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Führen,
helfen und
begreifen
200 Bayer-Mitarbeiter haben beim Louis
Braille Festival blinde und sehbehinderte
Menschen begleitet. Für beide Seiten war
dies ein faszinierendes Erlebnis.
Berlin Können Blinde Fußball
spielen? Dr. Mario Hieke, Justiziar
bei Bayer HealthCare, war ganz begeistert.
Denn beim zweiten Louis
Braille Festival der Begegnung in
Berlin spielten Blinde und Sehbehinderte
Fußball: Deutschland gegen
die Türkei. „So etwas habe ich
noch nicht erlebt“, sagte Hieke. Im
Inneren des Balls befanden sich
Rasseln, sodass die Sportler ihn
über sein Geräusch verfolgen konnten.
Es war ein spannendes, einsatzreiches
Spiel. Am Ende gewann
Deutschland 2:1.
Hieke ist einer von 200 Bayer-
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
die beim Louis Braille Festival
im Berliner Tempodrom blinde
Menschen betreuten. 80 Leverkusener
und 120 Berliner Beschäftigte
boten Hilfestellung, geleiteten Blinde
und Sehbehinderte drei Tage
lang über das Festivalgelände.
Soziales Engagement
Es ist die größte Veranstaltung dieser
Art in Europa, mit der der Deutsche
Blinden- und Sehbehinderten
Verband (DBSV) sein 100-jähriges
Bestehen unter der Schirmherrschaft
von Bundespräsident Joachim
Gauck feierte. „Diese Aktion
zeigt das soziale und gesellschaftliche
Verantwortungsbewusstsein
unserer Mitarbeiter und macht
deutlich, dass Bayer bereit ist, neue
Wege auf dem Gebiet der Augenheilkunde
zu gehen“, unterstreicht
der Leiter von Bayer HealthCare
Deutschland, Liam Condon. Noch
in diesem Jahr will der Konzern mit
VEGF Trap-Eye ein Medikament gegen
die feuchte, altersbedingte Makula-Degeneration
(AMD) auf den
Markt bringen. AMD ist eine der
häufigsten Ursachen von Erblindung
im Alter. Schätzungsweise 1,2
Gemeinsam einfach stärker
Millionen blinde und sehbehinderte
Menschen leben in Deutschland.
Mit steigender Lebenserwartung
wird diese Zahl deutlich anwachsen.
Für Hieke war der Umgang mit
Blinden nicht neu. Er hat in Marburg
studiert, einer Stadt, die sich
mit Schulen und Universität sehr
auf deren Bedürfnisse eingestellt
hat. „Es hat mich beeindruckt, mit
welcher Energie und Ausdauer
Kommilitonen mit Sehbehinderung
ihr Studium und den Alltag
gemeistert haben.“
Besondere Sensibilität
So wie er haben sich auch viele andere
Mitarbeiter für das Festival gemeldet,
weil sie das Thema Blindheit
auch privat beschäftigt. „Manchen
Kollegen hilft das Engagement
auch persönlich weiter, weil
jemand in der Familie gerade erblindet
und sie mit Betroffenen
sprechen können. Andere interessieren
sich dafür, weil sie ohnehin
sozial engagiert sind“, erzählte Jens
Lipinski, der mit der Leitung des
Projekts beauftragt war. Mit Infomaterial
und einem fünfstündigen
Kurs wurden die Helfer gründlich
auf ihren Einsatz vorbereitet. Die
Kosten für Reise, Unterkunft und
Verpflegung trug das Unternehmen,
während die Mitarbeiter freiwillig
auf ihre Freizeit am Wochenende
verzichtet haben.
Auch Ivonne Leutholf von Bayer
HealthCare Deutschland/Specialty
Medicine gehörte zum Bayer-
Team. Sie betreute drei Jugendliche
aus Berlin, begleitete sie über
den „Markt der Begegnungen“,
ging mit ihnen ins Festzelt, wo
blinde Künstler wie Joana Zimmer
oder Donna Rosa auftraten. „Man
muss eine besondere Sensibilität
an den Tag legen, um das hier
• Weltweit pflegt Bayer Healthcare Pharmaceuticals Partnerschaften
mit über 100 Patientenorganisationen in den Bereichen Kardiologie,
Onkologie, Gynäkologie, Bluthochdruck, Augenheilkunde und Diabetes.
Die Kooperationen werden meist von der Abteilung Market
Access betreut.
• Patientenorganisationen werden dabei unterstützt, ihren Anliegen
mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Bayer öffnet ihnen wissenschaftliche
Plattformen und gibt kompetentes Feedback. Spezielle Patientenbroschüren
und Projekte zur Therapieoptimierung gehören ebenso
zur Partnerschaft wie die Unterstützung ausgewählter Aktionen, welche
die Organisationen nicht selbst finanzieren können. Mehrwert für
Bayer: Die Expertise des Unternehmens wird nachhaltig sichtbar.
meistern zu können“, erzählte sie.
Denn häufig nähmen Blinde die
Dinge ganz anders wahr oder seien
mit Problemen konfrontiert, die
sich Sehenden nicht stellen. „Es ist
schön zu erleben, wie dankbar die
Gäste für unsere Hilfe sind“, ergänzte
sie.
Diese Erfahrung hat auch Mario
Hieke gemacht, als er Besucher über
das Festivalgelände führte. „Blinde
wollen gleichwertig behandelt werden.
Zu beschreiben, was sie nicht
wahrnehmen, sollte selbstverständlich
sein. Das lernt man hier, weil
man ganz instinktiv ihren Blickwinkel
einnimmt“, erzählte Hieke. Und
das sind mehr als Worte: Mit Augenbinde
hatte er im Rahmen der Vorbereitung
die Einschränkungen der
Blinden selbst erlebt.
Dank an Bayer-Mitarbeiter
Die Besucher des Festivals bekamen
viel geboten. Ivonne Leutholf war
fasziniert von der Art und Weise,
wie blinde Menschen die Dinge
wahrnehmen. So stellten beim Festival
sowohl blinde als auch sehende
Künstler ihre Werke aus. Kunst
für Blinde hat Struktur, lässt sich
taktil erschließen. Langsam, fast
meditativ ließen die Besucher ihre
Fingerkuppen über die Oberfläche
von Bildern und Skulpturen gleiten.
Neben Farbe und Metall haben die
Künstler oft Naturmaterialien eingesetzt
– Ton, Holz, Pflanzensamen,
sogar Kaffeebohnen. Die Art und
Weise, wie die Sehbehinderten mit
ihrem Schicksal umgehen, faszinierte
Leutholf: „Ich bin überrascht,
wie selbstständig Blinde sind.“
Auch Hieke hat einen sehr guten
Eindruck vom Festival. „Die Besucher
waren begeistert von den vielfältigen
kulturellen und sportlichen
Angeboten und froh über unsere
Hilfestellung.“ Was nimmt er
selbst aus diesen drei Tagen mit?
„Ein viel besseres Verständnis für
Menschen mit Handicaps. Das sind
Erfahrungen, die auch wieder in
das Unternehmen hineingetragen
werden“, betonte Hieke. „Außerdem
wurde der Teamgeist der Mitarbeiter
über die Businesspartnergrenzen
hinaus gestärkt.“
Der Einsatz der Bayer-Mitarbeiter
kam bei den sehbehinderten
Teilnehmern sehr gut an. So sagte
die blinde Elisabeth Stiebeling:
„Wo wir gehen und stehen, werden
wir angesprochen, ob wir Hilfe benötigen.
Das ist ganz, ganz positiv
RepoRtage
3 · 2012
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Kunst begreifen: Auch Sängerin Joana Zimmer besuchte das Festival.
Klaus Schwitzkowski begleitete Blinde über das Festivalgelände.
Bei einer Tandemfahrt traten
Helfer und Blinde in die Pedale.
Im Fußball sind Rasseln, sodass
die Sportler ihn hören können.
200 Bayer-Kollegen haben in Berlin blinde Menschen betreut. Fotos: Maelsa
Auszubildende Sarah Steinbeck half dabei, Kunst zu ertasten.
aufgefallen.“ Und Sabine Hoffmann
lobte: „Wir haben eine Super-Betreuung.“
Einen ganz besonderen Dank erhielten
die Beschäftigten während
der feierlichen Abendveranstaltung
des Festivals. Renate Reymann, die
Präsidentin des DBSV, hob in ihrer
Dankesrede hervor: „Nennen
möchte ich hier noch einmal die
Helfer von Bayer, die uns unheimlich
unterstützt haben.“ Für die
Mitarbeiter gab es einen großen
Applaus aller Festival-Teilnehmer.
Ein bewegender Moment für alle
Mitarbeiter. catarina Pietschmann