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Bürgermedien, Neue Medien, Medienalternativen

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<strong>Bürgermedien</strong>, <strong>Neue</strong> <strong>Medien</strong>, <strong>Medien</strong>alternativen<br />

unter dem Druck Hugenbergs herausgebildet hatte, war 1933 ein<br />

willkommenes und leicht zu beherrschendes Objekt totalitärer<br />

Pressepolitik.“<br />

Gegenüber der täglichen Millionenauflage der Blätter, die direkt<br />

oder indirekt von Hugenberg abhingen, nahmen sich die liberalen<br />

und sozialdemokratischen Zeitungen mit ihren Auflagen von 50.000<br />

bis 100.000 unbedeutend aus. Seit der Abspaltung von der SPD<br />

übernahm die KPD die Hauptrolle in der Arbeiterpresse. Die „Rote<br />

Fahne“, 1918 von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gegründet,<br />

erreichte 1932 eine Auflage von 130.000. Willi Münzenberg versuchte,<br />

einen kommunistischen Gegenkonzern von Verlagen, Zeitungen,<br />

Zeitschriften und Filmindustrie zu Hugenberg zu schaffen. Er erreichte<br />

immerhin Auflagen von 100.000 („Welt am Abend“) bis<br />

400.000 („Arbeiter-Illustrierte Zeitung“, kurz „AIZ“).<br />

Demgegenüber erreichten die kleinen und kleinsten Zeitungen<br />

und Zeitschriften, die kurzzeitig in der Phase der Räterepublik aufblühten,<br />

nur winzige Teile der Bevölkerung – Schriften wie etwa der<br />

anarchistische Münchner „Ziegelbrenner“, der von 1917 bis 1921<br />

erschien, und dessen Herausgeber und Autor Ret Marut wahrscheinlich<br />

mit dem späteren Schriftsteller B. Traven identisch ist (was das<br />

Problem um B. Travens Identität nicht löst – denn wer war Ret<br />

Marut?). Die „Weltbühne“, wie Siegfried Jacobsohns „Schaubühne“<br />

nach dem Krieg hieß, erreichte unter Kurt Tucholsky und Carl von<br />

Ossietzky mit einer Auflage von nicht einmal 10.000 Exemplaren ein<br />

zwar intellektuelles, politisch und kulturell interessiertes, aber gleichwohl<br />

zahlenmäßig unbedeutendes Publikum.<br />

Wichtiger, vor allem in der Endphase der Weimarer Republik,<br />

waren die Plakate und Flugblätter. Sie standen im Dienst der tagespolitischen<br />

Auseinandersetzung zwischen Sozialdemokraten, Kommunisten<br />

und Nationalsozialisten. Berühmt sind die Wahlplakate der<br />

Sozialdemokraten, so eines, das nur Hitlers aufgerissenen Mund unter<br />

dem kleinen schwarzen Bart zeigt – oder eines, das den „Arbeiter im<br />

Reich des Hakenkreuzes“ zeigt, nämlich aufs Rad geflochten.<br />

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