krankenhaus technik - kma Online
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Sicherheit<br />
Schneeräumurteil<br />
Die Verkehrsicherungspflicht zwingt Immobilienbesitzer zum<br />
Schneeräumen und Streuen. Die Aufgabe kann an einen Dienstleister<br />
vergeben werden, die Verantwortung dafür, dass das auch<br />
zuverlässig geschieht, jedoch nicht. Die Aufsichtspflicht bleibt<br />
beim Auftraggeber. Er muss sicherstellen, dass in seiner Liegenschaft<br />
niemand zu Schaden kommt und die Dienste eines<br />
externen Unternehmens entsprechend kontrollieren. Gerichtlich<br />
bestätigt wurde das im so genannten Schneeräumurteil.<br />
wann geräumt und gestreut werden.<br />
So wissen alle, auf welchen Wegen<br />
sie wann sicher an ihren Arbeitsplatz<br />
kommen und wie sie das Krankenhaus<br />
auch wieder ohne Rutschgefahr<br />
verlassen können. Ein wichtiges Thema<br />
sei in diesem Zusammenhang die<br />
entsprechende Unterweisung und Information<br />
sowohl der Mitarbeiter im<br />
Winterdienst als auch der Klinikmitarbeiter,<br />
räumt Paulus ein und natürlich<br />
auch das rechtzeitige Miteinbeziehen<br />
aller Beteiligten in die Ausarbeitung<br />
des Konzeptes. Nur so könne man gewährleisten,<br />
dass alle mitmachen und<br />
am selben Strang ziehen.<br />
Haupteinsatzzeiten für „seinen“ Winterdienst<br />
in einer Klinik im Schwarzwald<br />
sind zwischen vier und zehn Uhr<br />
morgens und fünf bis neun Uhr am<br />
Abend, die Stoßzeiten eben. Dann, so<br />
Paulus, sei die Tagschicht weg und die<br />
Nachtschicht im Haus. „Wenn es ausdauernd<br />
schneit, muss aber natürlich<br />
auch untertags weiter geräumt und<br />
gestreut werden. Darüber hinaus gibt<br />
es Gebäudeverbindungen, die auch<br />
nachts freigehalten werden müssen.<br />
Welche das sind, gilt es mit den Mitarbeitern,<br />
die sie für ihre Arbeit brauchen,<br />
zu ermitteln.“<br />
Durch den ständigen Wechsel von<br />
Tauwetter und Frost schmückte der<br />
letzte Winter nicht nur Krankenhäuser<br />
mit gigantischen Eiszapfen. Auch die<br />
zuverlässige und fachkundige Beseitigung<br />
dieser Gefahrenquelle müsse im<br />
Vorhinein geregelt sein, erinnert Paulus,<br />
der in seinem Winterdienstplan so<br />
wenig wie möglich dem Zufall überlässt.<br />
So hat er auch geregelt, wo der<br />
Schnee hingeschoben werden muss,<br />
damit er niemanden behindert und<br />
dafür gesorgt, dass die Mitarbeiter<br />
nicht über Schneewälle hinwegturnen<br />
müssen, die der Schneepfl ug wieder<br />
aufhäuft, nachdem die Gehwege geräumt<br />
wurden.<br />
Gelassen bleiben<br />
Aus demselben Grund hat Andreas<br />
Fichtl, der im Klinikum Garmisch-<br />
Partenkirchen zu Füßen von Alp- und<br />
Zugspitze den Winterdienst managt,<br />
mit den Fahrern der städtischen<br />
Schneeräumfahrzeuge vereinbart, dass<br />
sie an gewissen Stellen ihre Schilde<br />
auf die gegenüberliegende Straßenseite<br />
richten, so dass die Schneehäufen<br />
nicht auf der Klinikseite zum Liegen<br />
kommen und dort die unter Umständen<br />
bereits geräumten Zugänge und<br />
Zufahrten zur Klinik wieder versperren.<br />
Er beginnt bereits im Juli damit,<br />
seine Klinik auf den Winter vorzubereiten.<br />
Mitten im Hochsommer bestellt<br />
er Streusalz, weil es da am billigsten ist.<br />
„Der Preis richtet sich auch hier nach<br />
Angebot und Nachfrage. Darum sind<br />
die Streumittel im Oktober, wenn alle<br />
bestellen viel teurer“, lautet ein Tipp<br />
aus der winterdiensterprobten Fast-<br />
Olympia-Stadt 2018.<br />
Fichtl kann auf sieben Mitarbeiter<br />
der Technischen Abteilung zugreifen,<br />
um das weitläufi ge Klinikgelände von<br />
Schnee und Eis zu befreien – im Notfall<br />
auch mal mehr, denn rund um das<br />
Garmisch-Partenkirchener Krankenhaus<br />
gibt es sehr viele Kleinfl ächen,<br />
die nur mit der Hand geräumt werden<br />
können. Da das Klinikum nur ein<br />
kleineres Räum- und Streufahrzeug<br />
besitzt, nimmt man für die Parkplätze<br />
und die größeren Zufahrten einen<br />
externen Dienst in Anspruch. Je nach<br />
Neuschneemenge beginnt dieser ab<br />
drei Uhr selbständig. Für die Internen<br />
beginnt der Dienst um fünf Uhr<br />
morgens. Einer von ihnen kommt in<br />
die Klinik, prüft vor Ort, was und wie<br />
viel zu tun ist, die anderen haben Rufbereitschaft<br />
und können nach Bedarf<br />
mit dazu geholt werden. Sie wissen,<br />
dass zunächst natürlich die Zugänge<br />
und Zufahrten zur Notaufnahme<br />
und zum Haupteingang, dann zu den<br />
medizinischen Stationen und schließlich<br />
zu den Verwaltungsgebäuden von<br />
Schnee und Eis befreit werden müssen.<br />
Diese Themen gehen die Garmisch-<br />
Partenkirchner sehr pragmatisch an,<br />
so wie der Umgang mit Schnee und Eis<br />
dort generell ein sehr unaufgeregter zu<br />
sein scheint – auch das vielleicht ein<br />
wichtiger Aspekt beim Thema Winterdienst:<br />
Schnee als natürliches jahreszeitliches<br />
Phänomen zu betrachten<br />
und nicht als unerwarteten und nicht<br />
zu tolerierenden Ausnahmezustand.<br />
Nachahmenswert scheint auch das so<br />
genannte Winterdiensttagebuch des<br />
Klinikums Garmisch-Partenkirchen.<br />
Die Mitarbeiter dokumentieren darin<br />
täglich die aktuelle Wetterlage, wann<br />
und mit wie viel Personal der Winterdienst<br />
ausgeführt wird. „Kommt es<br />
trotz aller Vorkehrungen tatsächlich zu<br />
Unfällen, können wir auch noch Monate<br />
später, wenn dann die Versicherungen<br />
auf uns zukommen, nachweisen,<br />
dass wir unserer Sorgfaltspfl icht nachgekommen<br />
sind“, erklärt Fichtl.<br />
Maria Thalmayr<br />
14 <strong>krankenhaus</strong><strong>technik</strong> Oktober 2011 | 5. Jg.<br />
Foto: Fotolia (Smit)