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Ausgabe April 2011 Landesverband Hamburg Und Landesverband

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<strong>Landesverband</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />

Der Mittelstand – Deutschlands Rückgrat<br />

Sie sind Handwerksmeister, Mittelständ -<br />

ler und erfolgreicher Unternehmensgründer.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Ich wollte schon immer Handwerker<br />

werden und habe ursprünglich Feinme<br />

chaniker gelernt. Wegen eines Ingenieurstudiums<br />

kehrte ich nach <strong>Hamburg</strong><br />

zurück und finanzierte meine Aus -<br />

bildung, indem ich in die Gebäude rei -<br />

nigung ging. Da konnte man wunderbar<br />

von fünf bis acht Uhr arbeiten und<br />

danach zur Schule gehen. Als meine<br />

Mutter früh verstarb, nahm das Le ben<br />

jedoch eine Wende, und die Arbeit in der<br />

Gebäudereinigung verdrängte das In -<br />

genieurstudium. Anschließend studier -<br />

te ich Betriebswirtschaft und gründete<br />

den eigenen Betrieb in <strong>Hamburg</strong>.<br />

Später übernahm ich den Familienbetrieb<br />

in Wien – daher sind wir im Norden<br />

Deutschlands und in Wien vertreten.<br />

Heute arbeiten 16 Firmen für uns,<br />

von der Softwareentwicklung über ein<br />

Schulungszentrum bis eben zur Gebäudereinigung.<br />

Was waren die Wendepunkte in Ihrer<br />

unternehmerischen Laufbahn?<br />

Die größte Schwierigkeit bei einer Firmengründung<br />

ist, dass sie ohne Referenzen<br />

keinen Kunden bekommen, und<br />

ohne Kunden haben sie keine Referenzen.<br />

Damit ist es schwer, in einen Markt<br />

hinein zu kommen. Ein Manager bei<br />

Siemens gab mir die erste Chance. Ein<br />

mutiger Mensch, wie man ihn heute<br />

selten findet; denn heute sichert sich<br />

jeder lieber dutzendfach ab. Für mich<br />

war das ein wichtiger Wendepunkt.<br />

Was ist Ihre unternehmerische Vision,<br />

worüber sprechen wir in 10 Jahren?<br />

Unsere Führungsmannschaft hat sich<br />

schon vor fünf Jahren Gedanken ge -<br />

macht, wohin Mittelstand und Handwerk<br />

gehen. Wir kamen zu dem Schluss,<br />

8<br />

INTERVIEW<br />

Mit über 15.000 Betrieben ist das Handwerk eine tragende Säule des <strong>Hamburg</strong>er<br />

Mittelstands. Sie sorgen für Lebensqualität und sind ein bedeutender Wirtschafts -<br />

faktor. Was verbindet Handwerk und Soziale Marktwirtschaft? Wie schwer ist es,<br />

ein Unternehmen zu gründen? Was tut die Politik für die vielen, oft sehr kleinen<br />

Betriebe? Im Rahmen unserer Reihe „Der Mittelstand – Deutschlands Rückgrat“<br />

sprachen wir mit Josef Katzer, Gründer und Geschäftsführer der Gebäude reini -<br />

gungsfirma Katzer GmbH und Präsident der <strong>Hamburg</strong>er Handwerkskammer.<br />

Katharina Ulmer im Gespräch mit Josef Katzer<br />

dass es viel mehr aus einer Hand geben<br />

muss. Wenn der Kunde einen Flur ge -<br />

strichen haben will, dann möchte er,<br />

dass auch gleichzeitig die Steckdose<br />

gewechselt und die Lampe erneuert<br />

wird. Auf unser Unternehmen bezogen,<br />

haben wir daher das klare Ziel: Alles,<br />

was handwerksbezogen mit Immobilien<br />

zu tun hat, möchten wir abdecken.<br />

Was treibt Sie, sich immer wieder neben<br />

der beruflichen, auch der ehrenamtlichen<br />

Verantwortung zu stellen?<br />

Menschen, die Verantwortung übernehmen,<br />

sind die Basis unserer Gesellschaft.<br />

Das fängt nicht erst beim Prä -<br />

sidenten der Handwerkskammer an,<br />

sondern bei der Freiwilligen Feuerwehr,<br />

beim Roten Kreuz, beim Sport. Für mich<br />

ist es zwar auch die Dankbarkeit, in un -<br />

serer Gesellschaft leben zu dürfen, Ge -<br />

schäfte machen zu können und Wohl -<br />

stand zu erleben. Vor allem aber ist es<br />

die Überzeugung, dass Gesellschaft nur<br />

dann funktioniert, wenn viele bereit<br />

sind, sich einzubringen. Insofern ist es<br />

nicht die Frage was treibt, sondern<br />

Engagement ist eine Selbstverständlichkeit.<br />

Für Ludwig Erhard war Soziale Marktwirtschaft<br />

vor allem eine geistige Haltung.<br />

Wie stehen Sie heute als Unternehmer<br />

dazu?<br />

Ich sage es an jeder Stelle, wo ich die<br />

Chance habe, fürs Handwerk zu sprechen:<br />

Handwerk, das ist eine Lebens -<br />

einstellung. Das ist die Art, wie man die<br />

Dinge betrachtet und eben nicht die<br />

Frage nach der maximalen Rendite.<br />

Man geht in eine Lehre, bekommt viel<br />

Wissen in einem bestimmten Gebiet,<br />

wird Meister, macht sich selbständig<br />

und will damit Erfolg haben. Aber nicht,<br />

weil man fragt, wo verdiene ich am<br />

meisten. Renditedenken müssen wir im<br />

Handwerk immer erst wieder einbringen,<br />

denn viele Handwerker wollen einfach<br />

nur das machen, worin sie Erfüllung<br />

finden. <strong>Und</strong> genau das ist geistige<br />

Haltung im Erhardschen Sinn.<br />

Welche Veränderung in der Haltung<br />

unserer Politiker wünschen Sie sich?<br />

Ich wünsche mir, dass Mittelstand und<br />

Handwerk als die Rohdiamanten er -<br />

kannt werden, die sie sind – und das<br />

nicht nur in Krisenzeiten. Da lobt jeder<br />

den Mittelstand, aber sobald es uns<br />

besser geht, gerät das wieder in den<br />

Hintergrund. Es mag leichter sein, in<br />

einem Großunternehmen gleichzeitig<br />

100.000 Menschen anzusprechen, als<br />

sich mit vielen kleinen Betrieben auseinander<br />

zu setzen. Aber das ist wichtig,<br />

denn 80 Prozent der Beschäftigten<br />

arbeiten im Mittelstand, und Mittelstand<br />

und Handwerk sind lokal orientiert.<br />

Mein Schlosser an der Ecke schafft<br />

hier bei uns Werte und Arbeitsplätze.<br />

Ich wünsche mir, dass man in der Politik<br />

so denkt, wie Handwerk denkt: solide,<br />

langfristig, qualitätsorientiert und<br />

nachhaltig.<br />

Katharina Ulmer

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