krankenhaus technik - kma Online
krankenhaus technik - kma Online
krankenhaus technik - kma Online
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Sicherheit<br />
Deutschland – dass es im Brandfall<br />
mit dem Feuerlöscher beherzt zur<br />
Tat schreitet, hält Prein für schieren<br />
Wahnsinn. Wenn Schwestern oder<br />
Pfleger eine Zimmertüre öffnen, aus<br />
der es bereits qualmt, seien sie vermutlich<br />
ohnehin zu spät dran, um mit<br />
dem Feuerlöscher noch etwas auszurichten.<br />
„Sie öffnen“, so Prein, „stattdessen<br />
die sprichwörtliche Büchse der<br />
Pandora.“ Der Rauch breite sich dann<br />
unter Umständen schnell auf der ganzen<br />
Station aus, statt ein oder zwei<br />
Menschenleben stünden plötzlich<br />
viele auf dem Spiel.<br />
Ganz anders als in Deutschland lerne<br />
das Pflegepersonal französischer Krankenhäuser<br />
deshalb abzuschätzen, ob<br />
es im Ernstfall Sinn macht, ein Zimmer<br />
überhaupt noch zu betreten. Dort<br />
hätten Schwestern und Pfleger klare<br />
Vorgaben und Standards, wie sie im<br />
Brandfall und auch bei anderen Katastrophenereignissen<br />
vorgehen sollen<br />
und müssen und bekommen dabei<br />
auch ihre Grenzen vermittelt, berichtet<br />
Prein. Und genau daran – an den<br />
Standrads und dem Aufzeigen der<br />
Grenzen des Machbaren – hapere es in<br />
Deutschland. Abgesehen davon seien<br />
Rauchmelder in französischen Krankenzimmern<br />
Vorschrift. Sie seien zwar<br />
nicht bei der Feuerwehr aber in einer<br />
ständig besetzten <strong>krankenhaus</strong>internen<br />
Sicherheitszentrale aufgeschaltet. Auch<br />
in diesem Punkt seien uns die Franzosen<br />
klar voraus, meint Prein.<br />
Nachholbedarf<br />
Man solle in deutschen Krankenhäusern<br />
durchaus auf den einen oder anderen<br />
Feuerlöscher und die dazugehörigen<br />
Übungen verzichten und stattdessen lieber<br />
in sinnvollere Maßnahmen investieren,<br />
ist sein Standpunkt. Das sei auch<br />
den zuständigen Brandschutzbehörden<br />
längst klar, nur öffentlich aussprechen<br />
traue sich das niemand.<br />
Großen Nachholbedarf attestiert Prein<br />
den deutschen Krankenhäusern vor<br />
allem im organisatorischen Brandschutz.<br />
Ein automatisches Alarmierungssystem,<br />
das die dienstfreien<br />
Kräfte im Notfall schnell und ohne<br />
großen Aufwand in die Klinik ruft,<br />
hält er beispielsweise für unerlässlich.<br />
In vielen Krankenhäusern gebe<br />
es zwar mehr oder meist eher weniger<br />
aktuelle Listen mit Privat- und Handynummern.<br />
Dass die Schwestern diese<br />
im Ernstfall mühsam abtelefonieren,<br />
hält er jedoch für ebenso utopisch wie<br />
das Löschen von Zimmerbränden mit<br />
Feuerlöschern. Die Alarmierung müsse<br />
automatisch erfolgen.<br />
Darüber hinaus fehlen laut Prein in<br />
den meisten Krankenhäusern Standards<br />
und klare Handlungsanweisungen<br />
für Katastrophenereignisse. Das<br />
Personal und auch die externen Hilfs-<br />
Checkliste Schadens-, Alarmierungs-<br />
und Räumungskonzept<br />
kräfte brauchen unmissverständliche<br />
Verhaltenskonzepte und -vorgaben<br />
für jeden denkbaren Ernstfall – realistische<br />
Szenarien wohlgemerkt – und<br />
müssen diese auch regelmäßig üben.<br />
Auch im baulichen und anlagentechnischen<br />
Brandschutz, meint Lutz Battran,<br />
Vorstandsmitglied in der Vereinigung<br />
der Brandschutzplaner, werde noch viel<br />
Geld für oft wenig zielführende oder<br />
sogar kontraproduktive Maßnamen<br />
verheizt. „Da steckt man zum Beispiel<br />
beachtliche Summen in die Aufrüstung<br />
einer Brandschutzdecke von F 60 auf<br />
F 90, obwohl in einem Krankenzimmer<br />
nach eineinhalb Stunden ohnehin<br />
nichts mehr brennt, und überpowert so<br />
für teures Geld einzelne Aspekte des<br />
Brandschutzes, während andere völlig<br />
unberücksichtigt bleiben.“ Auch er<br />
1. Liegt grundsätzlich ein Schadens-, Alarmierungs- und Räumungskonzept<br />
(SAR) mit der Zuordnung von Funktionen vor?<br />
2. Ist dieses SAR-Konzept mit den Behörden und Feuerwehren/Rettungsdiensten<br />
abgestimmt?<br />
3. Wurde das SAR-Konzept auch mit anderen Krankenhäusern aus<br />
dem Nahbereich abgestimmt?<br />
4. Sind alle Mitarbeiter bestimmten Funktionsbereichen zugeordnet?<br />
5. Besteht eine kurze schriftliche Einweisung für jede/n Funktion/<br />
Funktionsbereich innerhalb des SAR-Konzepts?<br />
6. Besteht eine aktuelle gesicherte und schnelle innere und äußere<br />
Alarmierung für die Mitarbeiter (Funktionen)?<br />
7. Gibt es klare Anweisungen/Zuweisungen von Parkflächen für Mitarbeiter,<br />
die von außen kommen?<br />
8. Bestehen klare Anweisungen über die Art und den Ort der Rückmeldung<br />
für Mitarbeiter, die von außen kommen?<br />
9. Ist der Ort für die Führungskräfte des Krankenhauses gemäß des<br />
SAR-Konzeptes festgelegt und weist dieser die entsprechenden<br />
technischen Einrichtungen auf?<br />
10. Ist die Brandschutzordnung in den Teil B und C auf das SAR-Konzept<br />
abgestimmt und aktuell?<br />
11. Sind die Flucht- und Rettungswegpläne sowie die Feuerwehrpläne<br />
aktuell?<br />
12. Wurden/Werden die Funktionen und der Ablauf gemäß des SAR–<br />
Konzeptes regelmäßig geübt?<br />
13. Wird dieses SAR-Konzept regelmäßig (mindestens einmal jährlich)<br />
den örtlichen/personellen Bedingungen angepasst?<br />
10 <strong>krankenhaus</strong><strong>technik</strong> Oktober 2011 | 5. Jg.