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ZNS - Zahnärztlicher Bezirksverband Schwaben

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2-08<br />

Gesundheitsfonds =<br />

Staatsmedizin + weniger Honorar<br />

Sie erinnern sich sicher noch an den monatelangen<br />

Streit zwischen CDU/CSU<br />

und SPD über Kopfpauschale und Bürgerversicherung.<br />

Gefunden wurde ein<br />

Kompromiss mit den schlechten Eigenschaften<br />

beider Theorien: der Gesundheitsfonds.<br />

Der Gesundheitsfonds soll<br />

die unterschiedliche Finanzkraft der Kassen<br />

ausgleichen. Ab 2009 gehen die Beiträge<br />

von Versicherten und Arbeitgebern<br />

sowie die wachsenden Steuermittel für<br />

die Krankenversicherung der Kinder an<br />

den so genannten „Nationalen Gesundheitsfonds“.<br />

Dieser teilt einheitliche<br />

Pauschalen von 150 bis 170 Euro pro<br />

Versichertem modifiziert nach Alter,<br />

Geschlecht und bestimmten Krankheitsfaktoren<br />

zu. Kommt eine Krankenkasse<br />

mit den Mitteln aus dem Gesundheitsfonds nicht aus,<br />

muss sie von ihren Mitgliedern eine eigene „Zusatzprämie“ erheben.<br />

Das will natürlich jede Krankenkasse vermeiden, da sie<br />

sonst Mitglieder an günstigere Kassen verlieren könnte. Je höher<br />

also der erste einheitliche Beitragssatz für den Fonds 2008<br />

ist, desto besser sind die Chancen für alle Kassen, keine Zusatzprämie<br />

erheben zu müssen. Zuschläge für überdurchschnittlich<br />

viele alte und kranke Versicherte sollen die unterschiedlichen<br />

Risikostrukturen der Kassen ausgleichen. Der<br />

Bund hat festgelegt, den Beitragssatz für alle Kassen zum<br />

1. November erstmals einheitlich festzulegen. Ab 1. Januar<br />

2009 rechnen Experten mit einem Beitragssatz von 15,5 Prozent.<br />

Jetzt meldete sich die Initiative „Neue Soziale Marktwirtschaft“,<br />

eine überparteiliche Reformbewegung von Bürgern,<br />

Wissenschaftlern, Unternehmern und Verbänden zu Wort, die<br />

sich einsetzt für mehr Wettbewerb und Arbeitsplätze unter<br />

dem Gesichtspunkt der sozialen Marktwirtschaft. Das in München<br />

ansässige Institut für Gesundheitsökonomie (IfG) hat für<br />

die Initiative eine Studie zum Gesundheitsfonds erstellt. Laut<br />

IfG ist der Großteil der GKV-Mitglieder (44 Millionen) negativ<br />

betroffen. Sie müssten mit zusätzlichen Beitragszahlungen von<br />

bis zu 712 Euro im Jahr rechnen. Lediglich bei 5,5 Millionen<br />

würde der Beitrag um bis zu 259 Euro im Jahr sinken, weil sie<br />

derzeit höhere Sätze als die 15,5 Prozent zahlen. IfG-Direktor<br />

Prof. Günter Neubauer spricht von falschen Anreizen durch<br />

den Gesundheitsfonds. „Die Kassen hätten ein Interesse daran,<br />

ihre Ausgaben nach oben zu treiben. Je größer die Ausga-<br />

ben in diesem Jahr, umso höher ist der<br />

Beitragssatz 2009“, wird er im „Handelsblatt“<br />

zitiert.<br />

Und welche Auswirkungen hat der Gesundheitsfonds<br />

auf uns niedergelassene<br />

Zahnärzte und Ärzte? Die Krankenkassen<br />

werden natürlich alles versuchen, um<br />

ihren Versicherten die Zusatzprämie zu<br />

ersparen und versuchen, bei ärztlichen<br />

und zahnärztlichen Leistungen zu sparen.<br />

Genaue Zahlen liefert dazu die<br />

KZV Baden-Württembergs. 80 Millionen<br />

Euro, so die Prognose, würden pro Jahr<br />

für die zahnmedizinische Behandlung<br />

der GKV-Versicherten in Baden-Württemberg<br />

fehlen, wenn der Gesundheitsfonds<br />

wie gesetzlich festgelegt ab 2009<br />

kommt. Auch die KZV Bayerns bestätigt, dass 1,5 Milliarden<br />

Euro aus dem bayerischen Gesundheitswesen abfließen würden.<br />

Grund ist in beiden Fällen das hohe Einkommensniveau in<br />

Bayern und Baden-Württemberg im Vergleich zu anderen Bundesländern<br />

und die hohe Beschäftigungsquote – sprich mehr<br />

Beitragszahler. Dagegen steht die bereits genannte bundeseinheitliche<br />

Pauschale aus dem Gesundheitsfonds. Unter dem<br />

Strich wird mehr Geld aus Bayern abfließen, die Kassen in Bayern<br />

werden weniger Einnahmen haben und damit weniger<br />

Geld für (zahn)ärztliche Leistungen ausgeben und somit<br />

schrumpft das (zahn)ärztliche Honorar. Zahnärztliche und ärztliche<br />

Verbände fordern aus diesem Grund seit langem den<br />

Stopp des Gesundheitsfonds. Jetzt scheint immerhin aufgrund<br />

des großen Medienechos Bewegung in die Debatte zu kommen.<br />

Auch die CSU geht auf Distanz. Ministerpräsident Dr.<br />

Günther Beckstein und Sozialministerin Christa Stewens üben<br />

bereits leise Kritik. „Nur wenn die Voraussetzungen erfüllt<br />

sind, kann der Gesundheitsfonds eingeführt werden“, sagte<br />

Beckstein der „Passauer Neuen Presse“. Er glaube nicht, dass<br />

der Start pünktlich zum 1. Januar 2009 erfolgen könne. In<br />

Bayern sind bekanntlich 2008 Landtagswahlen. Wir dürfen gespannt<br />

sein, wie die Politik nach den Wahlen argumentiert und<br />

reagiert.<br />

Christian Berger<br />

1. Vorsitzender<br />

3<br />

EDITORIAL

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