Mit dem Kopf im Geschäft... ...mit den Füßen im Urlaub. - Radius
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B A U W I R T S C H A F T<br />
<strong>Radius</strong> 01/2007<br />
energieeffizientes Bauen<br />
Der sparsame Umgang <strong>mit</strong> <strong>den</strong> vorhan<strong>den</strong>en Ressourcen ist das Gebot der<br />
Stunde, speziell in der Bauwirtschaft, wo in <strong>den</strong> vergangenen Jahren ein<br />
markantes Um<strong>den</strong>ken stattgefun<strong>den</strong> hat. Beispiele sind die Wiederverwertung von<br />
Baurestmassen und energieeffizientes Bauen.<br />
Die Ergebnisse des Bewusstseinswandels<br />
in der Bauwirtschaft<br />
sind bereits greifbar. Durch die<br />
Umsetzung des 1992 gemeinsam <strong>mit</strong><br />
<strong>dem</strong> Kollegium der Bauunternehmer<br />
ausgearbeiteten Landesprogramms zur<br />
Wiedergewinnung von Baurestmassen<br />
wer<strong>den</strong> in Südtirol heute bereits über<br />
90% der anfallen<strong>den</strong> Baurestmassen<br />
aufbereitet und <strong>dem</strong> Produktionszyklus<br />
wieder zugeführt. Da<strong>mit</strong> n<strong>im</strong>mt Südtirol<br />
europaweit eine Spitzenposition ein.<br />
Besondere Anstrengungen untern<strong>im</strong>mt<br />
das Land Südtirol auch <strong>im</strong> Bereich des<br />
energieeffizienten Bauens. Das weltweit<br />
steigende Bewusstsein für Umwelt-<br />
und Kl<strong>im</strong>aschutz ist eine weitere gute<br />
Voraussetzung, um <strong>den</strong> Einsatz neuer<br />
Technologien be<strong>im</strong> Bau eines Hauses<br />
vermehrt zu berücksichtigen. Energieeffizientes<br />
Bauen ist nachhaltig, schont<br />
die Umwelt und ermöglicht langfristig<br />
erhebliche Kosteneinsparungen.<br />
Kl<strong>im</strong>ahaus c ist mindeststandard<br />
Aus allen diesen Überlegungen<br />
heraus hat das Land Südtirol vor<br />
einigen Jahren das Konzept Kl<strong>im</strong>a-<br />
Haus entwickelt. Als Kl<strong>im</strong>ahäuser<br />
gelten Gebäude, die <strong>im</strong> Vergleich<br />
zu herkömmlichen Bauten einen<br />
wesentlich geringeren jährlichen Heizenergiebedarf<br />
aufweisen. Seit 2004<br />
ist das Kl<strong>im</strong>ahaus C als Mindeststandard<br />
für Neubauten in Südtirol<br />
gesetzlich verankert. In der Gemeinde<br />
Bozen wer<strong>den</strong> bereits Überlegungen<br />
angestellt, <strong>den</strong> Kl<strong>im</strong>aHaus-Standard<br />
B verpflichtend einzuführen. Südtirol<br />
hat <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Konzept Kl<strong>im</strong>a-<br />
Haus italienweit eine Vorreiterrolle<br />
eingenommen, die auch <strong>im</strong> restlichen<br />
Staatsgebiet dazu geführt hat, dass<br />
offen über die Einführung einer<br />
Kl<strong>im</strong>ahaus-Verordnung nachgedacht<br />
wird. Laut Umweltminister Alfonso<br />
Pecoraro Scanio könnte die Südtiroler<br />
Kl<strong>im</strong>ahausverordnung ein Modell für<br />
ganz Italien wer<strong>den</strong>.<br />
Begeisterung für Kl<strong>im</strong>ahaus<br />
Das Kollegium der Bauunternehmer<br />
und die angeschlossenen <strong>Mit</strong>gliedsbetriebe<br />
haben die Initiative Kl<strong>im</strong>ahaus<br />
von Anfang an <strong>mit</strong> Begeisterung<br />
<strong>mit</strong>getragen. Nunmehr hat das Kollegium<br />
auch eine eigene Beratungsstelle<br />
eingerichtet. Außer<strong>dem</strong> will man eng<br />
<strong>mit</strong> der Kl<strong>im</strong>aHaus Agentur zusammenarbeiten.<br />
Eine besondere Aufgabe der unabhängigen<br />
Agentur ist es, das Gütesiegel<br />
„Kl<strong>im</strong>aHaus“ zu vergeben sowie<br />
die Zertifizierung der ermächtigten<br />
Produkte und Unternehmen vorzunehmen.<br />
Die Agentur wird dafür sorgen, dass<br />
die Marke Kl<strong>im</strong>aHaus nicht missbraucht<br />
wird und langfristig gewährleistet<br />
ist, dass auch tatsächlich<br />
Kl<strong>im</strong>aHaus drinnen ist, wo Kl<strong>im</strong>aHaus<br />
draufsteht.<br />
Die neu errichtete Kl<strong>im</strong>ahaus-Beratungsstelle<br />
<strong>im</strong> Kollegium der Bauunternehmer<br />
wird sich auch um die<br />
kontinuierliche Aus- und Weiterbildung<br />
der <strong>Mit</strong>arbeiter der <strong>Mit</strong>gliedsunternehmen<br />
kümmern, wobei es die<br />
Kl<strong>im</strong>aHaus Agentur sein wird, welche<br />
die Inhalte der Aus- und Weiterbildung<br />
definiert.<br />
Als „Kl<strong>im</strong>aHaus-Unternehmen“ dürfen<br />
sich Betriebe bezeichnen, die nachgewiesen<br />
energieeffizient und nachhaltigen<br />
bauen. Um diese begehrte<br />
Auszeichnung zu erhalten und zu<br />
behalten, müssen sich die Unternehmen<br />
alle zwei Jahre einer Kl<strong>im</strong>aHaus-<br />
Auditierung unterziehen, wo durch<br />
unabhängige Prüfer kontrolliert wird,<br />
ob alle notwendigen Standards eingehalten<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
inFO<br />
Kollegium der Bauunternehmer<br />
schlachthofstraße 57<br />
39100 Bozen<br />
tel. 0471 282 894 - Fax 0471 263 901<br />
www.coll.edile.bz.it<br />
„trotz einbußen, die situation ist zufrie<strong>den</strong>stellend…“<br />
Etwa ein Viertel aller in Südtirol<br />
<strong>im</strong> Produktionssektor tätigen Beschäftigten<br />
arbeitet <strong>im</strong> Baugewerbe.<br />
Dieses spielt so<strong>mit</strong> als Arbeitgeber<br />
nach wie vor eine herausragende Rolle.<br />
Ein Gespräch <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Präsi<strong>den</strong>ten<br />
des Kollegiums der Bauunternehmer,<br />
Christian Egartner.<br />
<strong>Radius</strong>: Herr Egartner, wie beurteilen<br />
Sie die aktuelle Lage der Bauwirtschaft<br />
in Südtirol?<br />
Ch. Egartner: Südtirols Bauwirtschaft<br />
ist bekanntlich vorwiegend<br />
klein- bis <strong>mit</strong>telbetrieblich strukturiert.<br />
Dies ist durchaus kein Nachteil, zumal<br />
die Betriebe größtenteils technisch<br />
hervorragend ausgestattet, flexibel und<br />
anpassungsfähig sind. Aus <strong>den</strong> Daten<br />
der Bauarbeiterkasse ist allerdings<br />
abzulesen, dass sowohl <strong>im</strong> privaten als<br />
auch <strong>im</strong> öffentlichen Bereich in <strong>den</strong><br />
letzten bei<strong>den</strong> Jahren deutliche Einbußen<br />
zu verzeichnen sind, also z.B. die<br />
<strong>im</strong> Baugewerbe geleisteten Arbeitstun<strong>den</strong><br />
empfindlich gesunken sind. Dennoch<br />
kann die Situation nach wie vor<br />
als zufrie<strong>den</strong>stellend beurteilt wer<strong>den</strong>,<br />
nicht zuletzt weil die Unternehmen in<br />
<strong>den</strong> letzten Jahren die Zusammenarbeit<br />
untereinander verstärkt und da<strong>mit</strong> ihre<br />
Wettbewerbsfähigkeit enorm gesteigert<br />
haben. Dadurch konnten rund 70% der<br />
größeren Bauarbeiten von Landesinteresse<br />
(in Betrag von über 2 Mio. Euro)<br />
an he<strong>im</strong>ische Unternehmen vergeben<br />
wer<strong>den</strong> und nur 30% an provinzfremde<br />
Betriebe. Zum Vergleich: 2003 lag der<br />
Anteil der Arbeiten, die an hiesige<br />
Unternehmen gegangen sind, in diesem<br />
Marktsegment noch bei geringen 33%.<br />
<strong>Radius</strong>: Wo sehen Sie neue Entwicklungspotentiale<br />
und -chancen?<br />
Ch. Egartner: Das geplante Großbauprojekt<br />
Brennerbasistunnel ist für<br />
die he<strong>im</strong>ische Bauwirtschaft natürlich<br />
eine Herausforderung und Entwicklungsmöglichkeit<br />
ersten Ranges.<br />
Zusammenarbeit ist dabei das Gebot<br />
der Stunde, wobei Abkommen von<br />
he<strong>im</strong>ischen Firmenzusammenschlüssen<br />
<strong>mit</strong> nationalen und internationalen<br />
Partnern bereits jetzt erste Früchte tragen<br />
und noch viel Entwicklungspotenzial<br />
in sich haben. Die Bereitschaft, die<br />
Kräfte zu bündeln, ist absolut gegeben.<br />
Eine andere große Entwicklungschance<br />
für die Bauwirtschaft liegt sicherlich<br />
<strong>im</strong> Bereich des energieeffizienten Bauens.<br />
Südtirol hat dabei italienweit eine<br />
Vorreiterrolle, die durch die hierzulande<br />
kürzlich in Kraft getretene energetische<br />
Gebäudezertifizierung und die<br />
Einführung der neuen Wärmeschutzstandards<br />
für Gebäude noch weiter<br />
verstärkt wird. Nächstes Ziel muss es<br />
sein, die neuen Standards nicht nur<br />
bei Neubauten anzuwen<strong>den</strong>, sondern<br />
auch bei der Sanierung und Renovierung<br />
des bestehen<strong>den</strong> Baubestandes.<br />
Unsere Betriebe haben <strong>im</strong> Bereich<br />
des energieeffizienten Bauens einen<br />
Know-how-Vorsprung, <strong>den</strong> es in <strong>den</strong><br />
nächsten Jahren voll auszuspielen gilt.<br />
Die Chance, die neuen Standards in die<br />
Nachbarprovinz und darüber hinaus zu<br />
„exportieren“ ist absolut gegeben. Die<br />
Marke Kl<strong>im</strong>aHaus ist für Südtirol ein<br />
zukunftsträchtiger Exportartikel.<br />
<strong>Radius</strong>: Wie unterstützt das<br />
Kolle-gium der Bauunternehmer die<br />
<strong>Mit</strong>gliedsunternehmen,<br />
da<strong>mit</strong><br />
diese die auf-<br />
gezeigten Ent-<br />
wicklungsmöglichkeitenmöglichstgewinnbringend<br />
nutzen<br />
können?<br />
Ch. Egartner: Ich darf daran erinnern,<br />
dass das Kollegium der Bauunternehmer<br />
<strong>im</strong> vergangenen Jahr die<br />
Gründung des ständigen Konsortiums<br />
„Bauunternehmen Südtirol GmbH“<br />
angeregt und begleitet hat. Dieses<br />
ständige Konsortium, <strong>dem</strong> derzeit 26<br />
Unternehmen angehören, hat sich die<br />
Teilnahme an <strong>den</strong> größten Infrastrukturarbeiten<br />
des Landes und an <strong>den</strong><br />
Arbeiten zum Bau der neuen Brennerbahnlinie<br />
zum Ziel gesetzt. Rund<br />
ein Jahr nach der Gründung können<br />
bereits erste Erfolge verzeichnet wer<strong>den</strong>.<br />
So hat es beispielsweise <strong>mit</strong> namhaften<br />
italienischen und europäischen<br />
Gesellschaften Vorvereinbarungen für<br />
die Durchführung der Arbeiten zum<br />
Bau des Brennerbasistunnels abschließen<br />
können.<br />
Was die gezielte Nutzung und Vermarktung<br />
der Marke Kl<strong>im</strong>aHaus<br />
angeht, ist unser Kollegium dabei,<br />
einen neuen internen Dienst aufzubauen,<br />
der die <strong>Mit</strong>gliedsunternehmen<br />
gezielt betreut. In enger Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> <strong>den</strong> Unternehmen sollen<br />
neue, marktorientierte Modelle entwickelt<br />
und umgesetzt wer<strong>den</strong>. Ein<br />
weiterer Schwerpunkt soll die ständige<br />
Aus- und Weiterbildung in diesem<br />
Bereich sein.<br />
<strong>Radius</strong> 01/2007 37<br />
B A U W I R T S C H A F T