Kosten der Demenz in der Schweiz - Alzheimer Europe
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7. Synthese ECOPLAN<br />
7 Synthese<br />
7.1 Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />
Die vorliegende Studie hat unter Verwendung verschiedener Quellen die <strong>Kosten</strong> für Spital,<br />
Heim, Spitex, Hausarzt, Medikamente, <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Diagnostik (Memory Cl<strong>in</strong>ics) und die<br />
<strong>in</strong>formelle Pflege von demenzkranken Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> geschätzt und zu den Kos-<br />
ten <strong>der</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> aggregiert. Die notwendigen Annahmen wurden nach dem<br />
Grundsatz „so realistisch wie möglich, im Zweifelsfall jedoch konservativ“ getroffen und mit<br />
Fachexperten validiert. Aufgrund <strong>der</strong> vorsichtigen Annahmen ist anzunehmen, dass die Kos-<br />
ten <strong>der</strong> <strong>Demenz</strong> eher unter- als überschätzt s<strong>in</strong>d. Dies gilt auch deshalb, weil verschiedene<br />
<strong>Kosten</strong>arten gar nicht monetär erfasst werden konnten.<br />
Die Ergebnisse zeigen entsprechend den Erwartungen, dass die direkten Behandlungskos-<br />
ten <strong>der</strong> <strong>Demenz</strong> ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d. Über 90% <strong>der</strong> <strong>Kosten</strong> s<strong>in</strong>d Betreuungskosten, knapp die Hälfte<br />
davon macht die geleistete Pflege <strong>der</strong> Angehörigen aus, wenn diese so wie <strong>in</strong>ternational<br />
gebräuchlich nach dem Marktkostenansatz bewertet wird (vgl. Tabelle 6-1). Die grosse Be-<br />
deutung <strong>der</strong> <strong>in</strong>formellen Pflege ist konsistent mit <strong>in</strong>ternationalen Studien, <strong>in</strong> denen die Ange-<br />
hörigenpflege meist für die Hälfte o<strong>der</strong> mehr <strong>der</strong> <strong>Kosten</strong> verantwortlich ist. Die Gesamtkosten<br />
<strong>der</strong> <strong>Demenz</strong> s<strong>in</strong>d also stark abhängig von <strong>der</strong> Bewertung dieser unbezahlten Arbeit. Mit dem<br />
Marktkostenansatz wird ausgedrückt, welche zusätzlichen <strong>Kosten</strong> das Gesundheitswesen<br />
f<strong>in</strong>anzieren müsste, wenn die Angehörigen diese Pflege- und Betreuungsarbeit nicht mehr<br />
leisten würden. Aufgrund <strong>der</strong> demographischen Entwicklung ist davon auszugehen, dass die<br />
familiäre Unterstützung künftig noch stärker gefor<strong>der</strong>t se<strong>in</strong> dürfte. Das Gesundheitswesen hat<br />
also e<strong>in</strong> Interesse, die Angehörigen mit Beratung und Entlastungsangeboten zu unterstützen,<br />
damit diese auch weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, diese Aufgabe zu meistern.<br />
Die Gegenüberstellung <strong>der</strong> Durchschnittskosten pro <strong>Demenz</strong>patient für unterschiedliche Be-<br />
treuungsformen bzw. nach Schweregrad zeigt, dass beide Versorgungsformen auch aus<br />
<strong>Kosten</strong>sicht ihre Berechtigung haben. So ist e<strong>in</strong>e Heimplatzierung bei e<strong>in</strong>er schweren De-<br />
menz kosteneffizienter als die Betreuung zu Hause. Die Resultate weisen darauf h<strong>in</strong>, dass es<br />
aus e<strong>in</strong>er gesellschaftlichen Perspektive von Vorteil ist, wenn Menschen mit e<strong>in</strong>er leichten bis<br />
mittleren <strong>Demenz</strong> zu Hause betreut werden und die Betreuung im Heim erst bei fortgeschrit-<br />
tener Krankheit beansprucht wird. Die <strong>Schweiz</strong>er Ergebnisse decken sich <strong>in</strong> dieser Frage mit<br />
den <strong>in</strong>ternationalen Befunden (vgl. Kap. 3.1). Erfreulicherweise entspricht auch die heutige<br />
Praxis <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> weitgehend dem aus Ressourcensicht optimalen Verhalten.<br />
Die <strong>Kosten</strong> <strong>der</strong> <strong>Demenz</strong> werden aufgrund <strong>der</strong> demographischen Alterung künftig beträchtlich<br />
zunehmen. Gemäss dem mittleren Szenario zur Bevölkerungsentwicklung <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> 2005-<br />
2050 verdreifacht sich die Zahl <strong>der</strong> 80-Jährigen und Älteren im Zeitraum von 2004 bis 2050<br />
von 4% auf 12% <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung. Selbst wenn die Sterblichkeit auf dem Stand von<br />
2005 stagnieren würde, würde <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> über 80-Jährigen an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />
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