empathie und kritisches<br />
Bewusstsein zusammenbringen, wie Verstand<br />
und Vertrauen? indem man die in egon Christian<br />
leitners Sozialstaatsroman implizit und explizit<br />
formulierten Signale und Hinweise beherzigt<br />
und die erzählten einzelschicksale auf ein gesellschaftliches<br />
Ganzes bezieht. tätig also wird.<br />
Denn - das ist das Credo des erzählers und der<br />
Schlüssel zu einer angemessenen rezeption:<br />
menschen sind lernfähig und gut, wenn man sie<br />
es sein lässt, und Systeme sind änderbar, wenn<br />
man sich ihrem Verhängnis nicht fügt.<br />
Optisch kommt egon Christian leitners romantrilogie<br />
„Des menschen Herz“ gewichtig daher:<br />
dreibändig im Schuber, rot-schwarz-gold, und<br />
auf über 1000 Seiten. Die inszenierung steht ironisch<br />
in Spannung zum erzählten, das viel will,<br />
nur eines nicht: staatstragend und affirmativ<br />
sein. Oder man wendet das Ganze ins positive<br />
und sagt: die in diesen leinengebundenen<br />
prachtbänden explizit beschriebenen und implizit<br />
erzählten alternativen sollen staatstragend<br />
werden, von da her das opulente Gewand. Sozialstaatsroman<br />
jedenfalls steht zwischen dem<br />
übertitel und den titeln der einzelbände „lebend<br />
kriegt ihr mich nie“ (Band i), „furchtlose inventur“<br />
(Band ii), „tagebücher 2004 -2011“ (Band iii).<br />
Die Bezeichnung Sozialstaatsroman erinnert<br />
an die Bezeichnung Staatsroman, diese vor<br />
allem im Barock beliebte Gattung, die das idealbild<br />
eines Staates entwarf und fiktional dann als<br />
verwirklicht vorführte. auch gab es verschiedene<br />
entwicklungen, der Staatsroman konnte in der<br />
tradition des fürstenspiegels stehen, sich der<br />
Satire nähern, als Utopie ausgefaltet sein, wie<br />
in thomas morus´“Utopia“ oder ab der moderne<br />
anti-Utopie sein wie a. Huxleys „Brave new<br />
World“ oder G. Orwells „1984“. Was egon Christian<br />
leitners Sozialstaatsroman mit den Utopien<br />
und anti-Utopien der Staatsromane verbindet,<br />
sind der pädagogische anspruch, die folie eines<br />
humanistischen programms und mithin der<br />
Glaube an die Wandlungs- und fortschrittsfähigkeit<br />
von individuum und Gesellschaft, auch<br />
wenn die figuren des Sozialstaatsromans allzu<br />
gerne ihre Haut retten und in ihren idyllen und<br />
anti-idyllen unbehelligt bleiben und sich deshalb<br />
arrangieren und wegschauen und ärgste<br />
missstände und schrecklichste misshandlungen<br />
dulden. in „lebend kriegt ihr mich nie“ wird das<br />
martyrium eines Kindes, das sich vor den augen<br />
eines ganzen Ortes abspielt, erzählt: alle werden<br />
unmittelbar und mittelbar zeugen der misshandlungen,<br />
immer und immer wieder werden<br />
sie zeugen der misshandlungen, ohne einzugreifen.<br />
aus angst, aus Ohnmacht, aus ignoranz, aus<br />
mangelnder empathie, aus trägheit - die motive<br />
variieren, die Hölle bleibt, bis der Vater stirbt.<br />
Und Hölle ist dort, impliziert der autor, wo keiner<br />
hilft, beschützt, zu recht verhilft. alles liebe und<br />
gute menschen, kommt der erzähler nicht umhin,<br />
wieder und wieder zu sagen, mit einem Stich<br />
ins zynische.<br />
Und doch bleiben die zurückhaltung, der weitgehende<br />
Verzicht auf Sarkasmen, die formale<br />
„An Rändern der Autobahn<br />
warten schon Krähen<br />
auf Quereinsteiger"<br />
Joachim G. Hammer<br />
11. märz <strong>2012</strong><br />
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